Laubenheim in Rheinhessen

0.Laubenheim in der NS-Zeit

[Anm. 1]

Verfasserin: Ute Engelen

Erstellt am: 03.06.2025

Im Vorwort zur Laubenheimer Chronik von 1988 hatte der Redaktionsleiter Gebhard Kurz darauf hingewiesen, dass eine Bearbeitung der Ortsgeschichte ab 1933 aussteht. [Anm. 2] Bislang hat keine grundlegende Studie das Verhalten der Laubenheimer Bevölkerung in der NS-Zeit untersucht. Gleichwohl ist eine stärkere mikrohistorische Untersuchung der nationalsozialistischen Durchdringung sinnvoll. So zeigte sich bei einer Tagung zu „Kommunen im Nationalsozialismus“, dass dessen lokaler Erfolg stark von Stadtverwaltungen, aber auch einzelnen Personen abhing. [Anm. 3]

Wie nationalsozialistisch waren die Menschen in Laubenheim geprägt? In seiner Klageschrift vom 23. September 1948 gegen den letzten nationalsozialistischen Ortsgruppenleiter von Laubenheim Sebastian Kleinz (*14.1.1893) beanstandete der Öffentliche Kläger:

Das Aktenbündel des Betroffenen weist lediglich Entlastungsschreiben auf, die ihm von gutwollenden Personen in einer Vielzahl ausgestellt wurden. Es ist dies umso verwunderlicher als bekannt ist, wie aktiv der Betroffene sich für die NSDAP [Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei] einsetzte. Bei dieser Gelegenheit muss es einmal gesagt werden, dass das Verhalten der Parteien, vieler Bürgermeister und mehr noch das aller möglichen Privatpersonen bei Auskunftserteilung sträflich leichtfertig ist, sodass einwandfreie Ermittlung geradezu infragegestellt wird. Der Fall Kleinz ist für die ungeheuren Ermittlungsschwierigkeiten, mit denen die U.A. [Untersuchungsausschüsse] überall zu kämpfen haben, ein klassisches Beispiel.“ [Anm. 4]

Am Beispiel des Lehrers Jakob Fehl (*1.2.1900 in Wintersheim) soll kurz der übliche Ablauf der Entnazifizierung [Anm. 5] von Beamten in der Französischen Zone geschildert werden. Fehl war Mitglied der NSDAP, arbeitete seit November 1933 in Laubenheim und war u. a. Vertrauensmann des Nationalsozialistischen Lehrerbundes. Daneben leitete er die evangelischen Kirchenchöre in Laubenheim und Bodenheim. Im November 1945 befasste sich ein Untersuchungsausschuss des Landesratsamtes Mainz mit seinem Fall. Erst sollte er im Dienst belassen, aber versetzt werden; Anfang 1946 verfügte die damals noch zuständige Zentralspruchkammer (ZSK) im pfälzischen Neustadt seine Entlassung ohne Pension. Fehl wurde über diese Entscheidung erst am 16. Dezember 1947 informiert. [Anm. 6] Umgehend legte er Einspruch ein, dem er entlastende Aussagen u. a. vom ehemaligen Schulleiter Urban Schumann (1922–1943), vom Beigeordneten Johann Binger, dem Gemeindeangestellten Peter Hoss und von Pfarrer Karl Goedecker (*20.9.1880–10.6.1950) beifügte: Obwohl selbst evangelisch, habe er die katholische Kirche respektiert, z. B. Schüler für Messdienerdienste bei Beerdigungen beurlaubt und das Kruzifix in den Klassen entgegen der Vorschriften nicht entfernt. [Anm. 7] Die französische Militärregierung verweigerte im März 1948 Fehls vorläufige Wiedereinstellung, die der deutsche Öffentliche Kläger beim Untersuchungsausschuss für die politische Säuberung des Landkreises Mainz genehmigt hatte, und forderte dessen Einstufung als Belasteter. Daraufhin wurde Fehls Entnazifizierungsverfahren auf der Basis der Landesverordnung vom 17. April 1947 neu eröffnet. [Anm. 8] Der Säuberungsspruch, also seine Einstufung in eine der vier Gruppen von Nationalsozialisten – Aktivist (I), Belasteter (II), Minderbelaster (III), Mitläufer (IV) oder Entlasteter (V) – ist nicht überliefert. Die Beschuldigten wurden jedoch im Durchschnitt, je länger die Entnazifizierungsverfahren andauerten, immer milder beurteilt. Anfang 1950 erließ das Land Rheinland-Pfalz schließlich ein Gesetz, nach dem die Verfahren für alle nicht Gruppe I oder II zuzurechnenden Beklagten einzustellen seien.

Für die folgende Recherche zur Zeit des Nationalsozialismus in Laubenheim wurden zahlreiche, bislang nicht berücksichtigte historische Dokumente eingesehen: So verfügt nicht nur das Mainzer Stadtarchiv mit dem früheren Gemeindearchiv Laubenheim [Anm. 9] – das allerdings noch überwiegend nicht erschlossen ist – über wichtige Bestände, sondern auch das Landeshauptarchiv Koblenz (vorwiegend Entnazifizierungs- und Gerichtsakten), das Landesarchiv Speyer (schwerpunktmäßig Unterlagen des Kreisamts), die Hessischen Staatsarchive Wiesbaden und Darmstadt sowie das Pfarrarchiv Laubenheim. Auch im Bundesarchiv finden sich in den Beständen zur NSDAP und ihren Organisationen Hinweise auf Laubenheim. Darüber hinaus hat der Mitredakteur Jupp Heck mit neun Laubenheimer:innen der Jahrgänge 1929 bis 1933 (ältere konnten nicht befragt werden), die in der NS-Zeit als Kinder und Jugendliche in Laubenheim lebten, Zeitzeugengespräche geführt. Diese erinnerten sich nicht an Aktivitäten bestimmter Nationalsozialisten, wohingegen die Bombenangriffe ab 1943 im Gedächtnis geblieben sind. Vermutlich befinden sich in französischen Archiven noch vereinzelte Unterlagen, die jedoch im Rahmen der Recherche für diese Chronik nicht ausgewertet werden konnten. [Anm. 10]

Die Ermittlung und Darstellung der Geschehnisse in der NS-Zeit ist aufgrund der Quellenlage nur lückenhaft möglich; häufig sind wir auf Aussagen z. B. im Rahmen von Entnazifizierungsverfahren angewiesen, die teilweise 15 Jahre nach den Ereignissen gemacht wurden. Allerdings führt dies in der Regel eher zu einer Relativierung der Schuld eines Menschen als zu deren Überbewertung. Wie bei allen historischen Dokumenten ist gerade hier der Entstehungszusammenhang zu berücksichtigen. Auch wenn dies schmerzhaft sein kann, sollen die Namen der Täter, ihre Taten und Opfer genannt werden, um im Gedenken an die Opfer an die Verbrechen dieser Zeit zu erinnern und um einen Beitrag dazu zu leisten, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Das Landesarchivgesetz Rheinland-Pfalz (Fassung vom 11.2.2020) gestattet die Nutzung von Archivgut mit personenbezogenen Inhalt zehn Jahre nach dem Tod der Betroffenen oder, bei unbekanntem Sterbedatum, 100 Jahre nach der Geburt. Auch haben Verstorbene kein Recht auf Datenschutz mehr.

1.1.1. Entwicklung in der Frühzeit bis 1933

1.1.1.1.1. Wahlergebnisse in Laubenheim in der späten Weimarer Republik

Bei den Landtagswahlen des Volksstaats Hessen im Jahr 1927 erhielt die katholische Zentrumspartei in Laubenheim fast 40 % der Stimmen, auch wenn hier seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zahl der evangelischen Christen zugenommen hatte, [Anm. 11] die diese Partei in der Regel nicht wählten. Ein sogar noch besseres Ergebnis erzielten die Sozialdemokraten 1928 mit 42,6 % bei der Reichstagswahl im gleichfalls von Arbeiter:innen geprägten Laubenheim. Die Kommunisten erhielten 4,8 % der Stimmen; nur 0,4 % wählten die Nationalsozialisten. Bei den hessischen Landtagswahlen am 15. November 1931 erhielten diese jedoch bereits 28,4 % der Stimmen in Laubenheim, das damit im Durchschnitt des Kreises Mainz lag. Im Vergleich zum benachbarten Hechtsheim sprachen sich allerdings doppelt so viele Laubenheimer:innen für die Partei Adolf Hitlers aus. [Anm. 12] Das heißt, fast ein Drittel der Menschen – vermutlich überwiegend diejenigen, die keine Verbindung zur SPD oder zur katholischen Kirche hatten – traute der nationalsozialistischen Bewegung am ehesten eine Verbesserung ihrer Situation zu. Bei der Reichspräsidentenwahl am 13. März 1932 bevorzugten jedoch fast zwei Drittel der Laubenheimer:innen Hindenburg gegenüber Hitler als Reichspräsidenten (Abb. 1 und 2). [Anm. 13]

Abb. 1: NV=Nationalversammlung, VK=Hess. Volkskammer, RT=Reichstag, LT=Hess. Landtag. Für die RT am 4.5.24 liegen keine Ergebnisse für Laubenheim vor. Zusammenfassung von NSDAP/Adolf Hitler und USPD/KPD/SAP. Kleine Parteien entfallen zur Übersichtlichkeit.
Abb. 1: NV=Nationalversammlung, VK=Hess. Volkskammer, RT=Reichstag, LT=Hess. Landtag. Für die RT am 4.5.24 liegen keine Ergebnisse für Laubenheim vor. Zusammenfassung von NSDAP/Adolf Hitler und USPD/KPD/SAP.
Kleine Parteien entfallen zur Übersichtlichkeit.
[Bild: Ute Engelen]

Abb. 2: Wahlauszählung der Reichspräsidentenwahl in Laubenheim, 1932
Abb. 2: Wahlauszählung der Reichspräsidentenwahl in Laubenheim, 1932[Bild: Bildarchiv Jupp Heck, Michaela Binger]

Bei der Landtagswahl am 19. Juni1932 wählte mit 32,6 % fast ein Drittel der Laubenheimer:innen unddeutlich mehr als in Hechtsheim „braun“. Die Nationalsozialisten waren damit die stärkste Partei, büßten aber im November wieder einige Stimmen ein.

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler ernannt. Der Reichstag wurde am 1. Februar aufgelöst. Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar hebelte Reichspräsident Hindenburg mit der Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat die Grundrechte aus und erleichterte dadurch den Nationalsozialisten die Verhaftung von Kommunisten und Sozialdemokraten. [Anm. 14] Zwar gingen bei der Reichstagswahl vom 5. März 1933 36,9 % der Stimmen in Laubenheim an die NSDAP, aber trotz der reichsweiten Gewalt- und Einschüchterungskampagne [Anm. 15] gegenüber linksgerichteten Parteien je ein knappes Viertel an SPD und Zentrum.

Mit Zustimmung der Zentrumspartei, aber gegen die Stimmen der verbliebenen SPD-Abgeordneten verabschiedete der Reichstag am 24. März 1933 das Ermächtigungsgesetz, mit dem Hitlers Regierung ohne Mitwirkung des Parlaments Gesetze erlassen konnte. Damit fand die „Machtübertragung“ an die Nationalsozialisten statt. Am 31. März 1933 wurden die Länder und Gemeinden per Gesetz gleichgeschaltet.

1.1.1.1.2. Frühe Aktivist:innen

Wie hatte sich der Nationalsozialismus verbreitet und war gesellschaftsfähig geworden? [Anm. 16] Den von der Bürgermeisterei Laubenheim 1945/46 angefertigten Listen der Angehörigen der NSDAP und ihrer Organisationen ist zu entnehmen, dass einige Laubenheimer:innen bereits Ende 1930 bzw. im Frühjahr 1931 „Parteigenossen“ waren. Der Metzgermeister Paul Eiring (*14.12.1908) und der SA-Truppführer Philipp Hecker (*5.4.1890) wurden auf diesen Listen als Gründer der NSDAP bzw. SA (Sturmabteilung) im Ort benannt. [Anm. 17] Auch über die „Parteigenossinnen“ wurde eine Übersicht angefertigt; als erste Frau in Laubenheim trat Luise Fleck (*27.4.1880), die Frau des späteren Beigeordneten und zeitweilige Frauenschaftsführerin, [Anm. 18] zum 1. April 1933 der NSDAP bei. Gründerinnen der NS-Frauenschaft waren Katharina Dettweiler (*18.12.1887) und Wilhelmine Klüber. [Anm. 19] Auch die Führerinnen des Bundes deutscher Mädel (BDM) und die Führer der Hitlerjugend (HJ) sind aktenkundig. Der Zweck dieser Listen war es, die von den Alliierten angeordnete Entziehung des Wahlrechts umzusetzen.

Obwohl es in Laubenheim vor Januar 1933 noch keine große aktive Ortsgruppe gab, waren frühe Laubenheimer Nationalsozialisten wie der Kaufmann Peter Mattes (*15.1.1907), der Landwirt Adam Riffel (*5.1.1879) oder der Lehrer Adam Bitz (*29.5.1892 in Mommenheim) weit über den Ort hinaus bekannt. Laut Darstellung in einem Prozess fuhr „[d]iese kleine Schar [von Nationalsozialisten] von Dorf zu Dorf “ [Anm. 20] und warb Mitglieder.

Laut der „Antinazikommission“ von Laubenheim war der Bauer, Metzgermeister [Anm. 21] und SA-Truppführer Riffel „als Gründer der NSDAP bekannt“.[Anm. 22] Er galt als „eifriger Verfechter“ der NSDAP und Propagandist, der die erste Hakenkreuzflagge in Laubenheim gehisst hat. [Anm. 23] So äußerte der rheinland-pfälzische Innenminister Jakob Steffan (SPD) im Zusammenhang mit Riffels Säuberungsprozess 1948, er kenne Riffel, der in der Zeit vor 1933 ein sehr aktiver Nationalsozialist gewesen sei. [Anm. 24] Kurios ist, dass Riffel durch ein Urteil des NSDAP-Kreisgerichts Mainz vom 11. Februar 1935 aus der Partei ausgeschlossen wurde. Dies wurde am 25. September 1935 vom Obersten Parteigericht bestätigt. Als Gründe wurden hier angegeben, er habe „Viehgeschäfte mit Juden“ getätigt und während der französischen Besatzungszeit den Franzosen den Abriss eines Flugbeobachtungshäuschens melden wollen. [Anm. 25] Beide Begründungen klingen vorgeschoben. So wird bereits in der Urteilsbegründung angemerkt, Riffel könne sich nicht mit Verweis darauf entschuldigen, dass der Viehhandel noch fast vollständig von Juden betrieben werde. Der zweite Vorwurf betraf einen Vorfall, der mindestens fünf Jahre zurücklag und erst jetzt zur „Anklage“ gebracht wurde. Interessanterweise wird ein anderer Vorwurf gegen Riffel hier gar nicht erhoben; Bürgermeister Eisenbeiß kritisierte nämlich im Oktober 1935 gegenüber Brigadeführer Schönborn in Mainz, dass Riffel ein unsolidarischer Volksgenosse sei. [Anm. 26]

Noch 1938 wurde Riffels Gnadengesuch um Wiederaufnahme in die Partei abgelehnt. Ein Grund lag in der Auseinandersetzung mit Bürgermeister Eisenbeiß (s. u.), die unvorteilhaft für die Partei war, [Anm. 27] ein weiterer war vermutlich, dass Riffel verschuldet war und sich die NSDAP nicht mit Skandalen belasten wollte. [Anm. 28]

Auch der Kaufmann Georg Boller (*24.2.1902 in Offenbach), hat sich in der Anfangsphase der NS-Herrschaft stark propagandistisch engagiert [Anm. 29], wie auch sein Verhalten im Gemeinderat zeigt. Er hatte ab 1922 bei der Schiffswerft Ruthof in Mainz-Kastel als Buchhalter und sogar als Korrespondent mit Frankreich gearbeitet und verlor 1931 seine Arbeit. [Anm. 30] Im Juni und August 1931 beantragte er den Beitritt in die NSDAP und die SA. Erstere vertrat er ab 1933 – wegen Differenzen „mit dem Ortsgruppenleiter und Bürgermeister" [Anm. 31] Eisenbeiß nur ein Jahr lang – und wurde 1939–43 erneut in den Gemeinderat berufen. [Anm. 32] Ab dem 31. März 1933 war Boller bei den Kraftwerken Mainz-Wiesbaden tätig. [Anm. 33] Er stieg bis zum Obersturmführer der SA auf. Nach eigener Aussage habe er „während der Judenaktion [Pogromnacht] allen verboten“, [Anm. 34] gegen Juden vorzugehen. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter und erblindete. Bis Ende 1945 war er Kriegsgefangener. [Anm. 35] Bollers Familie musste nach Kriegsende zahlreiche Möbel und andere Haushaltswaren als „Zwangsleistung“ abgeben. [Anm. 36]

Abb. 3: Erste Klasse an der Volksschule Laubenheim, mit Lehrer Adam Bitz, im Jahr 1925
Abb. 3: Erste Klasse an der Volksschule Laubenheim, mit Lehrer Adam Bitz, im Jahr 1925[Bild: Bildarchiv Jupp Heck]

Auch der Lehrer Adam Bitz spielte bei der Verbreitung nationalsozialistischen Gedankengutes eine wichtige Rolle in Rheinhessen und auch in Laubenheim. Hier errichtete er 1927 eine Villa am Oberen Dorfgraben. Von 1919 bis 1933 unterrichtete er an der Volksschule Laubenheim. [Anm. 37] Nach seinem frühen Eintritt in die NSDAP im November 1929 [Anm. 38] trug er auch durch Aktivitäten u. a. als Propaganda- und Organisationsleiter bei der Kreisleitung Mainz „in den Jahren bis 1932 zweifellos zur Ausbreitung des Nationalsozialismus“ [Anm. 39] bei, so die Klageschrift vom 7. Oktober 1949. Bitz gab in einer Selbstdarstellung in der NS-Zeit in entlarvender Offenheit an:

„Frau und Kinder sah ich während dieser Zeit nur wie im Flug. Teilnahme an allen 1. Versammlungen im Bereich Mainz, besonders gefährlich Mz.-Mombach, [Anm. 40] Mz.-Gustavsburg, Mz.-Bischofsheim, Mz.-Weisenau, ebenso Gonsenheim: Die Zeit gehört zur schönsten meines bisherigen Lebens, da ich in Reih und Glied stehen durfte.“ [Anm. 41]

Doch im Februar 1932 verließ Bitz die NSDAP. Er begründete dies nachdem Zweiten Weltkrieg mit dem „Mißbrauch [von] Parteigeldern“ und dem Verhalten von NS-Abgeordneten ohne „sittliche[n] Ernst“. [Anm. 42] Wohl weil er der sektiererischen Ludendorff- Bewegung angehörte, [Anm. 43] zerstritt sich Bitz mit dem evangelischen Pfarrer von Bodenheim und Laubenheim Richard Olff (*22.5.1882) [Anm. 44], ab 1934 Oberlandeskirchenrat. [Anm. 45] Infolgedessen sei er ab November 1933 strafversetzt worden – zunächst an eine Schule nach Kelsterbach, dann nach Rüsselsheim. [Anm. 46]

Um sein eigenes Fortkommen zu sichern, wurde Bitz im August 1935 förderndes Mitglied der SS und durfte Ende des Jahres wieder der Partei beitreten. Dem Nationalsozialistischen Lehrerbund sei er unter Druck von Gauobmann Ringshausen wieder beigetreten, dem Nationalsozialistischen Fliegerkorps einem Bekannten zuliebe. [Anm. 47] Seine Begründungen zeigen, dass ihm seine Karriere wichtig war und er die nationalsozialistischen Organisationen erfolgreich als Steigbügel nutzte. Anfang 1937 wurde er nach Mainz- Weisenau versetzt. 1940 wurde er kommissarischer, 1942 ordentlicher Rektor der Eisgrubschule in Mainz. [Anm. 48] Bitz verstand es, die Schlüsselpersonen von seiner nationalsozialistischen Gesinnung zu überzeugen. Dass dies alles vorgetäuscht war, ist kaum glaubwürdig. So formulierte das Stadtschulamt: „Die weltanschauliche Haltung des Lehrers Georg Adam Bitz ist von fester nationalsozialistischer Prägung und wird von einem starken Glauben an die Sendung des Führers getragen.“ [Anm. 49]

Beim Anmarsch der amerikanischen Truppen brachte Bitz als Bataillonskommandeur wie befohlen den Volkssturm des Kreises Mainz ins rechtsrheinische Gebiet; sein Verhalten wird unterschiedlich dargestellt. [Anm. 50] Der Laubenheimer Gemeinderat untersagte ihm die Rückkehr. Vom 22. April 1945 bis 21. August 1946 interniert, kehrte er nach Mommenheim zurück. [Anm. 51] Trotz seiner nationalsozialistischen Aktivitäten stellten ihm zahlreiche Gegner des Regimes für sein Entnazifizierungsverfahren 1947 ein gutes Zeugnis aus [Anm. 52], sogar ein in die USA emigrierter Jude aus Mainz. [Anm. 53] Doch laut der CDU (und ähnlich der SPD) sei er „in ganz Laubenheim als P.G. [Parteigenosse der NSDAP] gefürchtet [gewesen], ebenso seine Familie.“ [Anm. 54] Die Laubenheimer Bürgermeisterei berichtete hingegen, außer von propagandistischen Aktivitäten seien keine „Verbrechen und dergleichen“ [Anm. 55] bekannt. Nachdem sich der Untersuchungsausschuss 1949 für eine Einstufung von Bitz als Mitläufer aussprach, kritisierte der Öffentliche Kläger: „Der UA. [Untersuchungsausschuss] hat offensichtlich ‚vergessen’, die gegen Bitz aufgetretenen Belastungszeugen zu hören“, und beantragte eine Neuaufnahme. [Anm. 56] Schließlich wurde Bitz als Minderbelasteter eingeordnet und vom Rektor zum Lehrer zurückgestuft. Ab 1950 durfte er an einer Volksschule in Osthofen unterrichten. [Anm. 57]

Der Schlosser Philipp Hecker beantragte nach eigenen Angaben im Oktober 1931 die Aufnahme in die NSDAP und wurde für die Zeit vor der Machtübertragung von einem SPD-Mitglied als „äusserst aktiver Nazi“ bezeichnet. Er war 1933 als Truppführer der tonangebende SAMann in Laubenheim. Laut Jakob Stampp, der 1946 gegen Hecker aussagte, habe er u. a.

