Rheinhessen

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Kiefernzapfen

Varianten zu 'Kiefernzapfen'. Die Karte ist durch Anklicken vergrößerbar.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Für den Kiefernzapfen gibt es folgende Bezeichnungen: Gockel und Tannengockel südlich einer Linie etwa Bad Kreuznach – Oppenheim, nördlich davon von West nach Ost: KrackelAckelHackel. Die Wörter erscheinen in den Dialekten z. B. als Goggel, Tannegoogel, Graggel, Aggel und Haggel.

In früheren Zeiten, als der materielle Wohlstand noch nicht in die Kinderzimmer eingezogen war, stellten Kiefernzapfen neben Kastanien, Eicheln usw. ein beliebtes Kinderspielzeug dar. Die Natur lieferte sie kostenlos und in großen Mengen. Kindliche Phantasie beim Spiel machte die Kiefernzapfen zu Haustieren. Im südlichen Rheinhessen wurde eine Verbindung zum Hahn hergestellt. Da das Tier dort überwiegend Gockel heißt, wurde der Kiefernzapfen mit ebendieser Bezeichnung versehen. Für die Pfalz liegen Assoziationen mit anderen Haustieren vor, wie die Ausdrücke Glucke, Schäfchen, Katzel, Biebelchen (kindersprachliches Wort für ʻHuhnʼ) zeigen. (Zur Herkunft von Gockel vgl. das Sichwort Hahn.)

Die Zusammensetzung Tannengockel findet sich im Südosten Rheinhessens. Dass das Wort Tanne hier im Zusammenhang mit der Kiefer erscheint, hängt damit zusammen, dass im waldarmen Rheinhessen zwischen den Nadelhölzern Tanne, Fichte und Kiefer nicht genau unterschieden wird.

Die Wörter Ackel, Hackel und Krackel gehören sprachlich zusammen. Ackel ist etymologisch zu Achel ʻGranneʼ zu stellen. Auszugehen ist von einer indogermanischen Wortwurzel mit der Bedeutung ʻspitzigʼ. Der Ausdruck Ackel verweist demnach auf die spitzen Schuppen des Zapfens. Hackel stellt eine lautliche Variante von Ackel dar. Krackel scheint auf einer Verschmelzung von Ackel mit dem Verb krachen oder mit dem Schallwort krack zu beruhen. Die Bezeichnung wäre in diesem Fall motiviert durch das knackende Geräusch, das entsteht, wenn man auf einen Kiefernzapfen tritt.