Hahnheim in Rheinhessen

Die Dreikönigskirche in Hahnheim

0.1.Die katholische Kirche im Wandel der Jahrhunderte

Dreikönigskirche in Hahnheim.[Bild: Georg Dahlhoff]

Am 17. April 1835 wurde die Simultankirche in Hahnheim eingeweiht. Die seit dem 17. Jahrhundert simultan genutzte Kirche wurde aufgrund von ihrer Baufälligkeit abgerissen. Simultanverhältnisse sind jedoch Ende des 17. Jahrhunderts nachgewiesen worden[Anm. 1]. Ein Edikt des französischen Intendanten Antoine Bergeron de la Goupillière (1643-1720) aus dem Jahr 1684 bestätigt schon vor dem Rijswijker Frieden 1697 die freie Religionsausübung für die Katholiken. Zu diesem Zeitpunkt wurden neben der Hahnheimer Kirche viele simultan genutzt[Anm. 2]. Zum Beispiel war die Kirche in Köngernheim bis die katholische Gemeinde im Jahr 1932 eine eigene Kirche baut simultan, fast so lange wie Hahnheim. Auch in Friesenheim war die Kirche bis 1886 simultan. Dort bauten die evangelischen Christen eine eigene Kirche. Oft bestand eine Simultankirche aus einem Chor für die Katholiken und einem Langhaus für die Protestanten, die durch ein Gitter voneinander getrennt waren, so auch in Hahnheim. In der Kirche von Gau- Odernheim wurden der protestantische und der katholische Kirchenteil durch eine Mauer voneinander getrennt. Nach 1841[Anm. 3] wurden in Hahnheim das trennende Gitter sowie der protestantische Altartisch entfernt. Die Protestanten bekamen jedoch vom Freiherrn von Dienheim die Erlaubnis ihr Abendmahl am katholischen Altar zu feiern. Arrangieren mussten sich die beiden Konfessionen auch bei der Platzierung des Beichtstuhls. Entgegen der Wünsche der Katholiken stand dieser in der großen Sakristei, anstatt in der Kirche. Fortwährende Uneinigkeiten zwischen den Konfessionen bezüglich der Platzierung der Kultgegenstände führten in den 1860er Jahren zum Entschluss eine eigene katholische Kirche zu errichten. Zunächst scheiterte der Plan aus politischen Gründen, vermutlich durch Otto von Bismarcks (1815-1898) initiierter Kulturkampf, doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm man den Plan erneut auf. Um 1912 kaufte der katholische Pfarrer Georg Brückner (im Amt 1910- 1923) ein Grundstück zum Bau der Kirche für 4.995 RM[Anm. 4] und bis 1923 konnten weitere 26.135,21 RM zusammengetragen werden[Anm. 5]. Die Gelder hätten zwar ausgereicht, die Inflation von 1923 machte dem Plan allerdings erneut ein Ende. Die katholischen Christen waren mit der Situation einer gemeinsamen Kirche mit den Protestanten mehr als unzufrieden, denn diese wäre nicht für sie ausgerichtet[Anm. 6]. Der Altar musste gemeinsam genutzt werden und die Kirchenbänke gehörten ausschließlich der protestantischen Gemeinde. Sie nutzte die Kirche überdies für Kino- und Theateraufführungen[Anm. 7].

Der katholische Pfarrer Jacob Seeger (im Amt 1923-1929) schrieb dazu in einem Brief: „Ein Auftreten hiergegen von unserer Seite wäre voll und ganz vergebens, da der protestantische Pfarrer bei solchen Aufführungen mitwirkt und dies als Gottesdienst bezeichnet wird. Es liegt auf der Hand, daß die Heiligkeit des Ortes hierdurch schwindet […].“ [Anm. 8]

Im Jahr 1926 wurde der Kirchenbauverein gegründet und es wurde der dritte Versuch eine eigene katholische Kirche zu errichten unternommen. Mit der Unterstützung des um 1930 zur Hauptkirche in Undenheim versetzten Pfarrers Georg Becker (im Amt 1930-1936) konnte die Filialgemeinde Hahnheim 1934 endlich ein neues Kirchengebäude bauen. Nur wenige Monate nach der Grundsteinlegung am 25. November 1934 waren die Rohbauarbeiten der Kirche abgeschlossen. Normalerweise durften außerhalb der eigenen Pfarrei keine Gelder gesammelt werden, doch die Kosten für den Ausbau der Kirche waren so hoch, dass die eigene Gemeinde dies nicht allein tragen konnte. Das Bischöfliche Ordinariat in Mainz genehmigte, dass die Kollekte größerer Pfarreien für die Hahnheimer Kirche verwendet werden durfte[Anm. 9]. Am Sonntag, den 13. Oktober 1935 wurde die Kirche unter dem Namen ihrer drei Hauptpatrone der heiligen drei Könige, als Dreikönigskirche eingeweiht. Als Nebenpatronin wurde die heilige Katharina von Alexandria gewählt, denn die Grundsteinlegung fand am Tag ihres Festes statt. Zwischen 1936 und 1942 nahm sich Pfarrer Engelbert Hainz (im Amt 1936-1942) der Beschaffung der Kirchenglocken an. Das von der Firma Otto in Hemelingen gegossene Geläut wurde im Mai 1937 montiert, blieb jedoch nicht lange an seinem Ort. Bereits fünf Jahre später wurden zwei der drei Glocken als Kriegsmaterial eingezogen und eingeschmolzen. Die dritte Glocke war eine Stiftung und durfte nicht eingeschmolzen werden[Anm. 10].

