Neunkirchen am Potzberg in der Pfalz

Neunkirchen am Potzberg

0.1.Allgemeine Angaben

Lage unter dem Potzberggipfel

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Altenglan

Einwohner (2006): 462 (56 %, kath. 26 %, ohne Angabe 2 %, ohne Rel. 13 %

Einwohner (2007): 444, Zusätzlich 43 Einwohner in Nebenwohnungen

Einwohner (2010): 430

Wohnplätze: Außerhalb des Ortsbereiches bestehen die Aussiedlerhöfe Kreuzhof, östlich des Dorfes und Talhof, südlich des Dorfes. An der Straße nach Föckelberg stehen Wochenendhäuser.

Gemarkung: 501 ha, davon 137 h Wald

0.2.Lage

Der Ort liegt am Südostabhang des Potzbergs, ca. 1 km unterhalb des Berggipfels (562,5 m NN). Die Hauptstraße verläuft quer zum Berghang, und von ihr aus verzweigen sich bergauf und bergab einige Stichstraßen. Der Ort selbst erstreckt sich in einer Höhenlage von etwa 335 Metern über NN bis zu einer Höhe von ca. 350 Metern. Der Limbach, ein Nebenbach des Reichenbachs, entspringt oberhalb der Ortslage. Vom Ort aus genießt man eine schöne Aussicht über das Tal des Reichenbachs hinaus zu der Heidenburg bei Niederstaufenbach und zu weiteren Bergen der anderen Talseite.

0.3.Siedlung und Wohnung

In relativ lockerer Bauweise stehen die Häuser hauptsächlich an der Durchgangsstraße, die von Föckelberg her nach Gimsbach führt. Die ältesten Gebäude entstammen dem 19. Jahrhundert. Einige größere Bauernhäuser vom Typ des Westrichhauses sind noch vorhanden. Im übrigen besteht die Bebauung zumeist aus kleineren Bauernhäusern und aus Arbeiterhäusern. Hinsichtlich der Bauernhäuser ist zu beachten, dass nur noch in wenigen von ihnen tatsächlich Landwirtschaft betrieben wird. Die Kirche steht am südwestlichen Dorfende beim Friedhof, der von einer hohen alten Mauer aus dem Jahr 1729 mit einem schönen Eingangstor umgeben ist. Im Dorf standen ursprünglich zwei Schulhäuser, in denen heute nicht mehr unterrichtet wird. Für den Grundschulunterricht der Dörfer der Umgebung wurde ein neues Schulhaus errichtet mit vier Klassen für eine einzügige Grundschule.  

0.4.Wüstungen

Im Bereich der Gemarkung soll ein Dorf Landsweiler bestanden haben, das allerdings nach derzeitigem Kenntnisstand nicht durch Urkunden nachzuweisen ist. Während bei der neuen Kirche (Neunkirchen) ursprünglich nur wenige Häuser standen, soll Landsweiler der eigentliche Siedlungsbereich von Neunkirchen gewesen sein. Erst durch Neubesiedlung nach dem 30-jährigen Krieg im Bereich der Kirche und durch Vernachlässigung des alten Siedlungsbereiches sei damit das heutige Dorf Neunkirchen entstanden.

Als weitere Wüstung im Bereich der heutigen Gemarkung Neunkirchen gilt das ehemalige Dorf Einöd, 1393 genannt als „Einode“. Es handelte sich lediglich um ein abseits gelegenes Gehöft.

0.5.Name

Innerhalb Deutschlands gibt es 17 Ortschaften, die den Namen Neunkirchen tragen, nicht gerechnet eine ganze Reihe gleichnamiger Wüstungen. Relevant für unseren Bereich sind das Neunkirchen an der oberen Nahe und eine Wüstung im Bereich Schönenberg-Kübelberg, weniger die Stadt Neunkirchen im Saarland. In der Regel bedeutet dieser Ortsname „Neue Kirche“. Das dürfte auch im Fall von Neunkirchen am Potzberg zutreffen, ein Ort entstand bei einer Feldkirche, die an Stelle einer alten Kirche erbaut wurde. Dabei ist es sehr umstritten, ob das im Jahre 937 in einer Urkunde Ottos des Großen genannte „Nuinchiricha“ mit unserem  Neunkirchen identisch ist. Unzweifelhaft wird Neunkirchen am Potzberg in folgenden Jahren genannt, 1329 als Nunkyrchen, 1393 als Nunkirchen, 1460 als Nuekirchen, 1524 als Neunkirchen.  (Vgl. Dolch/Greule 1994)

