Hachenburg im Westerwald

Bau- und Erneuerungsmaßnahmen an der Hachenburger Stadtmauer

An der Stadtmauer, den Toren und Türmen waren ständige Reparatur-, Neubau- und Unterhaltungsarbeiten notwendig. Die Kosten nehmen in den Stadtrechnungen breiten Raum ein. In einigen Fällen beteiligte sich die Herrschaft an den Kosten, vor allem wenn Mauerpartien im Bereich des Schloss betroffen waren.
Umfangreichere Baumaßnahmen wurden 1325 vorgenommen, ebenso nach dem Stadtbrand 1439, 1495/96, 1511/12, 1512/1513, 1591/92, 1558, 1564/65, 1583/94, 1591/92, 1595/96 und 1643/44 belegt.

Arbeiten 1325-1489

Nach dem Bau der Stadtmauer im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts, fand im Jahr 1325 eine erste größere Umbaumaßnahme statt. Wegen der hohen Kosten überließ Graf Gottfried von Sayn der Stadt einige der ihm zustehenden Zölle (Akzisen) auf Getreide, Tuch, Bier und andere Waren, damit die Stadt mit diesem Geld den Ausbau finanzieren und die Unterhaltung der Stadtbefestigung bewerkstelligen konnte.
Beim Stadtbrand 1439 mussten Teile der Stadtmauer, die Pforten und Wachthäuser erneuert werden.
1463 werden einzelne Mauerstücke erneuert und ausgebessert.[Anm. 1] Die Niederpforte war damals in ziemlich schlechtem Zustand. Während eines Unwetters (?) mussten am 13. Dezember abends vier Mann an die Pforte gehen, um zu verhindern, dass sie vom Wind niedergestreckt wurde.
1488/89 wurde - wohl nach den Beschädigungen während des verheerenden Stadtbrandes 1484 - viel an den Pforten gebaut.

Arbeiten 1495/96-1565

Da 1495/96 genügend Geld in der Stadtkasse war, konnte umfangreiche Arbeiten durchgeführt werden. Die Niederpforte wurde damals offensichtlich komplett erneuert. Ober- und das Niedertor bekamen jeweils ein neues Schloss. An der Fylhauwen und am Burggraben wurde ein Stück der Mauer niedergerissen. Dann wurden Bäume gehauen zu "Rostholz" und die beiden Meister Jubener und Kuster führten die Mauerarbeiten aus. Die beiden erneuerten auch die Treppe am Burggraben. Wegen des Baus der Niederpforte und des Rathauses kamen Graf Gerhard III., der Amtmann, Schultheiß Johann von Köln, der Bürgermeister und der ganze Rat in dem Haus des Schultheißen zusammen, um darüber zu verhandeln. Die Vorbereitungen zum Bau wurden im Winter begonnen. Der Maurermeister Kuster reiste nach Rabenscheit, um die Steine zu besehen. Auf Schlitten wurden die Kalksteine nach Hachenburg gefahren. Der Meister begleitete die Schlitten. Der Amtmann aber schickte von Homburg einen erfahrenen Mann, der den Kalk brennen sollte. Das Rathaus wie die Pforte werden im Laufe des Jahres 1496 vollendet worden sein.
Weitere Reparaturarbeiten sind 1511/12, 1512/1513, 1591/92, 1558 und 1564/65 bezeugt.

Baumaßnahmen 1591/92-1594

Von größeren Bauarbeiten an der Mauer wird 1591/92 berichtet. Unter Meister Thomas aus Streithausen arbeiteten 5 Gesellen. Von Hachenburger Bürgern waren Adolf Meurer und einige Handlanger beim Bau beschäftigt. Das Material wurde von auswärts bezogen, der Kalk kam auch "Herchen". Die Steine wurden mit insgesamt 109 Wagenfuhren mit zweyen Pferden vor ein Wagen gerechent herbeigeschafft. Stadtbaumeister Jost Frautzen beaufsichtigte die Arbeiter. Da er gut uffsehens gehalten wurde er mit 6 Gulden entlohnt. Die fremden Mauerer wohne 6 Wochen lang in Balthes Hütten. Beim Mauerbau wurden große Leitern verwendet, die des Nachts bewacht werden mussten. Als die Maurer fertig waren, wurden im "Schwanen" einen zünftiges Weintrinken (13 Quart Schlusswein) veranstaltet.
1593/94 werden größere Bauarbeiten erwähnt, zu deren Kosten die Stadtbürger, aber auch Henrich Brender , der außerhalb der Mauern im Brender Hof wohnte, einen Geldbeitrag zusteuern musste.

