0.Katholische Pfarrkirche Mariae Heimsuchung
1.1.Mittelalter und Frühe Neuzeit
Erstmalig urkundlich erwähnt wird ein Gotteshaus in Laubenheim im Jahre 1211 in einem Güterverzeichnis. [Anm. 1] Im Jahr 1312 entschied Werner von Boladen, Propst von St. Viktor, die Pfarrkirche Weisenau und die Kapelle Laubenheim aus dem Besitz des Propsteigutes herauszulösen und dem Kapitel seines Stiftes zu übertragen. Von der Existenz einer Pfarrkirche wissen wir seit 1358 und damit war Laubenheim schon zu dieser Zeit eine selbständige Pfarrei. Sie verfügte, wie aus einer Urkunde aus dem Jahr 1521 bekannt, über drei Altäre, was für eine Dorfkirche wohl eher ungewöhnlich war. [Anm. 2]
Bis ins 16. Jahrhundert wird die Laubenheimer Kirche als Pfarrkirche bezeichnet, die aber nicht vollständig unabhängig von der Weisenauer Kirche arbeitet. Das Laubenheimer Kirchengut wurde jedoch selbständig verwaltet. [Anm. 3]
Im Verlauf des 16. Jahrhunderts verlor Laubenheim seinen eigenen Geistlichen, sowie einen Teil seines Kirchenfonds. Die Aufgabe des Laubenheimer Pfarrers übernahm im frühen 17. Jahrhundert der Pfarrer aus Weisenau. 1636 versuchte man die Kirche wieder zu einer Pfarrkirche zu erheben, unter anderem vermachte der Scholaster Heinrich Thoenen von St. Viktor dem „neuen Pfarrer“ 50 Königstaler Jahresrente. [Anm. 4]
Im Jahre 1717 ließ der Pfarrer der Kirche, Franz Friedrich Veiten, Umbauten in der Kirche durchführen. [Anm. 5] Dabei wurde das Langhaus neu gebaut. [Anm. 6] Die seelsorgliche Lage verbesserte sich im Jahr 1724, da der Kurzmainzer Hofrat und Revisionssekretär Johann Heinrich Nebel eine Frühmesse stiftete. Die Stiftung umfasste Haus und Hof in der späteren Pfarrgasse sowie einige Ackerflächen und 2000 Gulden, des Weiteren 100 Gulden zur Unterhaltung des Frühmesserhaus und 500 Gulden zu Einrichtung eines Glöcknerdienstes. Der Frühmesser sollten von der Familie Nebels bestimmt werden und an Sonn- und Feiertagen eine Frühmesse halten. Ebenfalls hatte er einige Verpflichtungen unter der Woche. [Anm. 7]
- Innenansicht zur Empore.[Bild: Alexander Wißmann]
1742 erhielt die Laubenheimer Kirche eine Orgel, die größte Anschaffung des 18. Jahrhunderts. Ebenfalls wurde eine dritte Glocke angebracht . Die Kirche ist mit die Stuckmamoraltären aus der Kapelle des Mainzer Jesuitennoviziats aus dem 18. Jahrhundert ausgestattet. Ebenfalls in dieser Zeit entstanden zwei Seitenaltäre. Sie hatten eine Portalform mit Gemälden, die seitlich angeordneten Figuren werden Martin Biterich (1691-1759) zugeschrieben. Außerdem hängt dort ein Ölgemälde des heiligen Joseph, Anfang 18. Jahrhundert, welches ursprünglich wohl hinter dem Hochaltar befand. Eventuell wurde es vom gleichen Maler der Ölgemälde aus der Kartause, die heute im Mainzer Dommuseum aufbewahrt werden. [Anm. 8] Im Zuge der Revolutionskriege 1794/95 verlor Laubenheim seinen Pfarrer und seinen Frühmesser. [Anm. 9]
6.2.Die Geschichte der Kirche vom 19. Jahrhundert bis heute
- Altar des heiligen Ignatius von Loyola (1491-1556) aus dem Jahre 1725 mit Skulpturen des Bildhauers Martin Biterich (1691-1759) aus dem ehemaligen Jesuitennoviziat in Mainz.[Bild: Alexander Wißmann]
Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts und dem Eindringen der französischen Revolutionsheere sowie der zweimaligen Belagerung von Mainz wurde auch Laubenheim in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund des Mangels von Bauholz und Lebensmitteln sahen sich die Belagerer gezwungen, Wohnhäuser abzureißen und diese als Brennmaterial zu verwenden. Bis auf Ausnahmen wie das Rathaus, Schule und Pfarrhaus wurde unter anderem die Kirche ihres Holzes beraubt. Die Altäre, Kanzel, Orgel, Beichtstuhl und Kirchenbänke kamen abhanden. [Anm. 10]
Die Teilzerstörung der Pfarrkirche wurde notdürftig im Jahre 1811 repariert. Der damalige Mainzer Bürgermeister Freiherr von Jungenfeld veranlasste, dass die drei Altäre aus der ehemaligen Jesuitenkirche in Mainz der Laubenheimer Kirche geschenkt wurden. Die ebenfalls zerstörten Glocken wurden 1841 erneuert. [Anm. 11]
Mit der Errichtung der Eisenbahnlinie Mainz-Ludwigshafen vergrößerte sich die Gemeinde. Hiermit verbunden wurde die Errichtung einer Kleinkinderschule und Nähschule durch die Schwestern von der göttlichen Vorsehung aus Mainz im Jahre 1882. Der Saalbau von 1726 wurde 1908 von Ludwig Becker aus Mainz im Renaissance-Stil umgebaut und dreischiffig nach Osten erweitert. [Anm. 12] Außerdem hat die Kirche seit dem Umbau einen kreuzförmigen Grundriss. [Anm. 13]
Während des Zweiten Weltkrieges und des verheerenden Luftangriffs am 1. Februar 1945 auf Laubenheim wurden die Kirche, das Pfarrhaus und das Schwesternhaus schwer beschädigt. [Anm. 14] Nach Kriegsende gestaltete sich der Wiederaufbau der Kirche und Pfarrhaus aufgrund von Mangel an Materialien und Arbeitskräften schwierig. Dennoch nahm der Kirchenchor 1947 seine Tätigkeit innerhalb des Gottesdienstes wieder auf. Am 1. Dezember 1956 läuteten erstmalig neue Glocken. [Anm. 15] Im Jahre 1963 erhielt die Kirche ihren neuen Fenster. [Anm. 16] 1973 wurde für die zerstörte Orel von 1909 eine elektronische Orgel angeschafft. Des Weiteren wurde 1982/83 die Kirche vollumfänglich renoviert und der Altarraum nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils nach dem Entwurf des Weisenauer Künstlers Alois Plum neu gestaltet. [Anm. 17] Weitere Veränderungen wurden 1989 am Kirchturm vorgenommen.
