Untershausen im Westerwald

0.Haus Nr. 38 "Nikeläsje, Schulze" = Fam. Peter Gombert, Richard Metternich; heute Hauptstraße 2

Verfasser: Reiner Dennebaum

Erstellt am: 03.04.2024

Dorfstraße 38

1928
"Haus Nikolaus Gombert. Dasselbe hat der gebaut 1897, seine Frau von Holler, Gerlach". [Anm. 1]

Der Hausname Nikeläsjes geht zurück auf den Vornamen des Erbauers Nikolaus Gombert III. Dieser war der Sohn von Nikolaus Gombert II. und Enkelsohn von Nikolaus Gombert I., der bis 1852 mindesten 36 Jahre lang Schultheiß in Untershausen gewesen ist. Der Hausname „Schulze“ ergab sich aus der Funktion von Nikolaus Gombert I. als „Schulze, Dorfschulze bzw. Schultheiß“. Obwohl dieser damals in H24 lebte, wird der Name „Schulze“ von den Alteingesessenen bis heute für das wesentlich später gebaute Haus Nr. 38 verwandt, während die Zugezogenen mittlerweile von „Metterniche“ sprechen.

Im Jahr 1816 bewarb sich der 34-jährige Ackersmann Nikolaus Gombert I. – damals noch sog. „Kriegsbürgermeister“ in Untershausen - erneut um die Schultheißenstelle in dem Ort, und zwar als ständiger Bürgermeister. [Anm. 2]
Er war auch im Jahre 1821 Schultheiß in Untershausen [Anm. 3] und auch noch 1852 [Anm. 4]; erst 1853 erhält Untershausen mit Peter Merz H9 einen neuen Bürgermeister [Anm. 5].

Da bereits der Großvater von Nikolaus III. die Schultheißenstelle im Jahre 1816 innehatte, darf man davon ausgehen, dass die Familie Gombert seit fast 200 Jahren „Schulze“ genannt wird.

Hofreite Nr. 28 Schulze 2009
Hofreite Nr. 28 Schulze 2009[Bild: Reiner Dennebaum, Mainz, ehem. Untershausen H13]

Das Foto aus dem Jahr 2009 zeigt das Anwesen von Süden. Der Grundriss entspricht noch weitgehend den Originalgebäuden mit dem Wohnhaus an der Hauptstraße am Ortsausgang nach Holler, dem sich anschließenden Wirtschaftsgebäude und der Scheune. Im Wirtschaftsgebäude befanden sich früher die Waschküche, Schweinestall und Pferdestall. Der Kuhstall war in den südlichen Teil der Scheune integriert und das Plumpsklo im Hof an diesen angebaut. Die Einfahrt zu Haus und Hof befand sich im Süden des Grundstücks an der Dorfstraße und grenzte an die Wiese von H37. Der Hausgarten lag zwischen Wohnhaus und Dorfstraße, und hinter der Scheune im Westen gab es noch eine große Wiese, die an das Grundstück von H33 grenzte.
Direkt neben dem Wohngebäude, auf dem Foto durch einen Busch verdeckt, befindet sich der Hausbrunnen, der bis heute im Originalzustand (Trockenmauerbau) erhalten ist. Die Handpumpe wurde 1965 durch eine moderne, ebenfalls manuell zu betätigende Variante ersetzt und wird bis heute regelmäßig benutzt.

1897 erbaute Nikolaus Gombert III. das Schulze-Haus. Seine Urgroßeltern waren Johannes Gombert (*1735) aus Reckenthal und Anna Eva Lenz aus Untershausen.
Großeltern waren die Eheleute Nikolaus Gombert I (1781–1864) und Anna Maria geb. Schlemmer. Das Ehepaar hatte 5 Kinder:

  1. Petrus (*1807),
  2. Antonius (*1810),
  3. Katharina (*1813),
  4. Peter Caspar (1817–1876) Pfarrer in Eisenach
  5. Nikolaus II. (*1819).

