0.Vor- und Frühgeschichtliche Funde in Mainz-Laubenheim
0.1.Beitrag der Landesarchäologie zur 1250-Jahrfeier am 3. Mai 2023
Am 3. Mai 2023 steht Laubenheim über die beachtliche Spanne von 1250 Jahren im Lichte schriftlich überlieferter Geschichte. Ganz legitim dient, wie vielerorts in Rheinhessen, auch hier das Datum der urkundlichen Ersterwähnung als Anlass der Feierlichkeiten. Dieses älteste bekannte Urkundendatum darf aber nicht mit dem Zeitpunkt der Ortsgründung gleichgesetzt werden. Sie erfolgte, wie noch näher auszuführen, in einer Zeit deutlich davor, in der unser ländlicher Siedlungsraum noch nicht nennenswert von schriftlichen Nachrichten erhellt wird. Kurz nach Mitte des 8. Jahrhunderts beginnt die schriftliche Überlieferung der Klöster Fulda und Lorsch. Sie zeichnet von unseren rheinhessischen Dörfern das Bild einer schon sehr fortgeschrittenen Entwicklung. Diese kann nur auf einem langen Vorlauf beruhen.
Wo rückschreitend in Richtung Vergangenheit die schriftlich-historische Überlieferung endet, müssen an ihre Stelle für die „dunkle“ Zeit davor die gegenständlichen, d. h. archäologischen Quellen treten. Es sind dies die vielfältigen Hinterlassenschaften – Funde – all der Menschen, die über Jahrtausende im Gebiet der heutigen Gemarkung Laubenheim gesiedelt haben. Maßgeblich ist vor allem der westlich der Bahnlinie ansteigende, mit fruchtbaren Böden und Trinkwasser ausgestattete und dabei hochwassersichere, besonders siedlungsgünstige Teil (Abb. S. 29). Dort konzentriert sich nicht zufällig das vor- und frühgeschichtliche Siedlungsgeschehen – ganz im Gegensatz zur natürlicherweise eher siedlungsfeindlichen Laubenheimer/Bodenheimer Rheinaue. Laubenheim verfügt, zumindest im Verhältnis zur Gemarkungsgröße [Anm. 2], über einen beachtlichen Bestand an archäologischen Funden von insgesamt derzeit 79 lokalisierbaren Fundstellen [Anm. 3] (Abb. 1 und 2). Doch was ist davon für den hier speziell interessierenden Beginn der Laubenheimer Ortsgeschichte wirklich von Bedeutung?
- Gemarkung Laubenheim[Bild: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz]
Spuren eiszeitlicher Jägerkulturen (Altsteinzeit, Paläolithikum, bis etwa 10000 v. Chr.) und nacheiszeitlicher Jäger bis etwa 5500 v. Chr. (Mittelsteinzeit, Mesolithikum) haben sich auf Laubenheimer Boden noch nicht eingestellt. [Anm. 4]
Erst seit der Jungsteinzeit (Neolithikum, ca. 5500–2300 v. Chr.) haben Menschen über die nachfolgende Bronzezeit und die vorrömische Eisenzeit hinweg auch im heutigen Laubenheimer Gebiet immer wieder Siedlungsplätze angelegt, verlassen und an anderer Stelle neu gegründet. [Anm. 5]
- Abb. 1: Lage der in Texte und Fundverzeichnis genannten Fundstellen. Neolithikum (N), Bronzezeit (B), Hallstattzeit (H), Latènezeit (Lt), unbekannte Zeitstellung (U).[Bild: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz]
Die bislang ältesten Spuren menschlicher Anwesenheit stammen aus dem frühesten Unterabschnitt der Jungsteinzeit (Frühneolithikum, ca. 5500–4900 v. Chr.). [Anm. 6]Für diesen Zeitraum und damit für die Pioniere der bäuerlichen Lebensform – Getreideanbau, Viehhaltung, organisiertes Siedlungswesen, Architektur, Tongeschirr, Geräte aus geschliffenem Felsstein – stehen die materiellen Hinterlassenschaften der Linienbandkeramik, verkürzt auch Bandkeramik oder LBK benannt nach dem vorherrschenden Dekor des Tongeschirrs in Form kurvolinearer oder winkliger, linienkonturierter Bänder (Abb. 3). In Laubenheim sind immerhin elf Fundstellen der LBK bekannt (N2–8,10–13). In allen Fällen handelt es sich um kleine Ausschnitte von Siedlungsplätzen in Form von Grubeninhalten, ohne dass sich Chancen zur systematischen Freilegung und Dokumentation der vorauszusetzenden Hausbaubefunde ergeben hätten. Unter den wenigen Steingeräten fand sich die nur bruchstückhaft überlieferte, geschliffene Klinge eines geschäfteten Felssteingerätes, von der äußeren Form her als Schuhleistenkeil bezeichnet (N12). Funktional handelt es sich um einen Dechsel, ein Gerät zur Holzbearbeitung. Solche Dechsel begegnen im Früh- und Mittelneolithikum (s. u.).
