Heimkirchen in der Pfalz

Die Protestantische Kirche Heimkirchen

Die Protestantische Kirche in Heimkirchen ist namensgebend für den Ort. Die heutige Kirche wurde 1877/78 errichtet.
Die Protestantische Kirche in Heimkirchen ist namensgebend für den Ort. Die heutige Kirche wurde 1877/78 errichtet.[Bild: Wikipedia-Nutzer "Peter62x" [CC BY-SA 4.0]]

Die heutige protestantische Kirche Heimkirchen befindet sich im östlichen Teil des Ortes am Bornweg. Die Kirche wurde 1877/78 als neugotischer Bau aus gelblichem Sandstein mit einem Spitzturm errichtet, nachdem die Vorgängerkirche nach einem Blitzeinschlag fast vollständig abbrannte. Im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) wurde die protestantische Kirche bei der alliierten Bombardierung von Heimkirchen am 5. Januar 1945 schwer beschädigt und in den folgenden Jahren wiederhergestellt.

Der Ortsname Heimkirchen deutet bereits darauf hin, dass sich die Ortschaft um die Kirche herum entwickelt hat. Der erste Teil des Namens weist dabei auf den altdeutschen Rufnamen „Heimo“, sodass der Ort nach der „Kirche des Heimo“ benannt wurde. Es muss somit bereits im Mittelalter eine Kirche im Ort bestanden haben, wobei nicht überliefert ist, wann diese erste Kirche errichtet wurde oder wo im Ortsgebiet sie sich befand. Einige Forscher:innen datieren die Entstehung der Kirchorte Heimkirchen, Niederkirchen und Neukirchen jedoch auf den Zeitraum zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert. Ein Pfarrer ist in Heimkirchen hingegen erst 1401 in einer Aufzählung aller Kirchengemeinden des Archipresbyteriats Münsterappel der Erzdiözese Mainz erwähnt. Die mittelalterliche Kirche wurde wohl spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts abgerissen und 1517 eine neue Kirche errichtet. Über diese Kirche ist nur wenig bekannt, jedoch findet sich in einem alten Kirchenbuch von 1757 der Eintrag, dass im Fundament der Kirche ein Stein gefunden wurde, auf dem die Verse „in nomine S[ancti]“ sowie die Jahreszahl „1517“ gefunden wurde. Während nur wenig über diese frühen Kirchen in Heimkirchen bekannt ist, kann angenommen werden, dass mindestens die Kirche von 1517 und möglicherweise auch die mittelalterliche Kirche dem Heiligen Georg geweiht waren. Aus dem Jahr 1680 ist ein Gerichtssiegel von Heimkirchen überliefert, dass den Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen zeigt, was auf das Patrozinium der Heimkirchener Kirche hinweist. [Anm. 1]

Heimkirchen und die Reformation

Die Reformation wurde in Heimkirchen schon recht früh eingeführt und die Kirchengemeinde folgte bald der lutherischen Konfession, wobei eine genaue Datierung nur schwer zu rekonstruieren ist. Eine Verbindung mit der Einführung der Reformation in Landstuhl 1522 durch Martin Butzer (auch Bucer) im Auftrag von Franz von Sickingen erscheint allerdings eher unwahrscheinlich, da Heimkirchen und die Herrschaft Schallodenbach zu diesem Zeitpunkt noch nicht von den Herren von Sickingen gehalten wurde. Noch 1525 ist Philipp von Gundheim als Herrscher über Schallodenbach überliefert, der erst um 1532 ohne leibliche Erben verstarb. Die Herrschaft wurde daraufhin über seine Witwe Margarete von Landsberg weitervererbt, die in zweiter Ehe Schweikhard von Sickingen, den ältesten Sohn Franz von Sickingens, heiratete, der wie sein Vater dem reformierten Glauben angehörte. Vermutlich war es daher Schweikhard von Sickingen der in Heimkirchen und den anderen Dörfern der Herrschaft Schallodenbach den reformierten Glauben verbreiten ließ. Ein reformierter Pfarrer namens „Heinrich Sartorius“ (dt. Pfleger) wird in Heimkirchen erstmals 1551 erwähnt. Dieser verstarb 1560 und wurde in Heimkirchen beerdigt. [Anm. 2]

