Hachenburg im Westerwald

Brücken in der Hachenburger Gemarkung

Im Bereich der Stadt Hachenburg konnte man die Nister an mehreren Furten überqueren. Es gab aber auch drei Brücken, auf denen man mit einem Wagen über den Bach gelangen konnte. Diese drei Brücken werden in einer Gemarkungsbeschreibung von 1794 zusammen genannt: die Arfelder Brücke, die Nister-Fahrbrücke und die Nister-Mühlen-Brücke.[Anm. 1]

Arfelder (Arfeller) Brücke

Ursprünglich befand sich an der Stelle, an der die Köln-Leipziger Straße die Nister querte, wohl nur eine Furt. Wann dort eine Brücke errichtet wurde, ist unbekannt. Am 28. Februar 1585 wird anlässlich einer Güterübertragung eine Wiese (die underste Kernau) an der Nister gegenüber der Brücke genannt.[Anm. 2] Diese Beschreibung würde auf die Arfelder Brücke passen, wenn man die bisher nicht identifizierte Flur underste Kernau als die Flur Rennau annimmt, die noch heute im Bereich der ehemaligen Arfelder Brücke zu finden ist.
Nach Orthey hat die Furt bis zum Jahr 1672 bestanden. In einer Streitschrift aus dem Jahr 1672 zwischen Nister und Hachenburg wurde – so Orthey - vorgeschlagen: Von dem Nauberg bis uff Arfelden eine Brücke [zu] machen und ihr Vieh darüber treiben thäten.[Anm. 3]### Doch 1672 war eine ältere Brücke offensichtlich nur zerstört gewesen. Denn in einer Beschreibung vom 20. Februar 1681 wird eine Wiese die hoid weiß [...] auf dem Arfeld an jener Stelle genannt, wo die Arfelder brück gestanden.[Anm. 4]
Wenig später war die Arfelder Brücke neu errichtet. In einer Gemarkungsbegehung am 10. Mai 1690 wird sie neben der Nister-Mühlenbrücke genannt. Sie war dort entstanden, wo der kalckoffen seifen in die Nister fiel.[Anm. 5] Doch sie scheint nicht lange gehalten zu haben. Vielleicht haben Hochwasser oder Eisgang sie zerstört. Jedenfalls erfolgten im Mai 1729 umfangreiche Bauarbeiten, die einem Neubau der Brücke gleichkamen. Der Weg bei der Arfeller Brücke wurde repariert und die Vorbrücke bei der neuen Brücke gemauert und gepflastert. Die Stadt zahlte dafür mehr als 65 Gulden.[Anm. 6] Aus dem Überschlag für den Materialbedarf zum Bau der neuen Brücke[Anm. 7] geht hervor, das man vorhatte, die steinernen Bögen über einem Holzgerüst, das aus Eichenstämmen und Buchenbrettern gezimmert wurde, mit Kalk und Sand zu mauern und den Bereich sowohl unter der Bruck als auf der Bruck mit Steinen auszukleiden. Man wollte die Steine der alten Brücke verwenden und einige neue Mauersteine besorgen.[Anm. 8]
Im Jahr 1876 wurde die alte Brücke[Anm. 9] durch eine neue Brücke an gleicher Stelle ersetzt.[Anm. 10] Die Arfelder Brücke, die etwa 300 Meter[Anm. 11] westlich der jetzigen Straßenbrücke gestanden hat, verschwand erst 1965 im Zuge des Baus der Nistertalstraße, als man eine neue moderne Brücke benötigte.

Nisterfahrbrücke am Holzbach

Wer trockenen Fußes nach Nister wollte, musste den Weg über die Nisterfahrbrücke wählen. Wo genau die Brücke stand ist unsicher. Sie dürfte sich aber im Bereich der Einmündung des Holzbaches in die Nister befunden haben.
Die Brücke wird im Jahr 1565/66 erstmals genannt. Sie war auf Veranlassung des Dorfes Nister entstanden. Den Grafen auf der Burg war dies aber nicht recht, da auf diesem Weg der herrschaftliche Landzoll bei der Nistermühlenbrücke umgangen werden konnte.
Der Hachenburger Bürgermeister Bierbreuer ließ 1568 diese Brücke mit Hilfe etlicher Bürger niederreißen und abbrechen, da die Brücke in die Holtzbach zum Schaden und Nachteil der Stadt gemacht worden sei und das Vorgehen der Nisterer gegen Stadtbrauch und Stadtrechte verstoße.[Anm. 12]
Die Fahrbrücke entstand zu einem unbekannten Zeitpunkt neu. Im Jahr 1801 wurde die Brücke beim Holzbach zerstört und musste neu gebaut werden. Die Gemeinde Nister versuchte vergeblich, die Herrschaft an den Kosten zu beteiligen. Bei einer Untersuchung der Brücke stellte Landaufseher Kimbel fest, dass die Stützpfeiler nicht untermauert, die Brückenköpfe nicht befestigt und zudem die Brücke selbst nicht ordentlich ausgelattet war. Vor allem bei nassem Wetter sei die Benutzung der Brücke gefährlich, zumal kein Geländer vorhanden sei. Er riet dringend, diese Arbeiten vorzunehmen.[Anm. 13]

