Wallertheim in Rheinhessen

Das Wallertheimer Glashündchen - Unser "Kelti"

Wenn Sie durch Wallertheim fahren, dort verweilen, manch Weinflaschen-Etikett näher betrachten usw., so werden Sie zweifellos auf unseren "Kelti" stoßen. Er ist das Wahrzeichen des Ortes und eine archäologische Rarität!

Das Wallertheimer Glashündchen wurde neben weiteren Fundstücken als Beigabe in einem keltischen Männergrab aus der jüngeren Eisenzeit gefunden (ca. 450 v.Chr. bis zum Jahr 0). Die gefundenen Gräber und Grabbeigaben rechnet man zur "La-Tene-Kultur".  Es ist nur 2,1 cm groß und besteht aus blauem Glas, das mit spiralig aufgelegten weißen und gelben Glasfäden verziert ist. Diese Grabbeigabe ist insoweit ungewöhnlich, als ähnliche Figuren üblicherweise in Kindergräbern gefunden werden. Die kleine Hundefigur ist völlig unversehrt und als solche einzig in ihrer Art. Das Original befindet sich im Landesmuseum Mainz.

Sie finden eine Abbildung auf der Homepage des Landesmuseums unter der Rubrik "Sammlung > Vorgeschichte".

Die Anlage und Ausgestaltung von Gräbern sowie die Grabbeigaben sind sehr oft Ausdruck von religiösen Vorstellungen. Wallertheim weist (neben den bekannten Steinzeitfunden) etliche Gräber aus der Bronze- und Eisenzeit auf, meist mit durchaus üppigen Grabbeigaben. Man könnte Wallertheim als ein „bronzezeitliches Stonehenge“ bezeichnen – leider sieht man von den ausgedehnten Grabanlagen nichts mehr und die Funde aus den Gräbern ruhen in den Museen von Alzey und Mainz, teilweise in dunklen Kellerarchiven… Grabbeigaben sind Ausdruck der Vorstellung von einem Leben nach dem Tode, für das der Verstorbene gerüstet sein soll.

Berühmteste Grabbeigabe ist die kleine Hundefigur von nur 2,1 cm Länge, bestehend aus blauem Glas, dessen hohler, walzenförmiger Körper mit spiralig aufgelegten weißen Glasfäden verziert ist. Ohren, Schwanz und Beine tragen eine gelbe Fadenauflage. Die Figur stammt aus Grab 31 des eisenzeitlichen Gräberfeldes am westlichen Rand der Ziegeleigrube  von Wallertheim, das sich dadurch auszeichnet, dass auf ihm einzelne Gräber oder kleinere Grabgruppen von quadratischen Grabenanlagen eingefasst werden, ein Phänomen, das auch aus anderen Gebieten des keltischen Kulturraums der Mittel- und  Spätlatenezeit, etwa aus Frankreich, bekannt ist. Das Grab 31 lag zusammen mit einer zweiten Bestattung in der Mitte einer solchen Grabenanlage von 12,4 m Seitenlänge. Es war ein Brandgrab, in dem der Leichenbrand des Toten in der  Mitte der Grabengrube auf dem Boden niedergelegt worden war, ohne den Schutz einer Urne.

Die Beigaben (zwei Gefäße, ein eisernes Schwert, ein eiserner bandförmiger Schildfessel, zwei Bronze- und eine Eisenfibel, Messer, Schere, eine kleine  Kugel aus blauem Glas, zwei Bernsteinperlen, dazu Wagenteile:  Zügelführungsringe, Nabenbeschläge u. a.) zeigen, dass hier ein hochstehender Krieger bestattet worden ist, die Beigabe von Wagenteilen war in den nördlichen Randgebieten der keltischen Welt bis in das 1. Jh. v. Chr. hinein üblich. Vor  diesem Hintergrund mag die Beigabe der kleinen Hundefigur verwundern, die gar  nicht zu der kriegerischen Ausstattung des Toten passt. Am nördlichen Oberrhein sind aus Gräbern der Mittel- und Spätlatenezeit Tierplastiken bekannt, darunter auch zehn Hundeplastiken aus Gagat, Ton, Bronze oder, wie das singuläre Exemplar  von Wallertheim, aus Glas, die vorzugsweise aus Kindergräbern und hier, soweit  die übrigen Beigaben eine genauere Bestimmung der Toten gestatten, aus  Mädchengräbern stammen. In Wallertheim lag die Hundeplastik zusammen mit der  kleinen Bronzefibel, den Bernsteinperlen und der Glaskugel in der Schale. Es handelt sich offensichtlich um eine nicht zur üblichen Tracht- und Bewaffnungsausstattung gehörende Beigabe, die dem Toten noch zusätzlich zu seiner Ausrüstung mit ins Grab gegeben wurde, wobei nicht auszuschließen ist, dass es sich zumindest bei den Glas- und Bernsteingegenständen um Amulette  gehandelt haben könnte.