Die Spannungen der christlichen Konfessionen nahmen im 16. Jahrhundert immer weiter zu und boten Anfang des 17. Jahrhunderts schließlich den religiösen Vorwand für den blutigen Machtkampf europäischer Großmächte, der 1618 zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges führte. Im Verlauf des Krieges gehörte das linksrheinische Gebiet zu den am stärksten betroffenen Gegenden. Wiederholte Eroberungen und Rückeroberungen der pfälzischen Gebiete führten zu häufigen Konfessionswechseln, da die Dorfbevölkerung immer gezwungen war, sich der Konfession des jeweiligen Herrschers anzupassen. Der Westfälische Frieden 1648 beendete schließlich den Dreißigjährigen Krieg und sollte die religiösen Streitigkeiten durch eine christliche Religionsfreiheit beilegen. Dadurch kam es ab 1648 zu einer verstärkten Einwanderung aus weniger stark vom Krieg betroffenen Gebieten, da sich viele, die in ihrer Heimat wegen ihres Glaubens verfolgt worden waren, in den Gebieten der protestantischen Fürsten des linksrheinischen Gebietes ansiedeln wollten.

Die Unterdrückung der Lutheraner im 17. und 18. Jahrhundert

Die religiösen Spannungen konnten jedoch nicht nachhaltig beigelegt werden. Während Franz von Sickingen (1481–1523) heute noch als Unterstützer der frühen Reformation bekannt ist und seine direkten Nachfahren ebenfalls dem lutherischen Glauben folgten, wandten sich viele Mitglieder der Herren von Sickingen spätestens ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder dem Katholizismus zu. Besonders hervorzuheben ist dabei der Familienzweig Sickingen-Ebernburg, die ab 1656 die Herrschaft über Heimkirchen übernahmen. So war Johann Schweikhard von Sickingen-Ebernburg (gest. 1625) noch ein Angehöriger des lutherischen Glaubens, ließ seine Kinder jedoch, vermutlich auf Anraten seiner zweiten Ehefrau Maria Margaretha, katholisch erziehen. Sein ältester Sohn Johann Arnold (1611–1656) war um 1630 ein Domherr zu Mainz, brach die geistliche Laufbahn jedoch ab und setzte sich 1653 im Erbschaftsstreit mit seinem jüngeren Bruder weitgehend durch und übernahm das väterliche Erbe der Herrschaft Ebernburg. In der Folge ließ er dort den reformierten und lutherischen Glauben gewaltsam unterdrücken und den katholischen Glauben fördern. Im Jahr 1656 starb der Familienzweig Sickingen-Schallodenbach aus und Heimkirchen und die Herrschaft Schallodenbach fielen an Johann Arnold, der jedoch noch im gleichen Jahr verstarb. Sein Sohn und Erbe Franz Friedrich von Sickingen (1650 – 1710) und dessen Erben führten die religiösen Bestrebungen seines Vaters jedoch fort und waren treibende Kraft bei der Unterdrückung der lutherischen Gemeinden in ihren Herrschaftsgebieten. [Anm. 3]

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatte daher auch die lutherische Gemeinde in Heimkirchen schwer unter der Sickinger Herrschaft zu leiden. Die Gemeinde Schallodenbach folgte bereits seit 1645 wieder dem katholischen Glauben, sodass Heimkirchen der kirchliche Hauptort der Lutheraner in der Herrschaft Schallodenbach war. Nun wurden die Pfarrer der Gemeinde wiederholt benachteiligt und unter Druck gesetzt. Der lutherische Pfarrer Johann Michael Rapp, der von 1690 bis 1698 in Heimkirchen tätig war, wurde verfolgt, da er sich weigerte einen Teil seiner Besoldung an die Herrschaft abzugeben. Nachdem er 1695 auch die Lutheraner in Kaiserslautern mitbetreute, wurde ihm verboten für seine Dienste Vergütungen anzunehmen. Sein Nachfolger, Pfarrer Johann Peter Böhmer, der von 1699 bis 1701 in Heimkirchen Dienst tat, wurde sogar aus dem Ort vertrieben, da er nicht bereits war, einen Teil seines Einkommens dem katholischen Pfarrer in Schallodenbach abzutreten. Im Jahr 1714 verlangte der katholische Pfarrer von Schallodenbach das Simultaneum der lutherischen Kirchen von Heimkirchen. Trotz Widerstände der Gemeinde ließ er die Kirchentüren gewaltsam aufbrechen, während die Gemeinde nur tatenlos zusehen konnte. Durch die Vermittlung von Herzog Karl II. von Zweibrücken – gleichzeitig als Karl XII. König von Schweden – sowie dem Rheingrafen zu Dhaun, die beide protestantische Fürsprecher waren, konnte die Situation der Lutheraner in Heimkirchen für eine Zeitlang gebessert werden. Nach dem Tod Karls II./XII. 1718 kam es jedoch erneut zu gewaltsamen Maßnahmen gegen die Lutheraner der Herrschaft Schallodenbach. Dem Heimkirchener Pfarrer wurde die Betreuung der Lutheraner in Schallodenbach erschwert und die lutherische Gemeinde wurde zu Dienstleistungen und einer Verherrlichung des katholischen Glaubenskultus gezwungen und wurden in einer Parade dem katholischen Weihbischof vorgeführt. Auch Prozessionen der Katholiken aus Schallodenbach in die Kirche von Heimkirchen musste sich die protestantische Gemeinde gefallen lassen. Sogar eine Kaiserliche Ermahnung 1720 an die Sickinger, dass sie die Religionsfreiheiten zu achten hätten, konnte die Unterdrückung der lutherischen Gemeinde nicht unterbinden.

