Rheinhessen

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gern

Karte 15: gern. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 48.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Das Wort gern (so auch mittelhochdeutsch) zeigt in den Dialekten verschiedene Arten der Lautreduktion mit einer spezifischen Verteilung auf drei Teilareale. Östlich einer Linie Pirmasens – Kaiserslautern – westlich Mainz lautet es gään oder an. Im ersten Fall fällt r aus mit der Folge, dass der Vokal (Selbstlaut) gedehnt wird. Im zweiten ist r zu einem lautlich abgeschwächten a-ähnlich klingenden Vokal reduziert. Der Sprachwissenschaftler bezeichnet eine solche Entwicklung als r-Vokalisierung. Diese hat in den meisten Fällen Dehnung des vorangehenden Vokals zur Folge.

Westlich der genannten Linie schließt sich ein Gebiet an, in dem es gääre heißt. Die Variante resultiert aus folgender sprachgeschichtlicher Entwicklung: Zwischen r und n des Wortes gern bildete sich in den Dialekten zunächst ein lautlich reduziertes e (Murmelvokal). Da die neu entstandene Form *geren zweisilbig ist, konnte der Vokal der ersten Silbe gedehnt werden (geeren). In einem weiteren Entwicklungsschritt fiel n ab, wie das auch bei anderen Wörtern der Fall ist, die auf ‑en enden, man vergleiche etwa lese ‘lesen’ Kaschde ‘Kasten’ und Owe ‘Ofen’. (Vgl. zur Endung ‑en die Karte 41 schreiben sowie zur n-Tilgung die Karten 12 uns, 13 Fenster und 14 Wein.) Der Vokal e wurde zu ä geöffnet, so dass als Dialektbeleg gääre vorliegt.

In dem sich westlich und nördlich anschließenden dritten Teilareal ist bei gääre das e am Wortende getilgt, wie das auch bei anderen Wörtern in unserem Dialektraum die Regel ist, vgl. z. B. Katz ‘Katze’, Noos ‘Nase’, Pann ‘Pfanne’. Erhalt des r ist nur vereinzelt für die Westeifel belegt (jäär). Gewöhnlich tritt Vokalisierung ein (a) oder Abfall (jää, gää). Im Norden wird g zu j (vgl. zum j/g-Grenzverlauf die Karte 49 gebacken).

Die aufgezeigte Entwicklung von r + n am Wortende zu ‑re oder ‑r/‑a ist nicht nur auf gern beschränkt. Sie gilt auch für andere Wörter wie etwa Kern (Keere, Keer/Kea), Horn (Hoore, Hoor/Hoa) und Stirn (Stiire, Stiir/Stia).

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.