Bingen in Rheinhessen

Ehemaliger Burgbezirk „Burg Wineck“

Pfarrer-Michel-Straße 2

Die Pfarrer-Michel-Straße ist als Sackgasse angelegt und verlängert die Burgstraße zur katholischen Kirche hin. An der Nordseite der Straße verläuft die Einfriedungsmauer des ehemaligen Burgbezirks, welcher als Gesamtanlage eine Denkmalzone und ein Grabungsschutzgebiet bildet.

Im Jahr 1290 wurde die Burg Wineck erstmals schriftlich erwähnt. Bei der Burg handelte es sich um eine Gründung der Herren von Bolanden, bzw. Hohenfels und sie war wahrscheinlich der Sitz der 1225 erwähnten Herren von Büdesheim. Das Anwesen lag nordwestlich der Kirche und hatte eine Wall-Graben Befestigung.

Wahrscheinlich in der Mitte des 16. Jahrhundert kam die Burg von den Erlenhaupt von Saulheim in den Besitz der Frey von Dehren. Unter Johann Ernst Baron von Dehren (gestorben 1684) wurde die Burg als schlossartiges Herrenhaus wiederaufgebaut, nachdem es durch schwedische Truppen im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war. Eventuell 1723 kam das Anwesen in den Besitz der Schilderer von Lachen, welche es 1759 an die Herren von Bülow verpachteten. 1760 ging die Burg durch Erbe in den Besitz der Freiherren von Murrach, 1785 wurde sie an den kurpfälzischen Regierungsrat Franz von Albertino – der mit einer außerehelichen Tochter des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz verheiratet war – veräußert. In jener Zeit fand die Verfüllung der Gräben und eine Umwandlung der Burg in ein Wohnhaus statt. Auch der Hof des Ritterstiftes St. Alban wurde damals in die Anlage einbezogen. 1796/97 wurde das Areal von französischen Truppen niedergebrannt und danach wiederhergestellt.
Im 19. Jahrhundert wechselten öfter die Besitzverhältnisse, bis die Gärtnerei Jung 1916 in den Besitz der Anlage kam. 1917 brannte das Hauptgebäude erneut nieder und wurde danach wiederaufgebaut, heute wird es hauptsächlich als Stadtgärtnerei verpachtet.

Auf drei Seiten sind noch Reste der Ringmauer aus Bruchsteinen vorhanden, welche im 19. und 20. Jahrhundert teilweise ausgebessert wurde. Auf der Nordostseite befindet sich in der Mauer ein barocker Torbogen. Dessen verwitterter Scheitelstein zeigt vermutlich das Wappen der Schilderer von Lachen und das Jahr 1723.

In der Mitte des Geländes steht heute eine herrschaftliche Villa aus den Jahren 1919/20. Diese steht auf Fundamenten und tonnengewölbten Kellern des Vorgängerbaus und wurde in einem klassizierend-neubarocken Heimatstil erbaut. Es handelt sich um einen hochgesockelten, doppelgeschossigen Putzbau, der über eine Freitreppe mit Rundbogenportal erreichbar ist. Als weiteres Gebäude ist eine langgestreckte, im Kern spätbarocke, tonnengewölbt unterkellerte Scheune mit ehemaligem Kelterhaus und Remise erhalten. Im südwestlichen Teil der Anlage befindet sich ein Privatgarten mit Gestaltungselementen aus den frühen 1920er Jahren. Das Gartentor in Rokokoformen wurde um 1760 gefertigt.[Anm. 1]

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.1: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2007.

Erstellt am: 12.01.2018

Anmerkungen:

  1. Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.1: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2007, S. 176. Zurück