Osthofen in Rheinhessen

Das "Rote Häuschen" in Osthofen

Weinbergsturm in Osthofen.[Bild: Torsten Schrade]

Das „Rote Häuschen“ ist ein Wingertsturm mit sechseckigem Grundriss in der Weinlage „Goldberg“, südlich der Osthofener Bergkirche. Der Turm besitzt drei Stockwerke, wobei das unterste Stockwerk, als Unterstand für Arbeiter, bzw. Wanderer, halb im Souterrain des Weinbergs versteckt ist. Das Dach bildet eine ursprünglich begehbare Dachterrasse mit Zinnenkranz. Die neogotischen Fenster, die Eingangstür sowie die sechs Eckpfeiler bestehen aus rotem Backstein und geben dem Weinbergsturm seinen Namen. Das „Rote Häuschen“ ist eines von vier, noch erhaltenen, aufwendig gestalteten Weinbergshäuschen in Osthofen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sorgte der Anschluss des Ortes an die Eisenbahnstrecke, der Bau der ersten Fabriken im Ort sowie besonders gute Weinjahrgänge in den 1890er Jahren für einen wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes. Um den Wohlstand Osthofens auch den Reisenden von außerhalb deutlich zu machen, wurden verschiedene repräsentative Bauten zur Bahnstrecke hin gebaut. So entstanden neben den repräsentativen Villen in der Schwerdstraße auch die aufwendig gestalteten Weinbergshäuschen in den Weinbergen entlang der Bahnstrecke, die von wohlhabenden Winzern im Stil kleiner Burgen und Schlösser errichtet wurden.

Besitzer und Bauherr des „Roten Häuschens“ war zunächst die ortsansässige Winzerfamilie Knierim. 1927 erwarb Karl Glaser, Landwirt und Hülsenfabrikant im Ort, den Wingertsturm und ließ die roten Sandsteintafeln über dem Untergeschoss anbringen. Noch heute befindet sich das Weinbergshäuschen im Besitz der Nachfahren von Karl Glaser.

Im Jahr 2000 wurde das „Rote Häuschen“ von der Weinbruderschaft Rheinhessen prämiert. In den folgenden Jahren wurde der Turm aber immer baufälliger. Schäden am Dach sorgten dafür, dass es immer wieder hineinregnete und das Obergeschoss komplett ruiniert wurde. Putz und Mauerwerk waren beschädigt und ein Schutzgeländer am Hang fehlte völlig. 2018 begann deshalb eine umfangreiche spendenfinanzierte Sanierung, die 2019 abgeschlossen werden konnte. Die marode Decke und die zweite Etage wurden erneuert, umfangreiche Fassadenarbeiten vorgenommen und der Abhang mit einer Absturzsicherung versehen. Die Dachterrasse ist allerdings aus Sicherheitsgründen nicht mehr begehbar. Im Zuge der Fassadenarbeiten wurde eine neue gelbe Außenfarbe angebracht, die der Restaurierung aber auch Kritik eingebrachte. Am 11.08.2019 wurde der Turm feierlich eingeweiht.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

Aktualisiert am: 20.10.2020