Hachenburg im Westerwald

Das Burggartenhaus (Jagdhaus) im Hachenburger Burggarten

Die immer wieder geäußerte Nachricht, das Burggartenhaus sei im Jahr 1715 entstanden, beruht auf einer Verwechslung mit dem Jagdzeughaus vor dem Obertor. Das Burggartenhaus wurde etwas später, wohl in den Jahren 1723/1724 errichtet. Über einem Gewölbekeller mit Kreuzgratgewölbe (später Orangerie) wurde ein Schieferbruchsteinhaus errichtet und mit einem mächtigen Walmdach abgedeckt. Von hier aus pflegten die Hofgärtner die Anlagen des Schlosses und den Burggarten. 1791 wird die Wasserleitung genannt, die dicht am „herrschaftlichen Gartenhaus“ vorbeiführte. Das Haus verlor seinen Funktion, nachdem 1799 das Schloss als Herrschaftssitz der Grafen von Sayn aufgedient hatte. Um sie besser veräußern zu können, wurde das Burggartenhaus und das Zeughaus 1810/1811 aufwändig renoviert.[Anm. 1]
In nassauischer Zeit bewohnte zunächst der Schlossgärtner einen Teil des Gebäudes. Als Hofgärtner Schneider im Dezember 1825 umzog, stand das Haus zunächst leer. Im Jahr 1826 versuchte die nassauische Regierung vergeblich, die Gärtnerwohnung zu verkaufen. So wurde das Haus erst einmal renoviert. Im Jahr 1827 mietete der Landesoberschultheiß Moureau die Gärtnerwohnung.[Anm. 2] Als er 1835 starb, wurde die Wohnung wieder frei.[Anm. 3]
Am 28. November 1835 bezog Forstmeister Franz das Anwesen. Als er versetzt wurde, zog Oberforstbeamter Forstmeister Dr. Genth nach dem 2. April 1845 ein. Nachdem er 1851 ebenfalls versetzt wurde, stand die "Gärtnerwohnung", in der sich damals auch die Geschäftszimmer und die Registratur des Oberforstamtes befanden, wieder frei.
1863 bezog Oberförster Baumann die Wohnung, ihm folgte Oberförster Schlichter am 28. Mai 1863. Am 28.5.1866 war die Gärtnerwohnung an den Landoberschultheißereiverwalter Bücher, später anderweitig vermietet.[Anm. 4]
Nachdem das Königreich Preussen 1867/68 Teile des Schlosses übernommen hatte, wurde das Anwesen als Forstdienstgebäude benutzt und die Oberförsterei Hachenburg-Nord hier untergebracht.[Anm. 5]
Im Jahr 1967 kaufte die Stadt das Gebäude vom Land Rheinland-Pfalz als Rechtsnachfolger Preußens, und baute das Haus als Bürgermeisterdienstwohnung aus. Im Jahr 1976 stellte die Stadt das Gebäude dem Westerwaldkreis zur Verfügung, der hier das Landschaftsmuseum einrichtete. Die Stadtbücherei, die das Kellergeschoss des Hauses genutzt hatte, musste in die benachbarte Hauptschule umziehen.[Anm. 6]

Orangerie

Im Gewölbekeller des Hauses befand sich in (burg-)gräflicher Zeit, vielleicht schon seit Anfang des 18. Jahrhunderts eine Orangerie. Die Sehnsucht nach südlichem Flair, nach dem Duft von Orangen und Zitronenblüten brachte zahlreiche Fürsten und Herren dazu, in ihren Gärten besondere Räume für typische Pflanzen des Südens zu schaffen. Es war nicht leicht, sonnenverwöhnte Gewächse wie Orangen, Zitronen, Granatäpfel, Myrte, Lorbeer, Oleander und Rosen an das raue Klima des Westerwaldes zu gewöhnen. Im Schutz des Gewölbes scheint es aber gelungen zu sein, exotische Pflanzen zum Wachsen, Blühen und Gedeihen zu bringen.
Als Anfang des 19. Jahrhunderts das Schloss seine Funktion als Herrschaftssitz verlor, wurde auch die Orangerie aufgegeben. Heute wird der sehenswerte Raum, in der sich eine Zeitlang die Stadtbücherei befand, vom Landschaftsmuseum mit benutzt.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. HHSTW Abt. 212 Nr. 1530. Zurück
  2. Der Mietvertrag lief sechs Jahre und wurde am 4.5.1833 um weitere sechs Jahre verlängert (HHHStAW Abt. 210 Nr. 1520). Zurück
  3. Sie bestand damals aus sieben verschiedenen bewohnbaren Zimmer, zwei Dachkammern, einem Speicher und einem Kellerraum. Dazu gehörte ein Stück Gartenland (66 Ruthen 11 Schuh) und ein Hofplatz (74 Ruthen 8 Schuh). Zurück
  4. HHHStAW Abt. 210 Nr. 1520. Zurück
  5. Hachenburg und seine nähere Umgebung 1928, S. 8. Zurück
  6. Akte "Umbau des Hauses Zuckmeyer als Rathaus und Bücherei" (Stadtarchiv Hachenburg). Zurück