Rheinhessen

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Spinne

Karte 40: Spinne. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 98.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Ein Eifler, etwa aus der Gegend von Bitburg, hat in seinem Dialektwortschatz Wortformen wie Spann, Wanter, Kand, gebass. Ein Fremder wird sie merkwürdig und unverständlich finden. Ins Standarddeutsche übertragen, lauten sie: Spinne, Winter, Kind, gebissen. Die Regularität der lautlichen Differenz ist schnell aufgedeckt. Wo die Standardsprache i aufweist, hat der Dialekt a. Ein Blick auf die Karte, die den Ausdruck Spinne thematisiert, zeigt, dass im Moselfränkischen vor allem westlich einer Linie etwa Saarburg – Ahrmündung der Vokal (Selbstlaut) i nicht nur als a, sondern darüber hinaus als u, o oder ö erscheint. Die spezifische areale Verteilung von Spann, Spunn, Sponn und Spönn ist der Karte zu entnehmen. Östlich der genannten Linie sind Spinn und Spenn vertreten. (Der Vokal i wird im Moselfränkischen häufig zu e, vgl. auch Kend ‘Kind’, bessje ‘bisschen’ usw.)

Aus den Belegen Spann, Spunn, Sponn, Spönn sowie den analogen Bildungen Wanter, Wunter, Wonter, Wönter usw. darf nicht geschlussfolgert werden, dass in den betreffenden Dialekten standardsprachlichem kurzem i durchgängig a, u, o oder ö entspricht. Gegenbeispiele aus der Bitburger Gegend sind: (er) isst, (du) willst, net (‘nicht’), bessje (‘bisschen’). Das Nebeneinander von z. B. a und i/e oder u und i/e für standardsprachlich i in ein und demselben Dialekt lässt sich sprachhistorisch erklären. Voralthochdeutsch i hat sich abhängig von der lautlichen Umgebung in den archaischen Dialekten des bezeichneten Gebietes in zwei Laute gespalten. Dem einen Laut entspricht in den heutigen Dialekten i/e, der andere hat sich zu a, u, o oder ö entwickelt.

Das e am Ende von Spinne wird in allen Dialekten des Kartenausschnitts gemäß einer allgemeinen Regel abgestoßen. So heißt es auch stets: Katz ‘Katze’, Stihl ‘Stühle’ usw.

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.