Worms in Rheinhessen

Die römischen Kastelle in Worms

Das Kastell aus dem 1. Jahrhundert

Aufgrund verschiedener Funde im Stadtgebiet von Worms geht man davon aus, dass in augustäischer Zeit, also zu Beginn des 1. Jhd. n. Chr., ein Hilfstruppenkastell in Worms existiert haben muss. Neben mehreren Soldatengrabsteinen sprechen auch terra-sigillata-Scherben, welche in dieselbe Zeit datiert werden, für die Anwesenheit von römischem Militär. Da die terra-sigillata-Scherben teilweise eine Namensgravur des Besitzers aufweisen, geht man von einer Nutzung des Geschirrs im militärischen Kontext aus, da nur dort eine Namensgravur nötig war, wo das Geschirr verloren gehen konnte.

Die Soldatengrabsteine lassen den Schluss zu, dass Soldaten aus 4 verschiedenen Kohorten und 4 verschiedenen Alen zeitweise in Worms stationiert waren. All diese Einheiten sind auch aus dem Mainzer Raum bekannt.[Anm. 1]

Heute sind die meisten dieser Grabsteine im Kreuzgang des Andreasstiftes aufgestellt.[Anm. 2]

Auch gefundene Ziegelstempel der cohors XXII Primigenia lassen auf eine militärische Bautätigkeit im 1. Jahrhundert schließen.[Anm. 3] Da die meisten Funde, die in das 1. Jahrhundert datiert werden, in einem Streifen zwischen Paulusstift und Tafelacker gefunden wurden, ist auch das augustäische Kastell in diesem Gebiet zu vermuten. Eindeutig lokalisiert wurde das Kastell allerdings noch nicht.[Anm. 4]

Da sich in den 80er Jahren des 1. Jahrhunderts das römische Reich über den Rhein ausgedehnt hatte und Worms somit nicht mehr im Grenzgebiet lag, wurde das Kastell wahrscheinlich wieder aufgegeben.[Anm. 5]

In Horchheim wurde 1976 bei Grabungsarbeiten die Ecke eines weiteren Kastells angeschnitten und es wurden mehrere Gräben entdeckt. Danach wurde allerdings nicht weiter gegraben.[Anm. 6]

Das spätrömische Kastell

Ein weiteres römisches Kastell – allerdings aus späterer Zeit - lässt sich wahrscheinlich besser lokalisieren. Laut einer überlieferten Auflistung der römischen Grenztruppen des Reiche, der notitia dignitatum, war in Worms um 390 eine militärische Einheit namens milites secundae Flaviae stationiert. Das Kastell, in dem die Einheit stationiert war, wurde wahrscheinlich nach der Vertreibung der Alamannen nach 367 erbaut. In der Bauhofgasse wurde eine 1,70 m breite Mauer aus spätantiker Zeit gefunden, die wahrscheinlich die rheinseitige Außenmauer des Kastells war. Bislang ist die Mauer auf einer Länge von ca. 40 m nachgewiesen.[Anm. 7] Eine ähnlich gebaute Mauer – wahrscheinlich eines Kastells – wurde zwischen Dom und Heylshofgarten in die mittelalterliche Stadtmauer integriert.[Anm. 8]

Von den Innenbauten des Kastells konnte bisher wenig nachgewiesen werden, da der Friedhof der 1689 zerstörten Pfarrkirche St. Rupert Störungen hinterließ.[Anm. 9] In der Umgebung der St. Pauluskirche hingegen wurden Reste des Kastells gefunden, die darauf schließen lassen, dass zu dessen Bau Zivilhäuser planmäßig abgerissen wurden und der Ziegelbruch der Häuser als Planierungsschicht diente.[Anm. 10]

Nachweise

Verfasser: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990.
  • Grünewald, Mathilde: Die Römer in Worms. Worms 1986.
  • Grünewald, Mathilde: Worms von der vorgeschichtlichen Epoche bis in die Karolingerzeit, in: Geschichte der Stadt Worms. Hrsg. V. Gerold Bönnen. Worms 2005, S. 44-101.

Erstellt am: 10.02.2016

Anmerkungen:

  1. siehe Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990, S. 673. Zurück
  2. siehe Grünewald, Mathilde: Die Römer in Worms. Worms 1986, S. 14. Zurück
  3. siehe Cüppers, S. 673. Zurück
  4. siehe Grünewald, Römer in Worms, S. 15. Zurück
  5. siehe Grünewald, Mathilde: Worms von der vorgeschichtlichen Epoche bis in die Karolingerzeit, in: Geschichte der Stadt Worms. Hrsg. V. Gerold Bönnen. Worms 2005, S. 44-101, hier S. 66. Zurück
  6. siehe Ebd. Zurück
  7. siehe Cüppers, S. 673. Zurück
  8. siehe Grünewald, Worms von der vorgeschichtlichen Epoche bis in die Karolingerzeit, S. 81. Zurück
  9. siehe Cüppers, S. 673ff. Zurück
  10. siehe Grünewald, Worms von der vorgeschichtlichen Epoche bis in die Karolingerzeit, S. 81. Zurück