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Kurze Geschichte der Stadt Hachenburg

von Stefan Grathoff

Anfänge Hachenburgs

Die Geschichte Hachenburgs begann, als im Bereich der heutigen Bartholomäuskirche im Stadtteil Altstadt eine Kapelle und einige Gebäude entstanden, in denen Reisende geistlichen Zuspruch und Herberge finden konnten.

Der Name dieser Siedlung ist unbekannt. Manche wollen das Dorf Umgeriffen, das im Jahr 1199 erwähnt wird, darin sehen. Andere ziehen Namen wie Rotenbach (nach dem Bach) und Dersch (nach dem ehemaligen Hofgut Dersse) als mögliche Namen dieses Anwesens in Betracht.

Ob es schon um das Jahr 900 eine Kirche an dieser Stelle gab, ist nur eine Vermutung, die darauf gründet, dass der später namengebende Schutzherr St. Bartholomäus von den ostfränkischen karolingischen Königen (regierten 768-911) mehrfach als Schutzheiliger von Kirchen gewählt wurde. Für die Altstädter Kirche ist das Bartholomäuspatrozinium allerdings erst für das Jahr 1393 belegt. Um 1100 dürfte die Kapelle aber bestanden haben und damit vielleicht zu jenen vier Kapellen der Kirche Altenkirchen gehört haben, die – allerdings ohne Namen – in einer Urkunde von 1131erwähnt werden.

Kirche und Herberge bildeten eine wichtige Etappenstation auf der Straße von Köln nach Thüringen, die von Altenkirchen kommend, den Auelgau durchzog. Der Auelgau war altes Hoheitsgebiet der Pfalzgrafen am Mittelrhein, die ihn im späten 12. Jahrhundert von den Grafen von Sayn verwalten ließen. Diese sicherten ihren Westerwälder Herrschaftsbereich durch den Bau von Burgen ab. So errichteten die Grafen Heinrich II. bzw. Eberhard II. von Sayn (1172-1202) um 1180 auf dem nahen Hachenberg eine Burg. Hachen leitet sich von dem mittelhochdeutschen Wort hagen ab, das einen Dornbusch, dann aber auch eine Einfriedung um einen Platz, einen umhegten Ort umschreibt. Von der Burg aus ließen sich der Verkehrsweg und Straßenknotenpunkt sowie die Zollstelle (erstmals genannt 1342) im Tal zuverlässig kontrollieren.

Hachenburg wird Stadt

Burgmannen und Verwaltungsbeamte wohnten mit ihren Familien vor der Burgmauer. Es folgten Dienstleute, Bauern, Handwerker und Kaufleute, die ihrerseits Häuser errichten. So entstand ein Ort, der sich wahrscheinlich schon um bzw. kurz nach 1200 mit einer schützenden Mauer umgab und eine Ortsverwaltung aufbaute. Der erste Schultheiß Gerhard wird 1232 genannt, 1255 tauchen Schöffen auf, 1247 und 1253 wird das Gemeinwesen bereits als Stadt (oppidum bzw. civitas) bezeichnet. Das älteste Stadtsiegel von 1292 zeigt ein mächtiges Stadttor mit zwei flankierenden Türmen.

Wachsende Bevölkerung und die Nähe zu wichtigen Handelsstraßen zwischen Köln nach Frankfurt und Leipzig förderte die Marktentstehung. 1234 wurde auf dem Hachenburger Wochenmarkt bereits nach Hachenburger Maß abgemessen und abgewogen, sicheres Zeichen dafür, dass der Markt schon länger bestand und bereits überregionale Bedeutung hatte.

Der von den Grafen zur Wahrung ihrer Interessen eingesetzte und 1222 erwähnte Vogt Rorich von Hachenburg, hat vielleicht schon im sog. Vogtshof gewohnt, als der Ort Hachenburg damals erstmals namentlich genannt wurde.

Mit Graf Heinrich III. von Sayn (1202-1346) starb 1246 die Ältere Linie der Grafen aus. Die Grafschaft Sayn, die hier erstmals genannte Burg Hachenburg und der Ort fielen 1247 über Graf Heinrichs Schwester Adelheid (1202-1263), die Witwe des Gottfried III. von Sponheim (gest. 1218), an deren Söhne Eberhard (1247) bzw. Johann I. von Sponheim (1253). Seit 1254 nannte sich diese Familie "Grafen von Sayn" und erhob Hachenburg zu ihrer ständigen Residenz. Bis 1700 blieb Hachenburg Regierungssitz der Grafen von Sayn und ihrer Zweigfamilien.

Als Hachenburg dann auf Ersuchen des Grafen Johann II. von Sayn (1318-1359) im Jahr 1314 ganz offiziell durch König Ludwig der Bayer Stadtrechte nach dem Vorbild Wetzlars erhielt, geschah dies als nachträgliche Legitimation einer längst bestehenden Tatsache. Alle Attribute, die eine Stadt ausmachten, Bürgermeister und Schöffenkollegium, Finanzverwaltung, Markt, Mauer, Siegel usw. waren 1314 schon längst vorhanden.

Wirtschaftsleben in früherer Zeit

Hachenburg entwickelte sich schnell zu einem Wirtschaftszentrum und einer Handelsmetropole. Neben dem Wochenmarkt, der jede Woche von Donnerstag bis Samstag auf dem Marktplatz abgehalten wurde, hielt man auch verschiedene Jahrmärkte ab. Den Katharinenmarkt (ursprünglich am 25. November) gibt es heute noch. Der Bartholomäusmarkt (24. August), der Pfingstmarkt auf dem Rotenberg, ein Markt in der Fastenzeit vor Ostern und der Mendelsmarkt (Gründonnerstag) wurden aufgegeben.

Die auswärtigen Händler zahlten Zollgebühren für den Zugang zur Stadt und mussten Standgebühren und Umsatzsteuern entrichten, die sowohl der herrschaftlichen als auch der Stadtkasse zugutekamen. Der Markt war für die Hachenburger Geschäftswelt lebenswichtig, waren doch Ladengeschäfte und Hausverkäufe in alten Zeiten nicht gestattet. So wurden auf dem Marktplatz Getreide, Butter, Salz, Fleisch, Brot, Tuch, Wolle, Stoff, Lederwaren, Metallgerätschaften und alles, was man sonst im Hause benötigte, feilgeboten. Der Viehmarkt mit Rindern, Ochsen, Schafen und Pferden wurde an bestimmten Tagen auf dem Alten Markt, später auch vor dem Untertor auf dem heutigen Neumarkt abgehalten. Für Ablenkung an den Markttagen waren reichlich gesorgt. Es gab Vorstellungen von Künstlern und Artisten, auf dem Rathaus konnte man essen und an Spielveranstaltungen teilnehmen.

