Untershausen im Westerwald

Haus Nr. 9 "Träjns" = Fam. A. Ferdinand, Beck; Stammhaus Metz, heute Hauptstraße 19

Hofreite Nr. 16, Lagerbuch-Nr. 10, Obergaße [Anm. 1] 
Später Dorfstraße 9

1928

„Heute Anton Ferdinand. Dessen Vorgänger sein Schwiegervater Michael Veltens. Der war geboren in Prath, seine Frau geb. Kath. Merz, Tochter von dem früheren Besitzer Peter Merz, alter Bürgermeister. Peter Merz hatte 3 Brüder, Anton Merz in Untershausen, Josef Merz nach Nentershausen verheiratet. Stammhaus von den Merzen. Ein Bruder war im Ludwig seinem Haus verheirat. Die Gebr. Merz waren geboren in Michael seinem Haus, darin wohnt Peter Merz“.[Anm. 2]

Der Name „Träjns“ geht zurück auf die Koseform des Namens Katharina: Katrein, also auf die Vornamen von Katharina Veltens und Katharina Ferdinand.

Die Gebäude der Hofreite waren U-förmig angelegt. Das Fachwerkhaus stand im Westen des Grundstücks direkt an der Dorfstraße; gegenüber im Osten befand sich die Scheune. Dazwischen lag der große Hofraum, der im Süden von einem separaten querstehenden Wirtschaftsgebäude begrenzt wurde.

Wohnhaus um 1942.[Bild: Georg Gerlach, LMWW]

Vor dem Wohnhaus in der Hofeinfahrt von der Dorfstraße her lag ein kleiner Garten. Der große Hausgarten befand sich südlich an der Giebelseite der Scheune. Hinter dem Wirtschaftsgebäude im Süden war dann noch eine große Wiese. Mitten im Hof von gab es einen Brunnen mit einer Pumpe.[Anm. 3]

Der Abort war an das Wohnhaus angebaut und lag zwischen Stall und Mist. Auf dem Foto sieht man die Jauchepumpe, die auf der Jauchegrube (Puddelkaut) montiert war. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Jauchegrube zurzeit der Fotoaufnahme geleert werden sollte. Die Jauche selbst wurde üblicherweise im Spätsommer oder Herbst als Dünger auf Wiesen und Felder ausgefahren und dort verteilt.

Im Jahr 1821 wird in einem pflichtmäßigen „Verzeichnis sämtlicher Bürger“ der Gemeinde Untershausen unter den 25 Namen auch Anton Merz genannt.[Anm. 4]

1822 wird als Gebäudebesitzer Anton Merz angegeben. Die Hofreite hat einen Flächengehalt von 27 Ruthen 2 Schuh.[Anm. 5]
Anton Merz (1766-1844) stammte aus Welschneudorf und war verh. mit Anna Maria Kuhl (1777-1844) aus Untershausen.[Anm. 6] Er hatte sich im Jahr 1816 um die Schultheißenstelle in Untershausen beworben.[Anm. 7]

Das Foto aus den 1960er Jahren zeigt das Wohnhaus H9 direkt an der Dorfstraße von Südost nach einer Renovierungsmaßnahme. Rechts hinten sieht man H22, ebenfalls direkt an der Dorfstraße.[Bild: Hans-Georg Beck H9]

Die Eheleute Anton und Anna Maria Merz geb. Kuhl hatten vier Söhne:

  1. Johann (1803-1854) verh. mit Anna Maria geb. Hübinger (1815-1910) aus Holler; das Ehepaar hatte 5 Kinder: Anna Maria (1840-1927), s. H26
  2. Peter (*1805-1892), s.u.
  3. Anton in H25 und
  4. Josef in Nentershausen <ANM>s. Anm. 2.</ANM>

1845 geht die Hofreite an: „Peter Merz durch Erbe“.[Anm. 8]
1847
Die Hofreite besteht aus einem zweistöckigen Wohnhaus 41 Fuß (´) lang 28´ tief, einer Scheune 48´ lang 32´ tief, einem Stall 18´ lang 8´ tief und dem Hofraum. Der Flächengehalt wird mit 35 Ruthen 21 Schuh angegeben.[Anm. 9]
1847 bewirtschaftet Peter Merz 9 Morgen/95 Ruthen/79 Schuh Land.[Anm. 10]

Peter Merz war verh. mit Franziska geb. Schnee (1821-1879) aus Untershausen H29; ihre Eltern waren Johann Schnee (1792-1850) und Katharina geb. Diehl (1803-1876).
Peter Merz war in den Jahren 1853, 1859 und 1869 Bürgermeister in Untershausen, s.a. Text: Ortsgeschichte von Untershausen.

