Nieder-Olm in Rheinhessen


Die Ortsbefestigung

Die St. Laurenziburg in Nieder-Olm, Ausschnitt aus dem Ortsplan von Gottfried Mascopp 1577. Die Burg wurde 1806 zugunsten der Pariser Straße unter Napoleon abgerissen.[Bild: Gottfried Mascopp [gemeinfrei]]
Die Laurenziburg in Nieder-Olm. Gemälde von Nanette Baetz, 18. Jh.[Bild: Nanette Baetz [gemeinfrei]]

Nach Brilmayer war Nieder-Olm bereits im 12. Jahrhundert von Mauern und Gräben umgeben und hatte vier Haupttore. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde im Ort eine Burg mit einem Wassergraben errichtet, der von der Selz gespeist wurde. Diese alte Burg ist allerdings um 1301 schwerwiegend beschädigt worden. Noch zwischen 1312 - 1315 beseitigte der mainzerische Amtmann Peter vom Stein Schäden an der Burg "off dem gauwe". Nach Dölling wurde die steinerne Ortsumwallung allerdings erst Anfang des 14. Jahrhunderts nach der Fehde Albrechts I. von Österreich mit dem Mainzer Erzbischof errichtet. Der ungefähre Verlauf der Anlage ist noch im Ortsgrundriss auf dem Plan von Maskop aus dem Jahre 1575 zu erkennen: Auf der Nordseite ist die steinerne Wallanlage durch den Bachverlauf, auf der Südseite durch die Wallstraße markiert. Nach dem Plan von Maskop war der Ort von Mauern und mit Effen bepflanzten Gräben umgeben, wobei vermutlich sieben Türme mit Schießscharten die Schutzfunktion der steinernen Umfassung verstärkten. Drei massiv gebaute Tore (Pforten), das "Mainzer Tor", das "Saulheimertor" und die "Hasenpforte" führten nach Mainz und in die Ortschaften Saulheim und Zornheim. Die alten Bezeichnungen "Uff de Bach" und "die Widerweerd" bezeichnen den Verlauf des von der Hauptpforte her abgeleiteten Baches, dessen Bett je nach Situation verändert werden konnte.

Auf dem schon erwähnten Maskop-Plan ist außerdem die "Laurentzburg" oder auch besser bekannt als "Laurenziburg" zu sehen, die im Jahr 1503 sozusagen als Ersatz für die heruntergekommene und marode Burg aus dem 13./14. Jahrhundert vom Erzbischof und Kurfürsten Berthold von Henneburg gebaut wurde. Dort ist auch sehr gut die schlossähnliche Anlage mit vier Rundtürmen wiedergegeben, die offenbar mit welschen Hauben, sogenannten "Zwiebelhauben", verziert waren. Auch ein Torhaus ist noch erkennbar, was wiederum besser im Gemälde "Laurenziburg" von Nanette Baetz aus dem 18. Jahrhundert dargestellt ist.

Die "Laurenziburg" wie auch ein Großteil der Nieder-Olmer Ortsbefestigung mussten dem Bau der Pariser Straße durch Napoleon 1808-1811 weichen. Einige Reste verschwanden erst 1894, die letzten schließlich durch die Neubauten der Burgschule 1957 und 1981 bei Ausschachtungsarbeiten für einen Neubau in der Pariser Straße. Für kurze Zeit war sogar noch der tonnengewölbte Gang sichtbar, der etwas über die Mächtigkeit der "Laurenziburg" aussagte.

Recht gut erhalten ist dagegen noch die Verteidigungsanlage des Friedhofs, die die Pfarrkirche St. Georg im Stadtkern umgibt. In deren Mauer sind die inzwischen stark verwitterten Grabdenkmäler ehemaliger Burgherren eingelassen und gelten zusammen mit der Wallstraße und der Burgstraße als die letzten Zeugen der "Laurenziburg" und der umfassenden Befestigungsanlage von Nieder-Olm.

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Höpp

Verwendete Literatur:

  • Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Neudruck. Würzburg 1985.
  • Dölling, Regine: Die Bau- und Kunstdenkmäler in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm. In: Nieder-Olm. Der Raum der Verbandsgemeinde Nieder-Olm in Geschichte und Gegenwart. Hg. von Karl-Heinz Spieß. Alzey 1983, S. 329-347.

Aktualisiert am: 18.11.2021