Nister-Mühlenbrücke

Am 9. Juni 1628 wird die Nisterbrücke bei der [Nister]Mühle genannt. Über sie verlief der Eisenweg. [Anm. 14]
1763/1764 wird darauf hingewiesen, dass der "Nistersteeg ... jenseits der herrschaftlichen Nistermühle" als Bau vom Kirchspiel Kroppach unterhalten werden musste. Darüber entrbrannte ein Streit zwischen Kroppach und Hachenburg. Die Stadt monierte, die Straße zur Brücke sei unbefestigt und häufig überschwemmt. Das Gelände sei flach und eben, das ehemalige Pflaster sei von der Strömung fast vollständig weggerissen worden und müsse ersetzt werden. Am 16. November 1763 beauftragte die kirchbergisch-saynschen Vormundschaftsregierung ihren Schultheißen Ottershagen, die Baumaßnahmen zu Lasten der Gemeinde Kroppachs vorzunehmen.[Anm. 15] Während Baumeister Johan Peter Freudenberg und Maurermeister Schweißguth die Arbeiten in Angriff nahmen,[Anm. 16] versuchte die Gemeinde Kroppach vor Gericht, von den Baukosten befreit zu werden. Die Brücke würde von mehreren Kirchspielsorten Kroppachs benutzt, um an Fest- und Sonntagen nach Hachenburg kommen zu können.
Abgesehen von ihrer Funktion als Verbindungsglied auf dem Weg Richtung Siegen und der Tatsache, dass in ihrem Bereich der saynsche Landzoll kassiert wurde, hatte die Brücke für die Geschichte der Stadt keine unmittelbare Bedeutung.

Nisterbrücke bei Korb

Auf dem Weg zwischen Dehlingen und Korb befand sich eine Brücke. Am 24. Oktober 1767 erschien der Zimmermann Johan Martin Krius aus Alpenrod und gestand zu, dass er auf Geheiß und Verlangen des Schultheißen und des Kirchspiels Kirburg einen Steg über die Nister unweit Korb gesetzt habe. Er bot an, diesen Steg niedriger zu legen, damit man ihn besser passieren könne. Wenn man noch auf beiden Seiten zwei kleine Vorbrücken von ca. 10 Ruthen Länge angelegen würde, was nicht teuer wäre, würde nicht nur der Strom genügend Platz haben, sondern auch der Standort der Brücke ideal sein. Nach einigen Umbauten und Standortmodifizierungen verständigte man sich darauf, den Steg vorerst bestehen zu lassen.
Ein Stück flussab von Korb, unterhalb der Einmündung des Weschelbachs in die Nister ist 1787 eine Brücke eingezeichnet.[Anm. 17]
Doch hinsichtlich des idealen Standortes hatte man sich schwer getäuscht, denn im Herbst 1793 (?) wurde die Korber Brücke, ebenso wie die zu Hirtscheid, durch „das große Gewäser“ fortgerissen. Die Herrschaft war damit einverstanden, beide Brücken wieder aufbauen zu lassen. Am 31.3.1794 hieß es, die Brücke bei Korb sei nun seit zwei Jahren fort. Man wollte sie aber nicht an gleicher Stelle wieder aufbauen, sondern sie an einer Stelle errichten, wo die Gefahr geringer sei, dass sie noch einmal durch Hochwasser fortgerissen würde.. Hierzu müsse das Kirchspiel Alpenrod das notwendige Bauholz stellen, während Kirburg die sonstigen Kosten zu tragen habe. Die Brücke sollte in der Nähe der Hirtscheider Brücke entstehen, die im Jahr 1780 errichtet worden war. Forstrat Armack und ?? Sartorius, haben nun einen neuen Platz ausgesucht. Kirburg.[Anm. 18]

Brücke über den Hirzbach

1794 wird ein steinerner Steg erwähnt, der den Hirzbach querte.<ANM>LHAK Best. 620 Nr. 1338.</ANM>

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. LHAKo Best. 620 Nr. 1338. Zurück
  2. Brommer, Inventar Nr. 154. Zurück
  3. Orthey, Brücke S. 150 ohne Quellenangabe. Zurück
  4. HHStAW Abt. 342 Nr. 1186. Zurück
  5. HHStAW Abt. 340 1183 b fol. 2 und 18v. Zurück
  6. Söhngen, Geschichte S.127. Zurück
  7. HHStAW Abt. 340/3416 und 3578. Angebot von Johann Ernst Glont und Franz Beyerer vom 4.5.1729. Zurück
  8. Orthey, Brücke S. 150f. Zurück
  9. Im Zuge des Neubaus der Leipziger Straße wird 1804 die Arfelder Brücke erneut genannt (HHStAW Abt. 342 Nr. 368 zum 9 und 17 Juni 1804.). 1826 erfolgten Mauererarbeiten (HHSTAW Abt. 224 Nr. 3735). Zurück
  10. Es hieß, die Arfelder Brücke werde "neu gebaut" (HHStAW Abt. 403 Nr. 104). Zurück
  11. Orthey, Brücke S. 150. Zurück
  12. Söhngen S.56; HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr.9 fol. 66. Zurück
  13. HHStAW Abt. 342 Nr. 392. Zurück
  14. HHStAW Abt. 340 zum 20./30.5.1628; ebd. Abt. 360 Hachenburg Nr.9 fol. 64f. Die Brücke wird 1637 (ebd. Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 pag. 57ff. zum 20.5.1637; Söhngen S. 85 zu Frühjahr 1637) und1690 erneut erwähnt (HHStAW Abt. 340 Nr. 1183b fol. 2 und 18v. zum 10.5.1690). Zurück
  15. Beschluss vom 17.11.1763 D.H. Brün, Johann Peter Thiel Kanzleidiener. (HHStAW Abt. 342 Nr. 392). Zurück
  16. So fertigte der Maurer Anton Sturm im Dezember 1763 mit fünf Mann in neun Tagen eine Wehr. Zurück
  17. HHStW Abt. 342 Nr. 1186. Zurück
  18. HHSTA Wiesbaden 340 Akten  3578 fol. 8 und 13 zum 31.3.1794. Zurück