Untershausen im Westerwald

0.Haus Nr. 34 "Frenke Liss" = Fam. Joh. und Elisabeth Frink, heute Gartenstraße 6

Verfasser: Reiner Dennebaum

Erstellt am: 03.04.2024

Nebenstraße 34

1928
„Haus Witwe Johann Frink. Dasselbe hat gebaut ein Johann Lenz, dessen Frau war aus Arnshöfen. Johann Lenz war Sohn von Johann Adam Lenz, zurzeit in dem Häuschen was jetzt Witwe Kaiser besitzt. Gebaut wurde das Haus 1874, also Johann Lenz sein Haus, heute Johan Frink Witwe. Johann Frink im Steinbruch tot geblieben 1926. Dessen Frau ist aus Daubach, geb. Gilberg“ [Anm. 1]

Der Rufname „Frenke Liss“ geht zurück auf den Namen Frink, Elisabeth, s.u.

Das Haus wurde 1874 von Johann Josef Lenz (1848–81) aus Untershausen H5 in Fachwerkbauweise errichtet. Er war verh. mit Anna Katharina geb. Heinz. Das Ehepaar Lenz hatte 4 Kinder: Apollonia (*1874), Johann (1876–1932), Andreas (1879–1944) und Katharina (1881–1960).

H33 "Wehnersch" unten, H34 "Frenke Liss" oben
H33 "Wehnersch" unten, H34 "Frenke Liss" oben[Bild: Reiner Dennebaum, Mainz, ehem. Untershausen H13]

Das Anwesen im oberen Bilddrittel grenzt mit seiner südlichen Giebelseite und dem kleinen Hausgarten an den Weg vom Backes zum Kappesfeld, heute Gartenstraße. Die Rückseite im Westen steht an der Grenze zu H33. Im Norden befindet sich eine ansehnliche Wiese. Eingang, Einfahrt und Hof befinden sich im Osten des Grund-stücks an der Außenseite des Weges, der dort eine kleine Linkskurve macht.

Anfang der 1920er Jahre verkaufte die Witwe Anna Katharina Lenz das Anwesen an das Ehepaar Johann und Elisabeth Frink, die bis dahin in Daubach gewohnt hatten, wo auch die beiden ältesten Kinder geboren wurden.

Der Arbeiter Johann Frink (1887–1926) aus Montabaur, gen. Kla-Hannes, war verh. mit Elisabeth Frink geb. Gilberg (1892–1956), gen. Frenke Liss, aus Daubach. Sie war die Tochter der Eheleute Peter Gilbert und Anna geb. Neuroth in Daubach.

Schulchronik:
„Am 2. Sept. 1926 verunglückte im hiesigen Steinbruch der Arbeiter Johann Frink von Untershausen. Er war mit dem Arbeiter Christian Hübinger mit Bohren beschäftigt, als eine schwere Basaltsäule umschlug und ihn totdrückte, während der Hübinger nur leichter verletzt wurde. Der Bedauernswerte hinterlässt eine Witwe mit 3 unmündigen Kindern“ [Anm. 2] Hier geht es um den Steinbruch in der Feldheck, in dem Pflastersteine gefertigt wurden. Nach dem Unfalltod von Johann Frink im Jahr 1926 wurde der Betrieb offiziell eingestellt. Neben diesem größeren Basaltsteinbruch am Anfang der Feldheck gab es am nördlichen Ende der Feldheck noch einen kleineren Steinbruch, in dem rote grobkörnigere Steine vorkamen und privat gebrochen wurden, sogenannte Lavakrotzen, s. Haus Nr. 46 und Text: Kulturdenkmäler/Kriegergedächtniskapelle.

Hofreite H34 mit Käthe Frink
Hofreite H34 mit Käthe Frink[Bild: Käthe Wittkuhn geb. Frink verw. Herrmann, Holler]

Im Bild rechts aus dem Jahr 1945 sieht man Käthe Frink im Sonntagsstaat. Links hinter dem Wohnhaus ist noch ein Teil der Scheune von H33 zu sehen, Ansicht vom Weg. An dem Wohnhaus war der Stall angebaut mit Abort, im Obergeschoss befanden sich Heulager und Hühnerstall. Im Anschluss an das Stallgebäude stand noch ein Schuppen.
Die Familie hatte einen sehr kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit Kuh, Ziege, einem Schwein und einigen Hühnern.