Nikolaus Gombert II. (1819–1901) stammte aus Untershausen H24 [Anm. 6] und war verheiratet mit Barbara Berkessel (1830–1889) aus Niederelbert. Nikolaus Gombert II war in H24 aufgewachsen, hat später H12 erworben; dieses wurde im Jahr 1870 von Peter Frink ersteigert, s. d.; er ist der Großvater von Peter Gombert H38 bzw. der Urgroßvater von Heinrich Gombert H21 und Agnes Metternich geb. Gombert H38. [Anm. 7]

Die Eheleute Nikolaus II und Barbara Gombert hatten drei Kinder:
Nikolaus III, Elisabetha und Franziska.

  1. Nikolaus III. (1866–1941), s u.
  2. Franziska (Maria[Anm. 8]), (1867–1887)
  3. Elisabetha 1872–1952, gen. Seth, heiratete später Karl Gombert aus H3 und wurde so zu „Karls Seth“, s. H8

Nikolaus Gombert III. (1866–1941) war verh. mit Katharina geb. Gerlach (1866–1932) aus Holler.

Anekdote:
„Der Vater von Peter Gombert hieß Nikolaus. Er kam zuweilen bei uns am Haus vorbei, um in der Schmiede beim Hufbeschlag nach dem Rechten zu sehen. Er hatte einen weißen Vollbart und war für mich eine ehrwürdige Erscheinung. In den ersten Kriegsjahren war ich als einziger Messdiener mit Pfarrer Kexel zu seiner Beerdigung“.[Anm. 9]

Nikolaus Gombert III. und Verwandte und Nachbarn
Nikolaus Gombert III. und Verwandte und Nachbarn[Bild: Agnes Metternich, Untershausen H38]

Auf dem Foto aus dem Jahr 1940 sieht man v.l. die Hausfrau Maria mit ihrer Tochter Agnes und dem Schwiegervater Nikolaus III.; dann Christa Geest aus dem gegenüberliegenden H42, Käthe Frink aus dem benachbarten H34 und die Verwandte Rosel Gombert aus H21. Am Fenster steht ein einquartierter Soldat der 9. Batterie des 33. Artillerie-Regiments, das nach Pfingsten 1940 im Frankreichfeldzug eingesetzt wurde. Der Rechnungsmeister der Stabsbatterie dieses Regiments war Georg Söllner und wurde in den 1960er Jahren Bürgermeister in Untershausen, s. H14.

Die Eheleute Nikolaus III. und Katharina Gombert hatten 5 Kinder:

  1. Elisabeth (1892–1961), 1927 verh. mit Leonhard Franz Wolf aus Heiligenroth.
  2. Andreas (1894–1963) verh. mit Helena Groß aus Holler, s. H21.
  3. Susanne (18951896).
  4. Peter (1896–1987), s.u. und Text: Klassenfoto 1910 in H19 und Brauchtum Foto Erntedankfest 1933.
  5. Adam Alois Gombert (1900–1934), s. auch Text: Klassenfoto 1910 in H19 und Foto Wanderung Männergesangverein 1922.

Bericht:
„Die Familie Gombert betrieb einen Heuhandel und besaß zwei Pferde: einen Schimmel und einen Rotfuchs. Alois Gombert konnte gut mit den beiden Pferden der Familie umgehen. Die Familie kaufte das Heu und Stroh meist in den Dörfern des Oberwesterwaldes u.a. in Höhn-Oellingen, und er fuhr damit häufiger nach Koblenz, um die dortigen Kasernen zu beliefern. Die Fahrt dahin war wegen der schlechten und teilweise steilen Wege recht beschwerlich. Er musste häufig die schwächere vordere Bremse vom Sitz aus benutzen und auf besonders steilen Strecken zusätzlich noch die Kannicke für die Hinterräder. Alois machte eine Ausbildung als Lehrer und besaß ein Klavier. Er hatte als erster im Dorf ein Motorrad; es war ein NSU D-Rad der Deutschen Industrie Werke Berlin. Er starb überraschend in jungen Jahren an einer Blinddarmentzündung. Auf seiner Beerdigung wurde der Sarg mit dem Pferdefuhrwerk auf dem ahle Weg nach Holler gefahren.  Mit diesen Pferden und entsprechendem Wagen wurden auch andere verstorbene Untershäuser zur Beerdigung nach Holler auf den Friedhof gebracht.
Noch während des Zweiten Weltkriegs wurden Nachtfahrten nach Koblenz durchgeführt, um das Heu dort an die Kasernen weiterzuverkaufen.
Mit den Pferden der Familie gut umzugehen, verstanden insbesondere auch die beiden Brüder Willi und Paul Born H35, die später auch das Motorrad kauften und es um einen Beiwagen erweiterten, in dem dann oft auch die Anstreicher-Farben und Gerätschaften transportiert wurden“. [Anm. 10]