Das Ehepaar Peter und Franziska Merz hatte 4 Kinder: Maria Anna, Anna Maria, Anna Katharina Apollonia und Peter: [Anm. 11]

  1. Maria Anna (*1845)
  2. Anna Maria (*1851-1927) verh. mit dem Lehrer Johann Hermes nach Oberelbert, hatte die Kinder Agnes, Matthias H43 und Johann. Tochter Agnes (1875–1961) geboren in Oberelbert, heiratete 1911 den Untershäuser Volksschullehrer Georg Gremp H19.
  3. Anna Katharina Apollonia (*1856-1908), übernahm das Elternhaus, s.u.
  4. Peter (*1859).

Katharina Merz, Tochter von Franziska und Peter Merz, heiratete den Landwirt Michael Johann Veltens (1851-1939) aus Prath/Rhein. Er war der Sohn der Eheleute Michael Veltens und Elisabeth geb. Litz in Prath.[Anm. 12] Michael Veltens hatte innerhalb der Scheune nahe der Dorfstraße einen Raum mit alten Gerätschaften, in dem er auch Heurechen, Schaufelstiele, Hackenstiele u. ä. herstellte und im Dorf verkaufte.[Anm. 13]

Das Foto von ca. 1910 zeigt Michael Veltens und seine Tochter Katharina.[Bild: Hans-Georg Beck H9]

Die Eheleute Michael und Katharina Veltens hatten 5 Kinder. Anna, Katharina, Peter, Adam und Agnes:

  1. Anna (*1882)
  2. Katharina (1885-1974), gen. Träjns Kath s. u.
  3. Peter (*1886-1977), besaß in Stahlhofen die untere Gastwirtschaft [Anm. 14] 
  4. Adam (1889-1900) und
  5. Agnes (1892-1905).

Katharina Veltens (1885-1974) war verh. mit dem Landwirt Anton Ferdinand (1885-1948) aus Stahlhofen. Dieser war der Sohn des Landwirts Simon Ferdinand (1844-1908) aus Stahlhofen und dessen Ehefrau Margaretha geb. Schmidt (1851-1918) aus Ötzingen. 

Im Jahr 1928 gehörte das Anwesen dem Ehepaar Anton Ferdinand und Katharina geb. Veltens, gen. Träjns Kath. Anton Ferdinand hatte das Haus von seinem Schwiegervater Michael Veltens übernommen.[Anm. 15]

Auf den Fotos sieht man die Scheune von H9.[Bild: Georg Gerlach, LMWW]
[Bild: Georg Gerlach, LMWW]

Die nördliche Giebelseite grenzt direkt an die Dorfstraße; im Hintergrund sieht man noch einen Teil von H9. Der Hofraum vor der Scheune wird teilweise durch eine Mauer abgeschlossen, auf der Reisigbündel aufgereiht stehen. Diese Schanzen werden im Backes zum Anheizen des Ofens verwendet. An der südlichen Giebelseite (Gartenseite) sind Leitern und Langhölzer wie Deichsel, Stangen u.ä. abgestellt.

Die Familie Ferdinand besaß eine Landwirtschaft mit 14 Morgen Wiesen und Feld mit 3 Kühen, 2 Schweinen, einem Schaf und einigen Hühnern.
Die Landwirtschaft wurde bis 1954/1955 betrieben, danach wurden die Kühe nach Stahlhofen an Josef Ferdinand verkauft, s. u.