Im Jahr 1757 wurde mit dem Bau einer neuen Kirche in Heimkirchen begonnen, die teilweise durch die finanzielle Unterstützung der Sickinger Herrschaft erbaut wurde. Die Katholiken forderten daher, dass sie in der neuen Kirche einen Altar und ein Kreuz installieren dürfen und die Kirche damit simultan genutzt werden sollte. Die lutherische Gemeinde in Heimkirchen protestierte scharf dagegen und konnte sich durch die Unterstützung der Regierung in Zweibrücken und des kaiserlichen Notars Kimnach in Meisenheim schließlich durchsetzen. Eine feierliche Einweihung der neuen Kirche wurde der Gemeinde von der Sickinger Herrschaft jedoch unter Androhung schwerer Strafen untersagt. Mit dem Tod des letzten Grafen der Linie Sickingen-Ebernburg, Karl Ferdinand, 1768 endete schließlich die schwere Unterdrückung der Lutheraner in Heimkirchen, die diese durch zähen Widerstand standgehalten hatten. [Anm. 4]

Die Kirche seit dem 19. Jahrhundert

Im Jahr 1820 wurde die lutherische Gemeinde in Wörsbach Filialort der Gemeinde von Heimkirchen, der Pfarrer auch die Gemeinde Lutheraner in Heiligenmoschel betreute. 1821 wurden dreizehn Familien aus Niederkirchen, die bisher der Kirchengemeinde Heimkirchen zuordnet waren schließlich der Gemeinde ihres Wohnortes zugeordnet. Das alte Pfarrhaus in Heimkirchen wurde 1829 abgerissen und bis 1830 ein neues errichtet. Im Jahr 1836 wurde eine neue Orgel für die Kirche bei der Orgelbaufirma Karl Stumm in Rhaunen-Sulzbach bestellt, die 1839 schließlich in der Kirche eingebaut werden konnte.

Am 5. Oktober 1874 verursachte ein Blitzeinschlag einen schweren Brand in Heimkirchen, bei dem neben zahlreichen Wohnhäusern mit Scheunen und Stallungen auch die protestantische Kirche zerstört wurde. Der Wiederaufbau der Kirche wurde sogleich beschlossen und sofort zwei neue Glocken beim Glockengießer Dickes in Zweibrücken bestellt. Während die Glocken bereits am 5. Dezember 1875 geläutet werden konnten, verzögerte sich der Bau der Kirche jedoch, sodass der Gottesdient in der Zwischenzeit in der 1831 errichteten Schule abgehalten wurde. Die Finanzierung des Neubaus wurde aus den Geldern der Brandversicherung, eigenen Ersparnissen und Sammlungen der Kirchengemeinde sowie eines zusätzlichen Darlehens finanziert. So konnte 1877 schließlich der Wiederaufbau der Kirche unter der Leitung des Bauleiters Menges und des Maurermeisters Walter aus Olsbrücken begonnen werden. 1878 wurde schließlich der Ausbau des Turmes beendet werden und die Kirche am 20. Oktober 1878 feierlich eingeweiht werden. So entstand die heutige protestantische Kirche Heimkirchen, die als neugotischer Bau aus gelblichem Sandstein mit einem 38 m hohen Spitzturm errichtet wurde. Der Kirchenbau verfügt über vier Fensterachsen und ist an der Fassade mit Rosetten geschmückt. Im Innern wurde eine Orgel der Orgelbaufirma Fa. Steinmayer in Öttingen installiert.

