Hachenburg im Westerwald

Enthüllung des Brunnendenkmals auf dem Neumarkt - 1913

Anlässlich der Feier des 25-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Wilhelm II. wurde in Hachenburg ein Kaiserdenkmal enthüllt, und aus diesem Anlass zwischen dem 21. und 23. Juni 1913 ein Fest veranstaltet.
Der Kriegerverein Hachenburg-Altstadt, welcher das Denkmal dank der Bemühungen des Grafen Alexander von Hachenburg und der finanziellen Beteiligung Hachenburger Bürger errichten konnte, erwartet zu dem Fest eine große Anzahl Kriegervereine der näheren und weiteren Umgebung.
Am 21. Juni sollte das Fest durch einen Fackelzug sämtlicher Hachenburger Vereine und eine festliche Illumination der Stadt eingeleitet werden. Für den Sonntagmorgen war ein Konzert der Infanterie-Kapelle Nr. 116 und ein Frühschoppen geplant. Der Festzug formierte sich um 14 Uhr am Burggarten. Danach wurde das Denkmal unter dreimaligem "Hurra" enthüllt. Anschließend intonierte die Musikkapelle "Heil dir im Siegeskranz". Der Vorsitzende des Kriegervereins Hachenburg-Altstadt, Karl Henney, dankte Graf Alexander und den Bürgern der Stadt, dann übergab er das Denkmal Bürgermeister Steinhaus, der mit einer Ansprache dankte. Nach dem Absingen des Liedes "Deutschland, Deutschland über alles" folgte ein Parademarsch. Der Männerchor "Kaiserhymne" und die Kriegervereine stellten sich in der Bahnhofstraße auf und zogen mit ihren Fahnen am Denkmal vorbei. Danach wurde auf dem Festplatz der Westendhalle gefeiert. Es wurden Kornblumen, Gedenkmünzen und Ansichtskarten verkauft. Ein plötzlicher Regen vertrieb gegen 18 Uhr die Festgäste in die aufgestellten Zelte und verschiedene Wirtschaften, dies tat der Feststimmung aber keinerlei Abbruch.
Am Montag, dem 23. Juni, war das 324. Schützenfest des Schützenvereins geplant. Daran durften sich auch die eingeladenen "Krieger" beteiligen. Man zog zum Schützenplatz, wo eine eigens gestiftete Kaisermedaille sowie mehrere Ehrenscheiben ausgeschossen werden sollten. Beim Königsschießen am Vormittag errang Herr Fritz Dewald die Königswürde.[Anm. 1]

Aus dem Festprogramm

Samstag, den 21. Juni

  • Abends 9 Uhr: Antreten zum Fackelzug am Garten des Helenenstiftes, Graf Heinrich-Straße.
  • Zugordnung: 1. Feuerwehr, 2. Musik (Müschenbacher Kapelle), 3. Festausschuss, 4. Kriegerverein, 5. Schützenverein, 6. Sänger, 7. Turner.
  • Zugfolge: Graf-Heinrich-Straße. Neumarkt, Alexanderring, Leipzigerstraße (bis zur Linde); Rückmarsch: Leipzigerstraße, Friedrichstraße, Unterer Markt, Wilhemstraße, Neumarkt zum Gartensaal Friedrich, daselbst Kommers.  

Sonntag , den 22. Juni

  • Vormittags 11 Uhr: Konzert der Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 116 aus Gießen auf dem Alten Markt, hierauf Frühschoppenkonzert im Saal von Friedrich Schütz. Während des Konzertes auf dem Marktplatz Niederlegung von Kränzen an den Denkmälern Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrichs III.
  • Nachmittags 14 Uhr: Antreten zum Festzug Leipzigerstraße.
  • Zugordnung: 1. Feuerwehr, 2. Sanitätsmannschaften, 3. Musik des Inf. Rgts. 116, 4. Fahnensektion, 5. Ehrengäste und Behörden, 6. Festausschuss, 7. Gesangvereine von Hachenburg und Altstadt, 8. Fremde Kriegervereine, 9. Musikkapelle von Müschenbach, 10. Kriegerverein Hachenburg-Altstadt, 11. Schützenverein, 12. Turnverein.
  • Zugfolge: Leipzigerstraße, Friedrichstraße, Alter Markt, Wilhelmstraße, Neumarkt.
  • Aufstellung für die Enthüllungsfeier: Am Denkmal: Ehrengäste, Behörden, Freikomitee, Fahnen, Sänger. Alle Vereine auf dem rechten Teil des Marktplatzes. Feier vor dem Denkmal: Gesang – Festrede – Enthüllung (Musik und Gesang: "Heil dir im Siegeskranz")
  • Übergabe des Denkmals an die Stadt durch den Vorsitzenden des Kriegervereins
  • Übernahme des Denkmals durch den Bürgermeister (Musik und Gesang: "Deutschland, Deutschland über alles")
  • Einmauern der Urkunde.
  • Parademarsch der Vereine vor dem Denkmal – Abmarsch zur Westendhalle, dort Konzert beider Kapellen und Tanz.
  • Abends ab 9 Uhr Ball in der Westendhalle. Feuerwerk.  