Abgesehen vom kontinuierlichen Übergang im Bereich der Keramik, stellt sich der Beginn des Mittelneolithikums (ca. 4900–4200 v. Chr.) als Einschnitt dar. Dies betrifft vor allem das Siedlungswesen. Das Mittelneolithikum wird archäologisch in eine Abfolge von Keramikdekoren gegliedert, überwiegend nach bedeutsamen Fundorten benannt. Am Beginn steht, aus dem fließenden Übergang von der LBK her erwachsen, die Gruppe Hinkelstein. [Anm. 7] Danach folgen die Keramikstile Großgartach, Planig-Friedberg, Rössen und Bischheim. Gemessen am örtlichen Bestand der LBK, sind die Zeugnisse des Mittelneolithikums von Laubenheimer Boden derzeit noch bescheiden. Den Auftakt bilden einige Auflesungen der Hinkelsteingruppe (N2, N4, N5, N8). Von der anschließenden Gruppe Großgartach ist bislang nur ein Vorkommen zu verzeichnen (N5; Abb. 4,1). Neben dem Bruchstück eines ornamental noch der Hinkelsteingruppe nahestehenden Bechers (Abb. 4,2) liegt noch ein weiterer, ornamental besonders typischer Gefäßausschnitt vor (Abb. 4,3). Ansonsten ist von der mittelneolithischen Abfolge lediglich noch eine kleine Anzahl mehr oder weniger ausgeprägter Scherben des Rössener Komplexes vertreten. Hinweise auf Siedlungsplätze gibt es am Kalkofenweg, an der Henry-Moisand- Straße und am Jungstück (N2, N4, N8, N14). In jüngerer Zeit fand sich im Bereich „Der obere Leerkasten“ noch das Bruchstück eines typisch mittelneolithischen Felssteingerätes, eines an der Bohrung zerbrochenen Keiles (N20). [Anm. 8]
Ebenso noch spärlich vertreten ist die späte Jungsteinzeit (Spätneolithikum, Kupferzeit). Ihr früher Unterabschnitt (frühe Kupferzeit, auch: Jungneolithikum) begegnet in Gestalt der Michelsbergkultur (ca. 4200–3300 v. Chr.) regional recht häufig. Von Laubenheimer Gebiet liegt bisher noch keine Keramik vor. Lediglich einige Funde von Steingeräten lassen erahnen, dass die Gemarkung nicht ausgespart war. Es handelt sich vor allem um Beilklingen von symmetrischem Querschnitt aus geschliffenem Felsstein wie etwa der Oberflächenfund von der Langgewann (N1; Abb. 4,4) oder um spitznackige Beilklingen (N15, N17; Abb. 4,5 und 7). Bei einer im Laubenheimer Rheinabschnitt zum Vorschein gekommenen Axt (N19; Abb. 4,6) könnte es sich durchaus um eine frühkupferzeitliche, regional allerdings untypische Rundnackenaxt handeln. [Anm. 9] Hinzu kommt noch eine lediglich in einer Museumsnotiz erwähnte „Steinaxt“ (N16).
Für den auf die Michelsberg-Kultur folgenden, immerhin mindestens gut 500 Jahre umfassenden mittleren Abschnitt der Kupferzeit fehlen hier wie auch in Rheinhessen generell jegliche Besiedlungszeugnisse. [Anm. 10]
Den Spätabschnitt des Spätneolithikums (späte Kupferzeit, auch Endneolithikum, ca. 2800–2300 v. Chr.) prägen regional die sogenannten Becherkulturen. Der Gesamtkomplex teilt sich in zwei archäologisch voneinander absetzbare, in ihrem zeitlichen Verhältnis zueinander aber noch nicht ganz restlos geklärte Gruppen: zum einen die tendenziell wohl ältere, in Osteuropa wurzelnde Schnurkeramik, zum anderen die tendenziell jüngere, nach Westeuropa ausgerichtete Glockenbechergruppe. Von Letzterer liegen immerhin zwei Bruchstücke verzierter Glockenbecher aus der Henry-Moisand-Straße (Nr. 17 bzw. 43/45) vor (N9, N21); Abb. 5,1–3 [Anm. 11] Da der Glockenbecherkomplex sich fast ausschließlich durch Grabfunde überliefert, wird es sich auch hier am ehesten um nicht erkannte bzw. altgestörte Bestattungen gehandelt haben.