Die Versorgung der Stadt mit Mehl übernahmen zwei Mühlen (1234 genannt), eine heute verschwundene Anlage am Rotenbach, die andere an der Stelle der heutigen Nistermühle. Später kamen noch einige Öl- und Walkmühlen am Rotenbach hinzu. Nahezu jede Hachenburger Familie betrieb Gartenwirtschaft und hatte Vieh (Kühe, Schafe). Das Vieh wurde von gemeinschaftlich bezahlen Viehherden in großen Herden vor der Stadt gehütet.

Seit dem 14. Jahrhundert schlossen sich die Handwerker der Stadt zu Zünften zusammen: zuerst die Weber (1343), dann auch die Bäcker (1437 genannt), Schuhmacher, Gerber und Schmiede und Schlosser (1470 genannt) sowie Schneider (1477) und Wollweber (1485).

Kriegerische Ereignisse

Spätestens mit dem beginnenden 13. Jahrhundert war Hachenburg von einer Stadtmauer umgeben. Sie war 20, an manchen Stellen 30 Fuß hoch (ca. 6-9 m), oben mindestens vier (ca. 1,20 m), unten 6-7 Fuß (ca. 2 m) dick. Zwei Haupttore (Ober- und Untertor) sowie zwei Pforten (Rahmpforte und Nottor) eröffneten den Zugang zur Stadt.

1352 belagerte Erzbischof Balduin von Trier die Stadt Hachenburg, da Graf Reinhard von Westerburg, der sich im Auftrag des Grafen in der Stadt aufhielt, ihm Geld schuldete. Die Stadtmauer scheint damals standgehalten zu haben. Im Jahr 1602 besetzten Truppen des Pfalzgrafen Friedrich Burg und Stadt Hachenburg, da dieser alte Ansprüche auf die Grafschaft (im Auelgau) und damit auf Hachenburg geltend machen wollte. Das Reichskammergericht wies diese Ansprüche später zurück.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde Hachenburg 1634 von den Schweden belagert. 1673 bestürmten französische Truppen Hachenburg. Das Landvolk floh hinter die Stadtmauern. Die Franzosen verwüsteten zwar die Umgegend, konnten die Stadt aber nicht einnehmen.

Als 1742 erneut pfalzgräfliche Truppen in die Grafschaft Sayn-Hachenburg einmarschierten, wurde die Stadt auf Spezialbefehl des Pfalzgrafen verschont. In fast allen Kriegen des 18. Jahrhunderts wurde Hachenburg zuweilen militärisch, mehr jedoch wirtschaftlich in Anspruch genommen, da fremde Truppen sich hier einzuquartieren und zu verproviantieren pflegten.

Von den Kämpfen des 2. Weltkrieges bekam man in Hachenburg wenig mit. Am 27. September 1944 attackierten zwölf alliierte Jagdbomber den Bahnhof. Am 15. März 1945 wurde Hachenburg erneut von amerikanischen Maschinen angegriffen. Drei Bomben fielen am Bahnhof sowie in der heutigen Färberstraße. Die Attacke kostete sieben Zivilisten das Leben, drei weitere galten nach dem Angriff als vermisst. Fünf Gebäude wurden schwer, 13 leicht beschädigt.

Brandkatastrophen

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Stadt von mehreren verheerenden Großbränden heimgesucht.

Am 19. April 1400, ein Ostermontag, brannte der größte Teil der Stadt nieder, nur die Kirche blieb unversehrt. Ein weiterer Stadtbrand legte am 9. 3. 1439 die Stadt diesmal mitsamt der Kirche binnen drei Stunden in Schutt und Asche. Noch 1441 waren die Schäden nicht beseitigt. Ein weiterer Brand am 12. Oktober 1484 soll die Stadt samt Burg und Kirche bis auf sechs Häuser eingeäschert haben. Auch am 8. April 1503 ist Hachenburg im grundt abgebrandt biß auff die kirch. Am 5. März 1541 brannte die Stadt vom Poppenturm beim Schloss bis zum Obertor ab. Am 24. August 1594 brach ein Feuer in der Nähe der Oberpforte aus, das Kirche, Rathaus, die Schlossscheuer sowie viele Häuser vernichtete. Nur 42 von ca. 105 Wohnhäusern überstanden das Inferno. Lediglich Häuser in der Untergasse blieben stehen, als am 13. Oktober 1654 Hachenburg mit Schloss, Kirche, Schule und Rathaus niederbrannte. Ein Schäferjunge aus Alpenrod soll den letzten großen Stadtbrand verursacht haben, bei dem am 15. Juli 1676 die Stadtkirche und 34 Häuser und Ställe in der Ober- und Hintergasse sowie zwei Türme der Stadtmauer ein Opfer der Flammen wurden. Nur auf der Seite zum Schloss hin blieben sieben Häuser in der Obergasse stehen.

Nach der Katastrophe von 1439 wurden bereits erste Feuervorschriften erlassen. Doch erst 1594 verbot der Graf alle Überbauten, Erker und in die Straßen hineinragende Kellergewölbe. Man beschloss Obergasse und Niedergasse (heute Friedrich- und Wilhelmstraße) und Kreuzgasse zu verbreitern. Zudem wurden Scheunen und Ställe aus der Innenstadt heraus an die Stadtmauer verbannt. Im Rathaus am Markt hielt man Feuereimer, Feuerhaken und Leitern für den Ernstfall bereit. Der Wasserbehälter auf dem Markt (Schiff) und verschiedene Zieh- und Laufbrunnen stellten im 15. Jahrhundert die Wasserversorgung sicher. Vor dem Untertor (im Bereich des Hauses Alexanderring 2) befand sich die sog. die Tränke, ein künstlicher Fischteich, dessen Wasser im Brandfall benutzt werden konnte.

