Ernst an Mosel und Saar

Zur Geschichte von Ernst

Vorgeschichtliche und römische Zeit

Blick auf Valwig (Vordergrund) und Ernst (Hintergrund) [Bild: Antoon Gadiot, CC-BY-SA 3.0]

Der heutige Weinort Ernst liegt auf einem Plateau am linken Ufer der Mosel und erstreckt sich in West-Ost-Richtung parallel zum Flussverlauf. Erste Spuren menschlicher Besiedlung auf dem heutigen Gemeindegebiet lassen sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Hierzu zählen unter anderem verschiedene Steinwerkzeuge, wie polierte Steinäxte, Getreidereiben und Hammersteine, die der sogenannten Michelsberger Kultur (4.300-3.500 v. Chr.) zugeordnet werden können.[Anm. 1] Weitere Werkzeugfunde stammen aus der Latènezeit.[Anm. 2] Verschiedene Funde römischer Keramikscherben aus dem 1. bis 4. nachchristlichen Jahrhundert sowie wenige Gebäudereste im Umfeld des Ortes weisen darauf hin, dass die Gemarkung Ernst auch in römischer Zeit besiedelt war.[Anm. 3] Auf den bewaldeten Hängen südlich der heutigen Ortsgemeinde sind zudem die Reste eines römischen Hohlweges erhalten, die heute in Teilen noch als Waldweg genutzt werden.[Anm. 4]

„de Ernsch superiori et Ernsch inferiori“ – Ernst in mittelalterlicher Zeit

Der heutige Ort Ernst wird erstmals um 779/780 in einer Urkunde aus dem Liber aureus Echternacensis, der Chronik des Klosters Echternach, erwähnt.[Anm. 5] Dort erscheint der Ort unter dem Namen „Arnenche“, in späteren Urkunden aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert ist in der Folgezeit unter anderem von „Ernesce“, „Ernesch“ und „Ernsche“ und schließlich „Erntsch“ die Rede.[Anm. 6] Das Dorf ging ursprünglich aus zwei Ortskernen – Oberernst und Niederernst – hervor, die allerdings offenbar durchgehend eine einzige Gemeinde bildeten.

Ernst gehörte zur Landesherrschaft des Trierer Kurfürsten. Im Jahr 1295 übertrug Erzbischof Boemund I. von Warsberg (reg. 1286-1299) die Vogtei zu Ernst den Herren von Treis als Lehen.[Anm. 7] Nach dem Aussterben derer von Treis im Mannesstamm fielen das Dorf, das Hochgericht und die Vogtei zu Ernst 1435 an die Herren von Pyrmont; der Trierer Erzbischof verzichtete in diesem Zusammenhang auf alle Ansprüche auf Ernst, behielt jedoch die niedere und hohe Gerichtsbarkeit.[Anm. 8] Darüber hinaus hatten die Haust von Ulmen Besitz in Ernst; deren Erbe ging später an die Herren von Pützfeld über, die ihren Besitz in Ernst schließlich an das Trier Domkapitel verkauften. Auch eine Vielzahl verschiedener geistlicher Herren wie beispielsweise das Kloster Springiersbach, das Kloster Maria Laach, das Trierer Stift St. Paulin sowie die Abtei Stuben verfügten dort seit dem Mittelalter über Hofgüter, Ackerland und Weinberge. [Anm. 9]

Die beiden Dörfer Ober- und Nieder-Ernst gehörten zunächst zur Pfarrgemeinde des nahegelegenen Bruttig. Im Jahr 1376 wurde die Gemeinde von Ernst zu einer selbstständigen Pfarrei und die bisherige Filialkirche in Ober-Ernst zur neuen Pfarrkirche erhoben, zu der nun die Kapelle St. Quirin in Nieder-Ernst gehörte.[Anm. 10] 1471 wurde die Pfarrei Ernst gemeinsam mit der Pfarrei Bruttig und deren Filialkirche in Valwig dem Stift Karden einverleibt.[Anm. 11]

Frühe Neuzeit

[Bild: Antoon Gadiot, CC-BY-SA 3.0]

Die Reformation setzte sich in Ernst ebenso wie im Großteil des Trierer Erzstifts nicht durch.[Anm. 12] Während des Dreißigjährigen Krieges musste die Bevölkerung von Ernst wiederholt finanzielle und materielle Abgaben zur Versorgung der kurtrierischen Armee leisten.[Anm. 13]

Im Jahr 1651 kam es im gesamten Moselgebiet zu einem größeren Hochwasser, das auch Ernst betraf.[Anm. 14] Die letzte belegte Pest-Epidemie im Moselgebiet in den Jahren 1686 bis 1688 forderte dort nur wenige Opfer.[Anm. 15]

Mit dem Einmarsch französischer Revolutionstruppen im Jahr 1794 endete auch in Ernst die kurtrierische Landesherrschaft. 1798 wurde der Ort Teil der Mairie Cochem sowie des gleichnamigen Kantons im neu eingerichteten französischen Département de Rhin-et-Moselle.[Anm. 16] Die französische Verwaltung griff auch auf dem Gemeindegebiet von Ernst in die bisherigen Eigentumsverhältnisse ein. So wurden zwischen1804 und 1812 die bisherigen Besitzungen der Klöster Wallersheim und Engelport sowie der Stifte St- Kastor in Karden und St. Paulin in Trier, wie Weinstöcke, Gärten, Ackerland und Wiesen, eingezogen und an Privatpersonen versteigert.[Anm. 17]

Ernst im 19. und 20. Jahrhundert

[Bild: Antoon Gadiot, CC-by-sa 3.0]

Im Zuge des Wiener Kongress fiel der Moselraum an das Königreich Preußen. Ernst wurde Teil der Provinz Niederrhein und des Regierungsbezirks Koblenz.[Anm. 18] Der Ort wurde Teil der Bürgermeisterei Cochem und des gleichnamigen Kreises.

