Rheinhessen

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Junge

Karte 72: Junge. Drenda, Georg: Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, S. 168.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

Die in den deutschen Dialekten vorherrschenden Bezeichnungen für das männliche Kind sind Junge und Bube. Im Sächsischen und Schlesischen hat der Deutsche Wortatlas vor ca. 65 Jahren auch Kerl erhoben. Der Ausdruck Knabe kommt, von wenigen Ausnahmen in der Schweiz abgesehen, als Dialektwort nicht vor. Vereinfachend kann man sagen: Junge ist die norddeutsche, Bube die süddeutsche Form. Die Grenze hat – sehr grob skizziert – folgenden Verlauf: südlich Merzig – nördlich St. Goar – Gießen – nördlich Bamberg – südlich Plauen. Den westlichen Abschnitt der Junge/Bube-Isoglosse zeigt die Karte. Interessanterweise fällt hier die Linie mit einer alten Territorialgrenze zusammen, nämlich der zwischen Kurtrier (im Westen) und Kurpfalz (im Osten). Es ist nicht so sehr erstaunlich, dass politische Grenzen zur Herausbildung sprachlicher Grenzen führen können. Bemerkenswert im vorliegenden Fall ist vielmehr, dass rund 200 Jahre nach dem Ende der alten Herrschaftsverhältnisse die dialektalen Differenzen stabil geblieben sind.

Das Wort Junge wird in den Dialekten des von der Karte erfassten Gebietes als Jong oder Jung realisiert. Die Entwicklung von u zu o ist in den moselfränkischen Dialekten weit verbreitet, vgl. z. B. auch Lost ‘Lust’, schold ‘schuld’ und Zogga ‘Zucker’. Das e am Wortende wird nach einer allgemeinen Regel abgestoßen, vgl. auch z. B. Has ‘Hase’, Bloom ‘Blume’ und Zung ‘Zunge’.

Bei Bube dominieren die lautlichen Varianten Bub sowie Buu. Seltener kommen Bob, Boo und Bäo vor. In einigen saarländischen Orten ist Buw belegt. (Zur Entwicklung von b zu w vgl. die Karte 8 lieb.) Die Verteilung der Lautvarianten im Raum zeigt die Karte. Der Abfall des b am Wortende von Bub ist großräumig zu beobachten. Er setzt sich von der Pfalz nach Süden und Osten fort. Als Beleg diene das bairische Bua. Auch bei anderen Wörtern ist b-Schwund in den Dialekten des Kartengebietes zu beobachten, so etwa bei Stube (Stuu).

Literaturverzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur finden Sie hier (Literaturverzeichnis).

Hinweise zu den Karten

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Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Stuttgart.

Zitierhinweis

[Begriff] (Kartennummer), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, < URL >, abgerufen am TT.MM.JJJJ.

z.B.: suchen (Karte 37), in: Georg Drenda (2008): Kleiner linksrheinischer Dialektatlas. Sprache in Rheinland-Pfalz und im Saarland, digitalisierte Version auf Regionalgeschichte.net, <https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprache/dialektatlas-rlp-saar/begriffe-dialektatlas-rlp-saar/lautkarten/suchen.html>, abgerufen am 01.01.2022.