„bei einer Veranstaltung der NSDAP im Jahre 1933, welche im Hofe der Gemeindeschule stattfand und [bei der] das Horst-Wessellied und das Deutschlandlied gesungen wurde, eine Gruppe von Personen, die weit abseits standen und nicht die Kopfbedeckung abnahm, mit brennender Fackel geschlagen.“ [Anm. 58]

Johann Binger hingegen erklärte 1948, entgegen seinen früheren Annahmen könne es nicht Hecker gewesen sein. [Anm. 59] Der im Krieg gefallene Metzger Neidlinger soll bei dieser Gelegenheit seinen Gummiknüppel eingesetzt haben. [Anm. 60] Hecker bekleidete ab Mai 1933 eine Funktion in einem auswärtigen Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) und stieg bis zum Ende seiner Tätigkeit im Oktober 1934 bis zum Obertruppführer auf. [Anm. 61] Von 1935 bis 1943 war er bei der Städtischen Sparkasse Mainz als Hausmeister beschäftigt und lebte in Mainz. Ab 1944 bei der Marine, ab August als Wachsoldat in einem „Bekleidungslager“ in Norwegen, war er bis Ende des Jahres 1945 in Kriegsgefangenschaft. Entsprechend einer Aktennotiz wurde er 1949 im Rahmen der sogenannten „Mitläuferamnestie“ (Verordnungen 133/165) [Anm. 62] nicht weiter belangt. [Anm. 63]

Sebastian Kleinz hatte als junger Mann am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Infolge von ihm zur Last gelegten Kriegsverbrechen – Kleinz hatte 1917 an der Frontlinie in St. Quentin Haushaltsgegenstände wie Wäsche, Stoffe, Wachsblumen und Blumenvasen an sich genommen – verhafteten ihn französische Soldaten in Laubenheim. Er war von August 1919 bis 1921 im nahe bei Paris gelegenen Gefängnis Maison Centrale de Poissy inhaftiert. [Anm. 64] Möglicherweise war diese Erfahrung der Grund dafür, warum Kleinz bereits im Mai 1931 der NSDAP Laubenheim und im August der SA beitrat. [Anm. 65] Er übernahm verschiedene Ämter wie Scharführer bei der SA, Leiter der Kommunalpolitischen Abteilung [Anm. 66] oder Kassenwart. [Anm. 67] Seit August 1931 habe er „fast allabendlich Versammlungsschutz in Mainz und den Kreisorten“ versehen, mit persönlicher Ansprache, Flugblättern, Plakaten und Schriften die Propaganda unterstützt und an Umzügen sowie Propagandafahrten teilgenommen, „die nie ohne Zwischenfall verliefen“. Er sprach von „Strassenkämpfen“, [Anm. 68] d. h., es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit politischen Gegnern, vermutlich Mitgliedern des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Nach der Machtübertragung denunzierte er nachweislich zwei Mitglieder der SPD (s.u.). [Anm. 69]

Im September 1944 wurde Kleinz zum Ortsgruppenleiter ernannt. [Anm. 70] Dennoch beklagte der Öffentliche Kläger, wie oben zitiert, dass ihm weder die Parteien noch der Bürgermeister handfeste Informationen zu seinem Verhalten an die Hand gegeben hätten. Allerdings übersandte Bürgermeister Bernhard Sans (*20.2.1908 in Nackenheim) bereits am 5. Juni 1945 folgende Zeugenaussage von vier Bürgern bezüglich Kleinz an die politische Kriminalpolizei Mainz:

„Außerdem hat er veranlaßt, die Volkssturmleute, die sich weigerten über den Rhein zu gehen, mit Revolvern herauszuholen. Die Frauen die auf die Bürgermeisterei kamen und baten, daß ihre Männer zurückbleiben sollten hat er beschimpft und ihnen gedroht: ‚Jetzt habe er noch die Macht und werde sie auch ausnützen und alle Volkssturmmänner, die nicht erscheinen würden, würde er auf dem Marktplatz hängen lassen oder erschießen.‘“ [Anm. 71]

Daraufhin war Kleinz bis Herbst 1948 in einem Lager interniert. Der Säuberungsvorschlag vom 28. Januar 1949 lautete auf Einstufung als Mitläufer, der Säuberungsspruch ist nicht überliefert. [Anm. 72]

Aktivitäten einiger aktiver Nationalsozialisten wie von Otto Dettweiler, der am 4. Dezember 1944 eines natürlichen
Todes starb, oder des Metzgermeisters Hans Zobel, der beim Bombenangriff am 1. Februar 1945 ums Leben kam, konnten nicht mehr ermittelt werden. Aber auch da, wo kein Entnazifizierungsverfahren stattfand oder überliefert ist, gibt es nur wenig Informationen zum Verhalten während der NS-Zeit, so zu August Schmitt, dem Inhaber des Gasthauses „Zur goldenen Ente“, [Anm. 73] in dem sich die Nationalsozialisten trafen.[Anm. 74] Gleich Frisch wird er auf der Liste Vom Prüfungsauschuss ausgeschiedener Per- sonen, StAMz XIX/4 Blauer Ordner, als Gründer der „Pg.“ bezeichnet, obwohl er erst zum 1.6.33 beigetreten sein soll.

1.1.1.1.3 Rolle der "Auch-Nationalsozialisten" und "Märzgefallenen" in Laubenheim

[Anm. 75]

Bei Betrachtung der Entnazifizierungsakten zu gebürtigen und späteren Laubenheimern – es sind fast durchweg Männer – fällt ins Auge, dass viele erst nach der Machtübertragung im Januar 1933 [Anm. 76] der NSDAP beitraten. Die Liste „Vom Prüfungsausschuss ausgeschiedene Personen“, die in Vorbereitung der Gemeinderatswahlen 1946 erstellt wurde, enthielt 93 Namen von überlebenden Männern der NS-Organisationen: Nur 11 von ihnen waren vor Februar 1933 Mitglied der NSDAP gewesen. Weitere 13 Männer kamen bis zum 2. Mai 1933 hinzu. Dies bedeutet: Fast drei Viertel der Mitglieder der NSDAP in Laubenheim wurden erst nach der Machtübertragung und Gleichschaltung Mitglied. [Anm. 77] Viele beantragten im Mai 1933 den – infolge eines Aufnahmestopps in der NSDAP erst später umgesetzten – Beitritt.

Am 12. März 1933 fand im Rahmen des Volkstrauertages ein ökumenischer Gottesdienst statt, an dem auch viele der 97 Angehörigen der Krieger- und Soldatenkameradschaft Laubenheim (K&S-Vereinigung) teilnahmen. Der Verein war 1928 in Fortführung des früheren Kriegervereins wiedergegründet worden. [Anm. 78] Im Vorfeld fragte der katholische Pfarrer Karl Goedecker beim Dekanat Mainz an, wie er auf die Teilnahme von uniformierten Anhängern der NSDAP mit Fahne reagieren sollte. Generalvikar Dr. Philipp Jakob Mayer empfahl ihm, offiziell bei der NS-Ortsgruppe zu protestieren, aber bei der Messe deren Gegenwart zu tolerieren, um einen Skandal zu vermeiden. In der darauffolgenden Woche könne er von der Kanzel verkünden, dass er die uniformierte Teilnahme untersagt habe. [Anm. 79]

Wie andere Vereine nahm die K&S-Vereinigung am 21. März mit der Hälfte ihrer Mitglieder an der nationalen Kundgebung in Laubenheim anlässlich der Reichstagseröffnung in Potsdam teil. [Anm. 80] Bald schon kam es jedoch selbst in diesem national gesinnten Verein zu Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten. Obwohl es dem Vorstand selbstverständlich erschien, dass im Verein „nur national denkende Mitglieder Platz haben dürfen“, [Anm. 81] war dieser auch von der Gleichschaltung betroffen. In Anwesenheit des Laubenheimer Beigeordneten und Reichsbahnbeamten Johann Schweibächer [Anm. 82] sowie des kommissarischen Bürgermeisters Schlink wurde am 30. Juli 1933 der nationalsozialistische Metzgermeister Hans Zobel zum 1. Führer der Vereinigung bestimmt. Eine wichtige Aufgabe des Vereins war in der Folge das Schießtraining auf dem Schießstand am Bornberg. [Anm. 83]

Am Sonntag, dem 30. April 1933, pflanzte die NSDAP-Ortsgruppe Laubenheim auf dem Marktplatz eine „Hitlereiche“ (Abb. 4). Die Urkunde, über der anschließend eine steinerne Sitzbank errichtet wurde, unterschrieben 65 Personen, d. h. 2,8 % der 2.298 Einwohnenden. [Anm. 84] An der Aktion beteiligten sich auch zahlreiche Frauen. Generell handelte es sich eher um Menschen aus dem Mittelstand als um ärmere Personen; alle können anhand ihrer Namen identifiziert werden. An erster Stelle zeichnete der Gutsbesitzer, NSDAP-Ortsgruppenleiter und Ortsbauernführer Otto Dettweiler (9.9.1884–4.12.1944). [Anm. 85] Auch seine Frau Katharina beteiligte sich, ebenso der Gutspächter Georg Braun.

Abb. 4: Die Urkunde zur Hitlereiche vom 30. April 1933 wurde 1945 wieder hervorgeholt.
Abb. 4: Die Urkunde zur Hitlereiche vom 30. April 1933 wurde 1945 wieder hervorgeholt.[Bild: Stadtarchiv Mainz]

Die in den folgenden Jahren wichtigsten Anhänger der NSDAP nahmen teil, nämlich Peter Mattes (Bürgermeister 1938–1944 und Ortsgruppenleiter), der Winzer Anton Fleck II (*26.1.1879, ab 1935 Erster Beigeordneter [Anm. 86] und kommissarischer Bürgermeister) und seine Frau Luise, der Architekt Wilhelm Bieroth [Anm. 87] (Zweiter Beigeordneter) und SA-Truppführer Philipp Hecker (1933 kurzzeitig Mitglied des Gemeinderats). [Anm. 88] Die Pflanzung scheint gerade für die neuen Mitglieder und Partei-Anwärter:innen eine wichtige Gelegenheit gewesen zu sein, um „Flagge zu zeigen“ (Abb. 5, S. 80). Hingegen fehlten bedeutende Aktivisten wie Bitz, Boller und Riffel. Offensichtlich musste die Hitlereiche vor Angriffen beschützt werden, da SA-Führer Hecker im Mai die Errichtung eines Geländers beantragte. [Anm. 89]

Abb. 5: Pflanzung der Hitler-Eiche mit zahlreichen Vereinsfahnen, im Hintergrund das Haus der Mainzer Spar-, Konsum- und Produktions-Genossenschaft.
Abb. 5: Pflanzung der Hitler-Eiche mit zahlreichen Vereinsfahnen, im Hintergrund das Haus der Mainzer Spar-, Konsum- und Produktions-Genossenschaft.[Bild: Stadtarchiv Mainz]

Kamen die Einwohnenden aus Überzeugung, Opportunismus oder infolge von Bedrängung zur NSDAP? Dies kann nur im Einzelfall ermittelt werden. Hier einige Beispiele: Der Landwirt Adam Riffel erläuterte, er sei „auf Grund des Agrar- und Arbeitsbeschaffungsprogrammes der Partei und 1932 der S.A. Reserve beigetreten. Ich hielt die beiden Programmpunkte für unbedingt richtig um die unhaltbaren Zustände, die damals über die Landwirtschaft hereingebrochen waren, zu beseitigen." [Anm. 90]

Die Beweggründe von Bitz schilderte der Bürgermeister und Pfarrer von Mommenheim Friedrich Axt wie folgt: „Aus Idealismus trat er schon früh in die NSDAP ein, weil er nach ihrem Programm von ihr eine Besserung der Verhältnisse in unserem Vaterlande erhoffte“. [Anm. 91]

Der langjährige Sparkassenbeamte Ludwig Daudt äußerte, er habe bei einer Festveranstaltung am 1. Mai 1933 in Mainz beim Horst-Wessel-Lied nicht die Hand erhoben und sei von einer ungenannten Person mit „Massregel[n]“ bedroht worden: „Unter dem Druck, meine Stellung einzubüßen, folgte ich dem Rat eines Parteigenossen und meldete mich am nächsten Tag zur Aufnahme in die Partei an." [Anm. 92]

Auch der junge Lehrer Fehl berichtete:

„Im Frühjahr des Jahres 1933 erschien Herr Michel persönlich in meiner Wohnung [...], um mich als ‚den Jüngsten und Ungefärbten’ für den NSLB [Nationalsozialistischer Lehrerbund] und für die Partei ‚zu keilen’ [...]. Als er meine Stellung von der Parteizugehörigkeit abhängig machte, gab ich schließlich seinem Drängen nach und trat am 1. Mai 1933 in die NSDAP ein.“ [Anm. 93]

Wenn es um die eigene Arbeitsstelle ging, waren also beide bereit, ihre politische Überzeugung preiszugeben. Dies zeigt auch, welches Klima der Angst SA und NSDAP bereits geschaffen hatten.

Ein Bürogehilfe der Stadtwerke berichtete, er habe sich im September 1933 dem Beitritt zu einem Werkssturm seines Arbeitgebers verpflichtet und sei so zum Straßenbahnersturm gekommen, einer Gruppierung der SA. [Anm. 94] Ein Gemeinderatsmitglied erklärte, den Posten habe er „1935 auf Anraten und Drängen von verschiedenen Laubenheimer Bürgern der früheren Deutschen Volkspartei, die in mir den Gegenpol zu den radikalen Parteigenossen sahen“, angenommen. [Anm. 95] Auch wenn dies vielleicht seine Intention war, so hätte ihm klar sein müssen, dass er als Einzelner in einem politischen Organ, das im Wesentlichen nur noch bereits getroffene Entscheidungen bestätigen durfte, nichts bewirken konnte. Schließlich war schon 1933 die Mehrheit im Gemeinderat gescheitert, als es noch halbwegs demokratische Verhältnisse gab. Durch seine Beteiligung am nicht mehr gewählten, sondern berufenen Gemeinderat verlieh er diesem einen Schein von Legitimität.

1.1.2. Politische Entwicklungen und Amtsträger ab 1933

1.1.1.2.1 Der Gemeinderat und erste nationalsozialistische Maßnahmen

Abb. 6: Als Beispiel ein überlieferter Stimmzettel der Gemeinderatswahl vom 15. November 1925
Abb. 6: Als Beispiel ein überlieferter Stimmzettel der Gemeinderatswahl vom 15. November 1925[Bild: Bildarchiv Jupp Heck, Michaela Binger]

In den Jahren 1929/30 stritten die Laubenheimer Parteien darüber, ob man sich Mainz anschließen wolle oder nicht. [Anm. 96] Dafür sprachen sich die SPD sowie die Bürgerliche Vereinigung um Anton Möhn aus, während die Vertreter der Unparteiischen Arbeitsgemeinschaft und dann auch des Zentrums dagegen stimmten (Abb. 6). Bei der Gemeinderatswahl am 18. Mai 1930 traten sie gemeinsam als Vereinte Parteien gegen die Eingemeindung an. [Anm. 97] Die Mitglieder dieser Liste, die nicht dem Zentrum zuzurechnen sind, vertraten später die NSDAP im Ort, z. B. Köber, Blank, Hecker und Anstatt, aber auch das vormalige Zentrumsmitglied Hochhäuser. Die Wahl ergab folgende Verteilung der 12 Sitze: Mit Franz Binger (*13.8.1890), Johann Stenner und Franz Rocker (*26.7.1870 in Mainz) drei für die SPD (24,3 %), mit Anton Möhn und Jakob Kämmerer zwei für die Bürgerliche Vereinigung (21,0 %) und mit Andreas Heftrich, Hugo Koeber, Josef Kornmeier, Peter Blank, Nikolaus Hochhäuser, Jakob Anstatt und Josef Spies sieben für die Vereinten Parteien gegen die Eingemeindung (54,7 %) .

Am 9. und 23. März 1933 tagte der Laubenheimer Gemeinderat auch nach der Machtübertragung und Reichstagswahl noch wie gewöhnlich, mit zwei der drei Vertreter der Sozialdemokraten: Franz Binger und Johann Stenner; Franz Rocker war anscheinend abwesend, wie auch die beiden Vertreter der Bürgerlichen Vereinigung Anton Möhn und Jakob Kämmerer. [Anm. 98] Die KPD war nicht Teil des Gemeinderats. Der seit 1908 amtierende Zentrums-Bürgermeister Jakob Spies V (14.8.1874–21.4.1939), dem die Gastwirtschaft „Zum Löwen“ in der Rheinstraße (heute Oppenheimer Straße 39) gehörte, [Anm. 99] wurde zunächst nicht abgelöst. [Anm. 100] (Abb. 7)

Abb. 7: Weinwirtschaft zum Löwen von Jakob Spies V, nach 1910
Abb. 7: Weinwirtschaft zum Löwen von Jakob Spies V, nach 1910[Bild: Bildarchiv Jupp Heck, Jupp Debo]

Im April wurden die Gemeinderäte auf Anordnung der hessischen nationalsozialistischen Regierung neu besetzt [Anm. 101], in Orientierung an den Ergebnissen der Reichstagswahl vom 5. März 1933. Das bedeutete eine Beteiligung der SPD von 23,4 %.

An der nächsten – öffentlichen – Sitzung des Laubenheimer Gemeinderates am 2. Mai (Abb. 8, S. 84) nahmen Franz Rocker, Lorenz Gabel und Ludwig Hartmann (*12.11.1893 in Laubenheim) von der SPD teil, ohne dass dies kommentiert wurde. [Anm. 102] Es ist bekannt, dass nach der Reichstagswahl vom 5. März, und erneut nach dem 1. Mai 1933, reichsweit zahlreiche gewaltsame Aktionen gegen Gewerkschaften und die SPD unternommen wurden. [Anm. 103] Vermutlich fanden in diesem Zeitraum auch die Repressalien gegen die Laubenheimer SPD statt, insbesondere gegen Franz Binger, Josef Binger (*19.4.1901 in Laubenheim) und Johann Stenner (siehe Abschnitt 4.1). Entweder waren diese aus politischen Gründen inhaftiert oder hatten ihr Mandat unter Druck niedergelegt. In den unvollständigen Häftlingslisten des Konzentrationslagers Osthofen findet sich keiner der drei Männer in diesem Zeitraum. [Anm. 104]

Abb. 8: Sitzung des Gemeinderats am 2. Mai 1933 im Turnsaal des Gemeindeschulhauses (heutiges Wilhelm-Spies-Haus). Lange Tischseite vorne mit Anzug von rechts nach links: SPD (Franz Rocker, Ludwig Hartmann, Lorenz Gabel) Kurze Tischseite links mit Uniform von links nach rechts: NSDAP (Anton Fleck II, Peter Mattes, Georg Boller, Hermann Koch, Philipp Hecker) Lange Tischseite hinten mit Anzug von links nach rechts: Beigeordneter Johann Schweibächer, Bürgermeister Jakob Spies V, Gemeindesekretär Adam Oehrlein Kurze Tischseite rechts mit Anzug von links nach rechts: Zentrum (Andreas Heftrich, Heinrich Schreiner, Josef Schon II., Josef A. Görlich II) Hinter den Mitgliedern des Gemeinderats sind die im Durchschnitt jüngeren Mitglieder der SA versammelt.
Abb. 8: Sitzung des Gemeinderats am 2. Mai 1933 im Turnsaal des Gemeindeschulhauses (heutiges Wilhelm-Spies-Haus).
Lange Tischseite vorne mit Anzug von rechts nach links: SPD (Franz Rocker, Ludwig Hartmann, Lorenz Gabel)
Kurze Tischseite links mit Uniform von links nach rechts: NSDAP (Anton Fleck II, Peter Mattes, Georg Boller, Hermann Koch, Philipp Hecker)
Lange Tischseite hinten mit Anzug von links nach rechts: Beigeordneter Johann Schweibächer, Bürgermeister Jakob Spies V, Gemeindesekretär Adam Oehrlein
Kurze Tischseite rechts mit Anzug von links nach rechts: Zentrum (Andreas Heftrich, Heinrich Schreiner, Josef Schon II., Josef A. Görlich II)
Hinter den Mitgliedern des Gemeinderats sind die im Durchschnitt jüngeren Mitglieder der SA versammelt.
[Bild: Stadtarchiv Mainz]

Die Kommissionen des Gemeinderats wurden am 2. Mai zunächst mit Vertretern der NSDAP, des Zentrums und auch der SPD neu besetzt. Auf Antrag des Sprechers der NSDAP-Gemeinderatsmitglieder, Georg Boller, endete die Sitzung mit Sieg-Heil-Rufen sowie Horst-Wessel-und Deutschland-Lied. Er beantragte am 12. Mai auch eine Umbenennung verschiedener Straßen: So wurde aus dem Marktplatz der Adolf-Hitler-Platz, aus der Ludwigstraße die Horst-Wessel-Straße, die Zukunftsstraße wurde zur Hindenburgstraße, die Möhnstraße zur Peter-Gemeinder-Straße, die Kreisstraße zur Göring-Straße, die Stresemannstraße zur Richthofen-Straße. Später folgten weitere Umbenennungen. [Anm. 105] Etwaiger Protest von anderen Mitgliedern des Gemeinderats wurde nicht schriftlich aufgenommen. Der Amtsleiter der NS-Ortsgruppe Sebastian Kleinz war ab dem 9. Juni Protokollführer.

In der Sitzung vom 23. Mai wurde das Zentrum aus dem Schulvorstand verdrängt. Ab dem 22. Juni durften die Mitglieder der SPD aufgrund des reichsweiten Verbots der Partei nicht mehr an den Gemeinderatssitzungen teilnehmen. [Anm. 106] Nun wollte die NSDAP im Gemeinderat auch die Zentrumsmitglieder aus den ihrer Ansicht nach „wichtigsten“ Kommissionen heraushalten. Zentrumssprecher Andreas Heftrich (*20.12.1876) erklärte daraufhin, seine Partei wolle dann auch an keiner anderen Kommission mitwirken. [Anm. 107] Am 5. Juli 1933 löste sich die deutsche Zentrumspartei vor der Zwangsauflösung selbst auf. [Anm. 108] Danach scheinen in Laubenheim zunächst keine Gemeinderatssitzungen mehr stattgefunden zu haben, offensichtlich da der Gemeinderat mit fünf Mitgliedern der NSDAP nicht beschlussfähig war. [Anm. 109] Die Finanzkommission tagte mehrfach, und am 20. November fand eine gemeinsame Sitzung von Gemeinderat und Finanzkommission, die dieselben Mitglieder (der NSDAP) umfasste, statt. Der Ton im Gemeinderat hatte sich völlig geändert – so widersprachen die Teilnehmenden am 20. November anscheinend nicht einem Antrag, eine Frau sterilisieren [Anm. 110] zu lassen, damit diese keine weiteren unehelichen Kinder bekomme.