0.6.Wappen

Das Wappen ist zweigeteilt in eine goldene und in eine schwarze Fläche. Auf der goldenen Fläche erscheint eine rote Kirche, auf der schwarzen Fläche ein rotbewehrter, rotbezungter und rotbekrönter Löwe. Die Kirche bezieht sich auf den Namen des Ortes, der Löwe auf die frühere wittelsbachische Landesherrschaft.  (Vgl. Debus 1988)

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Vorgeschichte und Römerzeit

Wahrscheinlich war die Umgebung des Ortes schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, doch Halden innerhalb der Gemarkung weisen eher auf den Bergbau als auf frühzeitliche Grabstätten hin. Nach einem Bericht im Westrichkalender Kusel wurde in einem Garten nahe bei der Kirche zu unbestimmtem Zeitpunkt ein Steinmesser gefunden. Aus der Römerzeit stammt eine Gigantensäule, die in der Gemarkung „Lanzweiler“ ausgegraben wurde. Auch eine alte Mauer unterhalb des Ortes könnte römischen Ursprungs sein.

0.7.2.Mittelalter

Nach den alten Grenzbeschreibungen des Remigiuslandes lag Neunkirchen außerhalb der Reimser Besitztümer im Westrich, also in dem freien Reichsland, das sich in einem sehr weiten Umkreis rings um die Burg Lautern ausdehnte. Wann in diesem Bereich Neunkirchen entstanden ist, lässt sich nur schwer feststellen, wahrscheinlich wurde der Ort erst im 10. Jahrhundert gegründet. Ernst Christmann war der Auffassung, eine Kirche, die Otto der Große 937 dem Domstift Worms als Geschenk übergab, sei die Kirche von Neunkirchen a. P. gewesen. Dieser Auffassung wird von heutigen Historikern widersprochen. M. Dolch und A. Greule sind der Auffassung, dass es sich bei jener Kirche um die von einem Neunkirchen südöstlich von Kübelberg handelte, dort „Neuenkirchen“ im Gegensatz zu Altenkirchen. Sie begründen ihre These mit der Feststellung, dass besagte Kirche mehrmals in Urkunden des 10. Jahrhunderts erscheint und ihre Lage auch genauer umschrieben wird, so 956 als in einem Wald beim „Cheuilinbahc“ (Kohlbach, wahrscheinlich auch alte Bezeichnung für Kübelberg, keineswegs für Schwedelbach). Damit kann also Neunkirchen a. P. nicht mit dem Neunkirchen der Urkunde von 637 identisch sein, wie es von vielen Regionalhistorikern der Vergangenheit behauptet wurde (Widder, Frey, Gümbel u. a.). Schon im 15. Jahrhundert war dieser ehemalige Ort im heutigen Südkreis Kusel untergegangen. Andere Abgrenzungen sind zu Neunkirchen a. d. Nahe zu beachten, das wie Medard ein Besitz der Bischöfe von Verdun war. Wenn in einer Urkunde diese Besitzverhältnisse angesprochen werden, muss es sich um Neunkirchen an der Nahe handeln.

Nach dem revidierten Stand unserer Erkenntnisse wäre dann aus dieser Zeit die Erwähnung Neunkirchens (zu Nunkyrchen) in einer Urkunde des Hauptstaatsarchivs München von 1329 als Ersterwähnung von Neunkirchen am Potzberg anzusehen. Nach dieser Urkunde überlässt Graf Georg I. von Veldenz dem Dietrich Schwinde von Rittersdorf 100 Pfund Heller, die von einem gräflichen Gut bei Neunkirchen zu zahlen sind. Über dieses Gut, das „Horreys gut“ genannt wird, ist weiter nichts bekannt. Der Graf mag damals im immer noch freien Reichsland ein Gut besessen haben, von dessen Einnahmen er seine Dienstmannen entschädigte. Das freie Reichsland wurde dann in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an unterschiedliche regionale Landesherren verpfändet. Neunkirchen a. P. kam dabei zusammen mit allen Dörfern des Reichenbacher Amtes im Jahre 1345 als Reichspfandschaft in die Hände der Grafen von Veldenz. Während wir bei der Urkunde von 1329 immer noch nicht ganz sicher sein können, dass mit dem „Horreys Gut“ tatsächlich Neunkirchen am Potzberg gemeint ist, nehmen wir dies bei einer weiteren Erwähnung mit Sicherheit an. Es handelt sich um einen Wittumsbrief des Grafen Friedrich von Veldenz aus dem Jahre 1393, der in den Acta Academiae Theodoro-Palatinae wiedergegeben ist. Eine weitere Erwähnung Neunkirchens am Ende der veldenzischen Herrschaftszeit erfolgte in einer Urkunden von 1430, nach der Siegfried Blick von Lichtenberg seiner Ehefrau Katharina u. a. auch aus Neukirchen Geld in Höhe von 2 Pfund Hellern vermacht. Daß auch hier Neunkirchen am Potzberg gemeint ist, ergibt sich aus dem Zusatz „in dem Konigrych“. Das Reichsland bestand noch immer, wenn es der König auch verpfändet hatte. 1444 starb Friedrich III., der letzte Graf von Veldenz. Seine Tochter Anna war mit Stephan von der Kurpfalz verheiratet, der nun seine kurpfälzischen Erbteile mit der Grafschaft Veldenz vereinigte und die Pfalzgrafschaft Zweibrücken begründete, die allgemein als „Herzogtum“ bezeichnet wird. Wahrscheinlich bestanden während des ganzen Mittelalters nur wenige Häuser rings um die Kirche, das Pfarrhaus und der Gutshof mit verschiedenerlei Nebengebäuden. Stärker besiedelt war möglicherweise der untergegangene Ort Lanzweiler, unterhalb von Neunkirchen. 

