Hochborn in Rheinhessen

Die evangelische Kirche in Hochborn

Evangelische Pfarrkirche in Hochborn; früher dem Hl. Laurentius geweiht
Evangelische Pfarrkirche in Hochborn; früher dem Hl. Laurentius geweiht[Bild: Dr. Matthias Ordu [CC BY-SA 4.0]]

Eine Kapelle in Hochborn, früher Blödesheim, ist erstmals 1070 urkundlich erwähnt. Damals stiftete der Freie Gerard der Salvatorkirche in Metz seine ererbten Besitztümer in Eplenseym (Eppelsheim) zu denen auch eine Kapelle in Blettenesheim (Blödesheim) gehörte. Das Patrozinium der Kirche wird in der Urkunde nicht erwähnt. Es handelte sich dabei jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit um die St. Laurentiuskirche in Blödesheim, deren Patrozinium allerdings erst aus der Reformationszeit überliefert ist. Diese dürfte als Eigenkirche der adligen Vorfahren Gerards ihren Ursprung gehabt haben.

Im Jahre 1203 übertrug Lupold, Bischof von Worms und Mainz, auch das Patronatsrecht der Eppelsheimer Kirche und ihrer Filialen in Blödesheim, Hangen-Weisheim und Flomborn an das Salvatorstift in Metz. Aufgrund der großen Entfernungen verkaufte das Salvatorstift 1230 das Patronatsrecht und alle Besitzungen in der Gegend an das Wormser Domstift.

Aus dem Jahr 1496 ist ein Visitationsprotokoll des Alsheimer Pfarrers Jakob Stoll überliefert, der im Auftrag des Wormser Bischofs Johann von Dalberg die Kirche in Blödesheim besuchte. Aus dem Protokoll geht hervor, dass die Laurentiuskirche in Blödesheim in dieser Zeit zum Landkapitel Westhofen-Dalsheim, zum Archidiakonat St. Paul in Worms und zur Wormser Diözese gehörte. Das Wormser Domstift war für die Unterhaltung von Kirche und Pfarrhaus sowie die Besoldung des Pfarrers verantwortlich.

1546 führte Kurfürst Friedrich II. in den kurpfälzischen Gebieten die Reformation ein. So wurde auch die Gemeinde in Blödesheim reformatorisch. In der Zeit um 1557 wurde erstmals ein protestantischer Pfarrer von Hangen-Weisheim erwähnt, der Blödesheim mitversorgte. Dessen Besoldung wurde nun teilweise von der kurpfälzischen Regierung übernommen. Der Unterhalt der Kirche und des Pfarrhauses lag jedoch weiterhin beim katholischen Wormser Domstift, was den Stiftsherren zur lästigen Aufgabe wurde und deshalb meist nur zögerlich wahrgenommen wurde.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) wechselte die Herrschaft über die Kurpfalz mehrfach, wobei die BewohnerInnen der kurfürstlichen Dörfer meist gezwungen waren, sich zur Konfession des jeweiligen Herrschers zu bekennen. Mit dem Westfälischen Frieden 1648 endete diese wechselvolle Religionsgeschichte. In der Kurpfalz wurde 1698 für viele Kirchen das Simultaneum eingerichtet und so wurde auch in Blödesheim die Kirche von Katholiken und Reformierten für mehrere Jahre gemeinsam genutzt.

Straßenansicht der evangelischen Kirche in Hochborn[Bild: Ortsbürgermeister Herwarth Mankel]

Dies änderte sich spätestens mit der Pfälzischen Kirchenteilung 1707, in der die kurpfälzischen Kirchen zwischen Katholiken und Reformierten aufgeteilt wurde. Die St. Laurentiuskirche fiel dabei vollständig den Reformierten zu. Die Katholiken richteten sich daraufhin im Obergeschoss des Rathauses eine kleine Kapelle ein, die dem Heiligen Martin geweiht war. Der Abriss des baufälligen Gebäudes 1857 löste einen langjährigen Streit zwischen der katholischen Gemeinde und der Blödesheimer Ortsverwaltung aus, der letztlich das Ende der katholischen Gemeinde in Blödesheim nach sich zog.

Sowohl die reformierte als auch die katholische Gemeinde waren nach der Kirchenteilung den entsprechenden Pfarreien in Westhofen zugeteilt. 1746 wurde die reformierte Gemeinde in Blödesheim mit der Gemeinde in Gau-Heppenheim vereinigt und wieder eine selbstständige Pfarrei errichtet. Diese Selbstständigkeit endete 1884 und die evangelische Gemeinde in Hochborn wird seitdem durch den jeweiligen Pfarrer in Hangen-Weisheim mitversorgt.

Die Kirche in Hochborn erfuhr innerhalb ihrer Geschichte mehrfache bauliche Veränderungen. Ursprünglich war die St. Laurentiuskirche eine kleine Saalkirche ohne Chor. Der romanische Chorturm mit gekuppelten Fenstern in den Nord- und Südseiten wurde wohl um 1200 errichtet. 1618 fand ein umfangreicher Umbau des Kirchenschiffs statt, wobei ein Saalbau mit zweibahnigen Lanzettfenstern und spätgotischem Portal unter einem Satteldach entstand. 1857/8 wurde die Kirche in westlicher Richtung erweitert und grundlegend umgebaut. Gleichzeitig erhielt die Kirche erstmals eine Orgel, die jedoch nicht von einem renommierten Orgelbauer stammte, sondern kostengünstig aus Westhofen erworben wurde. Bereits 1890 war die Orgel unbrauchbar, weshalb 1891 eine neue Orgel gekauft werden musste. Im Jahr 1907 wurde nach dem Entwurf des Darmstädter Architekten Friedrich Pützer das Dach des Turms ausgetauscht und ein verschieferter Turmaufsatz mit Uhr und hohem Helm errichtet. Während des Ersten Weltkrieges musste die größere der beiden Glocken sowie einige der Orgelpfeifen zugunsten der Kriegswirtschaft abgegeben werden. Im Zweiten Weltkrieg wurde erneut eine der Glocken beschlagnahmt. Seit 1973 besitzt die Kirche ein volles Geläut mit drei Glocken. Die Orgel musste in den 1990er Jahren aufgrund von Beschädigungen erneut ausgetauscht werden. Heute steht eine Orgel des Orgelbaumeisters Friedrich Eichler aus dem Baujahr 1966 in der Hochborner Kirche. Im Jahre 1995 wurde die Malerin Damaris Wurmdobler aus Erbes-Büdesheim mit der Gestaltung einer neuen Altarwand beauftragt. Eine 12 x 6 m große Darstellung einer Vision aus der Offenbarung des Johannes beherrscht seitdem den Innenraum der Hochborner Kirche.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

  • Grünewald, Mathilde: Geschichte und Geschichten von Hochborn in Rheinhessen. Chronik von Hochborn, bis 1971 Blödesheim. Hrsg. von der Ortsgemeinde Hochborn. Mit einem Vorwort von Herwarth Mankel und einem Beitrag von Prof. Dr. Peter Rothe. Hochborn 2019.
  • Historie - Kirche. In: www.hochborn.de, URL: https://www.hochborn.de/unser-ort/historie/4-kirche (aufgerufen am 10.08.2021)
  • Krienke, Dieter; Westerhof, Ingrid: Denkmaltopographie in Rheinland-Pfalz. Bd. 20.3 Kreis Alzey-Worms: Verbandsgemeinden Eich, Monsheim und Wonnegau. Hrsg. von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege. Worms 2018.

Aktualisiert am: 10.08.2021