Selters (Westerwald) im Westerwald

Mühlen in Selters

Steinmühle

Im Bereich »Am Saynbach« und »Mühlgraben«.

Schon vor dem Jahr 1300 hat es eine Mühle in Selters gegeben. Herren dieser Mühle waren die Grafen von Sayn. Das mochten die Herren von Wied, die Ortsherren in Selters, nicht unwidersprochen hinnehmen. Sie anerkannten wohl, dass die Sayner die Mühle besaßen, aber immerhin hat sie das Sagen in Selters und leiteten daraus eigene Verfügungsansprüche ab. So konnte Graf Gerhard II. von Sayn (reg. 1452-1493) im Jahr 1491 unangefochten einen Pachtvertrag mit Johan Molner abschließen. Die Pacht sollte jährlich 10 Malter Korn betragen. Zusätzlich waren vom Pächter ein Mühlenschwein und ein Osterbrot abzuliefern.[Anm. 1].

Im Zuge des Streits mit Wied, die zuweilen zu handgreiflichen Auseinandersetzungen führten, ließ die Sayner Grafen die Mühle wie eine Festung ausbauen und mit Schießscharten versehen. Anlass dazu gaben wiedische Anfeindungen, weil nicht nur wiedische Untertanen sondern auch saynsche Untertanen, etwa aus Nordhofen, Quirnbach und Vielbach die Mühle nutzten. Als Wied schließlich in Quirnbach eine eigene Mühle bauen ließ, die wiedischen Untertanen aber, alten Gewohnheiten folgend, weiterhin ihr Getreide nach Selters brachten, pfändeten die Grafen von Wied ihre eigenen Untertanen. Am 3. Oktober 1608 verpfändete Graf Wilhelm von Sayn-Wittgenstein seinem Capitain Hans Hermann von Köln für eine Schuld von 800 Rädergulden die Mühle in Selters,[Anm. 2] im sog. Herborner Vertrag von 1615 wurde die im wiedschen Selters gelegene Mühle eindeutig und ausdrücklich als Eigentum der Grafen von Sayn angesprochen.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) versuchten die Grafen von erneut in den Besitz der saynschen Mühle zu gelangen, da die politische Lage in Hachenburg angespannt war. Außerdem hatten die Sayner die Mühle 1623 an den Bonner Bürgermeister Johann Adam von Herresdorf verpfändet. Dieser hatte damals kaum eine Möglichkeit, in Selters nach dem Rechten zu sehen.

Doch im Westfälischen Frieden (1648), der den Dreißigjährigen Krieg beendete, wurde die Mühle in Selters wieder ganz den Grafen von Sayn zugesprochen. Die Versuche der Grafen von Wied, die Mühle in ihren Besitz zu bringen, hörten in der Folgezeit nicht auf. Im Jahr 1721 löste Sayn seine verpfändet Mühle in Selters wieder ein. Doch wenige Jahre später brannte die Mühle ab, wurde aber größer wieder aufgebaut. Dieser Ausbau führte zu einem Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht. Dessen ewigen Streites überdrüssig, verkaufte im Jahr 1788 der in Hachenburg regierende Johann August Burggraf von Kirchberg, Graf zu Sayn-Wittgenstein, die Steinmühle in Selters dem Fürsten Johann Friedrich Alexander zu Wied-Neuwied für 5.000 Gulden. Der hatte wenig Interesse an seinem so lang angestrebten Besitz. Er veräußerte die Mühle zwei Jahre später dem Papierfabrikanten Johann Philipp Nies aus Herborn für 1200 Reichstaler. Dieser nutzte die Mühle zwar weiterhin als Mahlmühle, stellte in den Räumlichkeiten aber auch Pergamentpapier her. Später wurde ein Ölmühle hinzugebaut. Wegen der Papierherstellung verdienten zu dieser Zeit einige Lumpensammler in Selters ihr Geld, die die Mühle mit dem Rohstoff für das Papier versorgten. Es folgte die Familie Schneider als Besitzer, bis 1870 der Müller Friedrich Wilhelm Müller Eigentümer der Steinmühle wurde.

Bereits vor dem 1 Weltkrieg wurde in der Mühle elektrischer Strom erzeugt und einzelnen Häuser in Selters mit Strom versorgt. Bis in die 1960-er Jahre diente die Mühle als Mühle und als Brotbackbetrieb. Doch dann wurde der Betrieb aufgegeben. Von der Existenz der Mühle zeugen heute noch ein Mühlstein an der Front des Hauses und Reste des alten Mühlgrabens.[Anm. 3]

Die Kohlenmühle

Am Ortsausgang Richtung Ellenhausen.

Die sog. Kohlenmühle wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Bei ihr dürfte es sich um die wiedsche Mühle gehandelt haben, die der saynschen Steinmühle den Rang ablaufen sollte. Der erste bekannte Besitzer Johann Schnug ließ 1828 neben der Mahlmühle eine Ölmühle einbauen. Die Mühle ging 1872 in den Besitz der Gebrüder Hermann über, die dort Erd-, Chrom- und Zinkfarben herstellten. Da sie ihre Abwässer ungefiltert in den Saynbach leiteten, richten sie eine große Umweltverschmutzung an, die den Bach kilometerweit vergiftete. Vom Unterwesterwaldkreis wurden sie gezwungen, die Einleitungen einzustellen. Die Mühle wurde schließlich von den Brüdern Schneider gekauft, die dort nach dem Ende des 2. Weltkrieges Strom produzierten.Literatur[Anm. 4]

Lohmühle

Neben der Steinmühle.

Die Mühle des Lohgerbers Heinrich Hermann aus Hachenburg wird 1803 erwähnt. Als Standort für diese geplante Rotgerberei und Lohmühle wurde ihm ein Bauplatz auf der herrschaftlichen Wiese neben der Steinmühle zugewiesen. Auch an dieser Mühle wurde zusätzlich eine Ölmühle eingerichtet. Als Hermann 1852 die Lohmühle in eine Farbmühle umbauen ließ, wurde ihm dies 1869 wegen Gefährdung der Abwässer und mit Rücksicht auf die »öffentliche Gesundheit« untersagt.Literatur[Anm. 5]

Anmerkungen:

  1. HHStA Wiesbaden Abt. 340 Nr. 1272a. Zurück
  2. HHStA Wiesbaden Bestand 338 Nr. U 10. Zurück
  3. Scheugenpflug, Chronik S. 322ff. Zurück
  4. Scheugenpflug, Chronik S. 327f. Zurück
  5. Scheugenpflug, Chronik S. 328f. Zurück