Montag , den 23. Juni

  • Vormittags 11 Uhr: Frühschoppen der Krieger und Schützen im Hotel Nassauer Hof.
  • Nachmittags 15:30: Antreten der Krieger mit Fahne und Gewehrsektion bei Schützenmeister Dewald. Zug mit dem Schützenverein zum Abholen dessen Fahne und des Schützenkönigs, Marsch zum Schützenplatz. Daselbst Preisschießen für die Krieger: Schießen auf Ehrenscheiben, Ausschießen einer silbernen Kaisermedaille für den besten Schützen unter den Kriegern. Konzert.
  • Abends 20 Uhr: Rückmarsch zur Stadt. Abbringen des Schützenkönigs und der Schützenfahne.
  • Abends 21 Uhr: Schützen- und Kriegerball in der Westendhalle.<ANM>Trautmann S.10-11.</ANM>

Nachbericht der Westerwälder Zeitung.

Von Samstag bis Sonntag Morgen war Regenwetter, erst dann klarte es auf.
Den Fackelzug am Samstag leiteten Böllerschüsse ein, alle Straßen und Häuser waren prächtig geschmückt, nie gesehene großartige Illumination, Menschmassen schoben sich durch die Straßen.
Um 14 Uhr begann die Aufstellung des Festzuges am Burggarten. Gegen 15 Uhr setzte sich der schier endlose Festzug unter den Klängen zweier Musikkapellen in Bewegung nach dem Denkmal am Neuen Markt. Nachdem sich alle um das Denkmal versammelt hatten, ließen die vereinigten Männergesangvereine Hachenburg und Altstadt „Das Deutsche Lied“ ertönen. Nach der Festrede Landrat Thons, fiel die Denkmalshülle, ein dreimaliges Hurra brauste beim Anblick des prächtigen Denkmals. Dann wurde unter Begleitung der Musikkapelle "Heil dir im Siegeskranz" gesungen. Der Vorsitzende des Kriegervereins Hachenburg-Altstadt, Karl Henney, dankt nunmehr seiner Durchlaucht Herrn Graf [Alexander] von Hachenburg sowie der Bürgerschaft Hachenburgs, deren tatkräftige Mitwirkung die Errichtung des Denkmals möglich gemacht hatten. Dann übergab es das Denkmal Bürgermeister Steinhaus, der mit einer Ansprache dankte. Dem folgte der gemeinschaftliche Gesang "Deutschland, Deutschland über alles". Nach dem Männerchor "Kaiserhymne" gruppierten sich die Kriegervereine in der Bahnhofstraße zum Parademarsch. Es erfolgte ein einmaliger Vorbeimarsch am Denkmal, zuerst die Veteranen in großer Zahl und dann die vielen Kriegervereine mit ihren Fahnen. Der Festplatz der "Westendhalle" zeigte, nachdem die offizielle Enthüllungsfeier ihr Ende gefunden hatte, ein bundbewegtes Bild, es wurde eine richtiges Volksfest gefeiert. Junge Damen verkauften Kornblumen, Gedenkmünzen und Ansichtskarten.
Ein nach 18 Uhr einsetzender Regen ließ zwar die Festgäste in die verschiedenen Wirtschaften flüchten, aber die Feststimmung blieb erhalten. Bis zum frühen Morgen wurde gefeiert.

Heute [sic! d.h. Montag der 23. Juni] begeht der Schützenverein sein 324. Schützenfest, an dem sich der Kriegerverein beteiligte. Bei dem Königsschießen am Vormittag errang Herr Fritz Dewald die Königswürde. Nachmittags fand Preisschießen für Krieger und Schützen sowie Konzert auf dem Schützenplatz statt und den Beschluss des Festes bilden abends [ein Fest].[Anm. 2]

Anmerkungen:

  1. WWZ vom 14.6.1913 (Vorankündigung), zit. nach Trautmann S.9ff. und ebd. vom 24.6.1913 (Nachbericht), zitiert nach Trautmann S.12. Zurück
  2. WWZ vom 24.6.1913, zit. nach Trautmann S. 12. Zurück