Auch die Bronzezeit (ca. 2300–750 v. Chr.) hat ihre Spuren auf Laubenheimer Boden hinterlassen. Allerdings ist der Fundstoff innerhalb dieser Zeitspanne äußerst ungleich verteilt: Aus dem langen Unterabschnitt der Frühbronzezeit (Bronzezeit A1/2, ca. 2300–1600 v. Chr.) liegen bislang noch keine Funde vor. Das gilt nahezu auch für die Mittelbronzezeit (Hügelgräberbronzezeit; Bronzezeit B, C1/2, ca. 160–1300 v. Chr.), von der lediglich, wenn überhaupt, ein Keramikfragment aus einem ohnehin nicht aussagekräftigen Fundzusammenhang vorliegt (Henry- Moisand-Str. 41: B2; Abb. 6, A1). [Anm. 12]
Der bronzezeitliche Fundstoff gehört somit fast ausschließlich der Spätbronzezeit (Urnenfelderzeit im älteren Sprachgebrauch) an: Bronzezeit D, Hallstatt A1/2, Hallstatt B1/2/3; ca. 1300–750 v. Chr. [Anm. 13]
Knapp auf Laubenheimer Gebiet im äußersten Norden wurde 1975 im Profilanschnitt des Steinbruchgeländes eine Siedlungsabfallgrube erkannt. Sie enthielt einen großen Fundus an zerscherbter Keramik (B1). Neben gröberem, dickwandigem Tongeschirr aus den Bereichen Küche und Vorratshaltung fanden sich auch Bruchstücke des typisch dünnwandigen Tafelgeschirrs (Abb. 6, A2–12). Der auf einigen Stücken wahrnehmbare Dekor aus sehr feinen, parallelen Rillenbündeln (Kammstrich) spricht in seiner Ausprägung zusammen mit den Gefäßprofilen für eine Datierung am ehesten in die Zeitgruppe Hallstatt A2, entsprechend ungefähr der Zeitspanne 1200–1100 v. Chr.
Mitten im heutigen Ortsbereich fand sich im Mai 1957 eine Brandbestattung (B3; Abb. 6B). Neben einem großen Gefäß, das den Leichenbrand barg und mit einer Schale abgedeckt war (Abb. 6B,6–7), gab es noch kleinere Beigefäße (Abb. 6B,1–5,8–9) und weitere Objekte (Abb. 6B,10–12). Der Fund ist in die Zeitgruppe Hallstatt B1 einzuordnen und gehört damit ins 11. Jahrhundert v. Chr.
- Abb. 6: A1: Keramik der Mittelbronzezeit von der Henry-Moisand-Straße (B2); A2–12: Keramik der Spätbronzezeit aus einer Siedlungsgrube im Steinbruchgelände (B1); B1–12: Ausstattung eines Brandgrabes der Spätbronzezeit an der Hans-Zöller-Straße (B3). 1–9 Keramik; 10 Bein; 11 Bronze; 12 Silex. Unterschiedliche Maßstäbe.[Bild: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz]
Im seinerzeitigen Neubaugebiet „An der Klosterheck“ konnte 1980 ein Grubenkomplex mit typischer Keramik der ausgehenden Spätbronzezeit dokumentiert und geborgen werden (B4; Abb. 7,1–6 und 10). Zusätzlich zur Gefäßkeramik fanden sich noch drei tönerne Spinnwirtel und das Bruchstück eines tönernen, zeittypischen Mondidols (Abb. 7,7–9 und 11). [Anm. 14] Das Material ist entsprechend in Hallstatt B2/3 einzuordnen, in etwa 9./8. Jahrhundert v. Chr. [Anm. 15] Bei zwei weiteren Fundstellen mit Keramikauflesungen der jüngeren Spätbronzezeit (Hallstatt B) bestehen keine gesicherten inneren Fundzusammenhänge (B5, B6).
Schließlich verbleibt noch eine kleine Gruppe von Bronzefunden, die im späteren 19. Jahrhundert ungefähr in Höhe von Laubenheim aus dem Rhein gebaggert worden sind (B7). [Anm. 16] Sie können wegen der Ungenauigkeit der jeweiligen Fundortangaben leider nicht mit letzter Gewissheit als Laubenheimer Funde in Anspruch genommen werden. Es handelt sich um ein zierliches Gehänge nicht eindeutiger Zweckbestimmung aus Bronzeringen, einen als Beinschmuck anzusprechenden Bronzering und drei sehr einheitliche Lappenbeilklingen sowie eine Tüllenbeilklinge. Abgesehen von dem nicht sicher datierten Ringgehänge sind die aufgeführten Objekte mehr oder weniger auf eine zeitliche Ebene zu stellen: in die Endphase der jüngeren Spätbronzezeit (Hallstatt B3, späteres 9./8. Jahrhundert v. Chr.). Die Laubenheimer Rheinfunde wären, für sich gesehen, als solche kaum der Rede wert; im übergeordneten Gesamtzusammenhang stellt sich dies schon ganz anders dar: Im Zuge größerer Ausbaggerungen des Rheines vor allem im späten 19. Jahrhundert zeigten sich an mehreren Abschnitten auffallende Häufungen von Altertümerfunden. Besonders herausragend durch Masse und Qualität waren die Flussfunde in Höhe von Weisenau („Laubenheimer Grund“). [Anm. 17] Dabei ergab sich, dass nicht alle vor- und frühgeschichtlichen Epochen beliebig im Fundgut vertreten waren. Und selbst innerhalb der vertretenen Epochen zeichneten sich sowohl chronologische Schwerpunktbildungen ab, als auch Schwerpunkte im Sinne einer Auswahl. Dies verrät, dass es sich bei einer großen Mehrheit vor- und frühgeschichtlicher Flussfunde nicht einfach vordergründig um Verlustfunde handelt. Eine besonders herausragende Stellung unter den Flussfunden nehmen gerade Waffen der Spätbronzezeit ein. Zweifellos handelt es sich um bewusste Versenkungsopfer, „Gaben an die Götter“. Dass der Rhein immerhin in der Römerzeit als personifizierte Gottheit – u. a. auch als Rhenus Pater, Vater Rhein – verehrt wurde, sollte angesichts der landschaftsformenden Kraft des unregulierten Flusses kaum verwundern. [Anm. 18] Mit Sicherheit war der Rhein Bestandteil der geistigen Welt auch schon der vorgeschichtlichen Bewohner des Gebietes. Dies ist wohl auch der Hintergrund des einzigen bislang bekannten und einzeln so kaum auffallenden, mutmaßlich kupferzeitlichen Flussfundes von Laubenheim (s. o. N19) sowie eines vereinzelten Flussfundes der Latènezeit (s. u. Lt12).
