Selters (Westerwald) im Westerwald

Weitere Nachrichten aus Selters

Schule

Bereits Ende des 16. Jahrhunderts finden sich Nachrichten zum Schulwesen in der Grafschaft Wied. Im Jahr 1671 wird der Schulmeister Johann Hörnig in Selters genannt. Ein erstes Schulgebäude ist für das Jahr 1700 belegt. Im Jahr 1838 wurden zwei neue Schulhäuser errichtet. Im Jahr 1956 errichtete man eine Volksschule mit Turn- und Festhalle im Oberwald in der Nähe des Sportplatzes. Im Jahr 1976 wurde die »Volksschule« zu einer »Grund- und Hauptschule« (Oberwaldschule) umgewandelt, Zwischen 1917 und 1941 wurden Kinder auch in der privaten und stets umstrittenen Trotzendorfschule (seit 1926 so genannt) unterrichtet.[Anm. 1]

Kirmes

Seit 1683 ist die Tradition, eine Kirmes in Selters zu feiern, überliefert. Dieses Fest wurde aber wegen der drohenden »Ausschweifungen« von der Herrschaft unterbunden. Die Tradition wurde in Selters um 1878 wiederbelebt und lebt bis heute fort.[Anm. 2]

Gemeindeliste 1808

Aus einer Gemeindeliste Selters des Jahres 1808 ist die gesamte Bandbreite der Tätigkeiten und Berufe der Ortseinwohner zu ersehen. Die meisten Selterser betrieben Landwirtschaft. Einige von ihnen gingen nebenberuflich einer zusätzlichen Tätigkeit nach, andere übten ihre Tätigkeit wohl »hauptberuflich« aus. So finden sich: Schreiner, Fuhrleute, Schmiede, Steinhauer, Krämer, Schuster, Tagelöhner, Maurer, Diener Tagelöhner, Tierhüter, Schafhirte, Ochsenhüter, Schweinhüter, Fischer, Schneider, Gastwirte, Brauer und andere mehr. Etliche Menschen waren als Krämer und im Handel mit Eisen, Vieh oder Butter tätig. Es gab Lumpensammler und Papierhändler, die für die Papierfabrik arbeiteten, Rotgerber die in der Gerberei beschäftigt waren, es gab städtische und amtliche Tätigkeiten wie etwa Nachtwächter, Beamte, Botengänger, Gemeindediener und Gemeinde-Müller.[Anm. 3]

Auswanderung

Seit dem frühen 18. Jahrhundert kehrten aufgrund der viele Kriege, der Enge der Kleinherrschaften im Westerwald und aus wirtschaftlichen Gründen zahlreiche Familien aus Selters ihrer Heimat den Rücken und wanderten zumeist nach Amerika aus.[Anm. 4]

Feuerwehr

1787 verordnete der Graf von Wied den Gemeinden Selters und Goddert eine Feuer-Spritze. Spätestens damit war der organisierte Kampf gegen Brand und Feuer in Selters grundgelegt. Im Jahr 1823 besaß Selters bereits ein Spritzenhaus. Die Feuerspritze wurde aktiviert, als es 1854 im Dorf brannte. Es ließ sich aber nicht verhindern, dass 19 Gebäude ein Opfer der Flammen wurden. Auch beim Brand im Dezember 1855 wird die Feuerspritze gute Dienste geleistet haben. Die Freiwillige Feuerwehr wurde im September 1890 gegründet, ein neues Spritzenhaus mit Steigerturm 1898 errichtet. Die Freiwillige Feuerwehr Selters ist heute nach wie vor im Stadtleben aktiv.[Anm. 5]

Vereine

Dank der neuen Freiheiten unter der Herrschaft des Herzogs von Nassau bildeten sich im Laufe der Zeit in Selters etliche Vereine. 1847 wurde die »Schützengesellschaft Selters« gegründet.[Anm. 6], seit 1874 existiert der »Männergesangverein 1874 Selters«.[Anm. 7], seit 1888 hält der »Westerwald-Verein-Zweigverein Selters« Versammlungen ab.[Anm. 8] 1899 ist ein Bienenzüchterverein in Selters bzw. Maxsain greifbar.[Anm. 9]

Banken

1863 gründet sich in Selters ein »Vorschuss-Verein« für das herzoglich-nassauische Amt Selters. Nach dem 1. Weltkrieg firmierte der Verein dann als Vereinsbank Selters. 1952 erfolgte eine Umbenennung im Volksbank Selters, 1963 fusionierte man mit der Volksbank Westerwald.
Der »Darlehnskassenverein Selters« wurde 1883 gegründet. Seine Geschichte verliert sich mit dem Beginn des 1. Weltkrieges. Vermutlich ist der Verein nach dem Krieg der »Kreissparkasse Unterwesterwald« beigetreten.
Im Jahr 1840 wurde eine »Receptur der Herzoglich-Nassauischen Landescreditkasse« in Selters eröffnet. Aus ihr ist dann die »Nassauische Sparkasse« hervorgegangen.[Anm. 10]

