Rheindürkheim in Rheinhessen

Die Rheindürkheimer Simultankirche

Simultankirche Rheindürkheim.[Bild: Klaus Harthausen]
Relief des Heiligen Andreas mit den Jahresangaben 1776 und 1974 über dem zugemauerten Südportal.[Bild: Klaus Harthausen]

Besonders auffällig an der Simultankirche Rheindürkheim von 1776 ist, dass sie ohne Turm errichtet wurde. Zum Gottesdienst läuten die „neutralen“ Glocken des benachbarten barocken Rathauses. Die katholische Patronatszuschreibung der Kirche ist „St. Peter“, die Protestanten sprechen nur von „Simultankirche“.

Eine Pfarrei bestand in Rheindürkheim bereits seit 1281, was aus einer Urkunde zum Erwerb des Patronatsrechtes durch das Wormser Andreasstift hervor geht. Der Vorgängerbau der Kirche lag jedoch auf der Westseite der Landstraße nach Mainz, der heutigen B9. Infolge der Reformation wurde Rheindürkheim überwiegend reformiert-protestantisch. Weil Rheindürkheim seinerzeit als Lehen zur religionstoleranten Kurpfalz gehörte, besteht bereits seit 1648 ein Simultaneum zwischen Katholischen und Reformierten. Der kurpfälzische simultane Status quo des Friedens von Rijswijk (1689) blieb auch erhalten, als durch einen Tauschvertrag mit der Kurpfalz die Dorfherrschaft 1705 alleine an das Bistum überging.
Nachdem sie bereits im Pfälzer Erbfolgekrieg 1689 von den Franzosen schwer beschädigt und anschließend wohl nur provisorisch wiederhergestellt werden konnte, wurde die alte Kirche 1775 wegen Baufälligkeit abgebrochen.
Der heute bestehende Neubau von 1776 ist ein barocker Saalbau mit hölzerner Orgelempore. Aufgrund eines Vertrages von 1773 ist der Chorraum katholisch. Dort ist auch der Eingang zur katholischen Sakristei, die evangelische ist neben dem Eingangsbereich. Über dem zugemauerten Südportal befindet sich ein Relief des Heiligen Andreas mit den Jahresangaben 1776 und 1974 - möglicherweise noch ein Hinweis auf das vormalige Patronatsrecht bzw. die Zehntherrschaft des Andreas-Stiftes. Der Hochaltar aus marmornachahmenden lackiertem Holz mit zentralem Tabernakel verweist stilistisch in den süddeutschen Spätbarock um 1700. Unbestätigte Zuweisungen geben für das Kreuzigungsbild am Hochaltar jedoch 1620 an. Das verkürzte Kreuz auf der Retabel deutet möglicherweise darauf hin, dass es sich um eine Zweitverwendung handelt.

Die Innenausstattung umfasst eine Madonna aus dem frühen und ein Kruzifix aus dem späten 15. Jahrhundert. Im Altarraum rechts an der Wand befindet sich eine Statute der Heiligen Magdalena; Wahrscheinlich handelt es sich um eine Schenkung, denn der inhaltliche Bezug zur Kirche ist unbekannt.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Klaus Harthausen

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreisfreie Stadt Worms. Mainz, Stand Februar 2020.
  • Hochdahl, Gustav: Aus Rheindürkheims Vergangenheit, Worms-Rheindürkheim o.J.
  • Rosendorn, Kurt: Die rheinhessischen Simultankirchen bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Eine rechtsgeschichtliche Untersuchung. Speyer 1958.

Aktualisiert am: 25.03.2021