Regelmäßig wurden die Herdstellen der Bürger kontrolliert. 1688 verbot der Graf noch einmal ausdrücklich das Tabaktrinken (Rauchen) in Scheunen, Ställen und anderen brandgefährdeten Orten. Die lange Zeit üblichen Strohdächer wurden durch Ziegeldächer ersetzt. Am 12. Dezember 1728 erließ der Burggraf eine ausführliche Feuerordnung und damit erhielt Hachenburg eine freiweiligge, aber straff organisierte Feuerwehr. Seit nunmehr über 125 Jahren erfüllt heute die Freiwillige Feuerwehr Hachenburg die an sie gestellten Aufgaben. Mit 38 aktiven Mitgliedern, 6 Fahrzeugen, verschiedenen Spezialfahrzeugen und einem großen Drehleiterwagen ist sie für alle erdenklichen Feuer-, Verkehrs- und Umweltunfälle gerüstet.

Hachenburg im 16. und 17. Jahrhundert

Seit 1270 ist eine Kirche am Markt bezeugt. Als Martin Luther mit seinem Thesenanschlag 1517 die Reformation auslöste, blieben die damals regierenden Grafen bei ihrem katholischen Glauben. Graf Adolf von Sayn (regierte 1560-1566) war dagegen mit der protestantischen Gräfin Maria von Mansfeld verheiratet, deren Familie sich schon 1524 der neuen Lehre zugewandt hatte. Direkt nach seinem Regierungsantritt führte Graf Adolf im Laufe des Jahres 1560 in der Grafschaft Sayn die Reformation ein. Trotz großer inhaltlicher Unterschiede, was Exegese und Liturgie betraf, lebten seitdem Lutheraner, Reformierte und die kleine katholische Gemeinde relativ friedlich zusammen.

Nach dem Tod des Grafen Ernst von Sayn-Wittgenstein im Jahr 1632 übernahm seine Ehefrau Gräfin Loysa Juliana von Erbach für ihren noch minderjährigen Sohn Ludwig die Regentschaft. Als dieser dann aber am 6. Juli 1636 ebenfalls starb, war die Grafschaft ohne Erben. Der Kölner Erzbischof Ferdinand zog gemäß dem Lehnsrecht das in seinen Augen erledigte Lehen Hachenburg ein und kurkölnische Truppen besetzten am 26. Juli die Stadt. Der Erzbischof überließ Burg und Stadt Hachenburg sowie große Teile der Grafschaft Sayn als Lehen seinem Vetter Franz Wilhelm von Wartenberg, Bischof in Osnabrück. Dieser führte den katholischen Glauben wieder ein. Zunächst ließ er in der St. Nikolauskapelle (1453 errichtet, 1654 beim Schlossbrand zerstört) im Schloss katholischen Gottesdienst durch Franziskanerpatres halten. Schließlich berief er 1638 die Franziskaner ganz nach Hachenburg und beauftragte sie damit, die katholische Seelsorge zu organisieren. Die nicht katholische Bevölkerung besuchte weiterhin die Stadtkirche. Im Jahr 1637 wurde Gräfin Loysa von osnabrückschen Soldaten aus dem Schloss Hachenburg vertrieben.

Als die Grafschaft nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) im Westfälischen Frieden 1648 der lutherischen Gräfin Loysa Juliana bzw. ihren Töchtern Johanette (1648) und Ernestine (1648-1661) und deren Ehemann Salentin Ernst, Graf zu Manderscheid-Blankenheim zurückgegeben wurde, war damit das Fortbestehen des lutherischen Glaubens gesichert. Die Gräfin unterband den katholischen Gottesdienst in der St. Nikolauskapelle des Schlosses, der katholische Graf Salentin sorgte dafür, dass der katholische Gottesdienst zunächst im Haus eines Paters stattfinden konnte.

Hachenburg in der Neuzeit

Der Westfälische Frieden führte auch dazu, dass der Kölner Erzbischof seine weltliche Stellung einbüßte und im Jahr 1649 die ehemalige kurkölnische Grafschaft Sayn in zwei Reichsgrafschaften, nämlich Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg. geteilt wurde.

Der katholische Graf Salentin Ernst von Manderscheid (1652-1695) trennte am 3.1.1656 die Hachenburger Stadtkirche von der Mutterkirche in der Altstadt. Die Einwände der Stadt, beide Kirchen hätten schon immer zusammengehört und die Stadt habe ihren Begräbnisplatz bei der Kirche in der Altstadt, blieben ungehört. Die nun selbständige Pfarrkirche wurden seitdem von Lutheranern und Reformierten gemeinsam genutzt.

Zwischen 1663-1665 wurde die Franziskanerniederlassung in Hachenburg zum Konvent erhoben. Bis 1665 entstanden am Markt ein Kloster und eine kleine Kirche.

Graf Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim, Ehemann der Erbgräfin Ernestine, führte als Graf zu Sayn-Wittgenstein, die Regierungsgeschäfte in Hachenburg. Nach seinem Tod 1705 fiel die Grafschaft über eine weibliche Erbfolge an Georg Friedrich Burggraf zu Kirchberg. Dieser ließ ab 1719 die alte mittelalterliche Burg zum Schloss ausbauen.

Die Kriege des 18. Jahrhunderts, der Siebenjährige Krieg (1756-1763) und die beiden Koalitionskriege (1792-1797 und 1799-1802) trafen Hachenburg nicht unmittelbar, brachten der Bevölkerung aber große wirtschaftliche Nachteile.

Kontributionen mussten gezahlt, Lebensmittel geliefert, Kutschfahrten übernommen und Einquartierungen von Offizieren und Soldaten hingenommen werden. Nach dem Tod des letzten regierenden Grafen Johann August von Sayn 1799 fiel die Grafschaft über die Tochter seines bereits verstorbenen Bruders an deren Ehemann Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg. Hachenburg hört auf Residenzstadt.

Die Grafschaft wurde jetzt von Weilburg, ab 1816 von Wiesbaden aus verwaltet. Die bis dahin blühende und pulsierende Stadt zeigte sich in der Folge als stilles Amts- und Landstädtchen.

