Rheinhessen

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dengeln

Karte 68: dengeln. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 160.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Die Karte thematisiert die Bezeichnung einer Tätigkeit aus dem landwirtschaftlichen Bereich, die heute auf Grund des technischen Fortschritts wohl kaum noch im bäuerlichen Berufsalltag praktiziert wird. Es ist hier die Rede vom Schärfen der Sense (auch der Sichel) mittels eines Hammers. Während des Mähens wurde die Sense mit einem Wetzstein geschärft. Von Zeit zu Zeit war aber eine gründliche Bearbeitung des Arbeitsgerätes zur Verbesserung seiner Schneidqualität notwendig. Zu diesem Zweck wurde die Schneidekante der Sense auf einem besonderen Amboss mit einem Hammer dünn geklopft und dadurch geschärft. Für diese Tätigkeit gibt – man muss wohl eher sagen: gab – es in den deutschen Dialekten drei Bezeichnungen mit einer spezifischen Verteilung im Raum: nördlich einer Linie etwa Mönchengladbach – Odermündung (mit einer Exklave zwischen Bonn und Eschwege) haren, südlich davon ungefähr bis zu einer Linie Saarlouis – Bonn – Cottbus klopfen und daran anschließend dengeln.

Den westlichen Abschnitt der klopfen/dengeln-Grenze zeigt die Karte. Die Linie verläuft zwischen Saarlouis und Koblenz. Im Westen gilt klopfen, im Osten dengeln. Die Dialektformen sind im ersten Fall klobbe, klòòbe, klaabe, klabbe und im zweiten Fall dengele, dengle, dingele, dingle. Auch im klopfen-Areal finden sich verstreut dengeln-Belege. Klopfen ist im dengeln-Gebiet in Isoglossennähe vor allem zwischen Saarlouis und Birkenfeld belegt. Die Gegenbelege sind nicht kartiert.

Die Herkunft des Wortes dengeln ist nicht ganz geklärt. Entweder ist es auf das mittelhochdeutsche Verb (Zeitwort) tengelen, einer Bildung zu mittelhochdeutsch tengen ‘schlagen’, zurückzuführen, oder es ist von althochdeutsch tangil ‘Dengelhammer’ abgeleitet und bedeutet wörtlich ‘mit dem tangil arbeiten’. Das Verb klopfen (mittelhochdeutsch klopfen) ist ein lautmalendes Wort, wie z. B. auch klappern und plärren. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass das norddeutsche haren zu mittelhochdeutsch harwe ‘schneidend’, ‘beißend’ zu stellen ist.

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

Lesen Sie hier Hinweise des Autors zum besseren Verständnis der Atlaskarten.

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.