Nachdem die Pfarrgemeinde von Ernst seit 1802 zum neu gegründeten Bistum Aachen gehört hatte, kam sie 1824 an das Bistum Trier.[Anm. 19] Zwischen 1845 und 1848 wurde die heutige Pfarrkirche errichtet; sie wurde 1848 eingeweiht. 1850 erfolgte der Abbruch der vorherigen Pfarrkirche in Oberernst.[Anm. 20] Seit 1845 verband die neu angelegte Moselstraße am Flussufer den Ort nun direkt mit Cochem und Ellenz und löste die Weingartenstraße als bisherige Hauptstraße des Ortes ab. An dem südlichen Rand der Moselstraße entstand von den 1860er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg eine repräsentative Wohnbebauung.[Anm. 21]

Während des Zweiten Weltkriegs waren zeitweise polnische, russische sowie französische Kriegsgefangene in Ernst untergebracht.[Anm. 22] Der Ort blieb weitgehend von Flugangriffen verschont; in den letzten Kriegstagen wurden einzelne Häuser durch Artilleriebeschuss beschädigt.[Anm. 23]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Ernst Teil des neugegründeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Seit 1969 ist der Ort Teil der Verbandsgemeinde Cochem-Land, die 2009 in die Verbandsgemeinde Cochem umgewandelt wurde.

Die Ortsgemeinde Ernst hat heute (Stand: 31. Dezember 2022) 544 Einwohner:innen.

Autor: Max Hartmann


Verwendete Literatur:

  • Barden, Joachim (Hrsg.): Änsch bi edd joofd barred ös! Geschichte und Geschichten des Weindorfes Ernst an der Mosel, Ernst (Mosel) 2010.
  • Greule, Albrecht/ Kleiber, Wolfgang: Zur ältesten Sprachgeschichte im Moseltal (Mosella Romana). In: Florilegium Linguisticum. Festschrift für Wolfgang P. Schmid zum 70. Geburtstag, Frankfurt am Main 1999, S. 155-178.
  • Jungandreas, Wolfgang: Historisches Lexikon der Siedlungs- und Flurnamen des Mosellandes, Trier 1962.
  • Rettinger, Elmar (Bearb.): Historisches Ortslexikon Rheinland-Pfalz. Bd. 1: Ehemaliger Landkreis Cochem, Stuttgart 1985 (Geschichtliche Landeskunde 27).
  • Wackenroder, Ernst (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Teil 2, München 1959.

Veröffentlicht am 08.11.2022

Anmerkungen:

  1. Siehe hierzu Barden 2010, S. 10-12. Zurück
  2. In diesem Zusammenhang ist ein aus Basaltlava gearbeiteter Mahlstein aus der Zeit um 250 v. Chr. zu nennen, der aufgrund seiner charakteristischen dreieckigen Form unter dem Namen „Napoleonshut“ bekannt ist, Barden 2010, S. 12.  Zurück
  3. Siehe hierzu ausführlich: ebenda, S. 12. Zurück
  4. Ebenda, S. 13. Zurück
  5. In der oben genannten Urkunde ist von einem Ort namens Arnenche oder Arnesche die Rede. Aufgrund des Vergleichs mit einer anderen Ernst betreffenden Urkunden aus dem Jahr 1150, in denen der Ort als Ernesce bezeichnet wird, kann die in der Urkunde aus dem Kloster Echternach überlieferte Namensform mit hoher Sicherheit mit dem heutigen Ort Ernst in Verbindung gebracht werden, siehe hierzu Jungandreas 1962. – Vgl. Barden 2010, S. 17 f.; Rettinger 1985, S. 94 f.; Wackenroder 1959, S. 346. Zurück
  6. Nach Albrecht Greule und Wolfgang Kleiber lässt sich der Ortsname Arnensche, Ernesce bzw. Ernesch von der keltischen Bezeichnung für Gewässer („erna“) ableiten, Greule/Kleiber. Zurück
  7. Rettinger 1985, S. 95. Zurück
  8. Barden 2010, S. 23 f.; Rettinger 1985, S. 95. Zurück
  9. Barden 2010, S. 19 f. Zurück
  10. Ebenda, S. 20 f.; Rettinger 1985, S. 96 f. Zurück
  11. Barden 2010, S. 23; Rettinger 1985, S. 97. Zurück
  12. Siehe hierzu ebenda. Zurück
  13. Siehe hierzu ausführlich Barden 2010, S. 27 f. Zurück
  14. Ebenda, S. 29. Zurück
  15. Ebenda, S. 30. Zurück
  16. Rettinger 1985, S. 95 f.  Zurück
  17. Siehe hierzu Barden 2010, S. 35; Rettinger 1985, S. 95 f. Zurück
  18. Ebenda, S. 95 f. Zurück
  19. Ebenda, S. 97. Zurück
  20. Siehe hierzu ausführlich Barden 2010, S. 49-51. Zurück
  21. Ebenda, S. 9. Zurück
  22. Ebenda, S. 99-102. Zurück
  23. Ebenda, S. 103. Zurück