Der seitherige Ortsgerichtsmann Peter Reitz schied auf Verfügung des Hessischen Kreisamts aus und sollte auf Vorschlag des NS-Gemeinderats durch Karl Kornmeier (vormals Zentrum) ersetzt werden. [Anm. 111] Kurze Zeit später kam er wieder ins Amt.

1.1.1.2.2 Die Bürgermeister und Beigeordneten von Laubenheim

Noch im Mai 1930 hatte ein Journalist aus der Perspektive der Eingemeindungsgegner erklärt, „dass es unklug sei, die Selbständigkeit einer Gemeinde wie Laubenheim aufzugeben, welche die zweitbeste des Kreises Mainz und finanziell so gut gestellt ist, dass sie sich mit Leichtigkeit selber verwalten kann." [Anm. 112] In der ersten Hälfte der 1930er Jahre stand die Gemeinde anscheinend überraschend finanziell schlecht da. Daher ordnete das Kreisamt mehrfach die Erhöhung von Steuern gegen den Willen des Gemeinderats an, [Anm. 113] der die Steuern für die Bevölkerung für überzogen hielt. So äußerte Bürgermeister Spies 1931: „Von der Einführung der Gemeindegetränkesteuer hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung Abstand genommen, da diese Einführung eine grosse Schädigung unserer Weinbaugemeinde bedeutet.“ [Anm. 114] Zahlreiche Laubenheimer:innen wurden in der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre arbeitslos. Mattes sprach von 280 Erwerbslosen und Wohlfahrtsempfängern auf dem Höhepunkt. [Anm. 115] Die Gemeinderatsprotokolle spiegeln dies durch regelmäßige Anträge auf Steuerstundung und auf Bezug von Wohlfahrtsgeld wider, durch die der Gemeinde Einnahmen entgingen und hohe Kosten entstanden. Die Gemeinde musste sich hoch verschulden. Darüber hinaus musste in den folgenden Jahren für den Bau der Umgehungsstraße, die heutige Parkstraße, Kapital aufgenommen werden. [Anm. 116] Bei dem Projekt sollten wie bei anderen Investitionen nach Möglichkeit Laubenheimer Wohlfahrtsempfänger beschäftigt werden. Eine weitere Angelegenheit, die den Gemeinderat jahrelang beschäftigte, war die Feldbereinigung. Erst 1941 stand sie „kurz vor dem Abschluss“. [Anm. 117]

Bürgermeister Jakob Spies V wurde im Juli 1933 aus seinem Amt entlassen – obwohl er am 9. Juni unter gewissem Druck auf einen Teil seines Gehaltes verzichtet hatte. [Anm. 118] Vermutlich war dies eine Folge der Umgestaltung des Gemeinderats. Kommissarischer Leiter der Ortsgemeinde wurde „Schlink“. Von ihm ist nicht einmal der Vorname bekannt oder ob er aus Laubenheim stammte, wo es mehrere Vertreter des Namens gab. [Anm. 119] Bürgermeister Schlink wies Anfang 1934 auf die schlechte Finanzsituation der Gemeinde hin und beteuerte gegenüber dem Kreisamt, er habe nichts unversucht gelassen, um diese zu beheben. [Anm. 120]

Ab Dezember 1933 wurden Bürgermeister und Beigeordnete nur noch berufen, nicht mehr gewählt. [Anm. 121] Schlink wurde am 17. April 1934 auf Befehl von Gauleiter Jakob Sprenger [Anm. 122] von Karl Eisenbeiß (*1.5.1886 in Fürth) als Bürgermeister zunächst kommissarisch abgelöst. Dieser betrachtete sich selbst als „Alten Kämpfer“, da er bereits im Jahr 1921 in die NSDAP in Fürth eingetreten [Anm. 123] und von 1922 bis 1925 Mitglied der Nürnberger SA gewesen war. Er rühmte sich der Teilnahme am dritten „Deutschen Tag“ in Coburg 1922. [Anm. 124] Nach Neugründung der NSDAP trat Eisenbeiß im Februar 1932 wieder in die NSDAP, Ortsgruppe Mainz, ein. [Anm. 125]

Eisenbeiß hatte seit einiger Zeit in Mainz gewohnt. Er setzte das bereits Anfang 1933 unter Spies gestartete und von Schlink fortgeführte Arbeitsbeschaffungsprogramm [Anm. 126] der Hessischen Regierung fort und bemühte sich nach eigener Aussage, Wohlfahrtsempfänger in Arbeitsstellen zu vermitteln. Dabei soll er Bestechungsgelder vom Inhaber der Mainzer Zigarettenfabrik Makedon angenommen haben, die durch seine Vermittlung steuerliche Erleichterungen durch das Reich erhielt und in der Folge drei bis vier Laubenheimerinnen einstellte. [Anm. 127] Wohl auf Betreiben von Feinden in der Laubenheimer NSDAP, [Anm. 128] u. a. im Gemeinderat, [Anm. 129] aber auch mit Unterstützung des Gauleiters Sprenger [Anm. 130] wurde Eisenbeiß mit dieser Begründung am 16. Januar 1936 suspendiert und nach längerem Verfahren aus der Partei ausgeschlossen, obwohl der Führer der SA-Brigade 150 sich für ihn eingesetzt hatte. Parallel dazu wurde der langjährige und ihm verbundene Gemeindesekretär Adam Oehrlein (*11.7.1891 in Hechtsheim) [Anm. 131] wegen „beamtenunwürdigen“ Verhaltens kurzzeitig suspendiert und verurteilt, was Eisenbeiß auf „Nörgler“ in Laubenheim, die von „Haß und Neid“ geprägt seien, zurückführte. [Anm. 132] Erst am 18. November 1937 wurde Eisenbeiß’ Ausschluss aus der NSDAP bestätigt. Im folgenden Jahr wurde sein erneutes Gnadengesuch von Reichsleiter Philipp Bouhler, nach dessen Aussage im Auftrage Hitlers, abgelehnt. [Anm. 133]

Der Beigeordnete Johann Schweibächer, hauptberuflich Reichsbahnbeamter, blieb bis 1935 im Amt. Im Oktober übernahmen Anton Fleck II und Wilhelm Bieroth die Aufgaben des Ersten und Zweiten Beigeordneten. [Anm. 134] Fleck vertrat damit ab Anfang 1936 den beurlaubten Bürgermeister. Hauptberuflich arbeitete er seit 1918 als Winzer für Otto Dettweiler. [Anm. 135] In Flecks Amtszeit fällt die Verhaftung von Erich und Franziska Baumann im Jahr 1937. [Anm. 136] Diesbezüglich lief gegen ihn 1948/49 ein Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, dessen Ausgang nicht rekonstruiert werden konnte. Er gab seinen Beitritt zur NSDAP im Entnazifizierungsfragebogen mit dem 1. April 1932 an; allerdings spricht die Mitgliedsnummer 121.390 für einen deutlich früheren Beitritt im Jahr 1929. Im März 1949 wurde er vom Untersuchungsausschuss in die Gruppe der Mitläufer eingereiht. [Anm. 137]

Man zögerte 1936, einen neuen Bürgermeister für Laubenheim zu ernennen, solange das Verfahren gegen den bisherigen Amtsinhaber nicht abgeschlossen war, und einen Nachfolger zu finden, scheint schwierig gewesen zu sein. Am 15. August 1938 wurde schließlich Peter Mattes in Gegenwart des Kreisleiters Fritz Fuchs, [Anm. 138] des ortsfremden Ortsgruppenleiters Dr. Ernst Ratz (*1898) [Anm. 139], der Beigeordneten, der Gemeinderäte und des Standortführers der SA Boller in sein Amt als Bürgermeister eingeführt. [Anm. 140] Der ausgebildete Kaufmann war seit 1927 Vorsteher der Kanzlei Reen gewesen. Mattes’ Verhalten als Bürgermeister wurde in der frühen Nachkriegszeit von vielen Seiten sehr positiv bewertet, auch von Opfern des Nationalsozialismus wie der Familie Feist, dem Arzt Dr. Paul Richter aus Wiesbaden und nicht zuletzt polnischen Kriegsgefangenen. [Anm. 141]

Seit Laubenheim dem Gemeindeumschuldungsverband beigetreten war, besserte sich die Lage. So meldete Mattes 1940, „dass vor allem die aus früheren Jahren in Höhe von über RM 110.000.— bestandenen alten Schulden durch Gewährung eines Zuschusses der Landesregierung und teilweise durch Aufbringung eigener Mittel restlos getilgt werden konnten.“ [Anm. 142] Die Haushaltspläne für 1939 und 1940 seien ausgeglichen.

In seinen politischen Monatsberichten schwärzte Mattes niemanden an, sondern vermittelte den Eindruck, die Situation in Laubenheim „im Griff zu haben“. [Anm. 143] So übten ihm zufolge die in Laubenheim wohnenden Franzosen und Schweizer „in allen politischen Dingen eine äusserste Zurückhaltung“. [Anm. 144] Mattes rechnete im Juli 1939 nicht mit einem europäischen Krieg: „Hie und da hört man Gespräche von der Möglichkeit eines Krieges, die aber nur aus dem Lager der örtlich bekannten Besserwisser und Unbelehrbaren Pessimisten zu vernehmen sind.“[Anm. 145] Dennoch begann der Zweite Weltkrieg am 1. September 1939.

Nach Aktenlage besteht kein Zweifel daran, dass Mattes, der ab November 1938 parallel auch als Ortsgruppenleiter fungierte, ein überzeugter Nationalsozialist war. Nicht nur war er der Partei bereits im Juli 1931 beigetreten und seit Mai 1933 Mitglied des Gemeinderats, [Anm. 146]sondern unter seiner Führung fasste die NSDAP in Laubenheim fester Fuß. Gleichzeitig erschien er weniger radikal als seine Vorgänger. [Anm. 147]

Ende 1939 schlug er vor, das schon länger geplante Heim für die NSDAP-Kinder- und Jugendgruppen in einem Holzhaus in der Bleichstraße einzurichten. [Anm. 148] Im darauffolgenden Jahr plante er die Errichtung eines Adolf- Hitler-Heimes. [Anm. 149] Mattes wollte die Kleinkinder der Gemeinde in einem nationalsozialistischen Kindergarten betreuen lassen und hatte im Jahr 1939 eine Umfrage durchgeführt, der zufolge die Eltern von etwa 60 Kindern im Alter von 2–6 Jahren diese dort betreuen lassen würden. [Anm. 150] Mattes erwog bereits damals eine Schließung der katholischen Kleinkinderschule (d. h. Kindergarten), die seit 1882 in Laubenheim von den Schwestern der Göttlichen Vorsehung betrieben wurde, seit 1891 im Schwesternhaus in der heutigen Möhnstraße 16. [Anm. 151] Nach zahlreichen negativen Äußerungen über den katholischen Kindergarten verbot Mattes 1941 schließlich dessen Betrieb und ließ in den bisherigen Räumen im Schwesternhaus einen Kindergarten der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) einrichten. [Anm. 152] Anfang desselben Jahres hatte die Gemeinde günstig über 50.000 qm Grundbesitz erworben. Hier plante der Bürgermeister für die Zeit nach dem Krieg die Errichtung von NS-Kindereinrichtungen. [Anm. 153]

Mattes lieferte Ende 1938 ohne Bedenken die geforderten Angaben über den Grundbesitz von Juden in der Gemarkung Laubenheim und damit die Grundlage für die „Arisierung“. [Anm. 154] Hätte er dies nicht getan, wäre er vielleicht entlassen worden und ein anderer hätte die Auskunft erteilt, doch Schlimmeres hätte er wohl nicht befürchten müssen.

Im Oktober 1939 berichtete der Bürgermeister, es seien 80 Männer vorwiegend im Alter von 35 bis 45 Jahren einberufen worden, davon 32 Nationalsozialisten. Er beschrieb die daraus folgenden Schwierigkeiten für deren landwirtschaftlichen Betriebe, zumal Pferde fehlten. Allerdings wurde „durch Einsatz der Nachbarhilfe und durch den Einsatz von HJ [Hitlerjugend] und BDM [Bund deutscher Mädel] zwar manches erreicht“. Er empfahl eine Beurlaubung der Landwirte für mehrere Wochen für die Aussaat. [Anm. 155]

Außerdem beklagte Mattes den Mangel an Wohnungen [Anm. 156] und später an Versorgungsgütern [Anm. 157] sowie die zunehmenden Kriegstoten, [Anm. 158] durch die 1942 „allenthalben eine kriegsmüde Stimmung“ [Anm. 159] herrschte. Im September 1944 wurde Mattes als Gefreiter eingezogen und geriet am 16. April 1945 in französische Gefangenschaft. Er musste bis Mitte März 1948 bei der Firma J. Pascal & Fils in Grenoble im Gallerie-Bergbau arbeiten [Anm. 160] und kehrte danach nach Laubenheim zurück. Im Juni 1949 wurde er in einem Entnazifizierungsverfahren als Mitläufer eingestuft. [Anm. 161]

Vermutlich hatte Mattes 1944 keinen Nachfolger. Der Gemeinderat wollte den Hechtsheimer Bürgermeister Adam Steffan (1938–45) mit der Übernahme der Amtsgeschäfte abgesehen von der Kasse betrauen, doch infolge fehlender Überlieferung in Hechtsheim lässt sich nicht klären, ob es dazu kam. Im Zusammenhang mit der Eroberung von Laubenheim durch die Amerikaner am 21. März 1945 wird kein Bürgermeister erwähnt, sondern nur der Ortsgruppenleiter Kleinz.

1.1.2.2.3 Organisation der NSDAP

Zu den Organisationen der NSDAP in Laubenheim ist wenig bekannt, nicht zuletzt, da der letzte Ortsgruppenleiter Kleinz die Akten vor dem Einmarsch der Amerikaner vernichtete. In den ersten Jahren zielte
die NSDAP darauf ab, die Rolle von Frauen auf die Mutterschaft zu reduzieren. So wurde auch im Laubenheimer Gemeindeblatt ein Aufruf der Regierung gegen „Doppelverdiener“, d. h. gegen berufstätige Ehefrauen, veröffentlicht. [Anm. 162] Dennoch sollten und konnten die Frauen die für sie vorgesehenen NS-Organisationen (mit-)verwalten. Es gab eine aktive Laubenheimer Abteilung der NS-Frauenschaft, die zumindest zeitweise von Luise Fleck geführt wurde, [Anm. 163] und des BDM.

Zwar spürte die katholische Kirche offensichtlich einen gewissen Erfolg der Hitlerjugend unter den Jungen (und auch des BDM bei den Mädchen). [Anm. 164] Doch beklagte der Ortsgruppenleiter Dr. Ernst Ratz Anfang 1938, „dass der Aufbau der Laubenheimer H.J. unter Führermangel leidet. Beim Jungvolk wurde die gleiche Schwierigkeit dadurch behoben, dass ein SA. Mann als Führer abgestellt wurde. […] BDM. und HJ. haben nur einen geringen Teil der Jugendlichen im Alter von 14–18 Jahren erfasst.“ Hingegen hätten die kirchliche Jungfrauenkongregation und der katholische Männerverein viele Mitglieder, auch einige der „Parteigenossen“ (Abb. 9). [Anm. 165] Diese Einschätzung überrascht; im Vergleich dazu erhöhte sich zum Beispiel im katholisch geprägten pfälzischen Hagenbach zwischen 1934 und 1936 der Anteil der Jugendlichen in der Hitlerjugend von 28 % auf zwei Drittel der Schulpflichtigen. [Anm. 166]

Abb. 9: Der katholische Männerverein Laubenheim zum 40. Jubiläum am 8. Juli 1928. Vorne links Pfarrer Goedecker
Abb. 9: Der katholische Männerverein Laubenheim zum 40. Jubiläum am 8. Juli 1928. Vorne links Pfarrer Goedecker[Bild: Bildarchiv Jupp Heck, Georg Fleck]

Während Pfarrer Goedecker über die von einem Kapuzinerpater abgehaltene „Eucharistische Familienwoche“ vom 21. bis 28. November 1937 berichtete: „Leider haben aber gar viele diese Gedenktage nicht benützt. Von den Erwachsenen machten ungefähr 35 % mit und von den Kindern blieben auch einige bei der Hl. Kommunion zurück" [Anm. 167], verwies Ratz auf einen guten Besuch bei zwei der drei Veranstaltungen, die seine Parteigenossen beobachtet hatten. Er kritisierte: „Wer von den Kindern in der Woche vorher nicht regelmässig zum Gottesdienst kam, durfte in der Hauptwoche nicht mit auf die Empore in der Kirche zum Singen gehen.“ Die Nürnberger Gesetze habe der Kaplan dahingehend ausgelegt, dass, wenn die Eltern ihre Kinder nicht christlich erzögen und mit ihnen in die Kirche gingen, sich dies „vererbe“. Ratz erklärte: „Es ist bezeichnend, dass nicht in der Oeffentlichkeit gegen die NSDAP. gefochten wird, wohl aber in dieser Form unsere nationalsozialistischen Grundsätze umgedeutet und umgemodelt werden.“ [Anm. 168]

Eines der wenigen überlieferten Dokumente ist der Jahresbericht 1937 an die Kreisleitung der NSDAP. In diesem Jahr fand eine größere Umstrukturierung der „Ortsgruppe in Zellen und Blocks“ statt und zahlreiche Parteianwärter wurden aufgenommen. Mattes als Ortsgruppenleiter hielt regelmäßige „Dienstappelle“ ab. Die Parteimitglieder versammelten sich monatlich, später nur noch alle drei Monate, im großen Saal des „Parteilokals“ zur Goldenen Ente. [Anm. 169] Die NS-Frauenschaft treffe sich zweimal im Monat und alle 33 Mitglieder nähmen sehr zuverlässig teil. [Anm. 170]

Schulungsabende der NSDAP hätten am 11.12.1936, am 12.3.1937, am 23.4., 14.5, 12.12. und am 27.1.1938 stattgefunden, so Ortsgruppenschulungsleiter Stephan. 54 % bis 79 % der 57 bzw. später 64 Mitglieder nahmen daran teil. Offensichtlich suchte man die Beteiligung durch die Einladung der SA-Leute zu erhöhen. [Anm. 171] Der Ortsgruppenleiter kommentierte den Sachverhalt so: „Wir müssen immer wieder feststellen, dass ein Teil der Bevölkerung sich an keiner Veranstaltung politischer Art beteiligt." [Anm. 172]

Ob die „Erfassung“ der Jugend unter Mattes Fortschritte gemacht hat, ist aufgrund fehlender Überlieferung schwer zu bewerten. Der Liste zur Hitler-Jugend und dem BDM ist zu entnehmen, dass aus Laubenheim ein Fähnleinführer, sechs Stammführer und zwei Jungstammführer sowie drei Gruppenführerinnen, vier Jungmädelführerinnen und eine Sportwartin aktiv waren. Bei den jüngeren Pimpfen waren nach Erinnerung von Gebhard Kurz etwa 40 Jungen, aufgeteilt in zwei Jungzüge mit je zwei Gruppen. Dieses „Fähnlein 20/117“ entsprach den vier Schuljahrgängen 1929/30 bis 1932/33.

1.1.3. Vorgehen und Gewalt gegen bestimmte Gruppen

Im Landesarchiv Speyer liegen mehrere Akten über Gerichtsprozesse zu Laubenheim in den Jahren nach der Machtübertragung vor. Häufig vermitteln die Unterlagen den Eindruck, dass hier die neuen Machtverhältnisse genutzt werden sollten, um sich persönliche Vorteile zu verschaffen. Nicht selten geht es um Beleidigungen wie „Hitlerbankert“, „Judenlümmel“ [Anm. 173], „Separatisten- und Franzosenfreund" [Anm. 174], „Zigeunerbauer“. [Anm. 175] Hierbei handelte es sich in derRegel um ein unsystematisches und von der NSDAP nicht unbedingt gebilligtes Vorgehen. Diese unterstützte jedoch die Einschränkung Bevon und den Angriff auf bestimmte Gruppen wie die Mitglieder der sozialdemokratischen und kommunistischen Parteien, der Gewerkschaften, Jüdinnen und Juden und bestimmte Anhänger:innen der Kirchen sowie Angehörige anderer Nationen, in Laubenheim insbesondere aus dem damaligen Polen.