0.2.Sammeleifer

Im Winter 1946/47 sammelten zwei junge Männer Granathülsen und bauten Messingkränze aus den herumstehenden Geschützen. Sie wurden allerdings bei der französischen Besatzung angezeigt und das rund 700kg schwere Messing wurde als Beutegut eingezogen.

Der 1957 gegründete Glockenverein sammelte daher Spenden für neue Glocke. 1959 konnte diese durch Pfarre Schneider eingeweiht werden. Für die Hahnheimer wurden drei Glocken von der Firma Schilling in Heidelberg gegossen. Das Geläut wiegt 1700 kg und ziert St. Katharina, St. Magdalena und den Christenkönig [Anm. 11].

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0.3.Ausstattung und Besonderheiten

Die Dreikönigskirche wurde nach den Plänen des Mainzer Architekten und Kirchenmaler Philipp Preis (geb. 1881) gebaut[Anm. 12]. Neben den Bauplänen entwarf er die aus Bleiglas bestehenden Kirchenfenster, sowie die Altäre und die Inneneinrichtung. Das Altargemälde wurde von Herrn Lang (Glasmalerei Heinz, Mainz) aus Mainz nach einem Entwurf von Philipp Preis gemalt[Anm. 13]. Auffällig ist, dass sich der Chor der Kirche nicht wie gewöhnlich im Osten, sondern im Westen befindet. Drei große rote Buchstaben nennen die Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior, Balthasar. Ein Stern auf dem Giebelfirst im Osten weist ebenfalls auf die heiligen drei Könige hin und auch die Fenster im Chorraum zeigen sie die Bildnisse der drei.

0.4.Beschädigungen und Renovierung im 20. Jahrhundert

Während des Zweiten Weltkriegs wurden das Kirchengebäude und das Inventar stark beschädigt. Zwischen 1964 und 1965 entschloss man sich für eine gründliche Renovierung der Kirche. Der gesamte Innenraum der Kirche bekam zunächst einen hellen Anstrich. Im Zuge einer kompletten Umgestaltung des Altarraums wurde der mit Marmorbruchstücken verkleidete Altar abgerissen und in der Mitte des Chorraums aus Sandstein neu errichtet. Auch das Wandbild im Chorraum, das „einen überlebensgroßen Gottvater mit ausgebreiteten Armen, darunter die Krippe mit dem Christ[us]kind, Maria und Joseph, sowie die Heiligen Drei Könige darstellte“[Anm. 14] wurde übermalt. Die alte aus Beton gegossene Kanzel wurde abgerissen, die Kommunionsbank erst verlegt und später aus platzgründen entfernt. Philipp Preis entwarf farbenfrohe Kirchenfenster, die den auferstandenen Christis, die Dornenkrone und die Heiligen zeigen und von Karl lang hergestellt wurden[Anm. 15] . Ein vermutlich im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts entstandenes Kunstwerk, das die Madonna mit Weintrauben zeigt und im Kirchengarten stand, wurde im vorderen Kirchenraum auf einer Säule ausgestellt.

Eine weitere Neuerung stellte die Pfarrbücherei dar, die am 14. September 1965 mit 200 Büchern eröffnet und seitdem stetig erweitert wurde. Die Gesamtkosten der Renovierungsarbeiten betrugen ca. 15000 DM, wovon die Gemeinde 6000 DM stellen musste[Anm. 16]. Um während der Arbeiten einen Gottesdienst gewährleisten zu können konnten diese in Marienheim abgehalten werden.

Bevor die Hahnheimer ein eigenes Gemeindehaus errichteten wurden dort auch die Jugendgruppenstunden gehalten und Pfarrfeste gefeiert. 1976 bekam Hahnheim ein eigenes Gemeindehaus[Anm. 17].

0.5."Lausbubenstreich"

Zu Zeiten der frühen Simultankirche hatte die Orgel noch kein elektrisch betriebenes Blaswerk. Während der heiligen Messe mussten daher immer zwei Jungen mit Hilfe eines fußbetriebenen Blasbalges im hinteren Orgelteil die Orgelpfeifen mit Luft versorgen. An einem Sonntag fand nach der Messe die Standespredigt für Verheiratete statt. Zu diesem Anlass mussten alle Kinder, Jugendliche und Ledige die Kirche verlassen, da dort das 6. Gebot [Ehe-Bruch] ausführlich behandelt wurde. Die beiden Jungen, die an diesem Tag den Orgeldienst hatten, versteckten sich jedoch im Inneren der Orgel, um heimlich die Predigt zu hören. Mitten in der Predigt mussten sie so laut kichern, dass sie erwischt wurden. Beide wurden vom Lehrer Ludwig Popp „handfest“ bestraft[Anm. 18].

