Selters (Westerwald) im Westerwald

Die evangelische Kirche in Selters

Evangelische Kirche[Bild: Stefan Grathoff]

Selters gehörte von alters her bis zur Reformation und weiter bis ins 19. Jahrhundert zur Walburgis-Pfarrei Nordhofen. Dort sind schon 1259 eine Kirche und 1313 ein Pfarrer bezeugt. Die Selterser dürften die 2,5 km zu den Gottesdiensten gelaufen oder gefahren sein.
Der nördliche Teil der Gemarkung Selters wurde (zeitweise) seelsorgerisch von der Pfarrei im 7 km entfernten Marienrachdorf versorgt. Noch 1688 sind Zehntrechte der Pfarrei dort bezeugt.

Eine eigene Kapelle in Selters wird erstmals im Jahr 1555 erwähnt. Die Kirche dürfte Anfang bis Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut worden sein, trugen die 1586 geschmolzenen Glocken doch die Jahreszahlen 1447, 1463 und 1477. Die Kapelle wurde im Jahr 1586 im Krieg zwischen den Grafenhäusern Sayn und Wied vom Grafen von Wied verbrannt. In der Glut zerschmolzen sogar die Glocken. Die Kirche wurde vom Grafen von Sayn wieder aufgebaut, die Glocken durch neue ersetzt.[Anm. 1]
Nach der von den Grafen von Wied in Selters im Jahr 1556 durchgeführten Reformation, waren nach dem Grundsatz »Cuius regio, eius religio« (Wer die Herrschaft innehat, bestimmt die Religion) die Menschen evangelisch-reformierten Glaubens in Selters in der Überzahl. Nur Leute, die nicht den Grafen von Wied direkt unterstanden, konnten beim alten Glauben bleiben.
Im 19. Jahrhundert erfolgte dann die Trennung der Gemeinde Selters vom Pfarrverband Nordhofen. Im Jahr 1838 hatte die Landesregierung in Wiesbaden dem Bau eines Gotteshauses in Selters an der Stelle der alten, teilweise baufälligen Kirche zugestimmt und damit auch der Errichtung einer eigenen Pfarrei in Selters befürwortet. Die Kirche wurde am 18. Januar 1842 eingeweiht.[Anm. 2]

Der Saalraum mit dem spitzen Dachreiter und die beiden querstehenden, leicht zurückgesetzte Flügel bilden eine einheitliche Gruppe. Bemerkenswert sind die Bogenfenster mit dem Holzmaßwerk. Der Innenraum mit flacher Decke zeigt eine dreiseitige Emporen auf toskanischen Holzsäulen.
Im Seitenflügel wurde eine Schule eingerichtet, die 1841 bereits ihre Tätigkeit aufnahm. Dann war auch das Alte Rathaus im Gebäude untergebracht. Heute befindet sich im Anbau noch das Jugendhaus.[Anm. 3]

Die katholische Gemeinde Selters hatte nach der Reformation nicht aufgehört zu bestehen. Die Gemeinde wurde von Helferskirchen aus betreut. Zwischen 1869 und 1871 entstand dann in Selters eine katholische Kapelle am südlichen Ortsrand. Sie wurde dem heiligen Bonifatius geweiht. 1902 wurde das Gotteshaus vergrößert, ein Turm auf das vorhandene Dach aufgesetzt. Diese Kirche stand bis 1965. Bereits im Jahr 1959 wurde der Neubau eines katholischen Gotteshauses an anderer Stelle ins Auge gefasst und bis 1964 verwirklicht. Am 1 Mai 1965 wurde die Kirche vom Limburger Weihbischof eingeweiht. Das alte Gotteshaus wurde 1965 abgerissen. .[Anm. 4]

Anmerkungen:

  1. Scheugenpflug, Chronik S. 157 Zurück
  2. Scheugenpflug, Chronik S. 161ff. Zurück
  3. Dehio, Rheinland-Pfalz Saarland 1985, S. 953; Homepage der Stadt Selters. Zurück
  4. Scheugenpflug, Chronik S. 174-184 zur katholischen Gemeinde und ihren Kirchen in Selters. Zurück