In Nassauischer Zeit war Hachenburg Sitz einer Amtsverwaltung (bis 1885). Nach dem Wiener Kongress (1815) wird Hachenburg dem Herzogtum Nassau zugeschlagen. Am Reformationsfest des Jahres 1817, zum 300jährigen Jubiläum des Thesenanschlages, schlossen sich die Reformierten und Lutheraner zusammen. Seitdem gibt es nur noch eine evangelische Gemeinde.

Bis zu ihrem Tod 1824 wohnte Isabelle Auguste, die Witwe des Burggrafen Wilhelm Georg (regierte 17671777), im Hachenburg Schloss. Sie fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Hachenburger Friedhof.

Der verlorene Krieg von 1866 bedeutete das Ende des Herzogtums und Hachenburg wurde Teil des Königreichs Preußen. Es wurde dem Oberwesterwaldkreis im Regierungsbezirk Wiesbaden der Provinz Hessen-Nassau zugeteilt. Im 1. Weltkrieg blieb Hachenburg von Schäden weitgehend verschont, im 2. Weltkrieg wurden die Innenstadt und vor allem die Gegend um den Bahnhof mehrfach von Bomben getroffen.

Nach der Machtübernahme Hitlers (1933) wurden im Laufe des Jahres auch in Hachenburg konfessionelle Vereinigungen und politische Parteien aufgelöst. Die jüdischen Mitbürger, die seit dem 15. Jahrhundert in Hachenburg ansässig waren, wurden drangsaliert und genötigt, ihr Hab und Gut sowie ihre Geschäfte zu verkaufen und die Stadt zu verlassen. Am 6. März 1940 wurde der letzte Hachenburger jüdischen Glaubens aus der Stadt vertrieben. Doch es gab auch zahlreiche Hachenburger, die sich offen auf die Seite der Verfolgten stellten. Die jüdische Synagoge (Alexanderring), 1896 errichtet, wurde im Zusammenhang mit der „Reichskristallnacht“ zerstört. Das noch bestehende Haus ist heute nicht mehr als solche zu erkennen. Auf dem Judenfriedhof, 1587 erwähnt, sind heute noch 83 Gräber erhalten.

1946 wurde Hachenburg dem Regierungsbezirk Montabaur im Bundesland Rheinland-Pfalz zugeteilt, seit 1968 gehört es zum Regierungsbezirk Koblenz. Seit 1971 ist Hachenburg Sitz einer Stadt- und Verbandsgemeindeverwaltung.

Nach dem 2. Weltkrieg erwachte Hachenburg zu neuem Leben. Die Bevölkerung wuchs, die Infrastruktur verbesserte sich ständig. Heute ist Hachenburg Einkaufsstadt für die nähere und weitere Umgebung. Zudem hat sich die Stadt zu einem kulturellen Zentrum entwickelt, das ein breites Veranstaltungsprogramm im Burggarten, auf dem Marktplatz, in der Rundsporthalle, der Stadthalle und anderen Veranstaltungsräumen bereithält.

Kurze Geschichte der Gemeinde Altstadt

Die Anfänge des Dorfes Altstadt liegen wie die der Stadt Hachenburgs im Bereich einer Kapelle (der späteren Bartholomäuskirche) ab, deren Nebengebäude, direkt am Rothenbach gelegen, als Stations- und Rastplatz an der alten Leipziger Straße dienten, die von Köln nach Mitteldeutschland führte. Das Dorf Altstadt blieb, obwohl verwaltungsmäßig von Hachenburg getrennt, eng mit der Stadt Hachenburg verbunden. Bis 1656 war die Altstädter Bartholomäuskirche auch für Hachenburg Pfarrkirche, Bis zum Neubau des Hachenburger Friedhofes (1801) begruben die Hachenburger ihre Verstorbenen auf dem Altstädter Friedhof.

Der Name Altstadt wird erstmals 1343 (zweifelhafte Quelle), mit Sicherheit aber 1367 gebraucht, um das Dorf von der Stadt zu unterscheiden. 1485 ist von der Hachenburger Altstadt (de antiqua civitate Hachenbergensi), 1499 von der Altstadt außerhalb Hachenburgs und 1575 von der Altstadt vor Hachenburg die Rede.

Im 14. Jahrhundert entstand im Süden Hachenburgs eine kleine Vorstadt, die Freiheit hieß. Die Bewohner, die außerhalb der Stadtmauer in der Fryheit onden an der stat wohnten, erhielten 1367 vom Grafen Johann III. von Sayn (1345-1408) die gleichen Rechte, wie sie die Bürger in Hachenburg und Altstadt genossen. Diese Vorstadt, die die Siedlungsbereiche von Altstadt und von Hachenburg vielleicht miteinander verbinden sollte, gewann für die städtebauliche Entwicklung beider Gemeinden jedoch keine größere Bedeutung. Wo sie einst lag (Straßename), werden zuweilen die Freiheitsmühle, später aber nur noch Gärten erwähnt.

Altstadt gehörte zum Landgericht des Amtes Hachenburg und führte verwaltungsmäßig ein eigenständiges, von der Verwaltung der Stadt Hachenburg unabhängiges Leben. Man hatte einen eigenen Ortsbürgermeister und regelte die Angelegenheiten des Dorfes und seiner Gemarkung eigenverantwortlich.

Im Zuge einer Verwaltungsreform des Jahres 1969 verlor das Dorf Altstadt seine Selbständigkeit und ist seitdem Stadtteil Hachenburgs.

Sehenswürdigkeiten

Evangelische Pfarrkirche St. Bartholomäuskirche (Stadtteil Altstadt)

An der Stelle der spätromanischen Kapelle, von deren Mauerwerk vielleicht Reste im Turm und Schiff erhalten sind, entstand um 1230 die heutige dreischiffige flachgedeckte Pfeilerbasilika. Die Kirche des 13. Jahrhunderts war ursprünglich ausgemalt, alle diese Gemälde sind späteren Baumaßnahmen zum Opfer gefallen, nur die Deckenmalerei „Christus Pantokrator“ konnte restauriert werden.

In gotischer Zeit (1250-1500) wurden beiderseits des Chorhauses in zwei Bauabschnitten (13./14. und 15. Jahrhundert) die heutigen Querhausarme mit ihren Nebenapsiden angebaut. Erst um etwa 1600 wurde das bisherige Strohdach durch ein Dach aus Schiefersteinen ersetzt. Über jedem der 12 Pfeiler befanden sich große Apostelbilder, im Gewölbe der Apsis Christus als Herr und Richter. An der nördlichen Chorwand prangte der hl. Christophorus.