Nach dem tragischen Unfalltod des Familienvaters im Jahr 1926 wurden die Lebensbedingungen der Familie schwierig. Die Witwe mit ihren kleinen Kindern versuchte die Landwirtschaft nach besten Kräften weiterzuführen. Wenn für schwere landwirtschaftliche Arbeiten zwei Kühe erforderlich waren, lieh sich die Witwe Frink eine Kuh bei ihrem Bruder in Daubach aus. Dieser besaß selbst für seine kleine Landwirtschaft auch nur eine einzige Kuh. Immerhin konnten sie sich durch diese gegenseitige Hilfe einigermaßen selbst versorgen und diese Jahre überstehen.

Im Jahr 1930 konnten dann Baumaßnahmen durchgeführt werden. Die Fachwerk-Außenwände wurden durch Schwemmsteine (Bimssteine) ersetzt und der im Obergeschoss bestehende Kniestock aufgemauert. So entstand ein Vollgeschoss; außerdem erhielt das Haus ein neues Dach.

Totenzettel des Gefallenen Josef Frink
Totenzettel des Gefallenen Josef Frink[Bild: Hugo Herrmann, Zeitzeuge, Untershausen H25]

Das Ehepaar Johann und Elisabeth Frink hatte 4 Kinder: Josef, Paula, Oswald und Katharina.

1. Josef (1918–1941╬).
Josef Frink wurde im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront eingesetzt und fiel am 28. Nov. 1941 bei Belgorod/Westrussland.

Brief von Oberleutnant und Batterie-Führer Bittmann an die Familie Frink: „Als Battery. Führ. Ihres lieben Sohnes Josef Frink habe ich die traurige Pflicht, Ihnen seinen Heldentod auf den Schlachtfeldern des fernen Russlands mitzuteilen. Es war am 28.11.41 als die Batterie im Morgengrauen plötzlich von einem russ. Regiment überfallen wurde. In sechsstündigem hartem Ringen haben wir uns gegen diese Übermacht behauptet, wobei außer Ihrem Sohn 21 Kameraden in Nahkampf gefallen sind, 8 Mann wurden vermisst und 20 sind verwundet worden.
Ihr Sohn kämpfte an der Seite seiner Kameraden. Er war der erste, der sich entschlossen dem Feind entgegenwarf, wobei er durch einen Lungenschuss sofort getötet wurde.
Wir haben ihn dann inmitten seiner Kameraden aufgebahrt und am 4.12.1941 wurde er auf dem Heldenfriedhof zu Belgorod vom Div. Kommandeur zum letzten Appel aufgerufen und beigesetzt“[Anm. 3]

2. Paula (1919–2007) wurde in Daubach geboren und starb in Mendig, s. u.

3. Oswald (1922–1922)

4. Katharina (1925–2019), gen. Käthe wurde in Untershausen geboren. Sie war verh. (1950) mit dem Arbeiter Albert Herrmann aus Holler. Das Ehepaar hat drei Kinder; ihr Sohn Klaus Herrmann (*1952) wohnt mit seiner Ehefrau Erika ebenfalls in Holler, Sohn Kurt wohnt mit Ehefrau Dorothea in Cochem und Sohn Peter wohnt mit Ehefrau in Stockhausen-Illfurt.
Nach dem Tod ihres Ehemannes war Katharina in 2. Ehe verh. (1983) mit dem Bergmann Kurt Wittkuhn (1923-1998) aus Bottrop und lebte mit ihm in Montabaur.  In Jahr 1997 zog das Paar nach Holler, wo sie als Witwe auch in der Nähe ihres Sohnes Klaus lebte und starb.

Im Jahr 1955 wurde im Stallgebäude durch Aufstockung des Heulagers weiterer Wohnraum durch das Baugeschäft Alois Neuroth u. Sohn H33 geschaffen; die Erweiterung des Wohnraums war noch von Elisabeth Frink beauftragt worden.

