Saulheim in Rheinhessen

Die evangelische Kirche in Ober-Saulheim

Die Wehrkirche in Ober-Saulheim[Bild: Stefan Grathoff]

Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Ober-Saulheim liegt aus dem Jahr 1284 vor. Aus der Zeit der deutschen Hochgotik stammt auch die heute noch erhaltene Spitzbogenpforte, die wohl als Eingang zur mittelalterlichen Kirche diente. Im Innenraum der neuzeitlichen Kirche sind weitere Objekte aus der mittelalterlichen gotischen Kirche zu finden. Noch heute sind die Reste des Wehrcharakters der alten Kirche anhand von Mauerüberresten zu erkennen. Das auf einem Hügel gelegene Gebäude diente den Gläubigen nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als trutziger Rückzugsort bei drohender Gefahr.

Wegen Baufälligkeit musste im Jahr 1766 der Kirchturm abgerissen und erneuert werden. Ein ähnliches Schicksal erlitt der im 18. Jh. wenig gepflegte Saalbau 1808/09, der nun wesentlich schlichter, aber geräumiger neu errichtet wurde. Unglücklicherweise führte der Umbau und vor allem der Türdurchbruch in den verhältnismäßig neuen Turm (von 1766) zu einer Beschädigung desselben. 1830 sah man sich gezwungen, auch diesen Turm wegen Baufälligkeit abzureißen. Bis 1901 sollten die Glocken der Kirche nur von einem einfachen Holzgerüst getragen werden. Der das Gebäude umgebende Kirchhof diente seit dem Mittelalter bis 1855 auch als Friedhof.

Wie bereits erwähnt, stammt der nachbarocke Saalbau aus den Jahren 1808/09 - ab 1830 nicht mehr begleitet von einem stattlichen Turm, sondern lediglich von einem einfachen Glockengerüst aus Holz. Der Bau einer neuen evangelischen Kirche in Niedersaulheim im Jahr 1886 lieferte endlich den Anstoß diesen Zustand zu ändern. Nach Planungen des Kreisbauinspektors Kessel aus Oppenheim und unter finanzieller und arbeitstechnischer Hilfeleistung durch die Obersaulheimer Bürger begannen am 12. Mai 1901 nach der Grundsteinlegung die Bauarbeiten am neuen Turm, der bereits im Januar 1902 eingeweiht werden konnte.

Umfangreiche Reparatur-, Restaurierungs- und Umbauarbeiten in den Jahren 1962 und 1963 gaben der Kirche ihr heutiges barockes Gesicht.[Anm. 1]

Innenausstattung

Neben der alten Kirchpforte sind weitere gotische Elemente erhalten, so z.B. ein Taufstein aus dem 13. Jahrhundert mit kunstvollen Steinmetzarbeiten und eine Kanzel aus dem 15. Jahrhundert., die 1962/63 im Rahmen der Reparatur- und Restaurierungsarbeiten ebenfalls erneuert wurde.

Der Boden des Eingangsbereichs, der neue Taufstein und der Altar der Kirche bestehen aus Flonheimer Sandstein. Der Altar trägt ein barockes Kruzifix, ein Rundfenster in der hinteren Chorwand zeigt eine Glasmalerei Christi und der Emmaus-Jünger.

1728[Anm. 2] kaufte die Kirchengemeinde für 600 Gulden in Bodenheim eine Rokoko-Orgel des Frankfurter Baumeisters Macrander, welche 1962/63 ebenfalls restauriert wurde.

Nachweise

Verfasser: Dominik Kasper

Literatur:

  • Schmuck, Reinhard (Text): Evangelische Kirchengemeinde Ober-Saulheim. Sonderheft zum 100-jährigen Jubiläum des Kirchturms. Herausgegeben von der Evangelischen Kirchengemeinde Ober-Saulheim. Ober-Saulheim 2002.

Erstellt: 2003

Geändert: 01.02.2011

Anmerkungen:

  1. Weitere Details zu den Arbeiten 1962/63 und der Baugeschichte finden sich im Beitrag von Schmuck, Reinhard (Text): Evangelische Kirchengemeinde Ober-Saulheim. Sonderheft zum 100-jährigen Jubiläum des Kirchturms. Herausgegeben von der Evangelischen Kirchengemeinde Ober-Saulheim. Ober-Saulheim 2002., welchen sich diese Darstellung vollständig stützt. Zurück
  2. 1928 bei Schmuck, S. 12; vermutlich Druckfehler. Zurück