Nachdem in den 1970er Jahren Pläne, ein Ökumenisches Gemeindezentrum zu errichten, scheiterten, wurde ein modernes Pfarrzentrum gebaut, das am 30. September 2001 eingeweiht wurde. [Anm. 18] Im Jahr 2008 zeichnete sich Sanierungsbedarf am Kirchengebäude ab. Durch die südliche Giebelwand ging ein langer Riss, weshalb die Empore sowie das Gebäude drohten, instabil zu werden. Außerdem erwies sich der Dachstuhl ebenfalls als sanierungsbedürftig. Daher wurden zur Sicherung und Stabilisierung im Hauptschiff Ringanker und Querverstrebungen angebracht. [Anm. 19] Eine neue Orgel, welche aus zwei ausgebauten Orgeln zusammengesetzt wurde, wurde am 2. Juli 2017 eingeweiht. [Anm. 20] Im Zuge der Strukturreform von 2006 verlor die katholische Pfarrei Laubenheim erneut ihre Eigenständigkeit und wurdewurde, wie im Mittelalter mit der Kirche in Weisenau verknüpft. Seit 2019 hat die Pfarrei Laubenheim keine eigenen Pfarrer mehr. [Anm. 21]
8.3.Bilder zur Innenansicht
- Skulptur des heiligen Petrus (gest.um 65/67 in Rom) vom Bildhauer Martin Biterich (1691- 1759) am Altar des heiligen Ignatius von Loyola.[Bild: Alexander Wißmann]
- Skulptur der heiligen Katharina von Alexandria (gest.Anfang des 4. Jhd.) am Altar des heiligen Ignatius von Loyola. Sie wurde von Martin Biterich 1725 gefertigt. [Bild: Alexander Wißmann]
9.4.Quellen und Literatur
- Diel, Dionysia u.a., Die katholische Pfarrkirche und Gemeinde von 1988 bis 2022. In: 1250 Jahre Laubenheim am Rhein. Hrsg von der Ostverwaltung Mainz-Laubenheim, Mainz 2023, S. 177-188.
- Krienke, Dieter, Stadt Mainz-Vororte. In: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Hrsg. Landesamt Denkmalpflege, Worms 1997.
- Kurz, Gebhard, Die Katholische Pfarrkirche „Mariä Heimsuchung” in Mainz-Laubenheim. In: 100 Jahre Kirchenerweiterung-Katholische Pfarrkirche Mariä Heimsuchung Mainz-Laubenheim. Hrsg. von der Katholischen Pfarrgemeinde Mariä Heimsuchung, Mainz 2008, S. 50-61.
- Staab, Franz, Katholische Kirche und Pfarrei Laubenheim bis Ende 18. Jahrhundert. In: 1200 Jahre Laubenheim. Hrsg. von der Ostverwaltung Mainz-Laubenheim, Mainz 1973, S. 162-170.
- Schönmehl, Ludwig, Die katholische Pfarrei Laubenheim im 19. und 20. Jahrhundert. In: 1200 Jahre Laubenheim. Hrsg. von der Ostverwaltung Mainz-Laubenheim, Mainz 1973, S. 171-172.
Anmerkungen:
- Vgl. Kurz 2008, S. 50. Zurück
- Vgl. Staab 1973, S. 162. Zurück
- Ebd. Zurück
- Ebd, S. 163. Zurück
- Ebd, S. 164. Zurück
- Vgl. Krienke, 1997, S. 115. Zurück
- Vgl. Staab 1973, S. 164. Zurück
- Vgl. Krienke 1997, S. 116. Zurück
- Vgl. Staab 1973, S. 168. Zurück
- Vgl. Schönmehl 1973, S. 171. Zurück
- Ebd. Zurück
- Vgl. Krienke 1997, S. 115. Vgl. zur Kirchenerweiterung von 1908 auch Kurz 2008. Zurück
- Vgl. Kurz 2008, S. 58. Zurück
- Vgl. Schönmehl 1973, S. 171 f. Zurück
- Ebd, S. 172. Zurück
- Vgl. Kurz 2008, S. 58. Zurück
- Ebd. S. 58 f. Zurück
- Diel u.a. 2023, S. 177. Zurück
- Ebd, S. 178. Zurück
- Ebd, S. 179. Zurück
- Ebd, S. 183. Zurück