In der nationalsozialistischen Zeit gab es außergewöhnliche Straftatbestände. So wurde der Laubenheimer Bäcker Johann Görlich (*7.8.1895) am 11. Februar 1942 ins Strafgefängnis Frankfurt-Preungesheim eingeliefert. Wegen Vergehens gegen das Heimtücke-Gesetz, die „Verächtlichmachung der Deutschen Staatsführung“, hatte ihn das Sondergericht Darmstadt zu einer Haftstrafe von zehn Monaten verurteilt. Seine Arbeitskollegen hatten ihn gemeldet, weil er sich mehrfach negativ über den nationalsozialistischen Staat geäußert hatte: Er kritisierte den Kriegsausbruch, warnte 1941 vor einer Hungersnot und bezeichnete die von der Propaganda verkündeten Kriegserfolge im Osten als „Schwindel“. In der Haft verlor er infolge eines Unfalls zwei Glieder des Ringfingers. [Anm. 176]

Ein im Jahr 1921 geborener Laubenheimer saß seit 1940 im Jugendgefängnis Rockenberg ein. Ihm wurde vorgeworfen, seine Arbeitspflicht verletzt zu haben. Er wurde des „asozialen“ Verhaltens beschuldigt: „Infolgedessen hat sich in ihm der starke Willen entwickelt, nur das zu tun, was ihm beliebt." [Anm. 177] Bürgermeister Mattes bezeichnete ihn als „politisch unzuverlässig“. Pfarrer Goedecker schlug eine religiöse Betreuung im Gefängnis vor, „damit er zu einer Haltung kommt, die den Anforderungen der Volksgemeinschaft entspricht.“ [Anm. 178] In einer Beurteilung im Gefängnis stand: „Seine Gleichgültigkeit ist wohl so zu erklären, daß er es für besser hält, im Gefängnis zu sitzen, als Soldat zu werden.“ Zweieinhalb Monate nach seiner Entlassung wurde er im Juni 1942 zur Wehrmacht eingezogen. [Anm. 179]

Mehreren Laubenheimern, die bei Opel beschäftigt gewesen waren, wurden Denunziation und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen, sowohl gegen Deutsche als auch gegen Zwangsarbeitende. Der Maschinenarbeiter Heinrich Wiedenmann (*30.11.01 in Ulm), seit 1933 Mitglied in mehreren NS-Organisationen, denunzierte Ende 1942 den französischen Kriegsgefangenen Robert Manévy wegen „zersetzender“ Äußerungen beim Betriebsobmann. Wiedenmann wurde bei der Entnazifizierung als Minderbelasteter eingestuft. [Anm. 180]

Ludwig Skandella (*7.8.1906 in Calw), Mitglied der NSDAP seit August 1931, war Ende 1934 an der Verurteilung des Wiesbadeners Arthur Brosge zu einer Gefängnisstrafe wegen kommunistischer Äußerungen beteiligt. Mit dem Säuberungsspruch vom 23. Juli 1949 wurde er von der Spruchkammer Mainz noch als Belasteter (Gruppe II) bewertet. Skandella legte hiergegen Widerspruch ein; am 14. März 1950 wurde das Verfahren gegen ihn von der Spruchkammer II Koblenz eingestellt. [Anm. 181]

Seit 1932 Nationalsozialist, bekleidete Jakob Schembs (*24.7.1898 in Laubenheim) Ämter wie das des Filmstellenleiters. Er war eines der drei Mitglieder des Vertrauensrates von Opel und dort im Jahr 1942 für die Unterbringung der Zwangsarbeitskräfte im „Ausländerlager“ verantwortlich. Schembs unterzeichnete u. a. die Anordnung zur Schwangerschaftsbeseitigung bei mehreren Zwangsarbeiterinnen. Nach Verhaftungen durch Amerikaner und später die Franzosen war er bis zum 17. Januar 1947 als politischer Gefangener interniert. [Anm. 182] Im Entnazifizierungsverfahren konnten ihm weder die Misshandlung von ausländischen Arbeitskräften noch die Verantwortung für die Verhaftung deutscher Beschäftigter nachgewiesen werden. Der Untersuchungsausschuss stufte ihn in seiner Sitzung am 9. März 1950 als Minderbelasteten (Gruppe III) ein, wodurch das Verfahren automatisch eingestellt wurde. [Anm. 183]

1.1.1.3.1 Sozialdemokraten und Kommunisten

Eine Gruppe, die unter besonderer Beobachtung der Nationalsozialisten stand und deren Mitglieder Repressalien zu fürchten hatten, waren Vertreter der Arbeiterparteien. [Anm. 184] Unter ihnen gab es allerdings auch einige Überläufer zur NSDAP, was oft heftige Auseinandersetzungen zur Folge hatte.

Kurz nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 wurden der Sozialdemokrat Josef Binger und ein weiterer Vertreter des Reichsbanners auf die Bürgermeisterei bestellt, um politische Parolen und Zeichen von Häusern abzuwaschen. Hierbei wurden sie vom Laubenheimer SA-Angehörigen Alois Schmitt (*19.1.1902 in Laubenheim) [Anm. 185] beaufsichtigt, der einen Gummiknüppel getragen haben soll. Josef Binger sagte aus, ihm sei ein Aufenthalt im KZ Osthofen angedroht worden, falls er sich an der Reinigungsaktion nicht beteilige. Als Schmitt sie nach einiger Zeit nach Hause schicken wollte, hätten sie sich geweigert, so Binger: „Wir sind aber erst später gegangen, weil ich haben wollte, dass uns die Leute sehen.“ [Anm. 186] Franz Binger berichtete, Alois Schmitt habe von ihm, allerdings vergeblich, die Herausgabe der Fahnen der Eisernen Front und des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ verlangt, [Anm. 187] die beide seit dem 16. März im Volksstaat Hessen verboten waren. [Anm. 188]

Das Anfang März 1933 eröffnete Konzentrationslager in Osthofen war eine „Folterstätte, in der örtliche SA- und SS-Leute ihre politischen Gegner misshandelten“. [Anm. 189] Der Führer der Laubenheimer SA Philipp Hecker habe im Frühjahr 1933 gedroht, alle Sozialdemokraten „nach Osthofen" [Anm. 190] zu bringen. Die Existenz des Lagers war kein Geheimnis. Beispielsweise titelte der Mainzer Anzeiger am 6. Mai 1933 „Das hessische Schutzhaftlager in Osthofen“ und brachte am 23. Mai erneut einen Artikel zum KZ. [Anm. 191]

Laut Gerfried Gebert, Chronist der SPD Laubenheim und deren langjähriges Mitglied, war „Franz Binger, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, Hauptzielscheibe der Nationalsozialisten. Sein Haus wurde mehrfach durchsucht, und er wurde zweimal verhaftet und für Wochen ins Konzentrationslager Osthofen verbracht.“ [Anm. 192] Es sei in „Laubenheim, dessen Ortsverein keine Mitglieder von überregionaler Bedeutung hatte, [...] bei den Schikanen der Überwachung, der Hausdurchsuchungen und zeitweiligen Verbringung ins Konzentrationslager Osthofen“ geblieben. [Anm. 193] Das bedeutete vielleicht nicht den Tod, aber Gewalt und Demütigung. Unter solchen Umständen überrascht es nicht, wenn ein Sozialdemokrat zum Beispiel erklärte, er habe „am 1. Mai und auch später mit der Flagge Rot-Weiss geflaggt“. [Anm. 194] Hiermit ist die Hessische Landesflagge gemeint, die statt Schwarz-Rot-Gold gehisst wurde.

Bereits im Juli 1933 wurde Karl Frenz (*1.5.1905 in Mainz), Angehöriger des Kampfbundes gegen den Faschismus, für vier Wochen ins Lager Osthofen gebracht. Ebenso war der Funktionär der KPD Karl Weyer (*16.9.1902 in Laubenheim) im gleichen Jahr dort inhaftiert. [Anm. 195]

Auch beim Heizer und Maschinisten Josef Binger wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt. [Anm. 196] Nach einer mündlichen und körperlichen Auseinandersetzung im November 1933 mit seinem Nachbarn, dem Schlosser und früheren Kommunisten Heinrich Nikolaus Münzer (*19.8.1905 in Laubenheim), [Anm. 197] der „bis zur nationalen Revolution der K.P.D. angehört“ habe und im Herbst 1933 SA-Anwärter geworden war, wurde Binger im November 1933 wegen „seinen Äußerungen und politischer Gesinnung“ dem Kreisamt in Mainz „vorgeführt, wo er 14 Tage Schutzhaft erhielt und nach dem Konzentrationslager in Osthofen verbracht wurde.“ [Anm. 198] Vom 7. bis 17. März 1934 wurde er für die gleiche Sache im Mainzer Landgerichtsgefängnis festgehalten. [Anm. 199] Münzer, der laut Binger dessen Frau angegriffen habe, hatte keine Repressalien zu fürchten.

Ein Laubenheimer Angestellter wurde am 1. April 1933 wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ zur Untersuchungshaft ins Frankfurter Gerichtsgefängnis gebracht. In der Nacht erhängte er sich in seiner Zelle. [Anm. 200] Der Grund für seine Verhaftung ist unbekannt. Auch dieser Fall dokumentiert das Klima der Angst, das die NSDAP bereits verbreitet hatte.

Im Mai 1933 erging von der Zentralpolizeistelle Darmstadt die Aufforderung, das Vermögen der SPD, ihrer Zeitungen und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, aber (vorerst) nicht der Konsumvereine zu beschlagnahmen. [Anm. 201] In Laubenheim wurde allerdings, wohl im Auftrag des Kolonialwarenhändlers Heinrich Schmitt II, ein Flugblatt der NS-Gewerbevereinigung verteilt, das denen, die in der Laubenheimer Konsum- Genossenschaft einkauften, mit einer Verbringung ins KZ Osthofen drohte. [Anm. 202] Für Schmitt II bot sich hiermit die Gelegenheit, die Konkurrenz auszuschalten, was die Bereitschaft der Menschen zeigt, ihren persönlichen Gewinn aus dem Nationalsozialismus zu ziehen.

Die Durchsetzung des SPD-Verbots (seit 22. Juni 1933) auch in Laubenheim wurde vom Kreisamt vermerkt. [Anm. 203] Ein marxistischer Verband habe in Laubenheim nicht bestanden. [Anm. 204]

Der Laubenheimer Gesang- und Arbeiterbildungsverein 1871 durfte nach Aussage von Mattes bestehen bleiben, da er sich 1937 mit dem Männergesangverein 1844 zur Sängervereinigung Laubenheim zusammenschloss. [Anm. 205] Schlink hingegen hatte 1933 gemeldet, der Arbeiter- Gesangverein Laubenheim bestehe seit Jahren nicht mehr. [Anm. 206]

Auf Aufforderung des Landespolizeipräsidenten Werner Best vom 6. August 1933, Namen und Wohnung aller Personen zu berichten, die vor Parteiauflösung vor Ort Funktionäre einer Partei außer der NSDAP gewesen oder werbend für eine Partei aufgetreten waren, erstellten die Gendarmerien im Kreis Mainz bis Ende des Monats eine Liste. Bei Laubenheim waren notiert: Für die SPD der Erste Vorsitzende Franz Binger, Franz Rocker, der Erste Kassierer Johann Stenner, Ludwig Hartmann, Friedrich Schirmer (*24.11.1893 in Mühlheim an der Ruhr), für das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold August Sykulla und Jakob Stampp, für das Zentrum „Karl Gredecker“ (gemeint ist hier wohl Pfarrer Goedecker), Andreas Heftrich sowie Sebastian Kalteyer und für die KPD der Leiter Peter Asbeck, Fritz Hartmann, der Kassierer Hans Umstätter (*30.11.1912) [Anm. 207], der Schriftführer Heinrich Mensch und Heinrich Münzer. [Anm. 208] Fritz Hartmann war nach Nackenheim umgezogen. [Anm. 209]

Zwei weitere Listen, genannt „Verzeichnis der S.P.D.-Funktionäre in den Landgemeinden des Kreises Mainz“, vervollständigten Schlink und Schweibächer auf Anordnung des Kreisamts zwischen Ende November 1933 bis Ende Januar 1934. Auch die Zahl und das Alter der Kinder waren notiert [Anm. 210] – möglicherweise, um über diese Druck auszuüben. Auf dieser Liste standen jedoch nur der Vorsitzende Rocker, der Kassierer Ludwig Hartmann und der Schriftführer Schirmer, d. h. der zuvor genannte Erste Vorsitzende Franz Binger und der Erste Kassierer Johann Stenner fehlten. Warum wurden sie ausgenommen? War man der Ansicht, sie seien ausreichend verängstigt? [Anm. 211] Oder hatten sie dem Regime gegenüber Konzessionen machen müssen? [Anm. 212] Für KZ-Häftlinge Reichsin Osthofen ist überliefert, dass diese bei ihrer Entlassung einen „Verpflichtungsschein“ unterschreiben mussten, sich nicht mehr „in staatsfeindlichem Sinne“ zu betätigen; [Anm. 213] auch dies mag ein Grund gewesen sein. Zwei Nationalsozialisten berichteten, Stenner sei „noch zur richtigen Zeit“ der Fachschaft der Reichsbeamten beigetreten, habe seinen Sohn beim Stahlhelm „untergebracht“ und zeige bei Anlässen die alte Reichsflagge. [Anm. 214] Franz Binger arbeitete nach dem Krieg im Gegensatz zu Stenner wieder im Gemeindeausschuss mit.

Der Nationalsozialist und spätere Ortsgruppenleiter Sebastian Kleinz versuchte im Juli 1933, die Entlassung der Sozialdemokraten Stenner bei der Reichsbahn sowie die seines Genossen Franz Binger als Lagerhalter bei der Konsumgenossenschaft zu erreichen. [Anm. 215] Trotz Fürsprache des Treuhänders des Laubenheimer Konsums Dr. Schwarz wurde Stenner strafversetzt. [Anm. 216]

Der Laubenheimer Kommunist und Schlosser Hans Umstätter wurde am 27. September 1934 im Zusammenhang mit einem umfassenden Prozess gegen Johann Ludwig Geins verhaftet und wegen illegaler Aufrechterhaltung der kommunistischen Partei und Planung eines gewaltsamen Umsturzes mit 27 weiteren Personen angeklagt. Ihm wurde zur Last gelegt, eine kommunistische Zeitung angenommen zu haben. [Anm. 217] Am 8. Dezember 1934 wurde Umstätter freigesprochen. [Anm. 218]

Nach der starken Unterdrückung des Widerstands von sozialdemokratischer und kommunistischer Seite in den ersten Jahren des NS-Regimes finden sich kaum noch Hinweise auf diesbezügliche Auseinandersetzungen in den Quellen zu Laubenheim. Andernorts im Rhein-Main-Gebiet sind aber aktive Widerstandszellen verschiedenster politischer Hintergründe belegt. So wurden nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 auch in Rheinhessen Unterstützer wie Ludwig Schwamb aus Undenheim verhaftet. [Anm. 219]

Der Kommunist Heinrich Weyer gab 1947 an, er sollte Anfang der 1940er Jahre verhaftet und ins KZ gebracht werden. Bürgermeister Mattes habe dies verhindert, indem er ihm ein „Leumundszeugnis“ ausstellte, wohl wissend, welcher politischen Richtung er sich zugehörig fühlte. [Anm. 220]

1.1.2.3.2 Juden in Laubenheim vor und während des "Dritten Reichs"

Als Rheinhessen und die Pfalz noch zu Frankreich gehörten, mussten die dort lebenden Juden aufgrund des napoleonischen Dekrets von 1808 feste Namen annehmen. Diese wurden im Judennamenregister festgehalten. Bereits der gemeinsamen Akte zu den Gemeinden Laubenheim und Weisenau ist zu entnehmen, dass der größere Teil der Juden in Weisenau lebte. Weisenau hatte, ebenso wie andere Stadtteile von Mainz oder auch Gemeinden wie Bodenheim, noch in den 1930er Jahren bis zur Reichspogromnacht 1938 und der nationalsozialistischen Verfolgung eine große jüdische Gemeinde mit einer Synagoge. [Anm. 221] Für Laubenheim werden dagegen im Judennamenregister nur wenige jüdische Personen erwähnt: Der Händler Calmé Anschel nahm am 17. Oktober 1808 den Namen Jacques Stern an; ein anderer Händler und gebürtiger Laubenheimer, Joseph Jacob, und dessen in Hechtsheim geborene Frau Besslé entschieden sich für die Namen Joseph und Philippine Baum. Ihren viereinhalbjährigen Sohn Jugen nannten sie Jacques. Der Laubenheimer Händler Baruch Haub und seine Frau Guthlé, gebürtige Bodenheimerin, wurden zu Jacques und Philippine Liebmann. [Anm. 222] Die in Laubenheim geborene junge Frau Ettel, die in Mainz lebte, entschied sich für den Namen Caroline Stern. Damit sind Anfang des 19. Jahrhunderts nur drei jüdische Familien für Laubenheim überliefert; alle waren Händler. [Anm. 223] Dies entspricht auch den Angaben in den Statistiken für das gesamte Großherzogtum Hessen: Von knapp 12.000 dort lebenden männlichen Juden waren über 5.600 Kauf- oder Handelsmann, Vieh- oder Landesproduktenhändler, Agent sowie Fabrikant. Auch von den berufstätigen Jüdinnen arbeiteten viele in kaufmännischen Bereichen. [Anm. 224] Laut den Verzeichnissen des Cantons Nieder- Olm lebten im Jahr 1801 in Laubenheim sechs Juden. Bis 1855 stieg ihre Zahl auf elf Personen, danach nahm sie ab. [Anm. 225]

Keine der genannten Familien wurde 1906 im Landes-Adreßbuch für das Großherzogtum Hessen noch im Laubenheimer Register erwähnt, was die hohe Mobilität der Juden zeigt. Allerdings praktizierte der gebürtige Mainzer und Jude Dr. Bernhard Feist (6.10.1865–25.3.1940) als Arzt in Laubenheim, nach Angaben seiner Tochter seit 1888. [Anm. 226] Sein Vater, Emil Feist, war Weinhändler gewesen, seine Mutter war Helene geb. Raphael. [Anm. 227] Sanitätsrat Dr. Bernhard Feist wohnte mit seiner nichtjüdischen Frau Anna (*7.12.1865 in Gau- Bickelheim) und Tochter Helene (*19.5.1902) in einer Villa auf einem großen Grundstück im Riethweg (heute Riedweg) [Anm. 228], dem heutigen „Feist-Park“ am Bahnhof. Die Villa wurde beim Bombenangriff am 1. Februar 1945 zerstört. [Anm. 229] Helene Feist lebte auch nach Kriegsende noch auf dem Gelände in einem verbliebenen ehemaligen Nebengebäude.

In den 1930er Jahren wohnten auch der Halb- oder Vierteljude Erich Baumann (*2.8.1874), ein Kaufmann aus Berlin, der den Titel Konsul von Panama führte, [Anm. 230] und seine nichtjüdische Frau Franziska in Laubenheim, in der Villa Koch in der Wormser Landstraße 19 (heute Hans-Zöller- Straße). Die Tochter des Weingutsbesitzers Johann Koch, der die Villa 1878 erworben hatte, hatte Erich Baumann im Jahr 1902 geheiratet. [Anm. 231]

Jüdische Bürger:innen wurden in der nationalsozialistischen Zeit auch in Laubenheim diskriminiert, wobei deren Zahl sehr klein war und es nach jetzigen Erkenntnissen zu keinen körperlichen Angriffen kam. Im April 1933 gab es in Mainz [Anm. 232], aber nicht in Laubenheim selbst, eine „Aktion gegen den Einkauf in den jüdischen Geschäften“, u. a. bei Stubs Quelle, an der mehrere SA-Angehörige aus Laubenheim beteiligt waren. [Anm. 233]

Dr. Bernhard Feist verlor laut Aussage seiner Tochter im Jahr 1933 seine Arbeitsstelle als Bahnarzt. [Anm. 234] Ab 1933 wurde die Kassenzulassung vieler jüdischer Ärzte aufgehoben. Damit durften sie nur noch jüdische Patienten behandeln. 1938 wurde jüdischen Ärzten ihre Approbation entzogen. [Anm. 235] Dementsprechend durfte auch Dr. Feist spätestens dann nicht mehr praktizieren. Helene Feist selbst, die als Halbjüdin galt, wurde 1933 als Lehrerin an der Musikhochschule Mainz entlassen. Bürgermeister Mattes erwähnte sie am 5. April 1940 jedoch nicht in seinem Bericht, in dem nach der Zahl der „Juden“ gefragt wurde, die Frage nach Mischlingen beantwortete er am 1. April 1942 jedoch wahrheitsgemäß. Helene Feist musste nach eigener Aussage die sogenannte Judenabgabe auf das Vermögen zahlen. Nach der Zerstörung der Villa durch den Bombenangriff am 1. Februar 1945 war sie „völlig mittellos“, so die Betreuungsstelle Mainz, die sie von 1945 bis 1947 als anerkanntes Opfer des Faschismus betreute. Die Firma Feist und Reinach in Bingen, an der sie anscheinend beteiligt war, war bereits im Jahr 1933 in Konkurs gegangen. [Anm. 236]

Erich Baumann erklärte über die Metzgerei Eiring: „In der ganzen Zeit bin ich stets gut und zuvorkommend bedient worden, selbst als im Jahre 1935 die Hetze gegen mich und meine Familie hier in Laubenheim einsetzte.“ [Anm. 237] In diesem Jahr wurden die Nürnberger Rassengesetze erlassen. Baumann wurde von den Nationalsozialisten mal als Halb-, mal als Vierteljude eingestuft. [Anm. 238] Daher musste er sich mehrfach legitimieren, um beispielsweise die deutsche Reichsflagge hissen oder wählen zu dürfen. [Anm. 239] Auch wurden er und seine Frau Franziska im April 1937 nach einer Meldung an die Gestapo unter dem Vorwand, sie seien beide Juden, von dieser kurzzeitig festgenommen. [Anm. 240]

Zwischen den Eheleuten Baumann und dem Laubenheimer Arzt Dr. Josef Karl Winter bestand ein Konflikt bzgl. der Villa Koch. Auch wenn Winter Erich Baumann wohl nicht bei der Gestapo denunziert habe, habe er doch seinen Vorteil als „Arier“ gegenüber den Eheleuten Baumann in Bezug auf das gemeinsam genutzte Haus ausgenutzt und diesen gegenüber „sehr derbe Momente rassistischer Gehässigkeit“ an den Tag gelegt, so der Untersuchungsausschuss nach dem Krieg. [Anm. 241]

Es gab 1938 kein Pogrom in Laubenheim. Mehreren Zeugen zufolge verhinderte Bürgermeister Mattes am 9. November einen von der SA geplanten „Anschlag“ gegen Dr. Feist. [Anm. 242] Dieser verstarb am 25. März 1940 in seinem Haus an einem Herzinfarkt. [Anm. 243] Ein Zusammenhang zu politischen Ereignissen war nicht feststellbar.

Drei große Deportationen von Mainzer Juden fanden im März und September 1942 statt. [Anm. 244] Die Juden, die nicht ins Ausland geflüchtet waren, wurden in Konzentrationslager gebracht und viele von ihnen ermordet. [Anm. 245] Vermutlich nur kurzzeitig lebte die Jüdin Ruth Levi in Laubenheim; Ende 1942 verzog sie – vermutlich zwangsweise – nach Mühlhausen im Elsass. [Anm. 246]

Nach der Einberufung des Laubenheimer Arztes Dr. Josef Karl Winter zur Wehrmacht wurde Dr. Paul Richter aus Wiesbaden vom 1. April 1940 bis 30. September 1944 als Arzt für Laubenheim dienstverpflichtet. Seine Frau Charlotte Richter geb. Klinenberger (*11.10.1897– 5.11.1943) galt als Jüdin und wurde 1943 von der Gestapo Wiesbaden verhaftet. Bürgermeister Mattes soll dorthin gefahren sein, um sich, allerdings vergeblich, für sie einzusetzen. [Anm. 247] Nach einem Aufenthalt im Frankfurter Polizeigefängnis wurde Charlotte Richter nach Auschwitz deportiert und dort am 5. November 1943 ermordet. [Anm. 248]

Nach der Festnahme durch die Gestapo wurde Erich Baumann im Januar 1944, trotz seines Status als Vierteljude, mit dem Transport XVII [Anm. 249] nach Theresienstadt deportiert. [Anm. 250] Seine Frau Franziska Baumann appellierte noch im Juni 1944 vergeblich an die Gestapo Mainz, ihren Mann freizulassen. [Anm. 251] Er überlebte den Krieg und kehrte nach Laubenheim zurück.

