Worms in Rheinhessen

0.Weinsheimer Gedächtniskreuz

Verfasser: Jonathan Bugert M.A.

Erstellt am: 07.02.2025

Denkmalanlage mit Gedenkkreuz in Weinsheim
Denkmalanlage mit Gedenkkreuz in Weinsheim[Bild: Jonathan Bugert]

Das Weinsheimer Gedächtniskreuz befindet sich an der Weinsheimer Hauptstraße an der Abzweigung des Großen und Kleinen Riedwegs. Das Gedächtniskreuz wurde nach 1531 für den Ritter Ernst Christoffel Lerckel (Lerch) von Dirmstein aufgestellt, der bei einem Duell in Weinsheim ums Leben kam. Heute bildet das Kreuz den Kern einer Gedenkanlage für die Opfer des Zweiten Weltkriegs aus Weinsheim.


2.1.Das Gedächtniskreuz

Kreuzkorpus des Gedenkkreuzes in Weinsheim
Kreuzkorpus des Gedenkkreuzes in Weinsheim[Bild: Jonathan Bugert]
Inschrift des Gedenkkreuzes in Weinsheim
Inschrift des Gedenkkreuzes in Weinsheim[Bild: Jonathan Bugert]

Das Gedächtniskreuz aus rotem Sandstein ist in gotischen Formen gestaltet und besitzt einen pyramidenförmigen Sockel aus Sandsteinplatten. Das Kreuz ist 2,85 m hoch, 1,55 m breit und 18 cm dick. Der obere Teil des Kreuzes ist von dem Querbalken abgebrochen und wird durch Eisenklammern zusammengehalten. Zudem wird das Kreuz durch eine Eisenstange gestützt, die in der dahinter liegenden Mauer eingelassen ist. Die Füße und Unterschenkel der Christusfigur sind stark verwittert.
Unterhalb der Christusfigur befindet sich das Wappen der Herren von Lerch von Dirmstein: oben drei Türme, darunter drei Heroldsstücke.
Darunter befindet sich eine stark verwitterte Tafel mit der Inschrift „ANO DMI 15(31) / UFF DEN 13 DA(G) / MAY IST VERSCH(I) / DEN DER EDEL (VND) / ERNVEST CHRIE(ST) / OFFEL LERCKE(L) / DEM GOT GENA(D) / VON DIERMSTE(IN)“. [Anm. 1]

Auf der Rückseite der Arme befindet sich zudem eine heute nicht mehr vollständig erkennbare Inschrift. Die Verwitterung der Inschrift macht eine Interpretation des Inhalts schwierig. Berthold Schnabel gibt diese Inschrift als „ANNO 1783 VERSEDS" [Anm. 2] wieder und interpretiert die Inschrift als Angabe, dass das Gedächtniskreuz in diesem Jahr aus unbekannten Gründen von seinem ursprünglichen Standort an die heutige Position versetzt wurde. Dabei führt er auch die Beschreibung des Mainzer Domkapitulars Georg Helwich von 1615 an, der in seiner Beschreibung das Kreuz „in itinere versus dirmstein ante pagum Weinssheim“ („auf dem Weg gegen Dirmstein vor dem Dorf Weinsheim“) [Anm. 3] verortet. Nach Schnabel stand das Kreuz damit noch Anfang des 17. Jahrhunderts westlich des Ortes. Er interpretiert die Jahreszahl daher als 1783 und deutet sie als den Zeitpunkt, an dem das Kreuz an seinen heutigen Standort gebracht wurde. [Anm. 4]

Wappen Lerch von Dirmstein aus Siebmachers Wappenbuch
Wappen Lerch von Dirmstein aus Siebmachers Wappenbuch[Bild: gemeinfrei]

Das Kreuz wurde zum Gedächtnis an Ernst Christoffel Lerckel (Lerch) von Dirmstein errichtet, der 1531 bei Weinsheim durch Hans Sigmund von Plieningen in einem Duell getötet wurde. Die Gründe für das Duell sind nicht überliefert.
Nach seinem Tod forderte sein Vater Caspar II. Lerch zu Dirmstein (1480–1548) Vergeltung. Vom 14. August 1543 ist ein Sühnevertrag überliefert, der durch den Wormser Bischof Heinrich von der Pfalz (1487–1552) vermittelt wurde. Darin verpflichtete sich Hans Sigmund von Plieningen eine Pfründe von 350 Gulden für das Hospital zu Dirmstein zu stiften. Das Kreuz wird in diesem Zusammenhang nicht erwähnt. [Anm. 5]

Die Interpretation des Kreuzes als Sühnekreuz, wie etwa Caspar IV. Lerch von Dirmstein (1575–1642) in seiner Familienchronik behauptet, scheint aufgrund der fehlenden Erwähnung im Sühnevertrag eher unwahrscheinlich. Das Gedächtniskreuz ist damit eher als Erinnerungsmal für den Verstorbenen anzusehen, das möglicherweise von seinem Vater Caspar II. oder einem späteren Verwandten errichtet wurde.

3.2.Die Denkmalanlage

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Weinsheimer Gedächtniskreuz in eine Denkmalanlage für die Opfer des Krieges eingebunden. An der Mauer hinter dem Kreuz befindet sich links des Kreuzes die Inschrift „DEN OPFERN DES WELTKRIEGES 1939-1945“ und rechts „DIE DANKBARE GEMEINDE WORMS-WEINSHEIM“. Darunter wurden vier Gedenktafeln mit den Namen der Soldaten sowie der zivilen Opfer aus Weinsheim angebracht.

Gedenktafeln für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs am Gedenkkreuz in Weinsheim
Gedenktafeln für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs am Gedenkkreuz in Weinsheim[Bild: Jonathan Bugert]
Gedenktafeln für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs am Gedenkkreuz in Weinsheim
Gedenktafeln für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs am Gedenkkreuz in Weinsheim[Bild: Jonathan Bugert]

Verwendete Literatur:

  • Roth, Ferdinand Wilhelm Emil (Bearb.): Das Syntagma monumentorum des Domvicars G. Helwich (Auszug zu preußischen und bayerischen Orten). In: Geschichtsblätter für die mittelrheinischen Bisthümer 2 (1884/5), Sp. 142–145. Online verfügbar unter: https://www.dilibri.de/rlb/periodical/titleinfo/77129 (aufgerufen am: 07.02.2025).
  • Schnabel, Bertold: Die Steinkreuze in Rheinhessen. In: Alzeyer Geschichtsblätter 15 (1980), S. 83–207, hier: S. 155–159.
  • Spille, Irene: Weinsheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Bd. 10 Stadt Worms. Hrsg. im Auftrag des Kultusministeriums vom Landesamt für Denkmalpflege. Worms 1992. S. 286–289.

 

Anmerkungen:

  1. Vgl. Schnabel 1980, S. 155–156; Spille 1992, S. 288.  Zurück
  2. Vgl. Schnabel 1980, S. 156. Zurück
  3. Vgl. Roth/Helwich 1884, Sp. 145; Schnabel 1980, S. 157. Zurück
  4. Beispielsweise Irene Spille deutet die Jahreszahl hingegen als 1582 und nennt dies ohne weitere Erläuterung der verwitterten Inschrift als Bauzeit des Steinkreuzes. Vgl. Spille 1992, S. 288. Zurück
  5. Vgl. Staatsarchiv Ludwigsburg B 139 a | U 371, Seite der Archivalieneinheit: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1053415 (aufgerufen am: 07.02.2025); Schnabel 1980, S. 158–159. Zurück