Im Jahr 1560 wurde die Bartholomäuskirche evangelisch.

Ende des 17. Jahrhunderts wurden die beiden Seitenschiffe im Osten erweitert, eine Emporenetage hinzugefügt und die kleinen romanischen Rundbogenfenster am Langhaus und Chor vergrößert.

Umfangreiche Renovierungen erfolgten 1864 und 1911 (Hauptportal im Turm). Im Zuge der umfassenden Restaurierung 1958/59 wurden die romanischen Fenster rekonstruiert, die Emporeneinbauten reduziert, das Turmobergeschoss für die Orgel geöffnet und die barocke Stuckdecke im Langhaus durch eine Holzdecke ersetzt.

Bemerkenswert sind im Inneren die Kanzel (1697) und der Taufstein (um 1230, restauriert) und verschiedene Grabdenkmäler, die sich teilweise auch außerhalb der Kirche befinden. Die Orgel, 1632 erwähnt, wurde 1888 und erneut 1973 ausgewechselt.

Evangelische Pfarrkirche (ehemals St. Katharina)

Obwohl die Pfarrkirche für Hachenburg die Bartholomäuskirche in Altstadt war und Taufen, Trauungen und Beerdigungen dort vollzogen wurden, entstand in Hachenburg ebenfalls eine Kapelle an der Stelle der heutigen Stadtkirche. Diese Kirche, die wohl schon im 13. Jahrhundert gegründet wurde, wird 1303 mit der Nennung des Werner gen. Cletto, Pastor der Kirche in Hachenburg (Hachenberch) erstmals bezeugt. Als Katharinenkirche taucht das Gotteshaus erstmals 1372 in der schriftlichen Überlieferung auf.

Während des Stadtbrandes von 1439 war die Katharinenkirche nur beschädigt, bei der Feuersbrunst im Jahr 1484 dann schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Graf Gerhard II. von Sayn (1452-1493) ließ das Gotteshaus wieder aufbauen. Von diesem Bau stehen heute noch der ehemals rippengewölbte Chor mit Spitzbogenblenden über Strebepfeilern und einige Maßwerkfenstern.

Der quadratische Glockenturm wurde 1481 errichtet. Vermutlich stammen Teile der heute noch stehenden Seitenmauern noch aus dieser Zeit.

Im Jahr 1560 kam die Reformation nach Hachenburg. Der Name der Kirche wurde aufgegeben, 1580 wird die Hachenburger Kirche zum letzten Mal als Katharinenkirche bezeichnet, seitdem heißt sie einfach Stadtkirche. An die hl. Katharina erinnert noch heute der Katharinenmarkt.

Der dem reformierten Glauben anhängende Graf Wilhelm von Sayn-Wittgenstein (1605-1623) ließ alle Bilder und den sechseckige Taufstein aus der Kirche entfernen. (Dieser Taufstein wurde 1950 im Schloss wiedergefunden, restauriert und 1988 erneut in der Kirche aufgestellt).

Nach dem großen Stadtbrand des Jahres 1654 war die Kirche schwer beschädigt worden. In vierjähriger Bauzeit wurden die Schäden bis 1658 beseitigt. 1665 wurden die heute verschieferte Glockenstube und der gedrungene Haubenhelm des Turmes hinzugefügt. Seit 1751 verbindet ein Torbogen an der Nordseite die Kirche mit dem Schloss.

Ihre jetzige Gestalt erhielt die Kirche unter dem vorletzten Sayner Grafen Wilhelm Georg (regierte 1767-1777). Der Entwurf von 1774 stammt von Baumeister Braunstein aus Altenkirchen. Das alte gotische Langhaus samt den zum Alten Markt hin angebauten drei Schulstuben wurde 1774 abgebrochen, ein Jahr später auch das ursprüngliche Rippengewölbe im Chorhaus. Von der alten Kirche blieben nur die Außenwände des Chores mit Fenstern und der Turm stehen. 1775/6 entstand der jetzige schlichte Saalbau. Innen umschließen auf drei Seiten zwei übereinanderliegende Holzemporen den Raum, über dem sich eine Voutendecke spannt. Die über dem Altar angebrachte durch Säulen gerahmte Kanzel wurde 1776 errichtet, ebenso eine Orgel auf der Chorempore, deren Prospekt Johann Kaspar Kirchner aus Farnrode bereits 1717-18 geschnitzt hatte. Im Chorraum lassen sich in verschiedenen Schichten Reste von alten Ausmalungen nachweisen.

Unter dem Chor bzw. dem Turm befindet sich die saynsche Familiengruft, in der die Grafen Heinrich IV. (+ 1606), Wilhelm II (+ 1623). Graf Ernst (+ 1632), Gräfin Louise Juliane (+ 1670) und Graf Ludwig (+ 1636) ihre letzte Ruhestätte fanden (nicht zugänglich).

Im 19. Jahrhundert werden immer wieder Ausbesserungsarbeiten vorgenommen. 1901 wurde der „herzogliche Stuhl“, der sich auf der ersten Empore gegenüber der Kanzel befand, abgerissen. Eine Restaurierung des Gebäudes erfolgte 1956/57 unter der Leitung des Architekten E. Thomas (Altenkirchen). Neben der Friedenslinde (zur Erinnerung an den Sieg 1870/1871 über die Franzosen 1871 angepflanzt) stand zunächst ein Obelisk und später dann das Standbild Kaiser Wilhelms I., das heute vor der Schlossauffahrt steht.

1984 wurde die Kirche außen im früheren weißen Farbton renoviert. Jüngst wurde der Aufgang zum Kirchenportal neu gestaltet.

Katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Seit 1664 wurde am Markt ein Franziskanerkloster und, zunächst sehr bescheiden, eine Klosterkirche errichtet. Diese Kirche wurde bald zu klein. So entstand zwischen 1734-1738 ein neuer einschiffiger Saalbau mit eingezogenem Chor und mit haubenverziertem Dachreiter. An die nördliche Seite lehnte sich das dreigeschossige Klostergebäude an. Die neue Kirche war immer noch wesentlich kleiner als die heutige.