Peter Gombert (1896–1987), gen. „Schulze Pitter“, verh. mit Maria geb. Diel (1897–1979) aus Stahlhofen. Sie war die Tochter der Eheleute Johann Adam Diel und Anna geb. Henkes.
Peter Gombert übernahm das Anwesen von seinen Eltern und führte gemeinsam mit seiner Frau die Landwirtschaft fort, wobei dieser landwirtschaftliche Betrieb in den 1930er bis 1960er Jahren auch den einzigen Zuchtbullen im Ort hielt, s.a. Text: Einzelaspekte/ Landwirtschaft. „Scholze“ und „Schnije“ H29 waren die ersten Bauern, die eine Mähmaschine besaßen.

Familie Gombert bei der Rübenernte 1959
Familie Gombert bei der Rübenernte 1959[Bild: Agnes Metternich, Untershausen H38]

Das Foto vom Herbst 1959 zeigt Familienmitglieder beim Ernten von Runkelrüben „im Rummelfeld, das Stahlhöfer Stück auf der Höh“ unterhalb gegenüber der Wendelinuskapelle. Die Personen v.l.: Enkeltochter Maria, Mutter Agnes, Gretel Grunewald (ein Ferienkind aus Wetzlar) und Großvater Peter Gombert.


Familie Gombert 1967
Familie Gombert 1967[Bild: Agnes Metternich, Untershausen H38]

Das Foto aus dem Jahr 1967 zeigt drei Generationen der Familie  mit einigen Verwandten mütterlicherseits (v.l.): Großvater Peter Gombert, Josef Diel aus Ffm.,  Baptist Diel aus München, Willi Jung aus Härtlingen, die Enkeltochter Maria (hockend), Katharina Herrmann H32, Willi Diel aus Stahlhofen, die Tochter Agnes Metternich geb. Gombert (hockend), Katharina Daubach geb. Diel aus Hübingen,  Elfriede Diel geb. Gerhards (Ehefrau von Willi), Hildegard Bötzl geb. Diel aus Ffm.,  Liane Kornab aus Holler, Großmutter Maria, Agnes Vetter geb. Diel aus Stahlhofen, Lena Wild geb. Diel aus Ffm., Ernst Vetter (Sohn von Agnes) und Elisabeth Jung geb. Diel aus Härtlingen.

Das Ehepaar Peter und Maria Gombert geb. Diel hatte die Tochter Agnes.
Agnes Gombert (1931–2023) war verheiratet mit Richard Metternich (1923–2014) aus Holler. Er war der Sohn des Landwirts Alois Metternich und seiner Frau Franziska geb. Lenz, beide aus Holler.

Die Kinder des Ehepaars Richard und Agnes Metternich sind Maria und Helmut.

  1. Maria (*1954), verh. mit Conrad Heibel, wohnt in Bannberscheid. Sie hat zwei Kinder aus erster Ehe mit Stefan Hild aus Heiligenroth: Andrea und Kerstin.
  2. Helmut (*1957) ist verh. mit Hildegard geb. Herbst (*1958) aus Heiligenroth und hat die Kinder Manuela und Fabian; dieser ist verh. mit Katharina (*1991) geb. Hörter aus Rübenach.