Über die finanzielle Schädigung von Jüdinnen und Juden, die Grundbesitz in Laubenheim hatten, wusste die Gemeinde Bescheid und war daran beteiligt. Bürgermeister Mattes fertigte auf Anfrage des Kreisamts im November 1938 eine Liste an, die land- und forstwirtschaftliche Grundstücke im Eigentum von Juden mit deutscher Staatsangehörigkeit aufführte: [Anm. 252] Mit Abstand am größten war der Grundbesitz des in Mainz wohnhaften ehemaligen Ziegeleibesitzers Ludwig Marx (15.7.1846–26.9.1942 [Anm. 253]) und seines Sohnes Ernst/Ernest Marx (*27.3.1888), der wie sein Bruder Eugen/Eugene Marx (28.2.1893– 6.2.1950) in den USA den Holocaust überlebte. [Anm. 254] Der Grundbesitz der Familie in Laubenheim wurde mit etwa 500.000 qm angegeben, davon wurde ein Viertel landwirtschaftlich genutzt. Warum Eugen Marx nicht auch auf der Liste stand, ist nicht nachvollziehbar, da er bereits 1935 mit seinem Bruder als Eigentümer der Grundstücke Richthofenstr. 17–31 (Neuweg) eingetragen war. [Anm. 255] Die Laubenheimer Ziegelei am Neuweg war im 19. Jahrhundert errichtet worden. [Anm. 256] Unklar ist, ab wann Marx dort Eigentümer war. Sie wurde noch vor dem Ersten Weltkrieg geschlossen, [Anm. 257] während die Hechtsheimer Ziegelei Marx fortbestand. Diese wurde mit Hilfe der Industrie- und Handelskammer Mainz „arisiert“ und durch das Mainzer Baustoffwerk Hilsenbeck & Weppler übernommen. [Anm. 258] Nach dem Krieg erhielt Ernst Marx sie nach Gerichtsverfahren zurück. [Anm. 259]

Kleinere Grundstücke in Laubenheim besaßen M.Selig [Anm. 260] aus Mainz-Weisenau mit 7.000 qm, der Viehhändler Berthold Selig (18.2.1878–1942) aus Hechtsheim [Anm. 261] mit 1.400 qm und die Eheleute Josef Metzger aus Mainz- Weisenau mit 1.476 qm. Der gebürtige Weisenauer und Weingroßhändler Isidor Ganz (26.7.1875–24.1.1943) [Anm. 262] verfügte über einen Weinberg von 800 qm [Anm. 263], der von Otto Blum (*2.7.1877) [Anm. 264] aus Bodenheim umfasste 700 qm. [Anm. 265] Zum Vergleich: Den größten Weinbergsbesitz unter den Nichtjuden besaß Anton Möhn mit 20.000 qm. Die Witwe von Nikolaus Görlich verfügte über 5.000 qm, August Schmitt und Ludwig Betz je über 3.800 qm und der Ortsobmann Robert Schomburg über 1.200 qm. [Anm. 266] D. h., der jüdische Grundbesitz in Laubenheim war mit ca. 511.000 qm bedeutend.

Die Erstellung der Liste scheint der Startschuss für die „Arisierung“ jüdischen Eigentums in Laubenheim gewesen zu sein. Isidor Ganz verkaufte wohl noch im Jahr 1938 parallel zur Erstellung der Liste seinen Laubenheimer Weinberg für 300 RM. [Anm. 267] Mehrfach musste Ganz in Wiesbaden umziehen und lebte im März 1942 in einem sogenannten Judenhaus in der Albrechtstraße 13. [Anm. 268] Nach seiner Deportation nach Theresienstadt im September starb er dort Anfang 1943. [Anm. 269] Sein Nachfahre führte nach dem Krieg mehrere Prozesse bzgl. der Grundstücke. [Anm. 270]

Im Februar 1938 hatte der Gemeinderat Laubenheim noch zur „Beschaffung von Bauland für die Siedlungsbauten“ mit Marx verhandeln wollen. [Anm. 271] Dieser verlangte 80 Pfennig pro qm. [Anm. 272] Ende 1938 wollte Ludwig Marx der Gemeinde all seine Grundstücke verkaufen. Doch Laubenheim erfragte zunächst beim zuständigen Ministerium, ob diese enteignet würden. [Anm. 273] Das Ministerium entschied, dass die Sportplätze zu enteignen seien, für die Grundstücke sollte die Gemeinde sich ein Vorkaufsrecht einräumen lassen und diese zunächst pachten. [Anm. 274] Die von Ludwig Marx beantragte „Entschädigung für den Siedlungsplatz (Mietsentschädigung)“ wurde aber im August 1939 „in Form von Steuerermäßigung zurückgestellt“ und der Pachtvertrag lange hinausgezögert [Anm. 275], möglicherweise, um auf eine Enteignung zu warten. Anfang 1940 wurden Grundstücke der Familie Marx an andere Eigentümer übertragen. Für zwei Bauplätze, die die beiden Söhne von Ludwig Marx selbst im Juni 1939 in Laubenheim verkauften, wurde ihnen die vereinbarte Kaufsumme nicht ausgezahlt. Das sei auch bei den anderen Grundstücken so gewesen. [Anm. 276] Nach dem Krieg führten Ernest und Eugene Marx zahlreiche Prozesse gegen die neuen Eigentümer ihres früheren Landbesitzes. [Anm. 277]

Anfang 1941 sollte die Nassauische Siedlungsgesellschaft mbH das „Judenland in Laubenheim“ im Eigentum der Erben von Josef Metzger erwerben. [Anm. 278] Anna Feist klagte nach dem Krieg wegen Grundbesitzverlust im Zuge der „Arisierung“ in Bingen gegen die Firma A. Racke. [Anm. 279]

Die Gemeinde Laubenheim profitierte von der „Arisierung“. So schrieb Bürgermeister Mattes Anfang 1942, im Zusammenhang mit der Feldbereinigung „sind der Gemeinde Laubenheim eine Reihe von Grundstücken und Wasserlöchern, die bisher den Juden Marx gehörten, zu Eigentum zugeteilt worden.“ [Anm. 280] Dennoch erklärte 1947 Bürgermeister Peter Weyer (*2.2.1884, bis 1933 Bürgermeister von Hechtsheim, 1945–48 von Laubenheim) [Anm. 281], möglicherweise in Unwissenheit: „Auf Ihr Schreiben vom 8. Oktober 1947 teile ich Ihnen mit, dass die Gemeinde Laubenheim jüdisches Vermögen nicht erworben hat.“ [Anm. 282] Im folgenden Jahr korrigierte er sich bezüglich der Grundstücke von Ernst und Eugen Marx dahingehend, „dass durch die im Jahre 1940 bis 1942 in hies. Gemarkung stattgefunde[ne] Feldbereinigung der Gemeinde Laubenheim eine grössere Anzahl von Grundstücken [...] zugeteilt wurden.“ [Anm. 283] Die Gemeinde Laubenheim einigte sich unter Bürgermeister Wilhelm Spies (Freie Liste, 15.3.1949–24.6.1965) mit Eugen und Ernest Marx; diese zogen ihre Klagen gegen die Gemeinde, das Land Rheinland-Pfalz und bestimmte Laubenheimer:innen nach Absprachen zurück. [Anm. 284] Durch die Einigung konnte die Gemeinde über die Mitte der 1950er Jahre gegründete Laubenheimer Baugenossenschaft günstiges Bauland bereitstellen. [Anm. 285]

1.1.3.3.3 Zwangsarbeitende

Trotz umfassenden Recherchen konnte nicht genau ermittelt werden, wie viele Kriegsgefangene bzw. Zwangsarbeitskräfte in Laubenheim tätig waren. Unklar ist z. B., ob hier auch zivile Zwangsarbeiterinnen eingesetzt wurden. Bereits im Herbst 1939 kamen zehn polnische Kriegsgefangene aus dem Lager Hechtsheim nach Laubenheim. [Anm. 286] Offensichtlich suchte die Gemeinde zu diesem Zeitpunkt noch vergeblich nach einer Unterkunft vor Ort. [Anm. 287] Spätestens im Juni 1940 war in Laubenheim das Arbeitskommando Nr. 403 aus dem Kriegsgefangenenlager in Frankenthal Stalag XII B stationiert. [Anm. 288] Eine ortsansässige Schreinerei fertigte 16 Betten für die Gefangenen an. [Anm. 289] Ortsbauernführer Otto Dettweiler persönlich holte am 14. Juni 1940 30 polnische Kriegsgefangene in Frankenthal ab. [Anm. 290] Für September 1940 wurden Lohnkosten von 336,96 RM nach Frankenthal überwiesen, für Dezember 451,44 RM, im Januar 1941 428,86 RM. [Anm. 291] Daher ist anzunehmen, dass die Zahl der Kriegsgefangenen noch etwas zunahm.

Die Gefangenen standen unter der Aufsicht von zwei Wachhabenden, von denen der eine regelmäßig Auszahlungen aus der Ortskasse erhielt. Für beide zahlte die Gemeinde täglich 2,50 RM Verpflegungskosten – in Anbetracht der Entlohnung der Kriegsgefangenen, wenn sie diese überhaupt erhalten haben – eine hohe Summe. Darüber hinaus wurden unter dem Titel „Waschen von Bettwäsche der Wachmannschaft des Polenlagers“ Gelder verausgabt. Für die Kriegsgefangenen selbst gibt es keinen solchen Posten.

Im November fuhr ein Wachhabender mit einem polnischen Gefangenen nach Frankenthal; ob dieser krank war oder gegen Regeln verstoßen hatte, ist der Akte nicht zu entnehmen. Im Januar 1941 wurden zwei aus Laubenheim geflohene Gefangene in Worms aufgegriffen und zurück nach Frankenthal gebracht. In welchem Umfang weiterhin Kriegsgefangene in Laubenheim waren, lässt sich nicht nachweisen, da die Aktenüberlieferung nach März 1941 abbricht. Möglicherweise wurde eine weitere Akte vor Kriegsende vernichtet. Vermutlich wurden die polnischen Kriegsgefangenen, wie andernorts auch, in den Zivilarbeiterstatus überführt. [Anm. 292]

Nur wenige von ihnen lassen sich identifizieren. Nikolai Tschudnig (*23.5.23 in Adchamko) kam am 25. Juni 1944 für drei Tage ins Gefängnis, da er ohne Erlaubnis seinen Arbeitsplatz, einen Hof in Laubenheim, verlassen hatte. [Anm. 293] Auch der Pole Michael Wancar (*26.10.08 im niederschlesischen Sobiecin) arbeitete mindestens von Ende 1940 bis 1942 als ziviler Zwangsarbeiter beim Weingut Finck-Haffner in Laubenheim, danach bei Opel. [Anm. 294] Im November 1943 wurde er für drei Tage von der Staatspolizei inhaftiert. [Anm. 295] Nach Kriegsende blieb er in Laubenheim und heiratete dort im November 1947 Josephine Ida Werner. [Anm. 296]

Ein Pole namens Zenon Codnik, der auch im Juni 1945 noch bei einem Laubenheimer Bauern als Landarbeiter tätig war, sagte gegen einen ehemaligen Gendarmen aus, der ihn mehrfach ins Gesicht geschlagen habe. [Anm. 297] Er und sechs weitere ehemalige Gefangene, Leon Brodzik, Stanislaw Malarek, Feliks Laurenzyk, Stanislaw Czyrka, Wladyslaw Chmurack und Adolf Kerzeniewski bestätigten hingegen dem ehemaligen Bürgermeister Peter Mattes, „dass der Ortsgruppenleiter und Bürgermeister [...] der Gemeinde Laubenheim während seiner Amtstätigkeit die in Laubenheim eingesetzten Gefangenen durchaus korrekt, anständig und gut behandelt hat.“ [Anm. 298]

Vermutlich waren die Gefangenen in Laubenheim überwiegend in kleineren landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. So arbeitete ein Kriegsgefangener – Stanislaus Malarek – bei Maria Schmitt, der Witwe des Kohlenhändlers. Wolfgang Stampp hat weitere Betriebe ermittelt, in denen ausländische Arbeiter:innen tätig waren: Bei den Landwirten Otto Dettweiler, Georg Braun, Nikolaus Möhn, Johann Binger, Adolf Möhn, Adam Riffel, Josef Hoss und bei den Winzern Hans Göhlen und Anton Möhn. Auch in den Weinhandlungen Anton Mathias Schmitt, Jakob Urban (beide auch Kohlenhandel), Josef Schmitt II, Finck-Haffner sowie dazugehörigen Straußwirtschaften, beim Gastwirt Josef Müller II, im Getränke- und Wasserbetrieb von Michael Betz, in den Gärtnereien Albert Hoffmann, Hugo Durner und Wilhelm Vollroth sowie bei Ernst Junkes waren ausländische Zwangsarbeitskräfte tätig. [Anm. 299]

Dem Sterberegister sind keine Todesfälle unter den Zwangsarbeitenden zu entnehmen. Über die einzelnen Zwangsarbeiter in Laubenheim ist wenig bekannt. Stanislaw Czyrka war im Alter von 15 Jahren von der SS aus Polen verschleppt worden und arbeitete u. a. im Weingut Göhlen. Nach dem Krieg heiratete er in Laubenheim und war bei einem Weinhändler beschäftigt. [Anm. 300]

1.1.4.3.4 Euthanasie

Zahlreiche weitere Personen wurden in nationalsozialistischer Zeit verfolgt, sei es wegen ihrem Glauben, ihrer politischen Überzeugung, sozialen, körperlichen oder geistigen Auffälligkeiten. [Anm. 301] Mindestens zwei Menschen, die in Laubenheim gewohnt hatten, wurden in der sogenannten „Landesheilanstalt Hadamar“ ermordet. Hildegard Hoß, geboren am 6. September 1902 als Hildegard Söder in Waldberg, kam aus der Kirchstraße 3 in Laubenheim in eine Anstalt im hessischen Heppenheim. Von dort wurde sie im Rahmen der sogenannten „T4- Aktion“, der systematischen Ermordung von Patient:innen in deutschen Heil- und Pflegeanstalten von 1940 bis 1941, nach Hadamar verlegt und wurde dort wohl am 20. März 1941 ermordet. Ebenfalls in Hadamar starb Rosina Gottschalk, am 12. März 1943. Sie war am 30. März 1907 in Ober-Ingelheim geboren und hatte vor ihrer Einweisung in die Zwischen- Anstalt Scheuern in Laubenheim am Rhein gewohnt. [Anm. 302]

1.1.5.3.5 Die (katholische) Kirche

Vom 1. Oktober 1921 bis offiziell zum 15. November 1943 betreute der Pfarrer Karl Goedecker die katholische Pfarrgemeinde Mariae Heimsuchung in Laubenheim. Mehrfach unterstützten Patres aus dem Zisterzienser-Kloster am Jakobsberg die Gemeinde. Zum 1. März 1944 übernahm Ludwig Schönmehl (*1.9.1907), der hier bereits im Sommer kurzzeitig Pfarrverwalter gewesen war, die Aufgabe bis ins Jahr 1972. [Anm. 303] Die evangelische Gemeinde (siehe auch Kapitel in diesem Buch) wurde von 1929 bis 1933 vom Bodenheimer Pfarrer Richard Olff mitbetreut. Auf ihn folgte Pfarrer Paul Zipp (1909–1981), der sich der oppositionellen Bewegung der Bekennenden Kirche zurechnete und in diesem Zusammenhang im Mai 1935 aus Bodenheim ausgewiesen wurde. [Anm. 304]

In der Pfarrchronik erwähnt Pfarrer Goedecker die neuen Machthaber 1933 nicht einmal, entweder aus Furcht oder weil er eine Aufgabenteilung in religiöse Macht (Kirche) und politische Macht (Staat) befürwortete. Diese Lesart entsprach dem, was Nationalsozialisten und die Bischöfe der katholischen Kirche verkündeten. [Anm. 305] Rein religiöse kirchliche Gruppen durften auch in nationalsozialistischer Zeit fortbestehen, die anderen wurden noch 1933 aufgelöst. [Anm. 306]

Viele Katholik:innen gehörten nach Aussage des Ortsgruppenleiters 1937 keiner NS-Gliederung an und beteiligten sich höchstens an Spendenaktionen. Aber auch ein Teil der Nationalsozialisten stehe noch „vollständig unter diesem Einfluss [der Kirche].“ [Anm. 307] Doch Pfarrer Goedecker beklagte mehrfach die geringe Anwesenheit bei Jugendangeboten. Auch das Interesse der Erwachsenen an einer Betreuung durch die katholische Kirche scheint in dieser Zeit zurückgegangen zu sein. So nahm 1938 nur ein Drittel der Mitglieder des katholischen Männervereins am Jahrgedächtnis für die Mitglieder teil. [Anm. 308] Allerdings hatte sich Anfang 1937 ein Kirchenchor gegründet, [Anm. 309] den Bürgermeister Mattes intern als „Sammelbecken für ehemalige Marxisten“ [Anm. 310] bezeichnete, weil an diesem ehemalige Mitglieder der SPD und KPD teilnähmen. Der dazugehörige Knabenchor, der in einem Privathaus stattfinde, liege teilweise parallel zu den Stunden der Hitlerjugend oder des Jungvolkes. [Anm. 311] Ortsgruppenleiter Dr. Ernst Ratz und auch sein Nachfolger Mattes, der gegen diese bewusste „staatsfeindliche Haltung“ aktiv werden wollte, beauftragten „einige[….] pol. Leiter[…] der Ortsgruppe“ mit der Überwachung der Zusammenkünfte von Katholiken im Schwesternhaus und den Privatwohnungen von Sängern des Kirchenchores. [Anm. 312]

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs scheint die katholische Kirche in Laubenheim aber nicht grundlegend eingeschränkt worden zu sein; allerdings musste Anfang 1939 – wie reichsweit – die Abteilung Laubenheim des katholischen Jungmännerverbands aufgelöst werden. [Anm. 313] Gleich wer den Ausbruch des Weltkrieges verschuldet hatte, der Mainzer Bischof Dr. Albert Stohr ordnete an, jeden Sonntag ein Kriegsgebet zu sprechen. [Anm. 314] Im November 1940 erwähnt Pfarrer Goedecker erstmals in der Pfarrchronik den „Führer Adolf Hitler“, der das Glockenläuten nach nächtlichem Fliegeralarm bis 13 Uhr verbot. [Anm. 315] Kirchliche Aktivitäten wurden immer mehr eingeschränkt. Die Pfarrbibliothek durfte nur noch Bücher „religiösen Inhalts“ besitzen, alle anderen mussten abgegeben werden. [Anm. 316]

Die Ordensschwestern, die die katholische Kinderschule betrieben, mussten seit Ende 1938 die Heiz- und Stromkosten für ihr Schwesternhaus selbst übernehmen, die vorher die Gemeinde gezahlt hatte. [Anm. 317] Im Juni 1941 wurde der Kindergarten verboten. Sowohl der Kinder- als auch der Nähsaal wurden von den Nationalsozialisten für den zum 15. Oktober 1941 eröffneten NS-Kindergarten genutzt. [Anm. 318] Die katholische Kirche mietete in der Folge in der nahen Schulstraße (heute Am Alten Spritzenhaus) den Saal der ehemaligen Weinstube Dörr für die Pfarrbücherei, den Kirchenchor und die Handarbeitsgruppe an. [Anm. 319] Auch die „Seelsorgstunden“ für Kinder fanden dort ab Juli 1942 statt, später zeitweise in der Sakristei und dann in Privathäusern, für Jungen im Marienhof von Hans Göhlen und für Mädchen beim Weinhändler Heinrich Schreiner. Laut Pfarrer Schönmehl nahmen an diesen sogar Kinder aus nichtkirchlichen Familien teil. Der religiöse Unterricht wurde von der Gendarmerie bei der Gestapo angezeigt; daraufhin wurden die beiden Hausbesitzer und der Pfarrer ab dem 21. März 1944 wiederholt zu Terminen bei der Gestapo vorgeladen. [Anm. 320]

Nachdem 1942 die Kirchenglocken St. Maria und St. Josef zur Einschmelzung abgeliefert worden waren, erlitten Kirche und Pfarrhaus bei einem Fliegerangriff am Abend des 20. Dezember 1943 schwere Beschädigungen. [Anm. 321] Pfarrer Goedecker sprach von einem „Terrorangriff “. Die fünf Toten wurden unter Mitwirkung des evangelischen Pfarrers am Weihnachtsabend auf dem Friedhof beerdigt. [Anm. 322]

Auch Pfarrer Schönmehl notierte minutiös die Luftangriffe auf Laubenheim, die Toten und Schäden an Häusern. Am 4. Dezember 1944 erhielt der NSV-Kindergarten einen Volltreffer. Dabei starb auch dessen Leiterin und eine Erzieherin. Das Haus der katholischen Schwestern war so stark getroffen, dass diese ins Pfarrhaus umziehen mussten. [Anm. 323]

Der schwerste Fliegerangriff auf Laubenheim vom 1. Februar 1945 ist in der Pfarrchronik genau dokumentiert. 25 Menschen starben (Abb. 10: S. 106–107: Karte der Bombenopfer und -schäden).