Nach dem Ende des Alten Reiches wurde im Zuge der Säkularisation das Franziskanerkloster 1813 aufgelöst und mit der Kirche Eigentum des nassauischen Staates. Nach längerem Streit überließ die nassauische Regierung 1824 der katholischen Kirchengemeinde die Kirche und die Zimmer über dem Klostergang. Im Klostergebäude richtete die Stadt ihre Volksschule ein.

Anfang des 20. Jahrhunderts fasste man einen Neubau der Kirche ins Auge. Die Baupläne stammten von Baumeister Karl Senff aus Bonn. Das Klostergebäude wurde im Winter 1905/1906 abgebrochen. 1907 baute man zunächst den Chor, und führte 1908/1909 die Erweiterungsarbeiten der Kirche aus. Die Westwand der Kirche und die alte Marktfront blieben stehen. An der Ostseite errichtete man über der alten Klosterpforte den Turm mit der Laternenhaube. An der Stelle des alten Klostergangs entstand das Seitenschiff mit Empore. Das Schiff verlängerte man nach hinten um das Doppelte. Die Weihe der neuen Kirche erfolgte am 16. Mai 1909. 1964 wurde die Kirche unter Dekan Brandenburger vollständig überholt.

Die barocke Ausstattung der Kirche mit Hochaltar, Seitenaltären, Kanzel, Beichtstühle, Orgelprospekt, Bildern und Fenstern gehört zu den schönsten im Westerwald. Der Aufbau des Hochaltars mit neuem Marmorsockeln war 1738 vom Prager Erzbischof Johann Moritz Graf von Manderscheid-Blankenheim, Sohn des Grafen Salentin Ernst, gestiftet worden. Sein Wappen ist oben am Hochaltar angebracht. Das große Bild „Mariä Himmelfahrt“ ist eine Kopie des Gemäldes des italienischen Barockmalers Reni (gest. 1642), das sich in der Pinakothek in München befindet.

Die unter der Kirche befindliche Mönchsgruft mit den zwischen 1754 und 1811 verstorbenen und hier bestatteten Mönchen ist nicht zugänglich.

Burg und Schloss Hachenburg

Die Grafen von Sayn wohnten zunächst auf der Löwenburg im Siebengebirge bzw. in ihrem Stadthaus in Köln. Gerne benutzten sie auch Burg Blankenberg an der Sieg, später auch die Freusburg an der Sieg.

Die Burg in Hachenburg entstand um 1180. Die Burg selbst wird indirekt 1246 (in einem im 16. Jahrhundert geschriebenen Schriftstück) und 1247 in einer zeitgenössischen Urkunde zusammen mit der Stadt ausdrücklich genannt (castrum et oppidum Hachinberg). Die Burg diente den Ortsherren von Hachenburg, den Grafen von Sayn, von Sayn-Wittgenstein und später den Burggrafen von Kirchberg als zeitweilige, zwischen 1652-1799 dann als ständige Residenz.

Von der alten Burg hat sich kaum etwas erhalten. Zur ältesten Anlage gehört noch der Kern des späteren Sommerbaus. An seiner Südostseite stand ein kleiner Treppenturm, der später in den Durchgang zum oberen Burghof eingefügt wurde. Durch diesen Torweg führte schon im Spätmittelalter über eine Zugbrücke der Weg ins Innere der Burg. Damals bestand die Burg aus einem zweiflügeligen Wohn- und Verwaltungstrakt. Die Umfassungsmauer hatte drei feste Rundtürme. Ein Eckrundturm ist als Ruine im Nordwesten (beim Parkhaus) noch erhalten. Ein weiterer starker Rundturm befand sich auf der Ecke am Markplatz gegenüber der Stadtkirche. Von ihm sind noch Fundamentreste im barocken Eckpavillion (der alten gräflichen Kanzlei) erhalten. Dieser Turm stand noch bis 1741 aufrecht. Ein dritter Eckturm ist im Südosten an der Stelle des südlichen Eckbaus der ehemaligen „Menagerie“ zu vermuten. Am 13. Oktober 1654 brannten beim großen Stadtbrand auch Teile der alten Burg nieder.

1717 beauftragte Graf Georg Friedrich (1715-1749) Baudirektor Julius Ludwig Rothweil (+ 1749) mit dem Neubau des Schlosses. Dieser begann zunächst den Ausbau des Schlossgartens mit Jagdzeughaus, Gartenhaus, Orangerie und Steinfiguren. Das 1730-31 von Schlossermeister Friedrich geschmiedete prächtige zweiflügelige Parktor ist noch vorhanden. Ab 1719 plante Rothweil Umbau und Erweiterung des Hauptschlosses zu heutiger Größe. Der Neuwieder Flügel sowie eine Nord- und Südflügel wurden an die beiden älteren Flügel angefügt. Es entstand ein Anlage aus fünf Gebäudeflügeln, die in der Form eines Hufeisens einen Innenhof umschließen. Die Bauarbeiten waren 1726 abgeschlossen, lediglich Stuckarbeiten wurden noch bis 1732 vollendet.

1905-1932 und 1948-1950 waren in den Schlossgebäuden eine Forst-, dann eine Waldarbeiterschule sowie weitere Behörden und Wohnungen untergebracht. Alexander Graf von Hachenburg, aus der Linie Sayn-Wittgenstein zu Berleburg, der mit Hachenburg eng verbunden war, lebte zeitweise, bis zu seinem Tod 1940 auf dem Schloss.

1946 kam das Schloss in den Besitz des neu gegründeten Bundeslands Rheinland-Pfalz und verfiel zusehends. So war man froh, als das Schloss 1971 Eigentum der „Schloß Hachenburg GmbH.“ wurde. Der neue Besitzer ließ den gesamten Komplex 1971-1973 als Hotel (Sommerbau, Neuwieder- und Nordflügel) und als Eigentumsappartements (Tor- und Südflügel) umbauen. Das Innere wurde teilweise unverantwortlich verändert. Die Bestände des Heimatmuseums, das sich im Schloss befand, wurden veräußert und unwiederbringlich auseinandergerissen. Als die GmbH in Konkurs ging, wurde das Schloss seit 1974 Ausbildungsstätte und Fachhochschule der Deutschen Bundesbank. Zwischen 1971-1972 und 1978-1980 erfolgten deshalb eingreifende Baumaßnahmen im Inneren und Anbau neuer Gebäudeflügel an das Wohnschloss (nach Süden) und an die Vorburg (nach Osten).