0.7.3.Neuzeit

1543 überließ Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken seinem Oheim Ruprecht Ländereien zur Begründung einer eigenen Pfalzgrafschaft. Dazu gehörten Veldenz an der Mosel, Lauterecken, später auch Lützelstein im Elsass. Die neue Pfalzgrafschaft trug den Namen Veldenz-Lauterecken, später auch Veldenz-Lützelstein. Die Reichspfandschaften Reichenbacher Amt und Jettenbacher Amt sowie der im Remigiusland gelegene Remigiusberg wurden der neuen Pfalzgrafschaft zugeschlagen, mithin auch das Dorf Neunkirchen. Die Pfalzgrafschaft Veldenz-Lauterecken-Lützelstein erlosch am Ende des 17. Jahrhunderts, und es kam zu Auseinandersetzungen zwischen der Pfalzgrafschaft Zweibrücken und der Kurpfalz um die Erbschaft. Der Streit endete 1733 zu Gunsten der Kurpfalz. Damit wurde auch Neunkirchen kurpfälzisch. Am Ende der alten Feudalzeit schrieb der kurpfälzische Geograph und Historiograph Johann Goswin Widder über den Ort Neunkirchen am Potzberg: „Neunkirchen, ein ansehnliches Dorf  dreiviertelstunde von Reichenbach westwärts am Potzberg gelegen, wird für das Nuninchirichaa gehalten, woselbst K. Otto I. eine Hauptkirche ... bereits im J. 936 dem Domstift Worms geschenket hat. Es läßt sich aber Nuinchiricha ebenso auf zween anderen Orten, welche den Namen Nunkirch führen, und ebenfalls zum Nahegau gehören, nachsuchen. ... Nunmehr hat dieser Ort zwei Kirchen, 63 Häuser, welche von 63 Familien bewohnt werden. Die Gemarkung bestehet aus 880 Morgen Äcker, 186 Morgen Wiesen, 326 Morgen Wald.“ (Widder 1788 Band IV S. 373/74). 

0.7.4.Neueste Zeit

Als das linksrheinische Deutschland während der Zeit der Französischen Revolution und während der Zeit des Kaisers Napoléon im Jahre 1801 von Frankreich annektiert worden war, gehörte Neunkirchen zum Département Mont Tonnerre (Donnersberg) mit der Hauptstadt Mainz. Neunkirchen bildete in der nun folgenden französischen Zeit eine eigene Mairie innerhalb des Départements Donnersberg im Canton Wolfstein des Arrondissements Kaiserslautern. In der ab 1816 folgenden bayerischen Zeit gehörte Neunkirchen als Sitz einer Bürgermeisterei zunächst innerhalb des Landcommissariats Kusel zu dem Kanton Wolfstein. Die Bürgermeisterei blieb bestehen bis zur Verwaltungs- und Regionalreform von 1968. Zu der Bürgermeisterei gehörten außer N. die Orte Föckelberg und Oberstaufenbach, bis 1825 auch Mühlbach. Seit 1972 ist Neunkirchen eine Ortsgemeinde innerhalb der Verbandsgemeinde Altenglan.