Zerstörungen in Mainz-Laubenheim während des 2. Weltkrieges. Quellen: digital TK25 von 1936; Bilder aus Bildarchiv von Jupp Heck schriftlich: Rede von Herrn Dr. Gebhard Kurz zur Gedenkfeier des Bombardements mündlich: Informationsvermittlung von Herrn Dr. Gebhard Kurz
Abb. 10: Zerstörungen in Mainz-Laubenheim während des Zweiten Weltkrieg[Bild: Ute Engelen]

„Und in knapp einer halben Stunde war alles geschehen: Laubenheim war schwer heimgesucht, das Dorf brannte lichterloh und viele seiner Bewohner wurden verwundet oder getötet, sehr viele waren um Hab und Gut gekommen und obdachlos. Das Dorf brannte von der sogen. Pechfabrik im Norden bis in den Süden, vom Osten bis zum Westen.“ [Anm. 324]

Im März legte die Wehrmacht auf den Anhöhen um Laubenheim Schützenstellungen an. Soldaten wurden in der Schule einquartiert. In der Flakstellung auf dem Berg starben bereits im Dezember 1944 zwei 17-Jährige aus Andernach und dem Kreis Altenkirchen, die vom Reichsarbeitsdienst in Laubenheim eingesetzt waren. [Anm. 325] Mitte März 1945 wurden die älteren Männer und die männlichen Jugendlichen zum Volkssturm einberufen. Nur wenige Einwohnende ließen sich evakuieren. Am Mittwoch, 21. März 1945, wehte auf der Bürgermeisterei, einem Wohnhaus und dem Kirchturm eine weiße Fahne, die dort nicht vom Pfarrer, sondern von Männern des Volkssturms gehisst worden war. Auf Anordnung von jungen Soldaten, die mit der Sprengung des Turms drohten, wurde die Fahne wieder heruntergenommen. [Anm. 326]

Am Nachmittag durchquerten amerikanische Panzer den Ort und wurden an der Panzersperre Richtung Weisenau aufgehalten und von der Flakartillerie aus der Bergstellung beschossen. Dabei starben mehrere US-Soldaten und zwei Laubenheimerinnen. Die Bürgermeisterei und zahlreiche Privathäuser setzten die weiße Fahne. Laubenheim wurde von amerikanischen Truppen besetzt, und es wurden u. a. im Schulhaus US-Soldaten einquartiert. [Anm. 327]

1.1.4. Entnazifizierung

Der von den Amerikanern spätestens am 17. April 1945 ernannte Bürgermeister Bernhard Sans [Anm. 328] machte sich für eine Bestrafung der Nationalsozialisten stark. Am 21. April fand eine erste Besprechung der Personen statt, die der Landrat des Kreises Mainz Fritz Rüffer drei Tage zuvor in den Gemeindeausschuss berufen hatte. Dabei waren auch ehemals politisch Tätige wie Franz Binger, Ludwig Hartmann (beide SPD) oder Andreas Heftrich (Zentrum), der sich aus Altersgründen bei der ersten Sitzung entpflichten ließ. Erster Beschluss war die Ausweisung von Familien, die Laubenheim am Kriegsende verlassen hatten, u. a. die Familie des Lehrers Bitz. [Anm. 329] Der Antrag dieser Familie auf Rückkehr wurde mehrmals abgelehnt. [Anm. 330]

Eine Woche später wurden alle Männer bis 65 und alle Frauen bis 60 Jahren „zur Aufräumung der Strassen und Einebnung der Bombenlöcher“ verpflichtet. [Anm. 331] Zu dieser Zeit lebten in Laubenheim entsprechend der Zahl der ausgegebenen Lebensmittelkarten etwa 2.150 Menschen, davon 452 Selbstversorger mit geringeren Zuteilungen. [Anm. 332] Ende Juni 1945 waren in Laubenheim noch sieben polnische und drei russische bzw. ukrainische Arbeiter tätig. [Anm. 333]

Am 2. Juni 1945 beschloss der Gemeindeausschuss die Rückbenennung von neun Straßen mit nationalsozialistischer Namensgebung. [Anm. 334] Sans’ Priorität galt nicht nur dem Wiederaufbau. Am 16. Juli 1945, wenige Tage nach der Übergabe des linken Rheinufers durch die USamerikanische an die französische Militärverwaltung, hielt er eine Rede an die Bevölkerung. Er versicherte der Bevölkerung, dass in Laubenheim keine Besatzer einquartiert und keine Gegenstände beschlagnahmt würden. „Was für Elend u. Leid diese Menschen durch ihre Teilnahme an dem Nationalsozialismus u. deren Gründung über uns gebracht [haben], kann nur der ermessen, der unter diesem damaligen 3. Reich sein Leben fristen musste.“ Sans schloss seine Rede: „[...] wir stehen vor einem Nichts, wo wir arbeiten müssen, dagegen sich die Nazis in das volle hinein gesetzt hatten, in einen Staat, der noch ganz war.“ [Anm. 335] Er verlas die Liste der Nationalsozialisten, die 1933 bei der Hitlereiche vergraben worden war. Anschließend lag diese Liste in der Ortsverwaltung aus und wurde in mehreren Exemplaren ausgehängt.

Unter Sans’ Führung bildete sich eine „Antinazikommission“, der neben dem Beigeordneten, dem Schlosser Johann Binger, auch Franz und Josef Binger sowie zehn weitere männliche Einwohner angehörten. Sie ordnete die Schließung von Geschäften und Lokalen von Laubenheimer Bürgern mit NS-Vergangenheit an. Betroffen waren u. a. der Metzger Paul Eiring, Heinrich Schmitt II, Jakob Urban und die „Ente“ von August Schmitt. [Anm. 336] Vermutlich, da sie nicht so leicht zu ersetzen waren, wurde die Schließung der landwirtschaftlichen Betriebe der Witwe Dettweiler und von Adam Riffel vertagt. [Anm. 337]

Sans wurde zwischen August und Anfang November 1945 von den französischen Besatzern als Bürgermeister abberufen. Der Sozialdemokrat Peter Weyer aus Hechtsheim folgte ihm, 1946 durch Wahlen bestätigt, nach, bis zu seinem Rücktritt Ende 1948. [Anm. 338]

Für das von den Franzosen vorgesehene Bürgerratskomitee schlug Weyer mehrere Männer vor, die bereits in den Gemeindeausschuss berufen worden waren und vom Landrat nun erneut ausgewählt wurden; [Anm. 339] allerdings war das Komitee mit sechs Personen – Franz Binger, Nikolaus Möhn (*31.10.1890), Kaspar Müller (*10.2.1894), Ludwig Hartmann, Jos. Adam Görlich II (*9.5.1900) und Josef Schon (*14.6.1897) kleiner.

Weyer scheint, wohl auch dem Zeitgeist entsprechend, ein geringeres Interesse an Revanche und einer Entnazifizierung der Bevölkerung gehabt zu haben als noch sein Vorgänger. Es ist kein weiteres Protokoll der Antinazikommission überliefert; womöglich besteht hier ein Zusammenhang mit dem Wechsel zu Bürgermeister Weyer oder der Einrichtung von Spruchkammern durch die französischen Besatzer. In ihren Auskünften zu Aktivitäten während der NS-Zeit blieb die Bürgermeisterei häufig freundlichzurückhaltend – als Hechtsheimer konnte Weyer vermutlich auch das Verhalten seiner Mitbürger:innen während der NS-Zeit kaum bewerten. Während noch im Jahr 1946 einigen Laubenheimern wegen ihrer Parteimitgliedschaft und weiteren Aktivitäten die Pension entzogen wurde [Anm. 340], wurden wie andernorts andere ehemalige Parteiangehörige, je länger sich das Verfahren hinzog, immer milder beurteilt. [Anm. 341]

Hierbei wurden auch evtl. verbüßte Strafen berücksichtigt, wie beim letzten Ortsgruppenleiter Sebastian Kleinz, der wohl im Oktober 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam. [Anm. 342] Als Aktivist des Nationalsozialismus angeklagt, wurde er schließlich Anfang 1949 trotz seiner Parteimitgliedschaft ab Dezember 1931 als Mitläufer eingestuft und infolge seiner mehrjährigen Haft in einem Internierungslager von einer Geldbuße befreit. [Anm. 343]

Sein Vorgänger im Amt, Peter Mattes, war im März 1948 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. [Anm. 344] Bei seinem Spruchkammerverfahren legte er zahlreiche entlastende Zeugnisse vor. So sagten nicht nur die anerkannten Opfer des Nationalsozialismus Helene Feist, Dr. Paul Richter, sieben ehemalige Kriegsgefangene und sein ehemaliger Arbeitgeber und „Halbjude“ Dr. Reen zu seinen Gunsten aus, sondern auch Angehörige der neuen politischen Parteien wie Paul Rehn von der SPD, Heinrich Schreiner von der CDU, Heinrich Weyer von der KPD oder auch der Gemeindesekretär Adam Oehrlein. Mattes wurde Anfang 1949 trotz seiner frühen Parteizugehörigkeit ab Juli 1931 gleichfalls als Mitläufer beurteilt. [Anm. 345]

Der ehemalige Bürgermeister Eisenbeiß lebte nach Kriegsende in Wöllstein, arbeitete bei Opel [Anm. 346] und wurde unter Berücksichtigung seines sozialen Verhaltens ebenfalls nur als Mitläufer eingestuft. Selbst wenn seine Einstellung sich durch seine eigenen Erfahrungen mit der NSDAP geändert haben mag, erscheint dieses Ergebnis nicht angemessen. Dem Untersuchungsausschuss lagen im Juni 1949 offensichtlich nicht die heute im Bundesarchiv zugänglichen Akten über seine Vergangenheit als „Alter Kämpfer“ vor, die er selbst im Versuch, wieder „Parteigenosse“ zu werden, so sehr betont hatte.

1.2.Schluss

Die anfangs gestellte Frage nach der nationalsozialistischen Prägung von Laubenheim lässt sich also differenziert beantworten. Die Zustimmung zur NSDAP bei Wahlen entsprach etwa der des Kreises Mainz und bewegte sich unter dem hessischen Durchschnitt. Selbst bei den letzten halb-freien Wahlen am 5. März 1933 erhielt die NSDAP mit 36,9 % keine Mehrheit, aber doch einen deutlichen Anteil.

Entgegen der Erinnerung in Laubenheim gab es einige sehr aktive frühe Nationalsozialisten wie Bitz, Boller, Hecker, Kleinz, Mattes oder Riffel, die auch in anderen Orten wahrgenommen wurden. Über bis 1945 verstorbene Parteimitglieder ist weniger herauszufinden, da zu diesen keine Entnazifizierungsakten angelegt wurden. Fast drei Viertel der überlebenden Mitglieder der NSDAP in Laubenheim kamen erst nach der Machtübertragung und Gleichschaltung zur Partei.

Die Funktionäre der SPD wie Franz Binger und Josef Binger sowie Angehörige der KPD wurden verhaftet und eingeschüchtert, während das Zentrum und die SPD sich noch an Gemeinderatssitzungen wie zur Umbenennung der Straßen beteiligten. Offensichtlich kämpfte die NSDAP lange erfolglos gegen die Schulden von Laubenheim und auch gegen Auseinandersetzungen in den eigenen Reihen, zum Beispiel zwischen Riffel und Eisenbeiß. Auch beklagte der damalige Ortsgruppenleiter Dr. Ratz noch 1937 die geringe Erfassung von Jugendlichen durch die NS-Organisationen. [Anm. 347]

Erst nach über anderthalb Jahren Provisorium wurde 1938 mit Peter Mattes ein ortsgebundener und nach Ansicht der Einwohnenden kompetenter Bürgermeister ernannt, der bis 1944 im Amt war. In Anbetracht der erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung bis zum Krieg bemerkten viele nicht, wie er die Nazifizierung des Ortes vorantrieb. Mattes scheint den Nationalsozialismus hoffähig gemacht zu haben, denn sein Verhalten wurde von allen Seiten gelobt. So hieß es, er habe seine Hand über die Laubenheimer Juden gehalten, obwohl er intern Informationen zu jüdischem Grundbesitz weitergab und somit über die geplante „Arisierung“ Bescheid wissen musste. Er setzte sich für eine nationalsozialistische Kindererziehung ein und ließ den katholischen Kindergarten schließen.

In Laubenheim, an und von Laubenheimer: innen wurden nationalsozialistische Verbrechen verübt. Opfer waren insbesondere Angehörige der SPD, Juden und zum Teil Zwangsarbeitende. Die katholische Kirche, die hier eine beherrschende Stellung innehatte, wurde kaum angegriffen. Viel deutet darauf hin, dass die Menschen bereiter waren, andere zu attackieren, wenn sie diese nicht persönlich kannten, das heißt eher bei Opel auf der Arbeitsstelle als im eigenen Dorf, wo alle einander kannten. Es kam allerdings vor Ort zu einigen Gerichtsverfahren, bei denen es in der Regel um Nachbarschaftsstreitigkeiten, Beleidigungen und kleinere Beträge ging und bei denen nicht selten der Nationalsozialismus von einer Seite als Unterstützung für ihre persönlichen Ziele genutzt wurde. Wie anderswo wurde auch den jüdischen Familien aus Laubenheim und der Umgebung ihr Grundbesitz zu Schleuderpreisen oder ohne Zahlung entzogen. Ohne eine Einigung mit Ernest und Eugene Marx wäre es Laubenheim in der Nachkriegszeit schwergefallen, die örtliche Wohnungsnot für lange Zeit in den Griff zu bekommen.

Bei der Bewertung der individuellen Schuld in den Entnazifizierungsverfahren spielte nicht nur der Zeitfaktor, sondern auch die persönliche Beliebtheit eine Rolle. So wurden nur wenige als Minderbelastete eingestuft, während die meisten als Mitläufer oder Amnestierte straffrei ausgingen. Auf den ersten Blick überrascht es, dass selbst Opfer der NS-Diktatur überzeugten Nationalsozialisten, die sie persönlich kannten, gute Leumundszeugnisse ausstellten. Doch offensichtlich waren damals die Menschen deutlich ortsgebundener und die Opfer lebten auch in den 1950er und 1960er Jahren noch mit einigen der Täter im Ort zusammen.

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  • Statistisches Reichsamt (Bearb.): Die Wahlen zum Reichstag am 31. Juli und 6. November 1932 und am 5. März 1933. Berlin 1935.
  • Teske, Frank: Nationalsozialistische Machtübernahme und „Gleichschaltung“ in Mainz. In: Dobras, Wolfgang (Hg.), Der Nationalsozialismus in Mainz 1933-45. Terror und Alltag, Mainz 2008, S. 11–34.
  • Thoß, Bruno: Deutscher Tag/Deutsche Tage. In: Historisches Lexikon Bayerns, 27.07.2006, https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Deutscher_Tag/Deutsche_Tage.
  • Ulrich, Axel: Politischer Widerstand gegen das „Dritte Reich“ im Rhein-Main-Gebiet. Wiesbaden 2005.
  • Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte (Hg.): Erinnern an die Hechtsheimer Opfer des Holocaust aus Anlass der Stolperstein-Verlegung für David Kapp, Berthold und Margarethe Selig, Siegfried Josef und Antonie Selig, Clara Weiß, Emma Weiß, Julius und Elisabeth Weiß am 24. Juni 2013, https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20356/Hechtsheimer%20Stolpersteine%20P01.pdf.
  • Winter, Gertrud: Lebet wohl, ihr engen, staub’gen Gassen. Aus dem Leben einer Rheinschiffer-Familie. Hamburg 2016.
  • Würz, Markus: Kampfzeit unter französischen Bajonetten. Die NSDAP in Rheinhessen in der Weimarer Republik (Geschichtliche Landeskunde, 70). Stuttgart 2012.

Anmerkungen:

  1. Ich danke Henrik Drechsler und Jan Brunner für die Unterstützung bei der Vorbereitung dieses Beitrags. Dr. Geb- hard Kurz und Jupp Heck gebührt mein Dank nicht zuletzt für die Transkription der handschriftlich verfassten Gemein- deratsprotokolle von 1935 bis 1944, letzterem auch für die Bereitstellung der historischen Abbildungen.  Zurück
  2. Laubenheimer Chronik 1988, S. 7.  Zurück
  3. Neisen 2019, S. 35; vgl. auch Rummel 2010, S. 57.  Zurück
  4. Klageschrift vom 23.9.48, LHAKO 856 Nr.132336. Zurück
  5. Zur Vorgehensweise bei der Entnazifizierung in der französischen Zone vgl. Brüchert 2001, S. 184f., 191. Zurück
  6. Fehl an Öffentlichen Kläger der Spruch- kammer Mainz, 22.12.47, LHAKO 856 Nr. 139915. Zurück
  7. Pfarrer i.R. Karl Goedecker, Juli 1947; Urban Schumann, Hauptlehrer i.R., 3.5.47, LHAKO 856 Nr. 139915. Zurück
  8. Öffentlicher Kläger, 20.2.48; Délégué Guérin an den Öffentlichen Kläger, 15.3.48, LHAKO 856 Nr. 139915; Möh- ler 1992, S. 270–280. Zurück
  9. Hierbei waren insbesondere die Gemein- deratsprotokolle und weitere Unterlagen der Bürgermeisterei von Interesse. Zurück
  10. In Frage kommen u. a. Délégation pro- vinciale pour le Land de Rhénanie-Pala- tinat (1 und 2 RP), Centre des Archives diplomatiques de la Courneuve; Archi- ves nationales de France; Centre historique des archives à Vincennes, GR 28 P 7 225–230, 252, 257. Zurück
  11. Im Jahr 1828 waren nur 0,7 % der Bevöl- kerung evangelisch, 1900 bereits 13,6 %. Laubenheimer Chronik 1988, S. 96; 1925 waren 81,4% der 2.208 Einwohnenden katholisch. Statistisches Reichsamt (Bearb.) 1935, S. 241. Vgl. auch Hessisches Landesstatistisches Amt (Hg.) 1936, S. 23, das für den Kreis Mainz (außer Mainz) 1933 18,7 % angibt. Zurück
  12. Statistiken des Deutschen Reichs zu den Reichstagswahlen, Statistiken der Hessischen Zentralstelle für die Landesstatik. Zurück
  13. Das war ein typisches Wahlverhalten in katholisch dominierten Gemeinden. Falter Wähler 2020, S. 229. Zurück
  14. Heyen 1967, S. 83ff. Vgl. zur zunehmen- den Gewalt auf der Straße am Ende der Weimarer Republik u. a. Elsbach 2019, S. 479ff.; Schumann 2001. Zurück
  15. Zu Ereignissen in Laubenheim gibt es leider nur wenig Erkenntnisse, vgl. Abschnitt 3.1  Zurück
  16. Vgl. zur Ausbreitung der NSDAP An- fang der 1930er Jahren in Rheinhessen Würz 2012, S. 166–235.  Zurück
  17. Vom Prüfungsausschuss ausgeschiedene Personen, StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Auf einer Liste wird auch der Bäcker Philipp Frisch als Gründer der Pg. ge- nannt – möglicherweise ist hier die Ortsgruppe gemeint – obwohl er laut dieser Liste erst am 1.4.33 beitrat. Laut Würz 2012, S. 175, traten in der ersten Jahreshälfte 1930 erste Laubenheimer der NSDAP bei. Wer die ersten Mit- glieder waren, konnte weder anhand der nachträglich erstellten Liste noch der Entnazifizierungsakten geklärt werden. Zurück
  18. Brief an Öffentl. Kläger, Juli 1948, LHAKO 856 Nr. 131986. Zurück
  19. Liste über ehemalige Parteigenossinnen, StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  20. Landeskommissar für die pol. Säuberung an Öffentl. Kläger, 6.8.48, LHAKO 856 Nr. 136226. In diesem Sinne auch eine Zeugenaussage vom 6.9.48, StAMz XIX/4. Zurück
  21. Verhandlungs-Protokoll, Notizen, o.D., LHAKO 856 Nr. 135575. Zurück
  22. Eisenbeiß an Brigadeführer Schönborn in Mainz, 23.10.35, HStAD N1 3029. Zurück
  23. Protokoll der Antinazikommission, 2.8.45.  Zurück
  24. Säuberungsvorschlag, 1.10.48; Klageschrift, 15.6.48, LHAKO 856 Nr. 136226; Aussage der SPD Laubenheim, 5.5.48, LHAKO 856 131986. Zurück
  25. Urteilsbegründung, 25.9.35, HStAD N1 3029. Zurück
  26. Eisenbeiß an Brigadeführer Schönborn in Mainz, 23.10.35, HStAD N1 3029. Zurück
  27. Laut Aussage des Gemeindesekretärs Adam Oehrlein hatte Riffel Eisenbeiß angezeigt. Darauf habe ihn „Entepeter“ Peter Reitz seinerseits aus der NSDAP ausgeschlossen. Oehrlein an Eisenbeiß, 17.1.49, StAMz XIX/4. Zurück
  28. Aussage der SPD Laubenheim, 5.5.48; Zollbeamter a.D. Karl Eisenbeiß, 1948, LHAKO 856 Nr. 131986. Eine ähnliche Vorgehensweise gegen für die NSDAP unvorteilhafte Mitglieder beschreibt Kremer 2019, S. 178, 183, für das pfälzische Hagenbach. Zurück
  29. Verhandlungs-Protokoll, Notizen, o.D., LHAKO 856 Nr. 135575. Zurück
  30. Nichtöffentliche Sitzung der Spruch- kammer am 22.6.48, LHAKO 856 Nr. 135575. Zurück
  31. Verhandlungs-Protokoll, Notizen, o.D., LHAKO 856 Nr. 135575. Zurück
  32. GRS am 7.12.38, StAMz; Nichtöffentliche Sitzung der Spruchkammer am 22.6.48, LHAKO 856 Nr. 135575. Zurück
  33. Nichtöffentliche Sitzung der Spruchkammer am 22.6.48, LHAKO 856Nr. 135575. Zurück
  34. Verhandlungs-Protokoll, Notizen, o.D., LHAKO 856 Nr. 135575. Zurück
  35. Nichtöffentliche Sitzung der Spruchkammer am 22.6.48, LHAKO 856 Nr. 135575.  Zurück
  36. Georg Boller, Eidesstattliche Erklärung, 22.4.47, LHAKO 856 Nr. 135575. Zurück
  37. Anlage mit Beantwortung der Frage 22, LHAKO 856 134157. Zurück
  38. Questionnaire Eingang 27.11.46, LHA- KO 856 134157. Bitz hatte die NSDAP-Mitgliedsnr. Nr. 158.976, LASP H 18 Nr. 329. Zurück
  39. Klageschrift vom 7.10.49, LHAKO 856 Nr. 134157. Zurück
  40. Vermutlich wegen vieler KPD- und SPD-Mitglieder in dem von Arbeitern geprägten Stadtteil. Zurück
  41. Aufstellung Stadtschulamt Mainz, 29.1.40, J. V., LASP H 18 Nr. 329. Zurück
  42. Punkt 41 Austrittsgründe, LHAKO 856 Nr. 134157. Zurück
  43. Auskunft Bürgermeister Rüsselsheim, durch Nachfrage bei Lehrern, LHAKO 856 Nr. 134157. So auch Pfarrer Schönmehl, 1947, zit. nach Hellriegel 1989, S. 137. Zurück
  44. Lexikon der Deutschen Friedensgesell- schaft, https://dfg-vk-darmstadt.de/ lexikon.htm, Abruf 2.12.2022. Näheres zu Olffs nationalsozialistischen Aktivitäten bei Würz 2012, S. 213. Zurück
  45. Brüchert 2010, S. 100. Zurück
  46. LASP H 18 Nr. 329. Zurück
  47. Punkt 41 Austrittsgründe, LHAKO 856 Nr. 134157. Zurück
  48. Personalakte Adam Bitz, LASP H 18 Nr. 329. Zurück
  49. Aufstellung Stadtschulamt Mainz, 29.1.40, J. V., LASP H 18 Nr. 329.  Zurück
  50. Protokoll nichtöff. Sitzung, 24.10.1949, ein Zeuge: „Der Volkssturm weigerte sich über den Rhein zu gehen. […] Herr Bitz […] ging wieder fort ohne ein Wort zu sagen.“ LHAKO 856 Nr. 134157. Hingegen warfen SPD und CDU Bitz vor, den „Volkssturm des ganzen Kreises zusammengeholt und über den Rhein gebracht“ zu haben“ und die katholische und evangelische Kirche bekämpft zu haben. SPD Laubenheim, Eingang 10.9.48; CDU Laubenheim, 9.9.48, LASP H 18 Nr. 329. Zurück
  51. GRS am 21.4.45, StAMz; Auskunft Bürgermeister Mommenheim; Protokoll der nichtöffentl. Sitzung am 24.10.49, LHAKO 856 Nr. 134157. Zurück
  52. Vgl. u. a. Zeugnisse von Lehrer Ludwig Nehrbaß, Pfarrer Prof. Friedrich Axt von der früheren Volksrechtpartei, Rektor Josef Rudolf, Pfarrer Karl Goedecker, Lehrer Karl Kissinger, LHAKO 856 Nr. 134157. Zurück
  53. Erwin Stefan Drucker, 15.4.47, LHAKO 856 Nr. 134157. Zurück
  54. CDU, Schreiner, Laubenheim, 9.9.48; ebenso SPD, Ortsverein Laubenheim, LHAKO 856 Nr. 134157. Zurück
  55. Weyer, 29.4.48, LHAKO 856 Nr. 134157. Zurück
  56. Öffentl. Kläger, Antrag, 9.11.49, LHAKO 856 Nr. 134157 Zurück
  57. LASP H 18 Nr. 329. Zurück
  58. Zeugnis von Jakob Stampp, gegen Philipp Hecker, 7.1.46, StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  59. Johann Binger, 13.8.1948, LHAKO 856 Nr. 136200. Zurück
  60. Zeugnis von Jakob Stampp, gegen Philipp Hecker, 7.1.46, StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  61. Vernehmung, 10.8.48, LHAKO 856 Nr. 136200; Questionnaire, 9.5.48, LHAKO 856 Nr. 141523; GRS am 29.6.33, StAMz. Zurück
  62. Möhler 1992, S. 292–298. Zurück
  63. Öffentlicher Kläger, Betr.: Hecker, Phil. Laubenh., 13.7.49, LHAKO 856 Nr. 136200. Zurück
  64. Protokoll vom 6.1.20, f. 4–5, BArch, R 3003 5262 Aktenzeichen a J 37 20 Sebastian Kleinz. Zurück
  65. Auszug aus den Personalakten, 22.9.1948, LHAKO 856 Nr. 132336. Zurück
  66. Kleinz an den komm. Ortsgruppenleiter der NSDAP, 13.7.33, LHAKO 856 Nr. 132336. Zurück
  67. Aussage der Bürgermeisterei vom 24.8.48, StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  68. Archivrecherchen der Kammer, S. 8f., LHAKO 856 Nr. 139635. Zurück
  69. Klageschrift, 23.9.48, LHAKO 856 Nr. 132336. Zurück
  70. Aussage Bürgermeister Weyer, 24.8.48, StAMz XIX/4 Blauer Ordner; Klageschrift, 23.9.48, LHAKO 856 Nr. 139365. Zurück
  71. StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  72. Säuberungsvorschlag, 28.1.49, LHAKO 856 Nr. 139365. Zurück
  73. Stampp 2012, S. 157f. Zurück
  74.  Zurück
  75. Der Begriff Märzgefallene bezieht sich auf neue Partei- mitglieder der NSDAP nach den Reichs- tagswahlen vom 5.3.33. Vgl. Scholl 2022, S. 130.  Zurück
  76. Vgl. zur Vorgehensweise der Nationalsozialisten Anfang 1933 im heutigen Rheinland-Pfalz Arenz-Morch 2000-1, S. 69–71; Teske 2008. Zurück
  77. Für die Rheinprovinz werden etwas niedrigere Zahlen von Spätbeitretenden genannt. Nolzen 2011. Zurück
  78. Protokollbuch der K&SV, S. 1, StAMz NL 301. Anfang 1933 umfasste der Verein 97 Mitglieder. Ebd., S. 83. Zurück
  79. Pfarrarchiv, Pfarrer Goedecker. Vgl. zu ähnlichen Aussagen auch Duchhardt-Bösken 1983, S. 143–146. Diese Meinung wurde von der Fuldaer Bischofskonferenz kurze Zeit später revidiert, vgl. ebd., S. 148. Zurück
  80. Protokollbuch der K&SV, Notiz, S. 87, StAMz NL 301. Zurück
  81. Protokollbuch der K&SV, S. 90, StAMz NL 301. Zurück
  82. Brief an den Landrat Groß-Gerau, 22.11.45, HHStAW 520/05 Nr. 21918. Zurück
  83. Protokollbuch der K&SV, Vorstandssitzung am 14. Juli 1933, S. 95, u. Generalversammlung am 30.7.33, S. 95ff., StAMz NL 301. Zobel war außerdem Vorsitzender des Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand (später NS-HAGO). Brief an das Hess. Amtsgericht, 18.11.35, LASP J 44 Nr. 974. Der Schießstand war in einem ehemaligen Steinbruch beim oberen Friedhof. Dort trainierte auch der Laubenheimer SA-Sturms 23/R 118, dessen Schießbuch mit Eintragungen vom 5.3.1934 bis 4.5.38 dem Stadtarchiv Mainz übergeben wird. Zurück
  84. m Vergleich dazu gab es auf Reichsebene Ende Januar etwa 850.000 Mitglieder, d. h. 1,3% bei 65,4 Mio. Einwohnende, in der NSDAP. Am 1. Mai 1933 hatte die Partei über 2,5 Mio. Mitglieder, d. h. 3,8% der Bevölkerung. Die Zahl der Ortsanwesenden wurde am 27.6.33 im Rahmen der Volkszählung erhoben. StAMz Volkszählung 1917–19, 1939. 1937 waren 16% der Laubenheimer:innen in der NSDAP organisiert. Jahresbericht 1937 der Ortsgruppe Laubenheim an die Kreisleitung der NSDAP, 26.2.38, StAMz XIX/4 Monatsberichte in politischen Angelegenheiten (XIX/4 Monatsberichte). Zurück
  85. Ausgabe-Anweisung (AA) der Gemeinde Laubenheim, 15.6.40, StAMz A–V 1941. Vgl. zur Rolle der Ortsbauernführer Blaschke 2018. Zurück
  86. GRS am 17. und 26.10.35, StAMz Zurück
  87. GRS am 17. und 26.10.35, StAMz. Vgl. LHAKO 856 Nr. 136131. Zurück
  88. Zeugnis Stampp, 7.1.46, gegen Hecker, StAMz XIX / 4 Blauer Ordner. Zurück
  89. GR-Sitzung am 23.5.33, StAMz. Zurück
  90. Brief an Öffentl. Kläger, 2.3.48, LHAKO 856 Nr. 131986. Zurück
  91. Eidesstattliche Erklärung, Bürgermeister (Pfarrer) Mommenheim, Prof Friedr. Axt, OStR i.R., Oktober 1946, LHAKO 856 Nr. 134157. Zurück
  92. Brief an Direktor der Kreissparkasse Mainz, 28.5.45, LHAKO 856 Nr. 139068. Zurück
  93. Berufung gegen ZSK Entscheidung an den Öffentl. Kläger, Wintersheim 22.12.47, LHAKO 856 Nr. 139915. Zurück
  94. Brief an OB der Stadt Mainz, 7.7.45, LHAKO 856 Nr. 135098. Zurück
  95. Brief an Landeskommissar für die politische Säuberung, 22.7.47, LHAKO 856 Nr. 139068. Zurück
  96. Vgl. hierzu Heck 2019. Zurück
  97. Heck 2019, S. 9ff. Zurück
  98. Einführung der Mitglieder am 6.6.1930. GRS am 6.6.30, StAMz; Wahlwerbung, LASP J 44 Nr. 253. Zurück
  99. Stampp 2012, S. 164. Zurück
  100. Anders in zahlreichen Gemeinden, vgl. Arenz-Morch 2000-1, S. 73f. Zurück
  101. Kremer 2019, S. 165. Zurück
  102. Notiert war: Erschienen waren sämtl. Ratsmitglieder. Zurück
  103. So auch in Hechtsheim, Prieß 2003, S. 11ff. In Bodenheim hatte der einzige Vertreter der SPD im neuen Gemeinderat auf sein Amt verzichtet. Brüchert 2010, S. 101. Zurück
  104. Rechercheergebnis in den Haftlisten der Gedenkstätte KZ Osthofen, 1.12.22. Zurück
  105. Auf Antrag des Hess. Kreisamts und der Brandversicherungskammer benannte der Gemeinderat am 20. November 1933 erneut Straßen um, so die Garten- in Möhnstraße, Landstraße in Wormser Landstraße, Rheinstraße in Mainzer Landstraße, Hindenburg- wie- der in Zukunftsstraße, Mittlere Talstraße in Hindenburg- und die Hintere Talstraße in Schlageterstraße. GRS am 20.11.1933, StAMz. Zurück
  106. GRS am 29.6.33, StAMz. Zurück
  107. GRS am 29.6.33, StAMz. Zurück
  108. Morsey 2006. Zurück
  109. Vgl. Die Erhebung der Gemeindegetränkesteuer in der Gemeinde Laubenheim, 8.3.34, LASP H 53 2345. Zurück
  110. Dies wurde durch das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 erleichtert. Erbacher; Höroldt 2000-1, S. 311. Zurück
  111. GR- u. Finanzkommissionssitzung am 20. November 1933, StAMz. Zurück
  112. Heck 2019, S. 14. Zurück
  113. Die Erhebung der Gemeindegetränkesteuer in der Gemeinde Laubenheim, 8.3.34, LASP H 53 2345. Zurück
  114. Spies an Kreisamt, 7.12.31, LASP H 53 Nr. 2534. Zurück
  115. Bericht vom 29.12.38, Bl. 2, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  116. GRS am 6.1.36, StAMz; vgl. LASP H 53 Nr. 2534. Zurück
  117. An den Reichsstatthalter in Hessen, 8.1.41. Siehe GRS, u. a. am 12.12.36, 24.5.37, 30.5.39, 15.10.41. Einzelaspekte u. a. LASP H 53 Nr. 1685. Zurück
  118. GRS am 9.6.33, StAMz. Zurück
  119. Der erste belegte Amtsauftritt von Schlink fand bei der Generalversammlung der Krieger- und Soldatenkamerad- schaft am 30.7.33 statt, Protokollbuch K&SV, S. 95ff., StAMz NL 301. Zurück
  120. U. a. Schlink an Hess. Kreisamt, 23.2.34; An das Hessische Staatsministerium Ministerialabteilung 1 e (Landwirtschaft). Vgl. LASP H 53 Nr. 482. Zurück
  121. LAGIS 2021. Zurück
  122. So Eisenbeiß in einem Schreiben an den Regierungspräsidenten, 21.7.47, LHAKO 856 Nr. 133349. Zurück
  123. BArch, Nr. 23090. Zurück
  124. Thoß 2006. Zurück
  125. Parteibuch Nr. 928716, BArch R 9361- VIII, KARTEI 7921171 Eisenbeiß, Karl und R 9361 II 203784. Zurück
  126. Vgl. Fragebogen für Gemeinden und Gemeindeverbände, Angaben nach dem Stande vom 1. Januar 1933, Antrag vom 10.2.33, LASP H 53 483. Zurück
  127. Führer der SA-Brigade 150 Rheinhessen, Gnadengesuch für Obersturmführer Eisenbeiß, 12.5.37, BArch R 9361 III 566618. Siehe auch R 9361 III 571365, R 9361 I 10498. Vgl. Eisenbeiß’ Aussagen in LHAKO 856 Nr. 133349. Neisen 2019, S. 9, verweist darauf, dass die Gestapo Karlsruhe im September 1934 ein scharfes Vorgehen gegen NS-Korruptionsfälle angemahnt hatte. Zurück
  128. So Weyer, 20.10.48, LHAKO 856 Nr. 133349. Vgl. auch LHAKO 856 Nr. 131986. Zurück
  129. GRS am 18.5.36, StAMz. Hier ging es um den Abschluss eines Kaufvertrags durch Eisenbeiß ohne Abstimmung mit dem Gemeinderat und gegen die Ge- meindeordnung.  Zurück
  130. Schreiben an die Kanzlei des Führers der NSDAP, Amt für Gnadensachen, 20.6.38, BArch R 9361 I 10498, f. 11. Zurück
  131. Er blieb aber im Amt. Adam Oehrlein, 7.8.47, LHAKO 856 Nr. 132631; Urteil des Provinzialausschusses der Provinz Rheinhessen, 13.8.35, LASP H 53 Nr. 2132. Zurück
  132. Eisenbeiß an Provinzialdirektor Dr. Weh- ner, 30.10.35, BArch R 9361 I 10498. Zurück
  133. Der Chef der Kanzlei des Führers Reichsleiter Bouhler, Einschreiben an Eisenbeiß, 4.8.38, BArch R 9361 I 10498. Zurück
  134. GRS am 17. und 26.10.35, StAMz. Zurück
  135. Personalbogen von Anton Fleck II, 31.5.48, u. Antrag des Öffentlichen Klägers beim Untersuchungsausschuß Mainz, 2.3.49, LHAKO 856 Nr. 132468. Zurück
  136. Landesregierung an Öffentl. Kläger, Strafsache gegen Anton Fleck II wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, 19.11.48, LHAKO 856 Nr. 134997. Zurück
  137. Personalbogen von Anton Fleck II, 31.5.48, u. Antrag des Öffentlichen Klägers beim Untersuchungsausschuß Mainz, 2.3.49, LHAKO 856 Nr. 132468. Zur Nr. 55 Akz. 3 Js. 945/47 konnte im LHAKO keine Akte aufgefunden werden. Zurück
  138. Maier 2009, S. 223–225. Zurück
  139. Dr. Ratz war von 1937–38 Ortsgruppenleiter. Beigeordneter Johann Müller an ersten Öffentlichen Kläger Gießen, 25.2.49, StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  140. GRS am 15.8.38, StAMz. Zurück
  141. LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  142. Mattes an Landrat, 31.12.40, LASP H 53 Nr. 482. Zurück
  143. Bericht vom 4.10.40 u. 7.1.41, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  144. Bericht vom 2.7.40, StAMz XIX/4 Monats berichte. Zurück
  145. Bericht vom 4.7.39, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  146. Mattes räumte in einer Stellungnahme am 21.2.49 ein, dass er im Gemeinderat ein Mitglied „mit demokratischer Gesin- nung“ verdrängt habe. LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  147. Laut Neisen 2019, S. 35, war die NS- Herrschaft unter solchen „Führern“ am stabilsten. Zurück
  148. GRS am 1.12.39. Vgl. GRS am 22.3.38, S. 69. Zurück
  149. GRS am 3.8.40. Zurück
  150. Bericht vom 3.10.39, Bl. 2, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  151. Schaefer 2008, S. 103f. Hier befindet sich der Kindergarten noch heute. Zurück
  152. Pfarrchronik, S. 71, 29. Juni 1941. Vgl. Bericht vom 29.12.38, u. Ratz, Jahresbericht 1937 der Ortsgruppe Laubenheim, S. 2, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  153. Mattes an den Reichsstatthalter in Hessen, 8.1.41, LASP H 53 Nr. 482; GRS am 26.10.40. Zurück
  154. Betr. Land- & forstwirtschaftliche Grundstücke im Eigentum von Juden in der Gemeinde Laubenheim am Rhein, 23.11.38, LASP H 53 Nr. 2007. Zurück
  155. Bericht vom 3.10.39, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  156. Bericht vom 4.7.39, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  157. Z. B. Bericht vom 4.10.40 u. 1.4.42, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  158. Im Juli 1940 hatte Laubenheim noch keine Toten an der Front zu beklagen. Im April 1942 sprach Mattes von einer „Reihe“ von gefallenen oder vermissten Einwohnern. Bericht vom 2.7.40 u. 1.4.42, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  159. Bericht vom 1.4.42, StAMz XIX/4 Monatsberichte.  Zurück
  160. Fragebogen, 27.10.48, LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  161. LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  162. GRS am 9.6.33, StAMz. Zurück
  163. Antwort auf Klageschrift, Juli 1948, LHAKO 856 Nr. 131986. Zurück
  164. Pfarrchronik, Einträge 6.12.37; 6.2.38; 12.6.38; 11.6.39. Zurück
  165. Jahresbericht 1937 an die Kreisleitung der NSDAP, 26.2.38, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  166. Kremer 2019, S. 186. Zurück
  167. Pfarrchronik, Eintrag 21.–28.11.37. Zurück
  168. Ratz, Weltanschauliche Auseinandersetzung, 30.11.37, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  169. Jahresbericht 1937 an die Kreisleitung der NSDAP, 26.2.38, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  170. Bürgermeister i.V. an ersten Öffentlichen Kläger Gießen, 25.2.49, XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  171. Schulungsabende der Ortsgruppe Laubenheim, 25.2.38, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  172. Jahresbericht 1937 an die Kreisleitung der NSDAP, 26.2.38, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  173. Vgl. z. B. LASP J 44 Nr. 892a; 970; 974; 1005; 1008; 1062; 1068; 1116. Zurück
  174. Ortsgruppe Mainz-Kastel an Ortsgruppe Laubenheim, 14.10.35, LASP J 44 Nr. 1008. Zurück
  175. An das Amtsgericht, 23.8.35, LASP J44 Nr. 1005. Zurück
  176. U.a. Aufnahmeersuchen, 10.2.42; Amt für Wiedergutmachung & kontrollierte Vermögen, 4.9.51, HHStAW 409/4 Nr. 2001. Zurück