Generell bestehen in Rheinhessen vielerorts fließende Übergänge von der ausgehenden Spätbronzezeit in die frühe Eisenzeit. Dies betrifft etwa die Beibehaltung von Siedlungsplätzen. Andererseits sind auch Veränderungen unübersehbar. Beispiel: Obgleich die ältere Eisenzeit (Hallstattzeit, Hallstatt C und D, ca. 750–470 v. Chr.) im regionalen Fundaufkommen die neben der Spätbronzezeit mengenmäßig am stärksten vertretene vorgeschichtliche Epoche darstellt, liegen im Vergleich mit der Spätbronzezeit so gut wie keine Flussfunde vor. [Anm. 19] Die archäologische Quellenlage ist ganz einseitig durch Siedlungsfunde bestimmt.
Dem entspricht auch der Laubenheimer Fundbestand: Von den bislang insgesamt 18 Fundstellen der Hallstattzeit lassen sich 15 auf Siedlungsaktivitäten zurückführen. Es handelt sich typischerweise um Befunde von Siedlungsgruben, also Eintiefungen bei Wohnplätzen wohl in der Erstfunktion von Vorratsgruben und später zur Entsorgung von Siedlungsabfall. Mehr ist von den Wohnplätzen nicht geblieben. Befunde, aus denen konkretere Erkenntnisse zum Erscheinungsbild der Siedlungen im aufgehenden Bereich zu gewinnen wären – etwa eine Vorstellung vom Aussehen der in Fachwerktechniken aufgeführten Baulichkeiten – sind längst vom heutigen Humushorizont verschluckt.
Auffallend ist zunächst die Ansammlung von Fundstellen am nördlichen heutigen Ortsrand im Neubaugebiet beidseits der Henry- Moisand-Straße und am Enggässchen (H3–13). [Anm. 20] Es ist dies am ehesten das zusammenhängende Areal eines größeren Siedlungsplatzes. In Hinblick auf die Ausdehnung allein schon in Nordsüdrichtung über gut 400 m ist aber zu berücksichtigen, dass das Gesamtareal wohl zu keiner Zeit vollständig mit Besiedlung ausgefüllt war. Die große Gesamtfläche ist erfahrungsgemäß darauf zurückzuführen, dass sich der Kernbereich der Besiedlung im Laufe der Zeit nach und nach räumlich fließend verlagert hat. Für den Nachweis einer zeitlichen Differenzierung innerhalb der Gesamtfläche wären allerdings noch erheblich größere Flächenöffnungen und eine detaillierte Dokumentation und vollständige Ausgrabung der Siedlungsgruben erforderlich gewesen, etwa um bei Befundüberschneidungen das Material trennen zu können. Leider war jedoch fast keine der Siedlungsgruben an der Henry-Moisand-Straße Gegenstand einer Plangrabung des Amtes. Insofern sind die Aussagemöglichkeiten sehr begrenzt. Wohl noch in Hallstatt C „spät“ (späteres 7. Jahrhundert v. Chr.) einzuordnen ist z. B. der Fundkomplex H7. Laut Wahrnehmung des Fundmelders handelte es sich um einen einheitlichen, großen Grubenbefund, dem er eine große Menge an Scherbenmaterial entnehmen konnte (Auswahl Abb. 8–9). Bemerkenswert sind Teile eines vollständig rekonstruierbaren Großgefäßes (Vorratsgefäß, Abb. 8,1) und von weiteren Gefäßen dieser Art (z. B. Abb. 9,1).