Auf dem Foto aus dem Jahr 1941 sieht man v.l.: Toni, Anton, Karl, Maria, Paula, Agnes, Gottfried, Katharina und Josef Ferdinand.[Bild: Hans-Georg Beck H9]

Die Familie Katharina und Anton Ferdinand zählte mit 8 Kindern zu den Kinderreichen im Dorf, s. auch H18 und H20.[Anm. 16]

  1. Agnes (1914-2006) verh. mit Theodor Kusenberg (1909-1983), geb. und wohnhaft in Bottrop.
  2. Maria (1915-1997), s.u.
  3. Anton Konrad, (1916-1945╬), gen. Toni, vermisst am 15.1.1945 in Russland; [Anm. 17] verh. (Holler) mit Gerda geb. Müllinger aus Lahr/Schwarzwald, wo sie auch starb.[Anm. 18]
  4. Paula (1918-2014), verh. mit Peter Newinger (1915-1985) aus St. Sebastian.
  5. Aloisia Anna (1920-1995), verh. mit Josef Runz (1923-1980) aus Kaltenengers.
  6. Josef (1921-2004), gen. „Äppel-Jupp“, war verh. mit Lena geb. Dennebaum (1921-2008), einer Tochter der Eheleute Peter Dennebaum (1881-1962) und Eva geb. Reusch (1885-1951) aus Stahlhofen. Josef war von Christian Ferdinand in Stahlhofen - dem kinderlosen Bruder von Anton – angenommen worden. [Anm. 19] Dieser verfügte dort über viele Apfelbäume, die dann von seinem Neffen übernommen wurden. 
  7. Gottfried Peter (1922-2019) war verh. mit Ottilie geb. Jäger (1924-1998) aus Bilkheim. Das Ehepaar hat den Sohn Manfred verh. mit Eveline geb. Freitag aus Elgendorf. Das Ehepaar hat die Kinder Torsten (*1978) verh. mit Lyn, David (*1983) und Markus (*1986) verh. mit Sabine; die beiden haben das Haus von ihrem Großvater Gottfried übernommen. Gottfried lebte bis 2018 in einem neu errichteten Haus in Unterhausen in der Lindenstraße. Er starb 2019 in einem Altenheim in Montabaur, „da er sich zu Hause bei nachlassender Kraft nicht mehr zurechtfand“. [Anm. 20] 
  8. Karl (1924-1943╬), vermisst in Russland.[Anm. 21] 

Anekdote: Die Drossel
Als Kind hatte Karl eine Drossel großgezogen. Als der Vogel einmal nicht zurück in seinen Käfig fliegen wollte, sondern in einem Baum sitzen blieb, wurde er zwar von Paul Gombert H17 eingefangen, aber nicht mehr an Karl Ferdinand zurückgegeben. Stattdessen gab P. G. die Drossel seinem Sohn Herbert - machte sich dadurch allerdings bei den Jungen im Dorf ziemlich unbeliebt.
[Anm. 22]

Anekdote: Fußballspiel im Jahr 1931 in Horbach: Untershausen - Horressen
s. Text: Einzelaspekte Brauchtum

Nach Anton Ferdinand ging das ausHaus über an sHaus etwa im Jahre 1948 über an seine Tochter Maria Beck geb. Ferdinand (1915-1997); diese war verh. mit Johann Beck (1913-1942╬) aus Silges bei Hünfeld als Sohn des Arbeiters Heinrich Beck und dessen Ehefrau Katharina geb. Wenzel.

Wehrpass Heer von Johannes Beck, Wehrbereichskommando Wiesbaden, den 26. Mai 1936. [Bild: Hans-Georg Beck H9]

Totenzettel von Johann Beck 1942╬[Bild: Hans-Georg Beck H9]

Johannes Beck fiel im Zweiten Weltkrieg am 7. März 1942╬ bei Smolensk/Russland. Das Ehepaar Maria und Johann Beck hat den Sohn Hans-Georg (*1941). Nach einer Lehre als Büromechaniker in Montabaur führt dieser die Firma Beck Bürotechnik in Altenkirchen.
Hans-Georg Beck ist verh. mit Marlene geb. Haberstock (*1945) aus Holler. Das Ehepaar hat den Sohn Frank (*1967) und lebt in Altenkirchen.  

Renoviertes Wohnhaus Nr. 9. im Jahr 2022. [Bild: Reiner Dennebaum H13]

Im Jahr 1970 ließ Maria Beck die Scheune abreißen. Nach ihrem Tod übernahm ihr Sohn Hans-Georg Beck im Jahr 1995 das Anwesen.
2012 verkaufte Hans-Georg Beck das Haus an die Eheleute Sinnathurai Ratnasingam; der Ehemann arbeitet bei der Firma 1 & 1 in Montabaur
Auf dem Foto sieht man das Wohnhaus im Jahr 2022.

