Koblenz am Mittelrhein

Metternicher Hof

Metternicher Hof

Münzplatz 8

Das Haus Metternich wurde 1674 unter Einbeziehung älterer Bauteile (Südgiebel) als Stadthof der Freiherren von Metternich-Winneburg errichtet. Die Anfänge des Anwesens mögen bis ins 13. Jahrhundert reichen. Hier wurde am 15. Mai 1773 Clemens Wenzeslaus von Metternich geboren. Als Außenminister und (seit 1821) Staatskanzler diente er dem österreichischen Kaiserreich und leitete 1814/15 den Wiener Kongreß. Bei dem Haus handelt es sich um einen schlichten dreistöckigen Bau von 6 Achsen. Über dem Portal finden sich Rocaillekartuschen und Rundgiebel, im romanischem Südgiebel ein Rundbogenfenster mit Mittelsäulchen, das beim Brand 1944 zum Vorschein kam. Die Nebengebäude des Hofes wurden bereits im 19. Jahrhundert abgebrochen. Das Haus brannte gegen Ende des 2. Weltkrieges (1944) aus, wurde aber 1976 wiederaufgebaut. Heute befinden sich im Haus Metternich eine Jugendbegegnungsstätte und Räume für Kunstausstellungen.

Die Rechtsfakultät im Metternicher Hof

Vorlesungsplan der Rechtsfakultät

Von 1806 - 1816 befand sich in diesem Haus die Rchtsfakultät.
Die Angaben der Vorlesungen der Rechtsfakultät in Koblenz (Bild links) stammen aus der 72. Folge des „Rhein- und Moselbothen“ vom Samstag, dem 8. September 1810. Der „Rhein- und Moselbothe“ war das Bekanntmachungsorgan des französischen Präfekten Lezay Marnesia. Es erschien zweisprachig, und zwar vier Jahre lang von 1806-10.
Am 1. Dezember 1806 war eine Rechtsschule in Koblenz - im Metternicher Hof - unter dem Vorsitz des Präfekten feierlich eröffnet worden. Die lateinische Festrede hielt der Professor für römisches Recht, Le Plat. Neben Le Plat lehrten hier die Professoren von Breuning, Lebens, Thrumb, Schwarz, der Straßburger Arnold und der ehemalige Professor der Trierer Universität Schmitt – alles Namen. die auf dem Vorlesungsverzeichnis vertreten sind. Der jüngste, aber auch bedeutendste der Rechtslehrer war der Koblenzer Franz von Lassaulx.
1809 wurde die Koblenzer Rechtsfakultät mit der Akademie Mainz durch Dekret verbunden. So erhielt am 20. Januar des gleichen Jahres der Direktor Le Plat den Titel Dekan (Doyen de la faculté de droit de Coblentz). Bereits im Dezember 1809 ernannte die oberste Universitätsbehörde den Professeur du Code Napoleon P. de Lassaulx zum Dekan der Fakultät.
Bald erschienen auch die ersten Dissertationen, so von E. Corbach, J. A. Kilian, J. N. Longard, A. W. Kehrmann, P. W. Carové - um nur einige wenige alte Koblenzer Namen zu nennen. (Ein Teil dieser Arbeiten ist heute im Besitz der Stadtbibliothek.) Auch Josef Görres und F.G. Wegeler hielten Vorlesungen an der Rechtsfakultät. Nach der Rückgliederung der Rheinlande an Preußen setzte Franz von Lassaulx seine Lehrtätigkeit an der juristischen Fakultät in Nancy fort, wo er auch am 2. April 1818 starb. Die Familie Lassaulx stammte aus Lothringen, der Großvater Claudius hatte sich aber schon in Koblenz niedergelassen, der Vater Johann Adam war zuletzt Richter am Criminal-Appellhof zu Trier. Franz von Lassaulx, am 21. Juni 1781 geboren, war erst 25 Jahre alt, als er Professor an der Rechtsschule wurde. Seine gesamten juristischen Veröffentlichungen betreffen den Code Napoleon.

Literatur:


redakt. Bearb.
S.G.