Weitere Fundstellen der Hallstattzeit liegen südlich abseits des ausgedehnten Siedlungsbereiches an der Henry-Moisand-Straße:
Im seinerzeitigen Neubaugebiet „An der Klosterheck“ fanden sich eng beieinander innerhalb einer Bauausschachtung zwei Siedlungsgruben. Die eine datiert noch in die ausgehende Spätbronzezeit (s. o. zu B4), die andere in die beginnende frühe Eisenzeit (H17, Hallstatt C „früh“, wohl um 700 v. Chr.): wohl Zeugnis der Siedlungskontinuität zwischen beiden Epochen.
Die gleiche Situation könnte auch auf dem Anwesen Am Jungstück 16 vorliegen, wo ebenfalls Funde der ausgehenden Spätbronzezeit und der beginnenden älteren Eisenzeit geborgen wurden (H16; vgl. o. B5).
Weitere Siedlungsfunde stammen schließlich noch von Ausschachtungen auf den Grundstücken Am Jungstück 52–56 (H18). [Anm. 21]
Wie auch sonst in offener rheinhessischer Landschaft sind durch den Verlust zahlreicher Grabhügel Grabfunde dieser Zeit auch auf Laubenheimer Gebiet die Ausnahme.
In einem Fall, einem Fund an der Henry-Moisand-Straße (H4), ist der Befund diesbezüglich nicht eindeutig anzusprechen.
Rudimentär überliefert hat sich viel weiter südlich der Ausschnitt eines Gräberfeldes. Aufgrund der Fundumstände – insbesondere die jeweils nur kleinen, baubedingten Befundausschnitte der beidseits der Hans-Zöller-Straße einander gegenüberliegenden Teilfundstellen (H14, H15) [Anm. 22] – ist kein Nachweis mehr für die Aufschüttung von Grabhügeln zu erbringen, auch wenn dies ursprünglich mit hoher Wahrscheinlichkeit der Fall gewesen sein dürfte. Im kleinen Ausschnitt eines Brunnenschachtes auf dem Anwesen Hans-Zöller-Straße 46 (H14) waren zwei grabbaubedingte Steinpackungen erfasst worden. Davon konnte nur eine geöffnet werden. Neben den Gebeinen des Toten fand sich ein Sortiment an Tongeschirr, das sich generell in Hallstatt C (um 700/7. Jahrhundert v. Chr.) einordnen lässt. Gegenüber dieser Fundstelle fanden sich westlich der Hans-Zöller-Straße auf dem Anwesen Nr. 50 (H15) vier Körperbestattungen mit bronzenem Ringschmuck als alleinige Ausstattung. Der schlichte Ringschmuck in seiner speziellen Art und das Fehlen von Tongeschirr in diesen Gräbern spricht für die Einordnung in einen späten Unterabschnitt von Hallstatt D und damit in das spätere 6. Jahrhundert und die Zeit um 500 v. Chr.
Auch aus dem jüngeren Hauptabschnitt der Eisenzeit (Latènezeit, Latène A–D; ca. 470–20/10 v. Chr.) liegen Zeugnisse vor:
Im Streubereich der hallstättischen Vorbesiedlung am nördlichen Ortsrand wurden auch Siedlungsgruben der frühen Latènezeit (Latène A und B) wahrgenommen (Lt2–8). [Anm. 23] Bemerkenswert ist dabei die Konzentration der latènezeitlichen Fundstellen am südlichen Rand des hallstättischen Siedlungsareals im Bereich zwischen Enggässchen, Henry-Moisand-Straße und Burgunderweg. Allem bisherigen Anschein nach bildet die frühlatènezeitliche Siedeltätigkeit den Abschluss einer kontinuierlichen eisenzeitlichen Besiedlung von der Hallstattzeit bis um 300 v. Chr., die im Laufe der Zeit ihren räumlichen Schwerpunkt stetig von Norden nach Süden verlagerte. Ebenso bemerkenswert ist, dass angesichts der Fundumstände in den latènezeitlichen Siedlungsgruben keine Einmischung von älterem Material wahrnehmbar ist, die Grubeninhalte also einen authentischen Eindruck hinterlassen. Typisch dabei das teils scheibengedrehte, höherwertige Tafelgeschirr mit seiner qualitätvollen, dunklen Hochglanzoberfläche und den einziehenden Randbildungen der schalenartigen Gefäße. Auch der Bereich der rauwandigen Gebrauchsgeschirre ist mit typischen Formen vertreten, die schon einen deutlich fortgeschrittenen typologischen Wandel gegenüber dem hallstättischen Material zeigen.