Marktplatz

Die katholische und die evangelische Kirche mit der Friedenslinde von 1871 sowie die vielen ansehnlichen Giebelhäuser aus dem 17. und 18 Jahrhundert mit der historische Uhr im Fenster des Hauses Am Markt 16 verleihen dem Platz seine Anziehungskraft. Es fällt nicht schwer, sich das Marktreiben in alten Zeiten vorzustellen: die vielen Stände der Krämer, die Fleischbänke der Metzger, die Buden der Bäcker, die Spiele der Bänkelsänger und Schausteller, die gefüllten Gasthäuser und dazwischen die vielen Menschen von nah und fern, die sich an Markttagen in Hachenburg aufhielten.

Geschaffen wurde der Marktplatz nach dem Brand von 1439 in der Regierungszeit Graf Dietrichs I. von Sayn (reg. 1420-1452). Ursprünglich kleiner, wurde der Marktplatz nach dem Stadtbrand 1484 nach Süden erweitert. Spätestens jetzt wurde der Durchgangsverkehr vom Schlossberg nach Süden in die Obergasse (Friedrichstraße) verlegt. Seine heutige Form erhielt der Marktplatz dann nach dem Brand von 1654.

Auf dem Markt befand sich, bereits 1460 bezeugt, ein „Pütz“ oder „Schiff“ (jetzt überwölbt und zugedeckt), ein durch eine Brunnenleitung gespeister gemauerter Wasserbehälter. 1626 stellte man zusätzlich einen Laufbrunnen auf, der 1702 seine heutige Form mit dem Bildwerk des saynschen Wappenlöwen erhielt. Neben dem Brunnen stand bis 1775 das Gebäude der Marktwache.

Auf dem Markt befand sich auch das Prangereisen, später der Triller, eine trommelartiges und drehbares Gehäuse, in das Delinquenten für eine bestimmte Zeit eingeschlossen wurden und nach Belieben gedreht werden konnten. Auf dem Marktplatz wurden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert auch etliche Verbrecher gehängt bzw. geköpft.

Burggarten

Der im 15. Jahrhundert unter Graf Gerhard I. von Sayn angelegte und von Graf Salentin Ernst von Manderscheid und Graf Georg Friedrich von Kirchberg im englischen Stil ausgebaute Schlossgarten schloss früher unmittelbar an das Schloss an.

Im Zuge der Ausbauarbeiten am Schloss im frühen 18. Jahrhundert wurde auch der Burggarten umgestaltet. Es entstanden Gartentore mit den schönen Gittern, ein Weiher, vier Lusthäuser und eine Orangerie. Davon erhalten hat sich heute nur noch das Burggartenhaus, das 1715 als Jagdzeughaus entstand. Über einem Gewölbekeller mit Kreuzgratgewölbe entstand ein Schieferbruchsteinhaus mit Fachwerkinnenwänden. Eine doppelläufige Treppe führt außen ins Obergeschoss. Bedeckt wird das Haus von einem mächtigen Walmdach. Heute werden in dem Gebäude eine Dauerausstellung zur Geologie des Westerwaldes sowie wechselnde Sonderausstellungen gezeigt.

Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Burggarten mit Zaun und Graben eingefriedet und nur tagsüber durch zwei Eingänge betretbar. Seitdem Hachenburg nicht mehr Residenzstadt ist (1799), verwilderte die Anlage, wurde dann aber parkähnlich mit Bäumen und Rasenflächen hergerichtet. Heute finden im Burggarten zahlreiche Feste und Veranstaltungen statt.

„Steinernes Haus“ Gasthaus „Zur Krone“ (Am Markt 5)

Das Haus wurde wohl im Auftrag der Stadt Hachenburg auf den Trümmern eines 1439 beim großen Stadtbrand zerstörten Hauses errichtet. Die am Haus angebrachte Jahreszahl 1322 bezieht sich offensichtlich auf diesen Vorgängerbau. 1461 erwarb Graf Gerhard II. von Sayn (reg. 1417-1493) das „steinen huysz“ von dem Hachenburger Schöffen Dederich Sneyseler, der es von seiner Schwiegermutter Sophie Nolczen geerbt hatte. Das damals einzige Steingebäude in Hachenburg wurde von den Grafen von Sayn als Verwaltungsgebäude und Gästehaus verwendet. Die Grafen ließen 1531 auf seinem Kellergrat ein neues Gemach erbauen und neu decken.

Danach kam das Anwesen in bürgerlichen Besitz. 1558 nannte sich ein Hachenburger Bürger Gerhard im Steinen Haus. Emund Sauerdeich, ein Sohn des Rentmeisters Johannes Sauerdeich, vertauschte kurz vor 1585 das steinerne Haus an seinen Bruder Konrad Sauerdeich. Dieser ließ das vierstöckige Haus zu jenem stattlichen Renaissancebau mit dem Rollwerkgiebel und dem dreifenstrigen Erker ausbauen, dessen Marktfront noch heute zu bewundern ist. Das „steynen Hausz“ wird danach noch mehrfach genannt, als Wirtshaus zur Krone taucht es seit 1707 in den Quellen auf.

Das Innere mit stuckierter Balkendecke und schöner Holztreppe wurde Ende des 17. Jahrhunderts erneuert. Das Kronenstübchen malte Prof. Becker-Gundahl von der Münchener Kunstakademie aus. Das Erkerzimmer im 1.Stock des Hauses wird noch heute die "Femestube" genannt.