0.8.Wahlergebnisse in Prozent, bis 1933 nach Klein 1979, Bundestag Zweitstimmen

SPDKPDZentr.*WPNSDAP
Reichstag 192820,011,517,65,8---
Reichstag 193023,37,438,70,77,4
Reichstag 193335,80,720,1---43,3
*Zentrum und BVP
SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Landtag 200157,724,24,03,1---11,0
Landtag 200656,118,95,72,89,0 *7,5
Landtag 201144,428,63,01,93,418.7
Bundestag 200251,429,07,74,5---
Bundestag 200542,926,97,34,111,8
Bundestag 200929,720,813,45,420,8
Bundestag 201336,228,62,93,815,713,0
* WASG

0.9.Zeittafel

SteinzeitFund eines Steinmessers
RömerzeitIm Bereich der Gemarkung bestand eine gallo-römische villa rustica
um 1000Wahrscheinliche Gründung des Ortes bei einer Mittelpunktkirche im freien Reichsland
1329Ersterwähnung des Ortes in einer Urkunde des Grafen Georg I. von Veldenz
1345Der Bereich des freien Reichslandes rings um Neunkirchen wird an die Grafschaft Veldenz verpfändet, auch das Reichweiler Amt mit N.
1393Neunkirchen erscheint in einem Wittumsbrief des Grafen Friedrich III. von Veldenz
1337Einführung der Reformation
1343Gründung der neuen Pfalzgrafschaft Veldenz-Lauterecken
1537Evangelische Kirchengemeinde N. wird selbstständige Pfarrei
1733Neunkirchen wird kurpfälzisch
1801Neunkirchen ist Mairie im Canton Wolfstein, im Arrondissement Kaiserslautern und im Département Mont Tonnerre (Donnersberg)
1816Neunkirchen wird bayerisch und ist Sitz einer Bürgermeisterei im Landkommissariat Kusel
1972Neunkirchen ist Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken

0.10.Religiöse Verhältnisse

Während des frühen Mittelalters war mit großer Wahrscheinlichkeit die Kirche am Nordostabhang des Potzbergs Mutterkirche für eine Reihe von Dörfern in diesem Bereich. Es handelte sich wohl um eine aus Holz erbaute Kirche, an deren Stelle im 12. Jahrhundert eine Kirche aus Stein errichtet wurde. Diese Kirche mag in den folgenden Jahrhunderten vielfach im Sinne der gotischen Bauweise verändert worden sein, wovon ein vermauertes Fenster zeugt, das bei Restaurierungsarbeiten an der Kirche 1956 entdeckt wurde. Zu einem unbekannten Zeitpunkt vor dem 14. Jahrhundert wurde diese Kirche zu einer Filialkirche innerhalb des Kirchspiels Deinsberg, heute Theisbergstegen. Bei der endgültigen Einführung der Reformation in der Pfalzgrafschaft Zweibrücken traten die Dorfbewohner in fürstlichem Auftrag zur evangelischen Konfession nach Martin Luther über. In der Pfalzgrafschaft Veldenz, zu der Neunkirchen ab 1543 gehörte, gab es keinen verordneten Umschwung zum reformierten Glauben nach Calvin wie in der Pfalzgrafschaft Zweibrücken. Somit blieb die Kirche mitten im Dorf, die schon vor 1700 erneuert worden war, eine lutherische Kirche. Ab 1698 bildete die lutherische Gemeinde von Neunkirchen wieder eine selbständige Pfarrei und löste sich von Theisbergstegen, damals Deinsberg. In der Potzberg-Gegend gab es nach und nach aber auch viele reformierte Christen nach Calvin, die in einem scharfen Gegensatz zu den Lutheranern standen. Gleichzeitig förderten die Franzosen während der Kriege des Sonnenkönigs Ludwig XIV. und später auch die Kurpfälzer wieder die katholische Konfession. Die Entwicklung setzte sich im 19. Jahrhundert fort. 1825 bekannten sich etwa ein Fünftel der Einwohner zum römisch-katholischen Bekenntnis, 1961 fast 40 %. Die Reformierten bauten für ihre Angehörigen in allen Dörfern der Umgebung in Neunkirchen eine eigene Kirche, die 1747 fertiggestellt war. Damals gehörten die folgenden Orte zur reformierten Pfarrei: Neunkirchen, Oberstaufenbach, Föckelberg, Reichenbach, Reichenbachstegen, Albersbach, Kollweiler, Jettenbach, Haschbach, Rutsweiler, Mühlbach, Lauterecken, Heinzenhausen, Lohnweiler, Wiesweiler und Niedereisenbach. Später kam Schwanden noch hinzu, während die vier zuletzt genannten Dörfer aus dem Amt Lauterecken wieder ausgegliedert wurden.