Abseits des Besiedlungsschwerpunktes am nördlichen Ortsrand ist auf Laubenheimer Boden bisher nur eine weitere Siedlungsgrube, ebenfalls der Frühlatènezeit, im Distrikt „Graul“ am südwestlichen Rand der heutigen Ortsbebauung bekannt (Lt9). [Anm. 24]
Weit nach Norden abgesetzt, im ehemals hallstättischen Siedlungsbereich an der Henry-Moisand-Straße, konnte schließlich noch ein Töpferofen der Latènezeit dokumentiert werden (Lt1). [Anm. 25] Die – leider nicht allzu zahlreiche – aus der verfüllten Brennkammer geborgene Keramik (Abb. 10,3–5) spricht mit ihren weitgehend geradlinig straffen Wandungsprofilen, den im Verhältnis Höhe zu Durchmesser annähernd ausgeglichenen Gefäßproportionen und den kurzen, gedrungenen, kräftig nach innen biegenden Randabschlüssen am ehesten für eine Zeitstellung des Befundes in der ausgehenden Mittellatènezeit (Latène C2, mittleres 2. Jahrhundert v. Chr.) oder beginnenden Spätlatènezeit (Latène D1, spätes 2. Jahrhundert/um 100 v. Chr.). [Anm. 26]
Leider ohne Fundzusammenhang und genauen Fundort innerhalb der Gemarkung sind zwei mit plastischem Dekor im Latènestil gearbeitete, bronzene Halsringe überliefert: ein offener Ring mit Petschaftenden (Lt10; Abb. 10,2) und ein unvollständiger Scheibenhalsring (Lt11; Abb. 10,1). [Anm. 27]Knöchlein 2021, S. 71. Beide Ringe sind wohl ursprünglich als Teile von Totenausstattungen weiblicher Personen der Stufe Latène B im 4. Jahrhundert/ um 300 v. Chr. in den Boden gelangt
Schließlich ist noch ein Flussfund aus dem Rhein zu verzeichnen. Es handelt sich um eine Lanzenspitze (Lt12; Abb. 10,6). Aufgrund von Resten des Schaftholzes in der Tülle ist klar, dass die Waffe funktionsfähig in den Fluss gelangte. Die Blattform und der scharfe Mittelgrat geben sie zweifelsfrei als latènezeitliches Objekt zu erkennen. Am ehesten wird eine Einordnung in die späte Mittellatènezeit (C2) und beginnende Spätlatènezeit (D1) zutreffen (2. Jahrhundert bis um 100 v. Chr.). [Anm. 28]
- Abb. 10: Latènezeit. 1a: Laubenheim (Lt11); 1b: auswärtige, vollständig erhaltene Parallele; 2: Laubenheim (Lt10); 3–5: Henry-Moisand-Straße 35A (Lt1); 6: Aus dem Rhein (Lt12). Unterschiedliche Maßstäbe.[Bild: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz]
Der spärliche bzw. fehlende Bestand an Funden der Spätlatènezeit spricht bis auf weiteres für die Annahme, dass auf Laubenheimer Boden nicht von einer Siedlungskontinuität zur Römerzeit auszugehen ist.
Besonders reichhaltig und breit begegnet auf Laubenheimer Gebiet die Römerzeit (ca. 13 v. Chr.–460 n. Chr.).
Nur der Vollständigkeit halber sei eine Reihe altbekannter Wahrnehmungen im Weisenau-Laubenheimer Grenzbereich erwähnt, darunter auf dem ehemaligen Hofgut der Jungenfelder Aue verbaute Steindenkmäler – wohl eher im Zuge der Antikenliebhaberei seitens der Gutsherren von Mainz herangeschafft als vor Ort dem Boden entstammend (R1–4, 6). [Anm. 29]
Nicht weit nördlich der Gemarkungsgrenze bestand auf Weisenauer Gebiet über wenige Jahrzehnte in der frühen Kaiserzeit ein Truppenlager. Seine Existenz muss in Zusammenhang mit dem Rheinübergang über die Bleiaue ins rechtsrheinische Gebiet gesehen werden. Um das Militärlager entwickelte sich auf dem Plateau westlich des steilen Geländeabfalls zum Rhein hin eine ausgedehnte gewerbliche Zivilsiedlung, überregional als vicus Weisenau bekannt. [Anm. 30] Dort, wo heute der nordöstliche Sektor des Autobahnkleeblattes der A60 liegt, wurde im Grenzbereich von Weisenau und Laubenheim wohl schon im 18. Jahrhundert, spätestens im Verlauf des 19. Jahrhunderts ein größerer Bestattungsplatz mit Brandgräbern der frühen und mittleren Kaiserzeit angeschnitten (R5). Er ist wohl noch auf den einwohnerstarken vicus zu beziehen, wohl kaum schon auf eine ländliche Gutshofansiedlung (villa rustica, „Villa“). Sicher schon auf Laubenheimer Boden gelegen ist der Fundpunkt R7 am Höhenweg dicht vor dem Plateauabbruch zur Rheinniederung. Was sich genau dahinter verbirgt, ist derzeit noch ungewiss. Kein eindeutiges Laubenheimer Besiedlungszeugnis stellt ein Münzfund im aufgeschütteten Erdreich des Dammweges als Sekundärfundort dar (R8).