Alter Vogtshof/Rathaus (Mittelgasse Nr. 2)

Wo Vogt Rorich, der zwischen 1215-1222 mehrmals als „Vogt in Hachenburg“ erwähnt wird, gewohnt hat, ist nicht bekannt. Bei dem Haus, über das im Jahr 1311 die Begine Elisabeth, die Tochter der verstorbenen Vogtsfrau Hedwig, zugunsten der Abtei Marienstatt verfügte, könnte es sich aber um die „Alte Vogtei“ in der Mittelstraße 2 gehandelt haben. 1461 und 1477 wird der Vogtshof erneut genannt. Damals gehörte das Anwesen noch als ehemals gräfliche Schenkung der Bartholomäuskirche und war vermutlich Wohnung eines Geistlichen. Im Jahr 1486 kaufte Graf Gerhard II. von Sayn (reg. 1452-1493) die mittlerweile verfallende „hobstat in dem Vaight Hobe“ der Bartholomäuskirche ab. Beim großen Brand 1484 scheint der Hof, weil aus Steinen gebaut, ebenso wie das „Steinerne Haus“ am Marktplatz, keinen größeren Schaden genommen zu haben. Erst beim großen Feuerinferno des Jahres 1654 fiel auch der Vogtshof in Schutt und Asche. Er wurde noch im 17. Jahrhundert wieder aufgebaut und später, vor allem auch im 18. Jahrhundert baulich verändert.

1799 war die Poststation in diesem Gebäude untergebracht. Zwischen 1877 und 1976 war es im Besitz des Gardinengeschäfts Zuckmeyer. Danach wurde das Haus von der Stadt erworben und fungierte als Rathaus. Seit 1982 bezog die 1972 im Burggartenkeller (heute Landschaftsmuseum) neu gegründete Stadtbücherei (1980 in den Fahrradkellern der Hauptschule untergebracht) das fertig renovierte Anwesen.

Im Jahr 2007 wurde vor der Stadtbücherei der „Lesegarten“ eingerichtet. Bei den Arbeiten wurde ein alter Brunnen ausgegraben, renoviert und wieder aufgestellt, der Judengedenkstein blieb erhalten.

Doppelhaus (Herrngasse Nr. 3 und 5)

Das langgestreckte Gebäude in sichtbarem Fachwerk aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit seinen beiden geschnitzten Türen gilt als schönster und reichster Fachwerkbau der Stadt.

Beustsches Haus (Haus Pöttingen) (Herrngasse Nr. 6)

Nach dem großen Stadtbrand von 1654, bei dem die Stadt bis auf wenige Häuser abbrannte und bei dem auch die ehemaligen Burgmannensitze in der Herrnstraße (wie auch die in der Perlengasse 2 und Mittelstraße 2) zugrundegingen, war das vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammende Burgmannenhaus über den alten Kellern mit den für Hachenburg einzigartigen Kreuzgewölben wieder aufgebaut worden. Die Grafentochter Franziska Eleonore Clara, die nach ihrer Ehe mit dem Grafen Anton von Pöttingen als junge Witwe von Passau nach Hachenburg zurückkehrte, machte es zu ihrem Wohnsitz. Zahlreiche Dokumente belegen, dass die Gräfin das Haus um 1698 umbauen ließ. Aus dieser Zeit stammt wohl auch das Treppenhaus mit dem beeindruckenden Holzgeländer.

Im 18. Jahrhundert kam das nach der Gräfin benannte Pöttingische Haus in den Besitz des Kanzleirats Detmar Heinrich von Grün. Ihm, der es um 1766 erheblich umbauen und erweitern ließ, ist das barocke Erscheinungsbild des Gebäudes zu verdanken. Es entstand ein repräsentativer Barockbau in verputztem Fachwerk mit Mittelrisalit und Giebel.

Der heutige Name des Hauses geht auf den Geheimen Rat, herzoglichen Regierungsrat und späteren Regierungsdirektor Ludwig August von Beust zurück, einen Schwiegersohn des Kanzleirats von Grün. Im Haus wohnte von 1779 bis etwa 1789 und von 1791 bis zu ihrem Tod im Jahr 1792 die mit von Beust verschwägerte Hachenburger Dichterin der Goethezeit, Albertine von Grün (1749-1792). Die Familie Beust wohnte bis 1813 in dem Anwesen. Danach begann der Niedergang des Hauses. Lange kümmerte sich niemand um das Herrenhaus, 1979 sollte es sogar abgerissen werden. Erst durch das Engagement von Rosemarie Goeke und Elisabeth van den Berge konnte der drohende Abriss verhindert werden. Die beiden Schwestern nahmen Kontakt zum Landesdenkmalamt in Mainz auf, wo man sich sehr interessiert zeigte. Man konnte die Stadt davon überzeugen, das Haus zu versteigern. Seit Herbst 1979 begannen die Schwestern zu renovieren, 1980 zogen sie auch dort ein. Die beiden, seit 2000 Ehrenbürgerinnen der Stadt, bewohnen auch heute noch das prachtvolle Gebäude.

Altes Rathaus (Perlengasse Nr. 2)

Bei dem großen Stadtbrand von 1654 wurde auch der Burgmannenhof in der Perlengasse Nr. 2 vernichtet. Doch die Stadt bzw. die gräfliche Verwaltung ließ das Haus auf den Resten des Gebäudes wieder aufbauen. Wahrscheinlich stammt das Tonnengewölbe (heute Ratskeller) noch von diesem Ursprungsbau. Das Holz für den Neubau wurde im Winter 1691/1692 geschlagen, das Fachwerk 1692 aufgestellt. Zusammen mit angrenzenden Gebäuden in der Judengasse bildete das Anwesen die sogenannte Kaserne, wo. u. a. die "Hachenburger Husaren" untergebracht waren. Im 19. und 20. Jahrhundert war das Anwesen in der Hand wechselnder Eigentümer, bis es dann der Erbengemeinschaft Latsch zufiel. Im Haus befand sich eine Bäckerei (Entenbraterei). Schließlich wurde das Anwesen an den Unternehmer Sassenrath verkauft. Es sollte 1979 abgerissen werden, doch das Gebäude wurde nach langem Hin und Her 1986 unter Denkmalschutz gestellt. Die noch weitgehend aus dem späten 17. Jahrhundert stammende Bausubstanz des ehemaligen Burgmannenhofes blieb so der Nachwelt erhalten. Die Stadt Hachenburg erwarb das Gebäude 1993 und ließ es zwischen 1996 und 1998 aufwändig sanieren. Seit 1998 residierten der Stadtbürgermeister (bis 2001), die Touristeninformation, die Kulturreferentin, die Verbraucherberatung und das Stadtarchiv in dem Gebäude. Im historischen Rathaus sind heute die Hachenburger Kulturzeit, das Stadtarchiv und die Touristinformation untergebracht.

Text: Stefan Grathoff