Somit gab es in Neunkirchen zwei Kirchen, wie es auch Goswin Widder beschrieben hat. Die Kirche der Reformierten wurde 1824 abgerissen. Gleichzeitig wurde die Kirche der Lutheraner vollkommen erneuert und im Sinne des Historismus umgestaltet, u. a. entstand ein 16 Meter hoher Dachreiter. Durch den damals erfolgten Zusammenschluss der Lutheraner und der Reformierten zu der Protestantischen Union war nur noch eine evangelische Kirche notwendig. Rings um das Kirchengebäude ist der Friedhof angelegt. Die Umfriedung stammt noch aus der Zeit des Mittelalters. Heute gehört die immer noch selbständige evangelische Pfarrei Neunkirchen mit ihren Filialen Föckelberg und Niederstaufenbach zum Dekanat Kusel. Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei Reichenbach.

Kirche mit hohem Dachreiter[Bild: Ernst Schworm]

0.11.Bewohner

Ursprünglich lebten in Neunkirchen vor allem Landwirte und Waldarbeiter, zeitweise auch Bergleute der Quecksilbergruben des Potzbergs. Die Anzahl der Bewohner war zum Beginn des 19. Jahrhunderts etwa genau so hoch wie heute, überstieg um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Zahl 500, um dann bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges kontinuierlich bis zur Zahl 439 abzufallen. Nach dem Krieg stiegen die Einwohnerzahlen zunächst wieder an, bedingt durch den Zustrom von Heimatvertriebenen, fiel um 1960 leicht zurück, um dann wieder  anzusteigen. Dieses neue Wachstum ist bedingt durch die relative Nähe zu Kaiserslautern und zu Kusel. Während der letzten Jahre war eine Stagnation des Einwohnerwachstums festzustellen. Die  ursprünglichen Erwerbsverhältnisse haben sich inzwischen grundlegend geändert. Es bestehen nur noch wenige landwirtschaftliche Betriebe. Dadurch ist auch eine Bevölkerungsumwälzung zu erkennen, gekennzeichnet durch den Wegzug der Nachkommen alteingesessener Familien und durch den Zuzug neuer Familien. Die meisten Erwerbstätigen müssen zu ihrer Arbeit auspendeln, zumeist nach Kaiserslautern und nach Kusel.   

 

0.12.Einwohnerzahlen

1788182518351905193919501961197019781992199820012007
gesamt63 Fam.492513485432485469484509517509444
röm. kath. 105 82
evang. 280 387

0.13.Schule, Kultur, Vereinswesen

0.13.1.Schule

Das Schulwesen wurde allgemein nach der Einführung der Reformation durch die Landesherren gefördert, kam im Verlauf des 30-jährigen Krieges allgemein zum Erliegen und erfuhr zumeist erst im 18. Jahrhundert einen neuen Aufschwung. Aus der alten Feudalzeit liegen uns über die Schulgeschichte des Dorfes Neunkirchen keine Erkenntnisse vor. Im Zuge der Französischen Revolution wurde das Schulwesen verstaatlicht. Es bestanden in Neunkirchen damals eine lutherische und eine reformierte Schulklasse, und der Unterricht fand noch in Privathäusern statt. Beide wurden der Schulaufsicht von Kaiserslautern unterstellt. Im April 1860 übernahm das Königreich Bayern beide Schulen. Als 1824 das damals noch bestehende Kirchengebäude der reformierten Christen abgerissen werden sollte, waren viele der Bewohner der Ansicht, man solle die Kirche in ein Schulhaus umwandeln. Diese Vorschläge konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Die Steine des abgerissenen Gebäudes wurden dann beim Bau des evangelischen Schulhauses wieder verwendet. Dieses „große Schulhaus“ wurde noch im selben Jahr 1824 errichtet. 1924 erhielt das Dorf auch ein kleineres katholisches Schulhaus. 1968 wurde die alte Dorfschule aufgelöst. Seither werden die Hauptschüler in Altenglan unterrichtet. Die Grundschüler von Neunkirchen besuchten zunächst eine gemeinsame schule in Neunkirchen und in Föckelberg. In Neunkirchen entstand 1994 ein neues Schulhaus mit vier Klassen in dem einzügig die Grundschüler aus Neunkirchen, Föckelberg, Oberstaufenbach und Niederstaufenbach unterrichtet werden, derzeit etwa 90 Schüler. Weiterführende Schulen in der Umgebung sind die Regionale Schule in Altenglan, die Realschule in Kusel und das Gymnasium in Kusel.

