Wallertheim in Rheinhessen

Aus einem Stück

Um 1952 entdeckte der bekannte Heimatforscher Schulrat Franz Joseph Spang aus Gau-Bickelheim in einem Reil zwischen dem barocken Schulhaus und einem barocken Nachbargebäude ein romanisches Doppelfenster. Er regte an, das wertvolle Stück im Rahmen der Kirchenrenovierung der evangelischen Kirche 1955 in den Chorraum einzusetzen. Unter Dekan Heinrich Scheuermann wurde dies vollzogen. Das wahrscheinlich älteste Zeugnis romanischer Baukunst in Wallertheim wurde damit gerettet und für die Nachwelt erhalten. Das schöne Barockhaus neben der alten Schule wurde leider unverständlicher Weise abgerissen und durch eine Werkstatt ersetzt. Kunstforscher Dr. Emmerling aus Ingelheim schrieb einen kunstgeschichtlichen Aufsatz über das Doppelfenster. Es ist ein Monolith aus Sandstein, dessen Mittelsäule an beiden Seiten durch angedeutete Rundbogen überwölbt wird, während die Fenster selbst rechtwinklig sind. Über dem angedeuteten Kapitell ist relativ unbeholfen ein Kreuz eingemeißelt. Das Fenster hat insgesamt ein kleines Format. Die Entstehung ist laut Emmerling um 1100 anzusetzen. (Ähnliche Fenster sind u.a. an einem romanischen Haus in Worms und in einem alten Wohnhaus in Gau-Bickelheim zu sehen.) Wahrscheinlich gehörte das Fenster zu einer der Vorgängerkirchen der gotischen Kirche in Wallertheim.