Bremm an Mosel und Saar

Klosterruine Stuben

Die Klosterruine Stuben in Bremm[Bild: Thomas Krämer, CC0]

Auf der rechten Moselseite gegenüber von Bremm findet sich heute die eindrucksvolle Ruine des ehemaligen Augustinerinnenklosters Stuben. Das Kloster war ehemals ein beliebtes Wallfahrtsziel und war über Jahrhunderte hinweg der größte Grundbesitzer in Bremm. Heute sind vom ehemaligen Frauenstift nur noch die Überreste der Klosterkirche erhalten, die sich malerisch auf der Landzunge der Moselschleife befinden.

Das Kloster wurde 1137 gegründet, nachdem der Ministeriale Egelolf seinen dortigen Hof mit Burghaus, Kapelle und Weingärten dem Abt Richard der Abtei Springiersbach bei Bengel in der Eifel stiftete. Es sollte ein Nonnenkloster unter der Leitung von Springiersbach gegründet werden, in welchem die Tochter Egelofs und andere adlige Frauen leben sollten. Egelolf stattete das neugegründete Kloster Stuben mit Geld und Gütern aus, die den Unterhalt der Nonnen sichern sollte und seine Tochter Gisela wurde die erste Vorsteherin des Klosters. Der Trierer Erzbischof Albero von Montreuil (1132 – 1152) bestätigte als Legat des Papstes die Stiftung und legte die Größe der Abtei auf maximal 100 Nonnen fest. Außerdem stattete er das Kloster mit dem Patronatsrecht über die Kirche in Neef und den Rovalzehnten des Waldes bei Düngenheim aus. In den folgenden Jahren vergrößerte das Kloster Stuben unter Leitung des Abtes von Springiersbach durch Schenkungen und Käufe seinen Besitz immer weiter. So bestätigte etwa Erzbischof Hillin von Falmagne (1152 – 1169) den Kaufvertrag zwischen dem Kloster Stuben und dem Kloster Arnstein bei Seelbach über deren Güter in Neef und Bremm. Auch bei der Teilung der gemeinsamen Güter mit dem Grafen Simon von Sponheim erhielt Stuben die Güter in Bremm, sodass sich das Kloster bis zum 13. Jahrhundert zum größten Grundbesitzer in Bremm entwickelte.

Die Stubener/Limburger Staurothek

Innenansicht der Staurothek mit der eigentlichen Kreuzreliquie
Innenansicht der Staurothek mit der eigentlichen Kreuzreliquie[Bild: gemeinfrei]

Um das Jahr 1208 vermachte der Ritter Heinrich von Ulmen dem Kloster Stuben ein wertvolles Kreuzreliquiar. Bei diesem handelte es sich um ein reichgeschmücktes Siegeskreuz der byzantinischen Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos und Romanos II. aus der Mitte des 10. Jahrhunderts, das heute allgemein als Limburger Staurothek bekannt ist. Die Staurothek besteht aus zwei Teilen, einem geschmückten Schiebedeckel mit Schauseite und der eigentlichen Lade mit den Splittern des Kreuzes, die als Doppelkreuz angeordnet sind. Vermutlich wurde das Kreuzreliquiar während der Plünderung Konstantinopels 1204 im Zuge des Vierten Kreuzzuges (1202 – 1204) erbeutet, wobei die genauen Umstände nicht überliefert sind, da während der Plünderung die großen Paläste weitgehend verschont blieben. Unklar ist auch, wie der Ritter Heinrich von Ulmen in den Besitz dieser Reliquie gelangte, die ihm seinem Rang nach eigentlich nicht zugestanden hätte. Es wird jedoch in der Forschung nicht von einer widerrechtlichen Aneignung der Schätze durch Heinrich von Ulmen ausgegangen.

Ebenso umstritten sind heute die Umstände, in denen die Staurothek an das Kloster Stuben gelangte. So soll Heinrich von Ulmen nach späteren Quellen das Kreuzreliquiar am 9. August 1208 dem Kloster Stuben überlassen haben, in dem seine Schwester Irmgard von Ulmen die Oberin war. Heinrich kehrte allerdings bereits Ende des Jahres 1207 in die deutschen Gebiete zurück und es ist unklar, warum er die Staurothek erst einige Monate nach seiner Rückkehr weitergab. Es ist jedoch überliefert, dass Heinrich neben der Staurothek auch eine Zahnreliquie des Heiligen Johannes des Täufers besaß und plante bei seiner Burg eine Kapelle für die Reliquie zu errichten. Diese Pläne scheiterten allerdings als Heinrich von Bolanden die Burg belagerte und die Aufgabe der Reliquie erzwang. Möglicherweise wurde in diesem Zuge auch die Abgabe der Kreuzreliquie vereinbart, was die verspätete Schenkung an das weitgehend unbekannte Kloster Stuben erklären würde.