Richard Metternich arbeitete viele Jahre lang als Tonstecher bei der Firma Itschert in Siershahn. Die Landwirtschaft spielte als Broterwerb nur noch eine untergeordnete Rolle.

Im Jahr 1986 übernahm Helmut Metternich, der Maschinenbau in Koblenz studiert hat, den elterlichen Betrieb im Nebenerwerb. Heute wird dieser Betreib im Haupterwerb von ihm und seinem Sohn Fabian, der ebenfalls als Maschinenbauingenieur und auch als Schweißfachingenieur tätig ist, geführt.

Die Familie Metternich hat im Jahr 2016 eine landwirtschaftliche Halle zur Lagerung von Heu und Gerätschaften im Außenbereich an der Gemarkungsgrenze zu Holler errichtet. Im Jahr 2018 wurde die Arbeit von Helmut Metternich vom Land Rheinland-Pfalz mit der Auszeichnung „Partnerbetrieb Naturschutz“ gewürdigt.

Naturhof Metternich 2019
Naturhof Metternich 2019[Bild: Helmut Metternich, Untershausen H38]

Das Foto aus dem Jahr 2019 zeigt die Familienangehörigen v.l.r: Helmut Metternich mit Ehefrau Hildegard, Tochter Manuela, Schwiegertochter Katharina, Sohn Fabian und Mutter Agnes Metternich.

Agnes Metternich wohnte auch weiterhin in dem von ihren Großeltern errichteten H38, während ihr Sohn Helmut mit Familie und der Enkelsohn Fabian mit Ehefrau jeweils in neu errichteten Häusern schräg gegenüber wohnen.

Anmerkungen:

  1. Ferdinand, Friedrich: Untershausen früher und jetzt. Handschriftliches Gebäudekataster für Untershausen mit den Namen der Hauseigentümer und teilweise deren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihre wirtschaftliche Situation. Das Original, ein DIN A5-großes Schreibheft, war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1–41.  Zurück
  2. Verzeichnis der Subjekte zur Festsetzung der Schultheißen Stelle in dem Ort Untershausen 1816–1821, 2 S. HHStAW Abt. 234, Nr. 999.  Zurück
  3. Ein pflichtmäßiges Verzeichnis der sämtlichen Bürger der Gemeinde Untershausen vom 10. Juli 1821 enthält die Namen von 25 Bürgern: Schultheiß Gombert, 3x Becher, Born, Dennebaum, Diehl, 6x Ferdinand, Gombert, Herschpro, Jösch, 2x Lenz, Merz, Meuer, 3x Mies, Nebgen, Schlemmer und Schnee. In: Teilung der Walddistrikte Apfelstein, Mengwiese, Mülmeth und Birkenstock zwischen den Gemeinden Daubach, Untershausen, Stahlhofen und Privatpersonen dieser Orte, mit Verzeichnissen der Bürger dieser Gemeinden; 1816-1821. HHStAW Abt. 234, Nr. 1227.  Zurück
  4. Kraut- und Ackerland um 1845/1851. Lagerbuch 360 Nr. 4 von der Gemarkung Untershausen IIter Band. HHStAW Abt. 360 Untershausen (513), Nr. 4.  Zurück
  5. Schuldverschreibungen 1853/1855. Lagerbuch 360 Nr. 5 von der Gemarkung Untershausen um 1850. HHStAW Abt. 360 Untershausen (513) Nr. 5.  Zurück
  6. Ferdinand, Friedrich: Untershausen früher und jetzt. Handschriftliches Gebäudekataster für Untershausen mit den Namen der Hauseigentümer und teilweise deren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihre wirtschaftliche Situation. Das Original, ein DIN A5-großes Schreibheft, war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1–41. Zurück
  7. Heinrich Gombert, Landwirt, Untershausen H21. Zurück
  8. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3.  Zurück
  9. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3.  Zurück
  10. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3.  Zurück