Da eine der Rosetten über dem Portal bei Bauübergabe gesprungen war, wurde bereits bei der Bezahlung der Rechnung 400 Mark einbehalten. Weitere Beanstandungen am Neubau der Kirche wurden jedoch schon 1883 laut, da der Holzfußboden durch große Nässe vermoderte und auch die nördlichen Sitzreihen durch Feuchtigkeit und Grünspan beschädigt wurden, obwohl das stabile Fundament der Vorgängerkirche verwendet wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Altar und Kanzel neu ausgestattet und 1907/9 eine neue Turmuhr von Uhrmacher Schmitt aus Kaiserslautern eingebaut, die durch Spenden finanziert wurde. [Anm. 5]

Im Zuge des Ersten Weltkrieges wurden 33 Orgelpfeifen am 23. Juni 1917 aus der Kirche ausgebaut und als Metall für die Kriegswirtschaft beschlagnahmt. Ähnlich erging es der größten Glocke, die am 6. Juli 1918 zerschlagen und weggebracht wurde. Die Gemeinde erhielt dafür eine Entschädigung in Höhe von 2000 Mark. Auch im Zweiten Weltkrieg hatte die protestantische Kirche in Heimkirchen schwer zu leiden. Am 5. Januar 1945 wurde Heimkirchen von alliierten Flugzeugen mit Spreng- und Brandbomben bombardiert, die zahllose Wohnhäuser zerstörten und die Kirche beschädigten. Die Kirche war über mehrere Jahre unbenutzbar. Erst 1949 konnten wieder Gottesdienste in der protestantischen Kirche gefeiert werden.

Am 5. September 1968 erfolgte die Neuaufteilung der protestantischen Kirchenbezirke: Die Pfarrei Heimkirchen wurde aufgelöst und die Gemeinde der Pfarrei Niederkirchen zugeordnet. Der Filialort in Wörsbach wurde der neugegründeten Pfarrei Olsbrücken zugeordnet. Versuche den Nachbarort ebenfalls der Pfarrei Niederkirchen zuzuordnen blieben ohne Erfolg. Im Jahr 1977 schlossen sich die Kirchengemeinden Heimkirchen und Niederkirchen endgültig zusammen.

Die protestantische Kirche wurde zwischen 1980 und 1986 umfangreich saniert und renoviert. Der Turm wurde neu verankert, das Mauerwerk verfugt, die Treppen zum Portal ausgebessert und neue Türen angeschafft. Auch der Innenraum wurde umfangreich renoviert und im Kirchenschiff ein neuer Boden eingebaut. Auch eine neue Glocke wurde angeschafft und am 17. Juni 1986 geweiht, wodurch das Geläut der Kirche endlich wieder vollständig war. [Anm. 6]

Heute ist die Gemeinde Heimkirchen zusammen mit Niederkirchen, Morbach, Hefersweiler und Berzweiler sowie seit 2019 Relsberg Teil der protestantischen Kirchengemeinde Niederkirchen-Heimkirchen im Protestantischen Dekanat an Alsenz und Lauter. Die Katholiken des Ortes sind der Gemeinde Schallodenbach zugeordnet. Die protestantische Kirche selbst ist heute ein eingetragenes Kulturdenkmal der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

Aktualisiert am: 25.11.2022

Anmerkungen:

  1. Dieses Gerichtssiegel beeinflusste auch das Ortswappen von Heimkirchen, dass auf rotem Grund den Heiligen Georg in goldener Rüstung auf einem weißen Pferd zeigt, der mit einer goldenen Lanze einen grünen Drachen ersticht. In der rechten oberen Ecke befindet sich ein kleiner schwarzer Wappenschild mit fünf silbernen Bollen – dem Wappen der Herren von Sickingen. Vgl. Jan 1968, S. 81.  Zurück
  2. Vgl. Gümbel 1885, S. 319–320; Bäcker 1995, S. 98–99.  Zurück
  3. Vgl. Gümbel 1885, S. 96–101; Polke 1986, S. 53–74.  Zurück
  4. Vgl. Gümbel 1885, S. 96–101; S. 319–320; Polke 1986, S. 53–74; Bäcker 1995, S. 100–104.  Zurück
  5. Vgl. Bäcker 1995, S. 107–108.  Zurück
  6. Vgl. Bäcker 1995, S. 110–112.  Zurück