Waldalgesheim am Mittelrhein

0.Katholische Pfarrkirche St. Dionysius

Verfasser: Jonathan Bugert M.A.

Erstellt am: 18.08.2025

Turm der katholischen Kirche St. Dionysius Waldalgesheim
Turm der katholischen Kirche St. Dionysius Waldalgesheim[Bild: Rudolf Stricker [Attribution]]

Die katholische Pfarrkirche St. Dionysius ist eine moderne Kirche mit quadratischem Grundriss, Sakristeianbau und freistehendem Glockenturm mit Schrägdach. Die Kirche wurde 1962 als Ersatz für eine durch Bergschäden nicht mehr nutzbare Vorgängerkirche von 1870 errichtet. Die Kirche besitzt einige historische Heiligenfiguren sowie eine Muttergottes aus dem 18. Jahrhundert.

2.1.Vorgängerbauten

Die früheste Kirche von Waldalgesheim wurde erstmals 1150 erwähnt und war zu diesem Zeitpunkt eine Filialkirche des Binger St. Martinsstifts. [Anm. 1] Nach einer Erzählung soll diese Kirche 796 durch die Heilige Berta von Bingen gestiftet und dem Heiligen Dionysius geweiht worden sein. Belege für diese Stiftung sind jedoch nicht überliefert. [Anm. 2]
Nach der Einführung der Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Waldalgesheim durch die mehrfach geteilte Ortsherrschaft eine gemischtkonfessionelle Gemeinde. Die Kirche wurde daher spätestens ab 1697 simultan von beiden Konfessionen genutzt. Diese Vereinbarung blieb auch erhalten, als die baufällige Kirche 1791 durch einen Neubau ersetzt wurde.

Zwischen 1868 und 1870 errichtete die katholische Gemeinde in der Neustraße eine eigene katholische Kirche nach den Plänen des Architekten Carl Conradi (1874–1959) aus Kreuznach. Am 7. Mai 1874 wurde die katholische Kirche durch den Trierer Weihbischof Johann Jakob Kraft (1808–1884) feierlich eingeweiht. [Anm. 3] 

2.2.Bergschäden an der katholischen Kirche

Historisches Luftbild von Waldalgesheim von 1931 mit den alten Kirchen. Im Hintergrund links die Grube Amalienhöhe/Dr. Geier.
Historisches Luftbild von Waldalgesheim, 1931, mit dem historischen Ortskern und den alten Kirchen.[Bild: Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland [CC BY-SA 4.0]]
Karte der Bergschäden in Waldalgesheim auf einer Infotafel mit der Bebauung von 1908.. Die Rot markierten Häuser mussten aufgrund von Bergschäden aufgegeben werden. Die schwarz markierten Häuser sind die verbliebenen Häuser.
Karte der Bergschäden in Waldalgesheim auf einer Infotafel mit der Bebauung von 1908.. Die Rot markierten Häuser mussten aufgrund von Bergschäden aufgegeben werden. Die schwarz markierten Häuser sind die verbliebenen Häuser.[Bild: Marion Halft [CC BY-SA 3.0]]

Die katholische Kirche musste jedoch bereits nach einigen Jahrzehnten wieder aufgegeben werden. Aufgrund der Bergbautätigkeiten der Grube Amalienhöhe/Dr. Geier kam es seit Anfang des 20. Jahrhunderts verstärkt zu Gebäudeschäden im historischen Ortskern. In der Nachkriegszeit zeigten sich auch verstärkt Schäden an der katholischen Kirche. Ab 1956 verhandelte Pfarrer Epper daher mit der Mannesmann AG, dem Mehrheitseigentümer der Grube. Die Schäden an der Kirche wurden allerdings noch nicht als ausreichend für eine Entschädigung eingeschätzt. Ende 1958 klagten daher die katholische Kirchengemeinde Waldalgesheim und das Bistum Trier gegen die Mannesmann AG. Nachdem vor Ostern 1960 Steine und Verputzstücke von der Decke fielen, musste die Kirche gesperrt werden. Die Mannesmann AG stimmte schließlich im August 1960 nach langen Verhandlungen einem Vergleich zu. Die Gemeinde erhielt 420.000 DM sowie im Austausch gegen das alte Kirchengrundstück ein gleichwertiges Baugelände. Darüber hinaus übernahm die Mannesmann AG für 130.000 DM das Pfarrhaus sowie das Schwesternhaus, die durch Bergschäden ebenfalls nicht mehr nutzbar waren. [Anm. 4]

2.3.Die heutige Pfarrkirche St. Dionysius

Innenraum der katholischen Kirche Waldalgesheim
Innenraum der katholischen Kirche Waldalgesheim[Bild: Alfons Tewes [CC BY-SA 4.0]]
Orgel der katholischen Kirche Waldalgesheim
Orgel der katholischen Kirche Waldalgesheim[Bild: Alfons Tewes [CC BY-SA 4.0]]

Im Frühjahr 1961 wurde in der Genheimer Straße mit dem Bau einer neuen Kirche nach den Plänen des Architekten Hans Schick aus Sulzbach-Neuweiler begonnen. Am 23. April 1962 wurde schließlich die neue katholische Pfarrkirche St. Dionysius feierlich eingeweiht. [Anm. 5]
Die Arbeiten am Turm sowie am benachbarten Pfarrheim waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen. Die Einweihung des Pfarrgebäudes mit Pfarrhaus, Kindergarten, Krankenstation, Schwesternwohnung und Pfarrheim konnte am 29. September 1963 gefeiert werden.