0.13.2.Brauchtum und Vereinswesen

Brauchtum

 

Die Kirchweih wird am letzten Wochenende im Monat Juli gefeiert. 

 

Vereinswesen

Wichtige Vereine am Ort sind: der Sportverein, der Männergesangverein, der Obst- und Gartenbauverein, der Förderverein Neunkirchen, der Krankenpflegeverein, der Landfrauenverein, der SPD-Ortsverein, der Verein zur Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr. 

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Allgemeinärzte, Zahnärzte, Apotheken vor allem in Altenglan und Kusel. Nächst gelegenes Krankenhaus ist das Westpfalzklinikum sowohl in Kusel als auch in Kaiserslautern. Ein neuer Kindergarten wurde 1991 gebaut für Kinder aus Neunkirchen, Föckelberg, Niederstaufenbach und Oberstaufenbach. 

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Ursprünglich war das Dorf ein reines Bauerndorf. Mit der Eröffnung der Quecksilberbergwerke im Bereich des Potzbergs entstanden auch Arbeiterwohnungen. 1930 war etwa die Hälfte der Bevölkerung lediglich in der Landwirtschaft beschäftigt. 1970 waren immerhin 60% der erwerbstätigen Bevölkerung noch in irgendeiner Weise mit der Landwirtschaft verbunden. Doch damals waren schon viele landwirtschaftliche Betriebe in Nebenerwerbsbetriebe umgewandelt worden. Der Rückgang der Landwirtschaft ist inzwischen weiter fortgeschritten. Es gibt heute nur noch drei Haupterwerbsbetriebe und drei Nebenerwerbsbetriebe. So müssen die meisten erwerbstätigen Bewohner zur Arbeit auspendeln, vor allem in die Region um Kusel und nach Kaiserslautern. Vor Ort bestehen noch einige Geschäfte und Gaststätten. Mit einer Ausweitung der Tourismusbranche ist zu rechnen.

Neunkirchen liegt an der Landesstraße 364, die bei Oberstaufenbach von der L 367 (Bosenbach - Kaiserslautern) abzweigt, nach Gimsbach am Glan führt und dort in die B 423 einmündet. Zwei Kreisstraßen führen von Neunkirchen aus zu Nachbarorten, die K 34 über Föckelberg nach Altenglan, die K 33 über den Kreuzhof nach Fockenberg-Limbach. Zu den Autobahnauffahrten der A 26 bei Kusel und Glan-Münchweiler sind es 10 bzw. 15 km, zur Autobahnauffahrt bei Kaiserslautern West (Vogelweh) 25 km. Nächstgelegener Bahnhof ist der von Altenglan in einer Entfernung von 6 km.   

0.15.Persönlichkeiten

Huber, Armin O. 

* 1904 in Neunkirchen † 1977 in Neustadt /W.   Weltenbummler und Reiseschriftsteller, Autor zahlreicher Reisebücher und Abenteuerromane, Sohn des Pfarrers Dr. Friedrich Huber aus Contwig, die Mutter stammte aus Neunkirchen.

 

Rödinger, Ludwig

* 1798 in Neunkirchen am Potzberg,  † 1866 in Frankfurt  

Theologe, Pädagoge und Philosoph. Bekannter Teilnehmer am Wartburgfest 1816. Wegen seiner freiheitlichen Gesinnung verhaftet. Später Prorektor an einem Gymnasium in Frankfurt a. M.  

0.16.Nachweise

 

Verfasser: Kurt Drumm und Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Dolch, Martin und Greule Albrecht: Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991.
  • Drumm, Emil: Neunkirchen am Potzberg, aus der Geschichte des Dorfes und seiner Kirchen, in: Westrichkalender Kusel 1978, S. 68 - 78.
  • Fickert, Jan: Der Urkataster von Neunkirchen am Potzberg, in: Westrichkalender Kusel 1995, S. 67-74.
  • Fickert, Jan/ Zenglein, Dieter/ Bleiching, Rudolf: Neunkirchen am Potzberg, 675 Jahre 1329-2004, Neunkirchen am Potzberg 2004.
  • Gümbel, Theodor: Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, Kaiserslautern 1900.
  • Widder, Johannes Goswin: Beschreibung der Kurpfalz Band IV, Frankfurt und Leipzig 1788.