Worms in Rheinhessen

Die Wormser Liebfrauenkirche

Wormser Liebfrauenkirche.[Bild: Joachim Specht]

Das gotische Gotteshaus liegt unweit der Straße von Worms nach Mainz inmitten ausgedehnter Weingärten. Von weithin sichtbar sind die beiden Türme der Basilika. Über den Chorumgang und das Querhaus im Osten staffeln sich die Höhen bis hinauf zu den Spitzen des schlanken Turmpaares im Westen. Von den ehemaligen Siftsgebäuden sind nur noch zwei Mauern und das Portal des einst zweigeschossigen Kreuzgangs erhalten, dazu noch der Wohntrakt des etwa 1650 angebauten Kapuzinerklosters.

Mit dem Bau der Kirche wurde im Jahr 1276/77 begonnen. Von der Kirche des späten 13. Jahrhunderts sind jedoch nur noch das ursprünglich in den Kreuzgang führende Südportal mit den beiden Statuen einer heiligen Anna selbdritt (heute im Kircheninneren im nördlichen Querschiff) und eines Heiligen erhalten. Zwischen 1381 und 1410 entstand der heutige Chor. Noch fehlten jedoch Kreuzgang, Sakristei, Teile des Fenstermaßwerks und die Freigeschosse der Türme. Um 1450 wurden die Bautätigkeiten wieder aufgenommen. In den folgenden Jahren erhielten die über quadratischem Grundriss errichteten Turmstümpfe die eleganten achtseitigen Freigeschosse. Eine Inschrift im nördlichen Querschiff berichtet von der Vollendung des Baus im Jahre 1465.

Rund 200 Jahre später, am 31.05.1689, brannten die Gebäude der Kirche infolge der Stadtzerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg aus. Fast die gesamte Ausstattung der Kirche ging damals verloren. Eine Ausnahme bildete das berühmte wundertätige Gnadenbild - eine holzgeschnitzte Madonna aus der Mitte des 13. Jahrhunderts - das heute am südöstlichen Vierungspfeiler zu sehen ist. In den Jahren 1707-32 wurde der Wiederaufbau durchgeführt. 1860-68 erfolgte unter Pfarrer Nikolaus Reuß eine gründliche Renovierung der Kirche. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Liebfrauenkirche erneut beträchtliche Schäden, die neuerliche Restaurierungen erforderten. Aus der Zeit der Restaurierung (1966-1995) stammen auch die heute zu sehenden Fenster. Heute dient die alte Stiftskirche Unserer Lieben Frau als katholische Pfarrkirche.

Nachweise

Verfasser: Torsten Schrade
Verwendete Literatur: Otto Böcher und Leonhard Veith: Die Liebfrauenkirche in Worms und ihre Fenster. Köln 1998 (Rheinische Kunststätten; 429).
Aktualisiert am: 26.11.2013