Pfeddersheim in Rheinhessen

Zur Geschichte von Pfeddersheim

Luftbild von Pfeddersheim[Bild: Alfons Rath]

Eine Besiedelung der Gemarkung lässt sich seit römischer Zeit belegen. Östlich des Ortskerns wurden 1939 auf dem Firmengelände der Enzinger Union acht Brandgräber ergraben. Eines gehört mit Nauheimer Fibel und Spätlatèneflasche in das 1. Jahrhundert v. Chr. Die anderen Gräber wurden im 1. und 2. nachchristlichen Jahrhundert angelegt.
Auch der Ortsname ist römischen und dann fränkischen Ursprungs und fand seinen Weg von "Paterno villa" und "Paternsheim" über weitere Zwischenstufen zu dem heutigen Pfeddersheim. Erstmals urkundlich erwähnt wird Pfeddersheim 754 in einer Urkunde des Bischofs Chrodegang von Metz, der dem neugegründeten Kloster Gorze bei Metz Güter, darunter auch die Kirche von Pfeddersheim, verlieh. Das Kloster Gorze initiierte im 10. Jahrhundert die Gründung der Benediktinerabtei Georgenberg. Im sog. "Endkampf der Staufer" standen die Pfeddersheimer Ortsherren, die Herren von Hohenfels aus dem Hause Bolanden, auf der Seite der staufischen Könige. In den am Rhein ausbrechenden Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern des Königshauses wurde das hohenfelsische Pfeddersheim am 14.8.1251 von den Truppen des Mainzer Erzbischofs Gerhard in Schutt und Asche gelegt. Nachdem die Hohenfelser Pfeddersheim verlassen mussten - sie sind bis 1276 im Ort nachzuweisen - gelang es den Pfeddersheimern König Albrecht davon zu überzeugen, den witschaftlich prosperierenden Ort vor 1304 zur Reichsstadt zu machen.

Pfeddersheim wurde in den Kreis der Orte aufgenommen, die mit dem Oppenheimer Stadtrecht begabt wurden. Doch bereits um 1330 wurde Pfeddersheim zum Spielball der königlichen Finanzpolitik. Um an Bargeld zu gelangen verpfändete der König den Ort (ohne die Burg) an die Herren von Falkenstein aus dem Hause Bolanden. Als diese Familie 1418 ausstarb, gelang es dem Mainzer Erzbischof bis 1451 Pfeddersheim in seinen Besitz zu bringen. Im Jahr 1418 gelangte Pfeddersheim an die Pfalzgrafen bei Rhein, die in Heidelberg residierten. Bei ihnen blieb Pfeddersheim bis zu den politischen Umwälzungen im Zuge der französischen Revolution.

Bedeutende Schlachten bei Pfeddersheim

1388

Im November 1388 verlor der Rheinische Städtebund, zu dem neben Pfeddersheim auch Mainz, Worms, Frankfurt, Speyer, Straßburg, Hagenau und Weissenburg im Elsass gehörten, bei Pfeddersheim eine Schlacht gegen Kurfürst Ruprecht von der Pfalz, den badischen Markgrafen und den Grafen von Leiningen. Die Stadt Frankfurt hatte hierzu allein 270 Reiter geschickt; nur wenige verließen lebend das Schlachtfeld. Gerüchten der geschlagenen Bundesbrüder zufolge, soll Pfalzgraf Ruprecht 80 Gefangene in einem Backofen zu Tode gequält haben. Mit der Niederlage war die große Zeit der Reichsstädte am Oberrhein vorbei.

1460

Am 4.7.1460 schlug der pfälzische Kurfürst Friedrich der Siegreiche bei Pfeddersheim das Heer des mainzischen Erzbischofs Diether von Isenburg sowie des Grafen von Leiningen. Der Sieg machte Kurpfalz zum wichtigsten Landesherrn in Rheinhessen.

1525

Im Jahr 1525 empörte sich die Bauernschaft in weiten Teilen des Landes gegen den Adel, der ihnen u. a. zu hohe Abgaben und zeitraubende Frondienste abverlangte. Auch im Alzeyer Land sammelte sich eine Schar Aufständischer, die Adels- und Klostergüter mit Gewalt überzogen. Die Stadt Pfeddersheim öffnete diesem auf 8000 Leute angewachsenen "Bauernhaufe" bereitwillig ihre Tore. Kurfürst Ludwig von der Pfalz erschien mit seinem Heer vor der Stadt. Es kam zur offenen Feldschlacht, in deren Verlauf sich schnell die Unterlegenheit der Bauernschar zeigte. Das unkoordinierte, waffentechnisch unterlegene Bauernheer, das aus dem Bockenheimer Bauernhaufe und "etlich bös Kind von Pfeddersheim" bestand, erlitt am 23. und 24. Juni 1525 gegen das bestens bewaffnete und ausgebildete "Berufsheer" des Pfalzgrafen eine vernichtende Niederlage. Etwa 5000 von 8000 aufständischen Bauern verloren ihr Leben, die Überlebenden ergaben sich dem Landesherren auf Gnade und Ungnade. Der nahm blutige Rache. Zahlreiche Bauernführer wurden auf dem Pfeddersheimer Kirchplatz hingerichtet. Die Mörstädter Straße in Pfeddersheim wird seit diesem blutigen Tag im Volksmund auch "Bluthohl" genannt. Pfeddersheim verlor endgültig seine Unabhängigkeit. Mit der Schlacht bei Pfeddersheim fand der Bauernkrieg im Wesentlichen seinen Abschluss. Dass neben den Bauern in der Pfalz und Rheinhessen auch die Pfeddersheimer revoltierten, lag vor allem an der hohen Steuerlast für das Gemeinwesen. Während etwa 3000 Morgen der Gemarkung als adliger oder geistlicher Besitz abgabefrei war, mussten die Bürger von den restlichen 2400 Morgen die ganze Steuerlast tragen.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff und Stefan Dumont

Verwendete Literatur:

  • Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
  • Heinz Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990.

Aktualisiert am: 24.07.2016