Allerdings weist auch die überlieferte Schenkungsurkunde der Stubener Staurothek einige Ungereimtheiten auf, da nahezu alles fehlt, was zu einer rechtskräftigen Beurkundung notwendig wäre. So ist der mitten im Satz abbrechende Urkundentext unvollständig, das Datum sowie die Namen der Zeugen fehlen und die Urkunde wurde weder von der Oberin von Stuben noch vom Abt von Springiersbach beurkundet. Dennoch weist die Urkunde das Siegel der Herren von Ulmen auf. Die Glaubwürdigkeit der „Urkunde“ wird daher in der Forschung in Zweifel gezogen, wobei auch eine mögliche Täuschungsabsicht undurchsichtig bleibt.

Die Stubener Staurothek verlieb bis zur Auflösung des Klosters in Stuben und wurde daraufhin in den Trierer Domschatz übernommen, mit dem er vor den Franzosen 1792 auf die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz in Sicherheit gebracht wurde. Nach dem Ende des Trierer Territorialstaats gelangte der Schatz in den Besitz der Fürsten von Nassau-Weilburg, die die Kreuzreliquie 1827 dem Bistum Limburg schenkten, das es heute im Diözesanmuseum in Limburg verwahrt. In der Kirche St. Martin in Ediger befindet sich heute ein Steinrelief, das wohl ursprünglich zur Aufbewahrung der Staurothek in der Kreuzkapelle des Klosters Stuben diente.

Niedergang des Klosters

Das Kloster Stuben entwickelte sich durch die Staurothek zu einem beliebten Wallfahrtsziel zur Verehrung der Kreuzreliquie, der um 1275 auch eine eigene Kapelle errichtet wurde.

Obwohl das Kloster ein Wallfahrtsziel war und über zahlreiche Güter und Besitzungen unter anderem in Bremm verfügte, hatte es immer wieder finanzielle Probleme zu verzeichnen. Bereits 1224 empfahl Erzbischof Theoderich II. von Wied (1202 – 1242) das Kloster allen Gläubigen der Diözese zur Unterstützung an, weil ein Mangel an Lebensmitteln herrschte. 1352 setzte Erzbischof Balduin (1307 – 1354) die Zahl der Nonnen von Stuben auf 30 herab, da Missernten und andere widrige Umstände den Unterhalt einer größeren Anzahl an Nonnen unmöglich mache. In den folgenden Jahrhunderten wuchsen die Besitzungen des Klosters durch Schenkungen und Käufen weiter an, ohne dass sich die finanziellen Verhältnisse des Klosters nachhaltig besserten, was auf eine Misswirtschaft hindeutet. Dennoch wurde zwischen 1685 und 1687 die baufällige romanische Kirche abgerissen und durch einen neuen barocken Kirchenbau ersetzt.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm die Ordnung und Disziplin des Klosters Stuben wohl immer weiter ab und Vorwürfe eines mangelnden religiösen Lebens wurden laut. Trotz Reformversuchen unter anderem des Erzbischofs Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768 – 1801), die etwa ein Besuchsverbot der Nonnen bei ihren Familien beinhalteten, zeigten die getroffen Maßnahmen keine nachhaltige Besserung, wie eine Visitation 1784 zeigte. Beispielsweise die ungleiche Behandlung der Oberin gegenüber ihrer Nonnen führte zu internen Streitigkeiten, die das Klosterleben nachhaltig störten. Im Jahr 1788 traf der Trierer Erzbischof schließlich den Beschluss das Nonnenkloster aufzuheben und es in ein freies Damenstift umzuwandeln. Die Klosterreliquien gingen daraufhin in den Trierer Domschatz über und jedem Fräulein wurde eine Pension von 450 Gulden ausgehändigt.

Das Damenstift hatte nur wenige Jahre bestand, bevor die letzten verbliebenen Frauen 1792 vor den anrückenden französischen Revolutionstruppen flüchteten.

Die Klosteranlage des Klosters Stuben wurde durch die französischen Truppen säkularisiert und die Güter und Besitzungen verstaatlicht, während die Klostergebäude auf Abriss versteigert wurden. Heute sind noch die Außenmauern der Klosterkirche erhalten geblieben und bieten ein eindrucksvolles Kulturdenkmal am Ufer der Mosel.

Die Moselschleife bei Bremm mit dem Ort und der Ruine des Klosters Stuben.
Nach dem Niedergang des Klosters Stuben findet sich heute nur noch die malerische Ruine des am Ufer der Mosel.[Bild: Wikipedia-Nutzer "Kiefer" [CC BY 2.0]]

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

Aktualisiert am: 24.03.2023