  177. Sitzung 1.10.40, Urteilsbegründung S. 3, HStAD H 18 GP 4021. Zurück
  178. Mattes 4.11.40, Goedecker 14.11.40, HStAD H 18 GP 4021. Zurück
  179. NSDAP Kreisleitung, 1.10.42, HStAD H 18 GP 4021. Zurück
  180. Betriebsobmann Liebermann an Major Lachmann, 19.12.42; Vernehmungspro- tokoll, 12.3.1948; Säuberungsspruch, 11.9.1949, LHAKO 856 Nr. 133003. Zurück
  181. Skandella an Landeskommissar, 28.9.49; Beschluss vom 14.3.50, LHAKO 856 Nr. 134472. Siehe auch 139360. Zurück
  182. Der Bürgermeister i.V. an den Öffentli- chen Kläger, 26.1.49, LHAKO 856 Nr. 136237. Zurück
  183. Protokoll der nichtöffentlichen Sitzung, 9.3.50, LHAKO 856 Nr. 136237. Vgl. Kugler 1997, S. 77, 81. Zurück
  184. Arenz-Morch 2000-1, S. 71. Zurück
  185. Alois Schmitt war bereits im November 1931 der SA und drei Monate später als Arbeitsloser der NSDAP beigetreten. 1934 wurde er Gendarm. Schmitt, 7.8.49, LHAKO 856 Nr. 134484. Zugute gehalten wurde Schmitt im Entnazifizierungsverfahren, dass seine Frau französische Kriegsgefangene bei der MAN verbotenerweise mit Lebensmitteln und Informationen versorgte. Brief des Polizeiinspektors Marcel Pisson, 20.8.49, u. a., ebd. Über Schmitts Zeit als Gendarm in Polen und Russland 1942–45 konnte nichts Näheres ermittelt werden. Questionnaire, ebd.; vgl. nur LASP H 18 Nr. 2062. Zurück
  186. Protokoll, 16.9.49: Aussage Josef Binger, LHAKO 856 Nr. 134484. Ähnlich auch in Bodenheim, sogar im Foto überliefert, Brüchert 2010, S. 105ff. Zurück
  187. Protokoll der nichtöffentlichen Sitzung, 16.9.49, Begründung, LHAKO 856 Nr. 134484. Zurück
  188. Ulrich 2005, S. 31. Zurück
  189. Krause-Schmitt u. a. 2000, S. 19. Vgl. zum KZ Osthofen auch Arenz-Morch 2000 und weitere Aufsätze in Berkessel; Meyer (Hg.) 2000-2. Zurück
  190. Aussage Jakob Stampp zu Philipp Hecker, 7.1.46, StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  191. LHAKO 717 Nr. 778–79. Zurück
  192. Gebert 2008, S. 6f. Dies sagt auch Binger selbst, 23.10.48, aus. LHAKO 856 Nr. 133349. Zurück
  193. Gebert 2008, S. 7. Zurück
  194. Aussage von Josef Binger, 15.11.33, LASP J 44 Nr. 789. Zurück
  195. LASP R 20 Nr. 739 u. 1337, zit. nach Datenbankauszug Gedenkstätte KZ Osthofen. Zurück
  196. Angeblich wurde hier nach u. a. nach Waffen gesucht, die er vor der Wahl [am 5.3.33] getragen haben soll. Res. Sturm 17/117 Laubenheim, 11.11.33; Gend. Station Mainz, Betreffend Anzeige gegen Josef Binger, 15.11.33, LASP H 53 Nr. 303; SPD, 5.5.48, LHAKO 856 Nr. 131986. Zurück
  197. Nach eigenen Angaben im November ist Münzer am 11.1.33 aus der KPD ausgetreten und hat sich beim „Reserve-Sturm der N.S.D.A.P.“ angemeldet. Aktennotiz der Gendarmerie Station Mainz, Laubenheim 15.11.33, LASP J 44 Nr. 789. Zurück
  198. Anzeige gegen den Heizer Josef Binger, 23.12.33, LASP J 44 789. Vgl. auch Josef Binger, Erklärung, 23.10.48, LHAKO 856 Nr. 133349, u. LASP H 53 Nr. 303. Zurück
  199. Entlassungsbescheinigung, 17.3.34, LASP J 4 Nr. 789. Zurück
  200. Aufnahme, 1.4.33; Selbstmord eines Untersuchungsgefangenen, 3.4.33, HHStAW 409/3 Nr. 3336. Zurück
  201. Aktennotiz, 10.5.33, LASP H 53 Nr. 2613. Zurück
  202. Schmitt, 7.8.49, LHAKO 856 Nr. 134484. Zurück
  203. Verbot der S.P.D., LASP H 53 Nr. 323. Zurück
  204. Dazu ging ein Schreiben des Hess. Kreisamts am 24.7.33 an die Bürgermeistereien der Landgemeinden, vgl. Liste u. Schlink an Hess. Kreisamt, 7.8.33, LASP H 53 Nr. 323. Zurück
  205. Sängervereinigung Laubenheim, 7.8.44, StAMz XIX/4 Fremdenverkehr. Mattes war seit 1925 Mitglied des Vorstandes des Männergesangvereins und wurde 1933 nach eigener Aussage zum Vorsit- zenden gewählt. Mattes an Landeskom- missar für politische Säuberung, 21.2.49, LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  206. Schlink an Kreisamt, 17.8.1933, LASP H 53 Nr. 320. Zurück
  207. Datenbank Gedenkstätte KZ Osthofen, 58/1104. Zurück
  208. Landes-Polizeipräsident und Leiter der Ia (Polizei) des Hess. Staatsministeriums an die Kreisämter, Betreffend: Die aufge- lösten politischen Parteien in Hessen, 6.8.33; das Schreiben ging am 18.8.33 an die Gendarmerien, LASP H 53 Nr. 323. Zurück
  209. LASP H 53 Nr. 2613. Zurück
  210. Hess. Kreisamt, 29.11.33; Schlink an Hess. Kreisamt, 13.12.33; Schweibächer an Hess. Kreisamt, 18.12.33; Verzeichnis, LASP H 53 Nr. 323. Zurück
  211. Diese Lesart legt Gebert 2008, S. 6f., nahe, s. o. Zurück
  212. Ein „alter Kämpfer“ beschuldigte die beiden, „während ihrer 12 jährigen Un- terwürfigkeit als Nazis unter das dritte Reich“ seien „die Türen und Fenster zu klein [gewesen,] um die Fahnenwimpel und Bilder, sowie die gesamte propagan- distische Ausschmückung alle unter- bringen und sich ins richtige Licht set- zen zu können.“ Antwort auf Klageschrift, Juli 1948, LHAKO 865 Nr. 131986. Zurück
  213. Fachinger 2000, S. 88. Als Beispiel siehe den Verpflichtungsschein, 26.4.33, LASP H 53 Nr. 304, Bl. 51. Zurück
  214. Kleinz an Ortsgruppenleiter, 13.7.33, LHAKO 856 Nr. 139365. So auch in Antwort auf Klageschrift, Juli 1948, LHAKO 865 Nr. 131986. Zurück
  215. Brief von Kleinz an komm. Ortsgrup- penleiter der NSDAP, 13.7.33, LHAKO 856 Nr. 132336. Zurück
  216. Klageschrift, 15.6.48 und SPD, 5.5.48, LHAKO 856 Nr. 136226. Zurück
  217. Anklageschrift Oberlandesgericht Darmstadt, 17.10.1934, Bl. 18, StA Wiesbaden, OJ 30/34. Zurück
  218. HStAD G 30 Marienschloss GP 101 Burkart, Jakob. Zurück
  219. Vgl. Keim 2000-1 und Ulrich 2005. Zurück
  220. Heinrich Weyer, 29.7.47, LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  221. Zur jüdischen Gemeinde in Weisenau vgl. Brückner 2016, u. a. S. 22f.; Schütz 1988, S. 131; vgl. auch Bodenheim mit Nackenheim (VG Bodenheim, Landkreis Mainz-Bingen), https://www.alemannia-judaica.de/bodenheim_synagoge.htm, Abruf 24.11.22.  Zurück
  222. In späteren Jahren lebte eine Familie Liebmann in Bodenheim. Die jüdische Gemeinde Bodenheim/Nackenheim, http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20309/Juedische%20 Gemeinde%20Bodenheim-Nackenheim.pdf, Abruf 24.11.22. Zurück
  223. StAMz 50 Nr. 446, Bl. 5, 11, 26. Zurück
  224. Großh. Hessische Zentralstelle für die Landesstatistik (Hg.) 1909, S. 34. Zurück
  225. Keim 1994, S. 9. Zurück
  226. Eidesstaatliche Erklärung von Helene Feist, 7.5.47, LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  227. Sterberegister Laubenheim Nr. 5/1940, StAMz. Feists Eltern wurden auf dem Neu- en Jüdischen Friedhof in Mainz beerdigt. Knigge-Tesche/Brüchert (Hg.) 2013, S. 321. Zurück
  228. Eidesstattliche Erklärung von Helene Feist zugunsten von Peter Mattes, 7.5.47, LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  229. Gebhard Kurz, 11.11.2017. Vgl. Laubenheimer Chronik 1988, Abb. S. 106. Zurück
  230. Beigeordneter Fleck an Kreisamt Mainz, Entwurf o. D., um 1936, StAMz XIX/4 Blauer Ordner; vgl. Auswertung der Lau- benheimer Einwohnerverzeichnisse ab 1898 durch Wolfgang Stampp. Zurück
  231. Franziska Baumann an Gestapo, 3.6.44, StAMz NL 51 Nr. 18, Bl. 131; Statistik des Holocaust, XVII3-1, Deportation von Erich Baumann, Eingangslisten in Theresienstadt, Yad Vashem Archives, O.64-270. Vgl. zur Geschichte des Hauses Festschrift 1999. Zurück
  232. Vgl. dazu Rheingans 1988, S. 55ff. Zurück
  233. Klageschrift vom 23.7.49; dieser verwies auf zwei weitere „Hilfspolizisten“, Schreiben vom 7.8.49, LHAKO 856 134484. Zurück
  234. Eidesstattliche Erklärung von Helene Feist, 7.5.47, LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  235. Rummel/Rath (Hg.) 2001, S. 9f. Zurück
  236. Beschluss des Betreuungsausschusses, 23.2.48; Sitzung des Betreuungsausschusses für Opfer des Faschismus am 27.9.47; Bescheinigung für die Passstelle, 17.9.[46], LASP R 20 Nr. 1444. Vgl. hierzu die Erinnerungen eines Dienstmädchens, das bei der Familie Feist beschäftigt gewesen war. Winter 2016, S. 21–23. Zurück
  237. Erich Baumann, 25.5.46, LASP H 53 Nr. 3266. Zurück
  238. Beigeordneter Fleck an Kreisamt Mainz, Entwurf o. D., um 1936, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Mattes bestätigte die Einstufung als Vierteljude. Bescheinigung des Bürgermeisters von Laubenheim, 24.11.38, S. 39, StAMz NL 51, 18. Zurück
  239. Erich Baumann an das Kreisamt Mainz, 31.8.37, StAMz NL Oppenheim 51,18, S. 11; Bescheinigung von Bürgermeister Mattes, 24.11.38, ebd., S. 39. Zurück
  240. Klageschrift S. 2, 10.5.49, LASP J 10 Nr. 2399. Zurück
  241. Gendarmeriestation Hechtsheim, 27.7.48, LHAKO 856 Nr. 134997. Vgl. auch LASP J 44 Nr. 1068. Zurück
  242. Eidesstattliche Erklärung von Helene Feist, 7.5.47, LHAKO 856 Nr. 132631; Brief vom 7.8.49, LHAKO 856 Nr. 134484. Zurück
  243. Sterberegister Laubenheim Nr. 5/1940, StAMz. Zurück
  244. Bömelburg 1988, S. 105. Zurück
  245. Brückner 2016, S. 299 ff.; Keim (Hg.) 1988. Zurück
  246. Bürgermeister 9.1.43, StAMz VOA 13 Nr. 13. Zurück
  247. Eidesstattliche Erklärung von Dr. Paul Richter, 27.4.46, LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  248. Charlotte Richter. In: BArch (Hg.), Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de949530; Nichtöffentliche Sitzung, 4.3.49, LHAKO 856 Nr. 134997. Zurück
  249. Transportkarte von Erich Baumann, BAA Nr. 11422001 015. Zurück
  250. Statistik des Holocaust, XVII3–1, Deportation von Erich Baumann, Eingangslisten in Theresienstadt, Yad Vashem Archives, O.64-270. Zurück
  251. Franziska Baumann an Gestapo, 20.6.44, f. 45, u. 3.6.44, f. 131, StAMz NL 51,18. Zurück
  252. Listeneinträge zu Laubenheim vom 23.11.38, LASP H 53 Nr. 2007. Zurück
  253. Ludwig Marx verstarb nach Angabe des Standesamtes an „Altersschwäche“ und wurde dort im Grab Nr. 288 auf dem Jüdischen Friedhof beerdigt. Am nächsten Tag wurden seine Kinder Amanda und Hugo Marx mit einem Deportationszug nach Theresienstadt gebracht. Vermutlich wäre Ludwig Marx mit dem gleichen Transport deportiert worden. Insofern ist ein Selbstmord nicht ausgeschlossen. Standesamt Darmstadt, BAA https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70309220; Polizeipräsidium Darmstadt, BAA https://collections.arolsen-archives.org/de/docu- ment/70309342; Sterbeurkunde Darmstadt Nr. 1782/1942, BAA https://collections.arolsen-archives.org/de/ document/76808686; Deportationsliste Mainz-Darmstadt-Theresienstadt, 27.9.42. Zurück
  254. Ernst und Edith Marx wanderten mit ihren Kindern über Panama in die USA aus. Ludwigs Töchter Amanda, Paula und Hugo wurden im September 1942 nach Theresienstadt bzw. Treblinka deportiert. StAMz Straßennamendatenbank, Ludwig-Marx-Straße, Stand 27.4.22; Interview von der Shoah Foundation mit Gunther Marx vom 15.5.96, StAMz; Auskunft Stadtarchiv Ludwigshafen, 11.1.2023. Zurück
  255. Ortsstrassen-Verzeichnis der Gemeinde Laubenheim a.Rh., 23.2.35, StAMz VOA 13 Nr. 20. Zurück
  256. StAMz ZGS E3,29. Vgl. auch Kapitel zur Wirtschaft. Im Reichsanzeiger wird zum 2. Juni 1911 erklärt, dass die Liquidation der Laubenheimer Dampfziegelei abgeschlossen ist. Zurück
  257. Interview von der Shoah Foundation mit Gunther Marx vom 15.5.96, StAMz. Zurück
  258. IHK Mainz an OB der Stadt Mainz, 18.8.41, LASP H 53 Nr. 1773. Zurück
  259. Hartwig-Thürmer 1999, S. 148. Vgl. auch StAMz VOA 12 Nr. 2226. Zurück
  260. Vielleicht handelte es sich um Michael Friedrich Selig, der 1934 verstorben war; seine Witwe Recha Selig lebte zu diesem Zeitpunkt noch in Mainz-Weisenau. Brückner 2016, S. 305. Möglicherweise besteht auch ein Zusammenhang zu Otto Selig: Aktives Museum Spiegelgasse (Hg.), Zur Erinnerung an Otto Selig und Frieda Decker. Juli 2014. Zurück
  261. Vgl. zu Berthold und seiner Frau Marga- rethe Selig auch Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte (Hg.) 2013. Zurück
  262. Flick 2017. Vgl. auch HHStAW 519/3 Nr. 1878. Zurück
  263. Vgl. LASP J 10 3881. Zurück
  264. 1924 wurde Otto Blum als Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde genannt; 1930 war er Mitglied der Harmonie Bodenheim. Er wanderte nach Belgien aus und wurde von dort am 15. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er starb. Für ihn und seine Familie wurde in Bodenheim ein Stolperstein verlegt. Bodenheim mit Nackenheim (VG Bodenheim, Landkreis Mainz-Bingen), https://www.alemannia-judaica.de/bodenheim_synagoge.htm, Abruf 24.11.22; Kemp 2003; Otto Blum. In: BArch (Hg.), Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de845337. Zurück
  265. Listeneinträge zu Laubenheim vom 23.11.38, LASP H 53 Nr. 2007. Zurück
  266. Bürgermeister an Kreisgruppe der Reichsgruppe Fremdenverkehr, Weinbauhilfe, 21.8.43, StAMz XIX/4 Fremdenverkehr. Zurück
  267. So Flick 2017. Ackerland in Mainz verkauften Isidor und Rosa Ganz im Juli 1940 an die Stadt Mainz. Oberbürgermeister Mainz an Devisenstelle Darmstadt, 24.9.40, HHStAW Bestand 519/3 Nr. 1878. Zurück
  268. Isidor Ganz an Devisenstelle S Frankfurt, 21.3.42, HHStAW Bestand 519/3 Nr. 1878. Zurück
  269. Flick 2017. Zurück
  270. LASP J 10 Nr. 770, 3794, 3886. Zurück
  271. GRS am 25.2.38, StAMz. Zurück
  272. GRS am 22.3.38, StAMz. Zurück
  273. GRS am 7.12.38, StAMz. Zurück
  274. GRS am 29.12.38, StAMz. Zurück
  275. GRS am 23.8.39, StAMz. Vgl. auch GRS am 1.12.39, am 3.8.40, am 29.12.42. Zurück
  276. Geschäftsstelle des Landgerichts Mainz, 24.5.49, LASP J 10 Nr. 754. Zurück
  277. Vgl. die Restitutionsklage von Eugen und Ernst Marx, 6.4.49, LASP J 10 694. Weite- re Verfahren zu Laubenheim finden sich unter J 10 260, 584, 633, 754, 759, 864, 1077, 3034–37, 3039–40, 3273, zu Hechtsheim (245/544/572/4202), zu Gonsenheim (3865), zu Mainz (545, 758), gegen das Land Rheinland-Pfalz (Nr. 848, 3268) und zur Rückerstattung der Ziegel- fabrik (LHAKO 922 Nr. 8346, 8844, 8885, 8950, 10041–10045, 10057, 10086). Zurück
  278. Nass. Siedlungsgesellschaft an Bürgermeister, 17. 1.41, und Antwort vom 25.1.41, StAMz VOA 13 Nr. 13. Zurück
  279. LASP J 10 Nr. 2848. Zurück
  280. Bürgermeister an Firma Wilhelm Christ & CO. Weingroßhandlung, 20.1.42, StAMz VOA 13 Nr. 13. Zurück
  281. Weyer war von 1925 bis 1933 Bürgermeister von Hechtsheim. Zurück
  282. Bürgermeister an Amt für kontrollierte Vermögen Landkreis Mainz, 14.10.47, StAMz VOA 13 Nr. 13. Zurück
  283. Bürgermeister, Betr: Meldung über ehem. jüd. Besitz an Amt für kontrollier[t]es Vermögen Mainz, 22.3.48, StAMz VOA 13 Nr. 13. Zurück
  284. Siehe die in Endnote 277 erwähnten Restitutionsklagen. Zurück
  285. StAMz Straßennamendatenbank, Ludwig-Marx-Straße, Stand 27.4.22; Stampp 2012, S. 69. Zurück
  286. Prieß 2003, S. 67. Zurück
  287. GRS am 1.12.39. Zurück
  288. Kriegsgefangenen-Arbeitskommando Abrechnungsstelle A X, 114.3.41, StAMz A–V 1941; vgl. zum Kriegsgefangenenlager Frankenthal: Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal (Hg.); Scharf 2004. Zurück
  289. AA vom 5.12.40, StAMz A–V 1941. Zurück
  290. AA vom 15.6.40, StAMz A–V 1941. Zurück
  291. AA Arbeitslöhne für die polnischen Ge- fangenen im Monat September 1940, 1.11.40; für Dezember 1941, 14.2.41; Januar 1941, 14.3.41, StAMz A–V 1941. Zurück
  292. In Bodenheim waren Kriegsgefangene, die den Zivilarbeiterstatus erhalten hatten, bei Bauern untergebracht. Brüchert 2010, S. 119. Zurück
  293. Nikolai Tschudnig, Zwangsarbeiter-Da- tenbank Hedwig Brüchert, Nr. 1378; Gefangenenbuch B des Polizeigefängnis- ses Mainz (12.9.1943–27.7.1944), StAMz. Zurück
  294. Demande d’assistance, 1.12.47, BAA Nr. 32110000. Zurück
  295. Hier wird er unter dem Namen Michael Wawcar geführt. Zwangsarbeiter-Datenbank Hedwig Brüchert, Nr. 188152, Gefangenenbuch B des Polizeigefängnisses Mainz, StAMz.  Zurück
  296. Demande d’assistance, 1.12.47, BAA Nr. 32110000. Zurück
  297. Zeugenaussagen in der Verhaftungssache des SA Mannes und Angehörigen der Schutzpolizei, Hauptwachmeister der Gendarmerie Alois Schmitt aus Laubenheim/Rhein, 5.6.45, StAMz XIX/4. Zurück
  298. Beglaubigte Abschrift, Laubenheim, den 2.4.48 [möglicherweise 1946, s. Mattes an Oeffentlichen Kläger, 27.10.48], LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  299. Stampp 2012, S. 258. Zurück
  300. Auskunft von Nachfahren der Familie. Zurück
  301. Vgl. zu Euthanasie-Verbrechen im Raum Rheinhessen Sandner 1994. Zurück
  302. Auskunft der Gedenkstätte Hadamar vom 1.12.2022. Zurück
  303. Frings; Kurz (Hg.) 2008, S. 74. Zurück
  304. Brüchert 2010, S. 100; Müller 2020, S. 272. Zurück
  305. Duchhardt-Bösken 1983, S. 148. Zurück
  306. Das katholische Vereinsleben, in Mainzer Tageszeitung, 19.7.33, LASP H 53 Nr. 2613. Zurück
  307. Ratz, November 1937, Weltanschauliche Auseinandersetzung, 30.11.37, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  308. Pfarrchronik, Eintrag 6.2.38.  Zurück
  309. Pfarrchronik, S. 59, 1937 u. 8.5.38. Zurück
  310. Bericht vom 3.10.39, Bl. 2, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  311. Bericht vom 29.3.39, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  312. Bericht vom 29.12.38; Ortsgruppen- leiter Ratz an die Kreisleitung der NSDAP, 20.2.[38]; Bericht vom 29.3.39, StAMz XIX/4 Monatsberichte. Zurück
  313. Pfarrarchiv, Pfarrer Goedecker. Zurück
  314. Pfarrchronik, S. 68. Zurück
  315. Pfarrchronik, Eintrag 20.11.40. Zurück
  316. Pfarrchronik, Eintrag 22.12.40. Zurück
  317. GRS am 7.12.38, StAMz. Zurück
  318. GRS am 15.10.41, StAMz. Zurück
  319. Pfarrchronik, Eintrag 29.6.41, 20.10.41; Frings; Kurz 2008, S. 128. Zurück
  320. Pfarrchronik, Eintrag 3.7.42; Bericht Pfarrer Schönmehl, 1947, zit. nach Hellriegel 1989, S. 135f. Zurück
  321. Pfarrchronik, Eintrag 27.6.42, 20.12.43, 1.3.44. Zurück
  322. Pfarrchronik, Eintrag 20.12.43. Zurück
  323. Pfarrchronik, Eintrag 4.12.44. Zurück
  324. Pfarrchronik, Eintrag 1.2.45. Zurück
  325. Sterberegister Laubenheim Nr. 1 und 3/1945, StAMz. Zurück
  326. Pfarrchronik, S. 85f. Zurück
  327. Pfarrchronik, S. 86. Zurück
  328. Pfarrchronik, S. 86; Gebert 2008, S. 8. Vgl. zur Vorgehensweise der Alliierten beim politischen Neuanfang Brüchert 2001, S. 181. Zurück
  329. Gemeindeausschussprotokoll, 21.4.45, StAMz. Zurück
  330. Vgl. u. a. Gemeindeausschussprotokoll vom 30.7.45 u. vom 2.8.45. Zurück
  331. Gemeindeausschussprotokoll, 28.4.4, StAMz. Zurück
  332. Sans an Landrat, 12.5.45, StAMz Volkszählung 1917–19, 1939. Zurück
  333. Sans an Gendarmeriestation Mainz, 27.6.45, StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  334. So wurde aus der Str. der SA die Mainzer Str., aus der Peter-Gemeinder- die Wilhelm-Leuschner-Str., aus der Hermann-Göring- die Rheinstr., der Julius-Streicher-Str. die Vordere, der Hindenburgstr. die Mittlere und der Schlageterstr. wieder die Hintere Talstr. Die Richthofenstr. hieß wieder Neuweg, die Horst-Wessel-Str. Ludwigsstr. und der Adolf-Hitler-Platz Marktplatz. Bürgermeister Sans an Landrat, Umbenennung der Ortsstrassen in Laubenheim, 6.6.45, StAMz VOA 13 Nr. 20. Zurück
  335. Rede von Bernhard Sans, 16.7.45, StAMz XIX Blauer Ordner. Zurück
  336. Die Schließung mahnte Landrat Rüffer im Oktober erneut an. Landrat Rüffer an Bürgermeister, 11.10.45, StAMz XIX Blauer Ordner. Zurück
  337. Gemeindeausschussprotokoll vom 2.8.45, StAMz. Zurück
  338. Gebert 2008, S. 8. Zurück
  339. Weyer an Landrat Rüffer, 3.11.45, und Landrat an Weyer, 29.12.45, StAMz. Zurück
  340. Vgl. zum Beispiel LHAKO, 856 Nr. 134484, 135098, 139915. Zurück
  341. Möhler 1992, S. 405. Zurück
  342. Rückkehrerliste, 31.10.48, StAMz XIX/4 Blauer Ordner. Zurück
  343. Klageschrift, 23.9.48; Säuberungsvorschlag, 28.1.49, LHAKO 856 Nr. 132336; siehe auch die Handakten unter 139365. Zurück
  344. Rückkehrerliste, 25.3.48, StAMz XIX/4, Blauer Ordner; Mattes an Landeskommissar für die Politische Säuberung, Untersuchungsausschuss, 21.2.49, LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  345. LHAKO 856 Nr. 132631. Zurück
  346. Oehrlein an Eisenbeiß, 24.1.49, StAMz XIX/4. Zurück
  347. Vgl. zur Resistenz in katholisch gepräg- ten Gebieten gegen den Nationalsozialis- mus Falter Wähler 2020, S. 12; Würz 2012, S. 217–221. Zurück