Baumaßnahmen 1595/96

1595/96 wurde, wohl nach den Brandschäden des Vorjahres, die Niederpforte repariert. Der Bau wurde Meister Georg von Wied übertragen, als Baumeister fungierten Jost Frautz und Velten. Das Holz zur Pforte stellt die Stadt, der Hofmann übernahm Holzfuhren zum Bauplatz. Die am Bau beschäftigten Knechte wurden von der Stadt verköstigt. Meister Arndt von Streithausen beschlug die Pforte [mit Blechen?]. Zum fudern der kleinen Pforte wurden eine Menge Nägel verbraucht. Zum Schluss wurde die kleine Pforte wieder eingehängt und der Schwengel daran geschlagen. Der Abschluss der Arbeiten wurden mit Wein ausgiebig gefeiert.

Baumaßnahmen 1643/44-1799

Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) wurden 1643 größere Erneuerungsarbeiten an der Stadtmauer bzw. den Stadttoren notwendig. Wegen der Kriegsläufte war der Stadtkessel aber so leer, das die Bürgermeister Rupper und Dencker bereits Geld von außerhalb geliehen hatten. Zusätzlich plante man die Stadtbewohner zu einem Kostenbeitrag hinzuziehen. Der Stadtherr Bischof Franz Wilhelm von Osnabrück beantwortete am 19. September 1643 verschiedene Beschwerden der Stadt, und befahl, für die dringend erforderliche Reparatur der Stadtmauer und den Abbau der städtischen Schulden, eine neue Steuern zu erheben.
In Friedewald wurden am 28. Mai 1643 neun Wagen Eisen gekauft und acht Karren Kalk besorgt. Die Maurer kamen von auswärts, die Zimmerleute, die an der Pforte arbeiteten, offensichtlich auch, denn sie kauften ihren Branntwein bei Heinrich Rosbach, der Zimmermeister logierte 10 Tage beim Bürgermeister.
Doch viel scheint damals nicht passiert zu sein. 1653/54 klagte die Stadt dem neuen Stadtherrn, dem Grafen Salentin Ernst, die Mauer sei durch die langen Kriegswirren zerfallen, die Stadt wegen der hohen Kriegsschulden verarmt. Der Rat der Stadt bat, die Zölle auf der derzeitigen (überteuerten) Höhe zu lassen, damit die Schulden getilgt werden könnten.
1674/75  wurde erneut an der "ruinierten" Stadtmauer gebaut,[Anm. 2] ebenso 1683/84, 1691/92, 1694/95, 1704/05 und 1718/19. Völlig erneuern musste man 1753 die Mauer an der Tränke und am Untertor, wo die Maurer 1754/55 auch am Halbmond arbeiteten.
Weitere Arbeiten sind 1764/65 beim Obertor und 1792 beim Langsdorffschen Haus bezeugt. Im Jahr 1796 wurde trotz des drohenden Krieges und obwohl man die Torwachen verstärkte an der Stadtmauer selbst nicht mehr gebaut.

Abbruch der Stadtmauer

1829 heißt es über die Stadtmauer, es bestehe Einsturzgefahr.[Anm. 3] Damals scheinen noch große Teil der Wehrmauer aufrecht gestanden zu haben.[Anm. 4]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Das Holz dazu wurde im Juni von den Zimmerleuten gehauen und auf 9 Wagen nach Hause gefahren. Peter Horn und der junge Henne schnitten die Hölzer, während Henrich Molner, Thelen Zimmermann und Noltgen die Zimmerarbeit machten. Zurück
  2. Hans Adam Öhlgartten hatte zudem auf seinem Grundstück bzw. neben seinem Haus eigenmächtig eine Tür am Obertor aufgebrochen (Söhngen S.102ff). Er wurde aber nicht bestraft und die Tür wieder zugemauert, sondern man verpachtete ihm diesen Privateingang, 1680/81 zahlte er jährlich 19 Albus Pacht (Söhngen S.106ff.). Zurück
  3. LHAKo Best. 620 Nr. 2032. Zurück
  4. Die in diesem Abschnitt fehlenden Verweise sind im Buch "Geschichte der Stadt Hachenburg" enthalten. Zurück