Konkreter verdichten sich dann die römischen Besiedlungsspuren wieder im Neubaugebiet am nördlichen Laubenheimer Ortsrand im südlichen Kalkofenweg und in gleicher Höhe in der südlichen Henry- Moisand-Straße (R9-13.16). [Anm. 31] Dieser vom Weisenauer vicus schon klar abgesetzte Streubereich signalisiert eher schon den Standort eines Gutshofes und damit den Eintritt in den ländlichen Siedlungsraum. Der beachtliche, im Mai 1997 planmäßig ergrabene und dokumentierte Gebäudeausschnitt auf dem Anwesen Kalkofenweg 6 (R11; Abb. 11) zeigt wohl den kleinen Ausschnitt des Herrenhauses (pars urbana). Für die eindeutige bautypologische Ansprache und Zuordnung zu einem klassischen Grundrisstyp (Portikusbzw. Risalitvilla, Peristylvilla) reicht die Größe des Ausschnittes leider nicht aus. Andererseits dürften sich schon in dieser kleinen Teilfläche verschiedene Bauzustände abbilden. Die ehemals oberirdisch aufgehende Bausubstanz ist restlos ausgebrochen. Von den betreffenden Mauerzügen künden nur noch Fundamentgräben. Vergleichsweise gut erhalten hat sich dagegen ein solide gemauerter Kellerraum mit Laufboden, in dem noch Standlöcher zur Aufstellung von Amphoren wahrnehmbar waren. Vom Fundmaterial her (exemplarisch Abb. 12) könnten die Anfänge der Besiedlung an diesem Ort in augusteische bis claudischneronische Zeit zurückreichen, was sich momentan noch nicht weiter präzisieren lässt. Im Fundmaterial liegt andererseits nichts vor, was ein Andauern der Besiedlung sowohl im Grabungsausschnitt als auch im umgebenden Streubereich über die Zeit kurz nach Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. hinaus belegt. Für die Verfüllung des gemauerten Kellers liefert eine unter Severus Alexander im Zeitraum 222–235 n. Chr. geprägte Münze einen groben terminus post quem. Der jüngste Fundgegenstand vor Ort überhaupt ist eine unter Tetricus I. geprägte Münze des Zeitraumes 270–274 n. Chr., abgesehen vom Streufund einer zeitlich isolierten, kleinen Scherbe spätrömischer Rädchensigillata im Bereich von R10. Möglicherweise verbergen sich hinter den Fundstellen R9, R10, R13 und R16 diesem Gutshof zuzuordnende Bestattungsplätze ausschließlich mit Brandbestattungen entsprechend den Beobachtungen des örtlichen Gewährsmannes.
Weiter nach Süden zu setzt sich andeutungsweise eine erneute Verdichtung von nicht genauer ansprechbaren Lesefundstellen ab, umgrenzt in etwa von Enggässchen, Burgunderweg und südlicher Henry- Moisand-Straße (R14a–k und R15): [Anm. 32] möglicherweise der Niederschlag eines weiteren Gutshofes mit dem Zentrum gut 150 m südlich von R11 (s. o.). Für diesen Bereich gibt es bisher keinen regulär gegrabenen Befund. Auch hier setzt das zeitliche Spektrum der Funde (insbesondere Keramik) in der frühen Kaiserzeit ein; auch hier reicht es bislang nicht über die ausgehende Mittelkaiserzeit nach der Mitte des 3. Jahrhunderts hinaus. Allerdings existiert noch eine Anzahl unrestaurierter und unbestimmter Münzen ohne genaueren inneren Fundkontext.
Auch von anderen Teilen der Gemarkung liegen Zeugnisse römerzeitlicher Besiedlung vor (Abb. 2):
Nur ganz vage bekannt und heute durch Überbauung kaum noch zugänglich lag ein Gräberfeld (R17) im Bereich zwischen der südlichen Begrenzung des Gemeindefriedhofes und den Straßen Am Bornberg und Auf der Hayl. Auf ein Gebiet unmittelbar westlich davon bezieht sich der Geländename „Auf der Burg“. Im älteren Schrifttum kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ist dazu die Rede von angeblich römischem Mauerwerk eines turmartigen Gebäudes und angeblichen Funden römischer Keramik (R18). [Anm. 33] Konkret ist bis heute von dort aber nichts greifbar geblieben. Ein gemauertes „turmartiges“ Gebäude könnte zunächst durchaus auch an ein mittelalterliches Bauwerk von rundem oder viereckigem Grundriss etwa in der Art der Niersteiner Warte [Anm. 34] denken lassen. Anscheinend liegen aber keine schriftlich-historischen Zeugnisse der einstigen Existenz einer mittelalterlichen Wehranlage vor. Auch wenn im Falle von Laubenheim im Moment keine punktgenaue Verortung möglich erscheint, könnte der wenigstens relativ eng umgrenzbare Geländebereich, auch topographisch mit Nierstein gut vergleichbar, ggf. für eine Überwachungsfunktion an einer Altstraße entlang der Plateaukante sprechen. Diese angenommene Altstraße könnte dann zusammen mit dem Burgweg (s. u.) durchaus auf eine römische Straßentrasse zurückgehen. Ob aber der an der Nordgrenze der Bodenheimer Gemarkung entlang der Hangzone verlaufende Burgweg [Anm. 35] ein auf Laubenheimer Boden gelegenes Objekt zum Ziel hatte, ist allein schon von der Entfernung her eher fraglich, da er sich nach dem Übertritt auf Laubenheimer Gebiet rasch verliert.