Verfasser: Reiner Dennebaum

Erstellt am: 15.09.2022

Anmerkungen:

  1. Gebäude-Steuer-Cataster für den Gemeinde-Bezirk Untershausen Herz. Naß. Amts Montabaur. Gebäudesteuer des Herzogthums Nassau. Amt Montabaur Gemeinde Untershausen. Special-Kataster über sämmtliche in dem Gemeindebezirk von Untershausen gelegenen Gebäude mit Namen der Gebäudebesitzer und Vorbesitzer. Verzeichnis über die Grundfläche von Gebäuden und Hofraitheplätzen 1822-52, 40 S. HHStAW Abt. 234, Nr. 653. Zurück
  2. Ferdinand, Friedrich, H15: „Untershausen früher und jetzt“; handschriftliches Gebäudekataster. Das Original war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1- 41. Zurück
  3. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3. Zurück
  4. Ein pflichtmäßiges Verzeichnis der sämtlichen Bürger der Gemeinde Untershausen vom 10.Juli 1821 enthält die Namen von 25 Bürgern: Schultheiß Gombert, 3x Becher, Born, Dennebaum, Diehl, 6x Ferdinand, Gombert, Herschpro, Jösch, 2x Lenz, Merz, Meuer, 3x Mies, Nebgen,Schlemmer und Schnee. In: Teilung der Walddistrikte Apfelstein, Mengwiese, Mülmeth und Birkenstock zwischen den Gemeinden Daubach, Untershausen, Stahlhofen und Privatpersonen dieser Orte, mit Verzeichnissen der Bürger dieser Gemeinden; 1816-1821. HHStAW Abt. 234, Nr.1227. Zurück
  5. s. Anm. 1. Zurück
  6. Horst Müller, ehem. Ortsbürgermeister, Untershausen H24. Zurück
  7. Verzeichnis der Subjekte zur Festsetzung der Schultheißen Stelle in dem Orte Untershausen 1816-1821, 2 S. HHStAW Abt. 234, Nr. 999. S. a. Text: Ortsgeschichte von Untershausen. Zurück
  8. Lagerbuch von der Gemarkung Untershausen 1ter Band. Enthält den Ortsbering, die Gärten und die Wiesen. Die Grundstücke mit den Hofraiten und Hausgärten sind als Flächen skizziert. Alle Grundstücke sind durchnummeriert; die Wege, z. B. Vicinalwege oder Nebenwege sind beschrieben. Montabaur, vom 3. Febr. 1846 (1806-1877). HHStAW Abt. 360 Untershausen (513), Nr. 3. S. 1-430. Zurück
  9. s. Anm. 1. Zurück
  10. Grundsteuer des Herzogthums Nassau, Amt Montabaur, Gemarkung Untershausen, Spezial=Kataster über sämmtliche in landwirthschaftlicher Kultur stehende Liegenschaften obiger Gemarkung. Gärten, Äcker und Wiesen. Der Flächengehalt ist in Metermaß ausgedrückt, der Morgen besteht aus 100 Ruthen, die Ruthe aus 100 Schuhen. 1847. 600 S. HHStAW Abt. 360 (513), Nr. 1. Zurück
  11. Horst Müller, ehem. Ortsbürgermeister, Untershausen H24. Zurück
  12. s. Anm. 2 und Ferdinand-Ahnentafel H9; Angaben der Familienangehörigen; Gottfried Ferdinand, Untershausen, S. 1-2. Zurück
  13. Hans-Georg Beck, Altenkirchen, ehem. Untershausen H9. Zurück
  14. Hugo Herrmann, Zeitzeuge, Untershausen H25. Zurück
  15. s. Anm. 2. Zurück
  16. s. Anm. 14. Zurück
  17. s. Anm. 14. Zurück
  18. s. Anm. 14. Zurück
  19. Theo Dickob, Zeitzeuge, Maler- und Anstreichermeister, Heiligenroth, ehem. Untershausen H7. Zurück
  20. Thorsten Ferdinand, Untershausen H9. Zurück
  21. s. Anm. 14. Zurück
  22. s. Anm. 15. Zurück