Aus der alten Kirche wurden vier barocke Figuren, des Heiligen Bernhard, des Heiligen Norbert, des Heiligen Johann von Nepomuk und des Heiligen Jakobus, sowie eine Muttergottes aus dem 18. Jahrhundert in die neue Kirche überführt. Darüber hinaus wurde die Orgel mit 20 Registern, die 1870 von Jean Ratzmann aus Hanau gebaut und 1957 durch die Firma Gebrüder Späth Orgelbau umfassend umgebaut wurde, in die neue Kirche umgezogen.
Die alte Kirche wurde im Juni 1966 abgerissen. [Anm. 6]

Figur des Heiligen Bernhard in der katholischen Kirche St. Dionysius
Figur des Heiligen Bernhard in der katholischen Kirche St. Dionysius[Bild: Alfons Tewes [CC BY-SA 4.0]]
Figur des Heiligen Norbert in der katholischen Kirche St. Dionysius
Figur des Heiligen Norbert in der katholischen Kirche St. Dionysius[Bild: Alfons Tewes [CC BY-SA 4.0]]
Figur des Heiligen Johannes Nepomuk in der katholischen Kirche St. Dionysius
Figur des Heiligen Johannes Nepomuk in der katholischen Kirche St. Dionysius[Bild: Alfons Tewes [CC BY-SA 4.0]]
Figur des Heiligen Jakobus in der katholischen Kirche St. Dionysius
Figur des Heiligen Jakobus in der katholischen Kirche St. Dionysius[Bild: Alfons Tewes [CC BY-SA 4.0]]
Muttergottes in der katholischen Kirche St. Dionysius
Muttergottes in der katholischen Kirche St. Dionysius[Bild: Alfons Tewes [CC BY-SA 4.0]]

Die katholische Gemeinde Waldalgesheim ist heute Teil der Pfarrei Rupertsberg, zu der auch die Gemeinden in Bingerbrück, Daxweiler, Dörrebach und Seibersbach, Münster-Sarmsheim, Stromberg mit Roth und Warmsroth, Genheim und Weiler bei Bingen gehören. Im Zuge der Reformen des Bistums Trier gehört die Pfarrei Rupertsberg mit fünf weiteren Pfarreien der Umgebung zum Pastoralen Raum Bad Kreuznach. [Anm. 7]

Verwendete Literatur:

  • BW RggEbMz 28 Nr. 119. In: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe , URL: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/14259 (aufgerufen am: 18.08.2025).
  • Herzog, Paul: 50 Jahre „neue“ katholische Pfarrkirche St. Dionysius. In: Waldalgesheimer Heimatmagazin 26 (Oktober, 2012), S. 1–6. Online verfügbar unter: https://lebendiges-waldalgesheim.de/wp-content/uploads/2022/11/Heft26.pdf (aufgerufen am: 18.08.2025).
  • Hochgesand, Kurt: 1200 Jahre Waldalgesheim. Waldalgesheim 1983.
  • Krienke, Dieter: Ortsgemeinde Waldalgesheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Bd. 18.1 Kreis Mainz-Bingen. Worms 2007, S. 616–622.

Anmerkungen:

  1. Vgl. BW RggEbMz 28 Nr. 119. In: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe , URL: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/14259 (aufgerufen am: 18.08.2025). Zurück
  2. Vgl. Hochgesand 1983, S. 31, S. 63. Zurück
  3. Vgl. Hochgesand 1983, S. 63–68; Krienke 2007, S. 617–618. Zurück
  4. Vgl. Herzog 2012, S. 1–5. Zurück
  5. Vgl. Krienke 2007, S. 617; Herzog 2012, S. 1–5. Zurück
  6. Vgl. Hochgesand 1983, S. 64; Krienke 2007, S. 618; Herzog 2012, S. 5–6. Zurück
  7. Vgl. Website der Pfarrei Rupertsberg, URL: www.pfarrei-rupertsberg.de/start/ (aufgerufen am: 18.08.2025); Pfarreien im Pastoralen Raum Bad Kreuznach. In: Website des Pastoralen Raums Bad Kreuznach, URL: https://www.pr-badkreuznach.de/pastoraler-raum/pfarreien/ (aufgerufen am: 18.08.2025). Zurück