Rheinhessen

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Ziege

Karte 59: Ziege. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 138.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Vereinfacht und in groben Zügen dargestellt, lässt sich zu den Bezeichnungen für die Ziege in den Dialekten Deutschlands Folgendes feststellen: Es dominieren zwei Ausdrücke, und zwar nördlich einer Linie etwa Kleve – Selb (Oberfranken) Ziege und südlich davon Geiß. (Dialektformen sind z. B.: Zege in Thüringen, Zääg in Mecklenburg, Zeech in Nordniedersachsen, Seeg und Sieg in Schleswig-Holstein, Zick in Brandenburg, Zigge in Nordhessen sowie Gaaß in Unterfranken, Gääß im Saarland, Goiß in Schwaben, Gäiß in Baden und Goaß in Bayern.) Daneben kommen auf kleineren Flächen Hippe und Hitte in Westfalen sowie – sprachlich mit diesen Wörtern zusammenhängend – Heppe und Hattel in Thüringen vor. Auch in diesen Fällen sind verschiedene Varianten belegt, z. B. in Thüringen Hebbe, Happe, Hippel usw.

Die Wörter Geiß, Ziege, Hippe/Heppe und Hitte/Hattel lassen sich auf verschiedene indogermanische Wurzeln zurückführen, denen jeweils die Bedeutung ‘Ziege’ zugrunde liegt. Das eigentliche Wort der Standardsprache ist Ziege, weil Luther, dessen Sprachgebrauch großen Einfluss auf die Herausbildung der hochsprachlichen Norm hatte, diesen Ausdruck verwendete.

Unser Gebiet fällt vollständig in das Geiß-Areal, doch lassen sich, wie die Karte zeigt, Inseln mit abweichenden Benennungen ausmachen: in der Südwesteifel Butsch, nordwestlich von Mayen Binne(r), um Koblenz Beckes (dialektal: Begges sowie Bigges) und in der Nordpfalz Bitsch. Butsch, Beckes und Bitsch liegt sprachhistorisch das Wort Bock zugrunde, doch wird für Butsch auch nordfranzösisches bique ‘Ziege’ als Grundlage angenommen. Binne(r) hat sich aus dem Lockruf für die Ziege über den Kosenamen für das Tier zur allgemeinen Bezeichnung entwickelt. Die Lautformen der dominierenden Wortvariante Geiß sowie deren Verteilung im Raum können der Karte entnommen werden. Die Lautentwicklung des Vokals in den Dialekten entspricht der bei (er) weiß (vgl. Karte 26). Im Norden des Moselfränkischen wird g zu j am Wortanfang. Man sagt Jeeß, Jaaß usw.; vgl. auch joot ‘gut’, Jans ‘Gans’ für dieses Gebiet. Über den Verlauf der j/g-Grenze gibt die Karte 49 gebacken Auskunft.

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

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Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.