Ehepaar Josef und Paula Geilen geb. Frink 1942
Ehepaar Josef und Paula Geilen geb. Frink 1942[Bild: Fred-Josef Geilen, Mendig]

Nach dem Tod der Witwe Elisabeth Frink im Jahr 1956 wurden die Gebäude von den Eheleuten Josef und Paula Geilen geb. Frink übernommen, die allerdings mit ihrer Familie bereits 1955 nach Niedermendig umgezogen waren, wo der Familienvater herstammte und seinen Arbeitsplatz hatte.

Das Foto aus dem Jahr 1942 zeigt das Paar Paula geb. Frink und Josef Geilen als Obergefreiter der 1. Batterie der Schweren-Eisenbahn-Flakabteilung 902.

Paula war verh. (1943) mit dem Füllmeister Josef Geilen (1920–1996) aus Niedermendig, heute Mendig. Das Ehepaar hat zwei Söhne: Fred-Josef und Bernd.

"Frenke Liss" 1953
"Frenke Liss" 1953[Bild: Fred-Josef Geilen, Mendig]

2.1. Fred-Josef (*1949) ist verh. mit Hildegard geb. Klein (*1949) aus Niedermendig, das Ehepaar wohnt in Mendig und hat die Kinder Martin und Melanie.
Das Foto rechts aus dem Jahr 1953 zeigt Frenke Liss mit ihrer Kuh und dem Fuhrwerk. Auf dem Wagen liegt ein leeres Jauchefass, auf dem der Enkel Fred-Josef sitzt.

2. Bernd (*1957) ist verh. mit Cornelia geb. Kaul (*1960) aus Kehrig bei Mayen, wo das Ehepaar mit seinen Kindern Benjamin und Sarah auch lebt.

Im Jahr 1969 vergrößerten die Eheleute Geilen das Haus. Das ehemalige Stallgebäude wurde nach Norden erweitert. Es entstand eine zweite Wohnung auf dem Grundstück, die von der Familie Geilen als Zweitwohnung an den Wochenenden und im Urlaub genutzt wurde.

Das Haupthaus ist seit dem Jahr 1956 durchgehend vermietet, es haben dort verschiedene Familien oder Einzelpersonen gewohnt, darunter Familie Herbert Gombert, s.a. H8, Familie Willi Wirges, s.a. H35, Olga Jetz, Klaus-Peter Klich und Adalbert Dickob, s.a. H7.

Am 01.11.1995 haben die Eheleute Geilen das Anwesen an Bernd Niederelz verh. mit Karin geb. Neuroth aus Untershausen H43 verkauft, der es dann blau angestrichen hat.

Als Wohnhaus umgebaute ehem. Hofreite H34
Als Wohnhaus umgebaute ehem. Hofreite H34[Bild: Fred-Josef Geilen, Mendig]

Das Foto mit Josef Geilen im Vordergrund aus dem Jahr 1975 zeigt das Anwesen, wie es auch im Jahr 1995 an Bernd Niederelz verkauft wurde, der es im Jahr 2003 an Sinisa Berak verkaufte, der mit osteuropäischen Arbeitern im Wald in der Holzwirtschaft tätig war. Momentan macht das Haus einen verlassenen Eindruck.


Anmerkungen:

  1. Ferdinand, Friedrich: Untershausen früher und jetzt. Handschriftliches Gebäudekataster für Untershausen mit den Namen der Hauseigentümer und teilweise deren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihre wirtschaftliche Situation. Das Original, ein DIN A5-großes Schreibheft, war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1–41.  Zurück
  2. H33 „Wehnersch“ unten, H34 „Frenke Liss“ oben. [Bild: Reiner Dennebaum, Mainz; ehem. Untershausen H13]  Zurück
  3. Bittmann, Oberleutnant und Batterie-Führer: Nachricht an Familie Frink über den Soldatentod ihres Sohnes Josef Frink in Belgorod, Russland, 7.12.1941; beglaubigte Abschrift vom 4. Mai 1942.  Zurück