Krankenhaus

Auf Initiative des Pfarrers Julius Ilgen aus Selters und Pfarrer Boden aus Nordhofen wurde in Selters eine Diakonisse beschäftigt, die sich um Bedürftige und Kranke kümmern sollte. Im Jahr 1894 wurde dann vom Evangelischen Diakonieverein in Selters eine Schwesterstation gegründet und mit einer Krankenschwester besetzt, die im Dienst der Kirchengemeinde Selters stand. Auf Initiative des damaligen Pfarrer Ilgen wurde 1901 der Selterser Hilfsverein mit dem Ziel zur Erbauung eines Krankenhauses und der weiteren Förderung der allgemeinen Krankenpflege gegründet. Bereits 1903 konnte das Krankenhaus eröffnet werden. Es wurde 1928/29 beträchtlich vergrößert und modernisiert sowie 1965-1969 durch einen Neubau ersetzt, der seitdem ebenfalls erweitert wurde. 1981 fusionierte das Selterser Krankenhaus mit dem vom Johanniter-Orden geführten Krankenhaus in Dierdorf. Seit 2015 ist der Krankenhaus-Verein Selters/Dierdorf Gesellschafter der Krankenhaus GmbH mit den beiden Häusern. Ein örtlicher Verein ist somit seit über 100 Jahren Träger des Krankenhauses. Das Krankenhaus mit seinen zwei Betriebsstätten in Selters und Dierdorf bietet eine umfangreiche und hochqualifizierte medizinische Versorgung, darunter auch eine Stroke Unit für Schlaganfallpatienten.[Anm. 11]

Elektrischer Strom - Wasserleitung - Kanal

Schon 1877 wurde in Selters eine Straßenbeleuchtung eingerichtet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die elektrische Beleuchtung eingeführt. Dazu lieferte die Hammermühle östlich des Ortes für mehrere Häuser den elektrischen Strom.
Im Jahr 1891 wurde in Selters von der althergebrachten Brunnenversorgung auf moderne Wasserbehälter und Hochdruckleitungen umgestellt.[Anm. 12]
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Selters kanalisiert. Selters war die erste Gemeinde im Unterwesterwaldkreis, die eine zentrale Kläranlage bekam.[Anm. 13]

Postdienst

Bis zum Oktober 1848 stand für das Amt Selters mit seinen 50 zugehörigen Orten und einer Bevölkerung von ca. 18.000 Einwohnern nur die Postanstalt Freilingen zu Verfügung. Das Amt Selters und der Fürst zu Wied unterhielten besondere Boten, die auf eigene Kosten den anfallenden Schriftverkehr erledigten und Schreiben expedierten. Erst zum 1. Oktober 1848 wurde in Selters eine eigene Brief- und Fahrpostexpedition eröffnet. Dieser wurden sämtliche Orte des Amtes Selters (mit Ausnahme von Freilingen) als Zustellbezirk zugeteilt. Neben der allgemeinen Post unterhielten die Amtsverwaltung und der Fürst zu Wied weiterhin sauf eigene Kosten spezielle Boten. Im Jahr 1860 bestand eine tägliche Personenpost zwischen Selters und Limburg sowie von Hachenburg über Selters nach Vallendar. Im Jahr 1867 wurde aus der Post eine königlich preußische und 1871 eine kaiserliche Reichspostanstalt. 1877 erhielt Selters eine Telegraphenstelle. Mit der Inbetriebnahme der Westerwaldbahn 1884 und der Kleinbahn Selters Hachenburg 1901 kam die Personenpost nach Limburg, Vallendar und Hachenburg zum Erliegen. Auf den anderen Strecken wurden Pferdekutschen eingesetzt. 1913 war die Zeit der Pferdepost dann endgültig Geschichte. Das erste Fernsprechortsnetz wurde 1901 eingerichtet. Seit 1960 konnten Bürger von Selters am Selbstwählferndienst teilnehmen.
Das erste Postamt befand sich 1848 in der Rheinstraße, im Haus des ersten Postexpeditors Philipp Heymann. Es wurde bis 1888 benutzt. Im Jahr 1934 wurde nach mehreren Umzügen der Poststelle innerhalb des Ortes ein neues Postamt in der Hochstraße in Betrieb genommen. Das Gebäude wurde in den 1960-er Jahren erheblich ausgebaut und erweitert. Ende 1997 wurde der Schalterdienst eingestellt. Am 15. Dezember 1997 eröffnete Frau Hackmann in ihrem Geschäft im Saynbachcenter eine Postagentur.Literatur[Anm. 14]

Anmerkungen:

  1. Zu den Schulen in Selters Scheugenpflug, Chronik S. 196-213; Markovic, Verbandgemeinde S. 28-36. Zurück
  2. Scheugenpflug, Chronik S. 216ff. Zurück
  3. Scheugenpflug, Chronik S. 78ff. Zurück
  4. Dazu ausführlich Scheugenpflug, Chronik S. 86ff. Zurück
  5. Zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Selters Scheugenpflug, Chronik S. 146ff.; Markovic, Verbandgemeinde S. 36-38 Zurück
  6. Scheugenpflug, Chronik S. 36 und S. 290f. Zurück
  7. Scheugenpflug, Chronik S. 222. Zurück
  8. Scheugenpflug, Chronik S. 230. Zurück
  9. Scheugenpflug, Chronik S. 238. Zurück
  10. Scheugenpflug, Chronik S. 314ff. Zurück
  11. Scheugenpflug, Chronik S. 268ff.; Homepage der Stadt Selters Zurück
  12. Markovic, Verbandsgemeinde S. 42-48. Zurück
  13. Dazu Markovic, Verbandsgemeinde S. 48-51. Zurück
  14. Scheugenpflug, Chronik S. 342ff. Zurück