Rheinhessen

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Karte 61.1 ‘Korken’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 246.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Korken

Die Substantive Stopfen (dialektal Stobbe u. ä.), Stopfer (dialektal Schdobber u. ä.), Stopfert (dialektal Stoppert) sowie Stöpfer (dialektal Schdebber u. ä.) gehören lexi­kalisch zusammen. Sie leiten sich vom Verb stopfen ‘dicht machen’ ab und unterscheiden sich lediglich auf morphologischer Ebene voneinander. Mit dem Suffixer (Stopfer, Stöpfer) und ‑ert (Stopfert) erfolgt Nomen-Instru­menti-Bildung. (Die ‑ert-Endung ist eine Erweiterung von ‑er, die häufig in der Westpfalz vorkommt, vgl. z. B. auch Käwwert ‘Käfer’, Lienert ‘Lügner’, Stockert ‘Holzarbeiter, Holzstockmacher’.) Stöpfer geht auf eine umgelau­tete Variante des Verbs, also stöpfen zurück, wobei in den Dialekten der Vo­kal ‑ö- zu ‑e- entrundet wird. Das Verb stopfen, seit dem 9. Jh. im Althochdeutschen nachweisbar, ist vermutlich aus lateinisch stuppare ‘mit Werg zustopfen’ entlehnt. Dieses Wort gehört zu lateinisch stuppa, stūpa ‘Werg’.

Stopfen kommt im erhobenen Sprachmaterial auch (selten) als Kompo­situmsglied vor. Weinstopfen (dialektal Woistobbe) ist offensichtlich durch die Atlasfrage suggeriert. Sie lautete: „Wie nennt man den Verschluss einer Weinflasche?“ Zweimal wurde Korkstopfen (dialektal Korkstobbe) gemeldet. Das Bestimmungswort tritt auch als Simplex Kork(en) (dialektal Kork, Korke u. ä.) auf. Das seit dem 16. Jh. bezeugte Substantiv Kork bezeichnet zuerst die Rinde der Korkeiche und ab dem Ende des 17. Jh. auch den daraus herge­stellten Flaschenverschluss. Hierfür entwickelt sich im 18. Jh. die Variante Korken. Das Wort ist wohl über neuniederländisch kurk, kork aus spanisch corcho entlehnt. Diesem liegt lateinisch cortex ‘Rinde, besonders der Korkeiche’ auch: ‘Korkpfropfen’ zugrunde.

Im äußersten Südosten verweist singuläres Pfropfer (dialektal Bropfer) be­reits auf die Sprachverhältnisse in Schwaben, wo das Wort mit verschiede­nen Varianten großflächig verbreitet ist. Der Ausdruck geht auf eine Entlehnung aus lateinisch propāgo ‘Ableger’ zurück. Das zu Pfropfer, standardsprachlich: Pfropfen, gehörende Verb ist pfropfen ‘ein Edelreis aufsetzen’ zu lateinisch propāgāre ‘ausdehnen, fortpflanzen, hineinstecken’. Der Zusammenhang zwischen Pfropfer/Pfropfen ‘Stöpsel’ und pfropfen ‘ein Edelreis aufsetzen’ ist bildlich motiviert: Wie das Edelreis in die Erde oder auf den Wildling, so wird der Stöpsel in den Flaschenhals gesteckt.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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