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Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jasmin Gröninger

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesdenkmalpflege (Hg.) (2011): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Kreis Mainz-Bingen. Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim. Unter Mitarbeit von Dieter Krienke. Worms: Wernersche Verlagsgesellschaft (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, 18.3, S.103, 104, 176- 80.
  • Jünemann, Georg: Die Glockenweihe 1959 und die Kirchenrenovierung 164-1965. In: Katholische Kirche Hahnheim. Festschrift zur Altarkonsekration durch Herman Kardinal Volk und Renovierung 1980. Katholische Kirchengemeinde Hahnheim (Hrsg.), Undenheim 1980, S. 61- 65.
  • Reitzel, Michael: Der Architekt Philipp Preis und Prälat Adam Ott. In: Katholische Kirche in Hahnheim Festschrift zur Altarkonsekration durch Herman Kardinal Volk und Renovierung 1980. Katholische Kirchengemeinde Hahnheim (Hrsg.), Undenheim 1980, S.60.
  • Zurowski, Marek: Hahnheim 764-1990. Aus der Geschichte einer rheinhessischen Weinbaugemeinde, S.176.

Aktualisiert am: 13.01.2016

Anmerkungen:

  1. Zurowski, Marek: Hahnheim 764- 1990. Aus der Geschichte einer rheinhessischen Weinbaugemeinde, Hahnheim 1991, S. 154.ff. Zurück
  2. Ebd. Zurück
  3. Ebd.S.160. Zurück
  4. Katholische Kirche Hahnheim. Festschrift zur Altarkonsekration durch Herman Kardinal Volk und Renovierung 1980. Katholische Kirchengemeinde Hahnheim (Hrsg.),Undenheim 1980, S.22. Zurück
  5. Ebd. Zurück
  6. Ebd. S.23. Zurück
  7. Ebd.; Zurowski, Marek: Hahnheim 764- 1990. Aus der Geschichte einer rheinhessischen Weinbaugemeinde, Hahnheim 1991, S. 169. Zurück
  8. Pfarrer Seeger: Bettelbrief. In: Katholische Kirche Hahnheim. Festschrift zur Altarkonsekration durch Herman Kardinal Volk und Renovierung 1980. Katholische Kirchengemeinde Hahnheim (Hrsg.),Undenheim 1980, S.23. Zurück
  9. Katholische Kirche Hahnheim. Festschrift zur Altarkonsekration durch Herman Kardinal Volk und Renovierung 1980. Katholische Kirchengemeinde Hahnheim (Hrsg.),Undenheim 1980, S.33. Zurück
  10. Zurowski, Marek: Hahnheim 764-1990. Aus der Geschichte einer rheinhessischen Weinbaugemeinde, S.176. Zurück
  11. Jünemann, Georg: Die Glockenweihe 1959 und die Kirchenrenovierung 164-1965. In: Katholische Kirche Hahnheim. Festschrift zur Altarkonsekration durch Herman Kardinal Volk und Renovierung 1980. Katholische Kirchengemeinde Hahnheim (Hrsg.), Undenheim 1980, S. 61- 65; Zurowski, Marek: Hahnheim 764-1990. Aus der Geschichte einer rheinhessischen Weinbaugemeinde, S. 176. Zurück
  12. Reitzel, Michael: Der Architekt Philipp Preis und Prälat Adam Ott. In: Katholische Kirche in Hahnheim Festschrift zur Altarkonsekration durch Herman Kardinal Volk und Renovierung 1980. Katholische Kirchengemeinde Hahnheim (Hrsg.), Undenheim 1980, S.59-60. Zurück
  13. Zurowski, Marek: Hahnheim 764-1990. Aus der Geschichte einer rheinhessischen Weinbaugemeinde, S. 174; Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesdenkmalpflege (Hg.) (2011): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Kreis Mainz-Bingen. Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim. Unter Mitarbeit von Dieter Krienke. Worms: Wernersche Verlagsgesellschaft (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, 18.3, S.103. Zurück
  14. Zurowski, Marek: Hahnheim 764-1990. Aus der Geschichte einer rheinhessischen Weinbaugemeinde, S.176. Zurück
  15. Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesdenkmalpflege (Hg.) (2011): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Kreis Mainz-Bingen. Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim. Unter Mitarbeit von Dieter Krienke. Worms: Wernersche Verlagsgesellschaft (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, 18.3, S.104. Zurück
  16. Ebd. S.176. Zurück
  17. Ebd. S.178-80 Zurück
  18. Reitzel, Michael: Der Architekt Philipp Preis und Prälat Adam Ott. In: Katholische Kirche in Hahnheim Festschrift zur Altarkonsekration durch Herman Kardinal Volk und Renovierung 1980. Katholische Kirchengemeinde Hahnheim (Hrsg.), Undenheim 1980, S.60 Zurück