Apropos Römerstraßen: Der ganz im Süden der Gemarkung und auf Bodenheimer Gebiet begegnende Geländename Hochstraße könnte die Erinnerung an einen in römischer Zeit hier angelegten, Besiedlung aussparenden Verkehrsweg wahren. Ab dem späteren 3. Jahrhundert n. Chr. könnte diese Trasse besondere militärische Bedeutung im Rahmen der Sicherung des nunmehr wieder die Reichsgrenze bildenden „nassen Rheinlimes“ erlangt haben. [Anm. 36]
Doch kann auch für die „Burg“ römische Zeitstellung nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Hier wäre vor allem an den im Grundriss viereckigen Eckrisaliten eines Villenhauptgebäudes zu denken. Die repräsentative Schauseite war dort beidseits von diesen turmartigen Baukörpern flankiert. Typischerweise sind sie besonders massiv haltbar gebaut. Die Nähe des römischen Gräberfeldes R17 kann die Annahme eines römischen Bauwerks unterstreichen, muss dies aber nicht.
Weiter südlich, aber ebenso durchaus ggf. noch auf den Bereich der „Burg“ zu beziehen, wurde 1928 ein spätrömischer Sarkophag geöffnet (R19). [Anm. 37] Er enthielt ein Sortiment von sechs Glasgefäßen (Abb. 13 S. 52), angeblich noch – damals nicht genauer angesprochen – Münzen der konstantinischen Zeit; aufgrund des Glasgeschirrs jedenfalls alles in allem ein Grabkomplex des mittleren 4. Jahrhunderts. Es ist dies der bislang späteste bekannte römerzeitliche Fund auf Laubenheimer Boden.
Von einem Neubaugrundstück an der Nackenheimer Straße in der Rheinaue stammen zwei Münzen der frühen Kaiserzeit (R20) – aufgrund der Fundumstände auch hier (vgl. oben R8) keine authentischen Siedlungszeugnisse.
Zwei weitere indirekte Zeugnisse römerzeitlicher Besiedlung wurden schließlich noch ganz im Süden und südlich außerhalb des Ortsbereiches angetroffen: möglicherweise ein Brandgräberfeld an der Hans-Zöller-Straße am südlichen Ortsausgang (R21) und eine bislang vereinzelte Körperbestattung der frühen Kaiserzeit im Distrikt Ohrlach (R22). [Anm. 38] Hinzu kam jüngst eine noch nicht bestimmte römische Münze vom Kretzerweg in der Rheinaue (R31).
Schließlich verbleiben noch einige Fundvorgänge älterer Zeit, die sich nicht mehr genauer verorten lassen (R23–29); [Anm. 39] gänzlich bedeutungslos für Laubenheim ist ein römischer Sarkophag, ehemals in Laubenheimer Privatbesitz. [Anm. 40]
Eindeutig dem Laubenheimer Rheinabschnitt entstammende Flussfunde römischer Zeit sind bislang nicht belegt.
Trotz einer schon jetzt erfreulich vielfältigen archäologischen Quellenlage für Laubenheim bleibt momentan noch unklar, wann sich die letzten Spuren römischer Besiedlung verlieren und was sich im nach wie vor so dunklen 5. Jahrhundert n. Chr. vor Ort abgespielt haben mag. Wie auch sonst im ländlichen rheinhessischen Siedlungsraum ist es auch hier zwischen Antike und Mittelalter zu einer massiven Verwerfung gekommen. Keine einzige römerzeitliche Fundstelle bildete einen topographischen Anknüpfungspunkt für die nachrömische Zeit.
Im räumlichen Anschluss an Siedlungsgründungen auf Weisenauer, Hechtsheimer und Bodenheimer Gebiet wurde auch auf Laubenheimer Boden ab der Zeit um 500 oder im frühen 6. Jahrhundert mit dem Anbruch der Fränkischen Zeit ein völlig neues Kapitel eröffnet. Dieser ältere Abschnitt der Fränkischen Zeit, die Merowingerzeit (historisch bis 751), ist auf der örtlichen Ebene nur mit archäologischen Quellen zu erhellen, bestenfalls unterstützt von rückblickenden Schlussfolgerungen aus der Zeit der frühen schriftlichen Überlieferung (Karolingerzeit, 751–911/918).
Zunächst muss im heutigen östlichen Grenzbereich von Weisenau und Laubenheim bis ins Spätmittelalter eine Siedlung existiert haben, die unter den Namenvarianten Rudolshausen, Rudolfshusen, Rudolfeshusin in der hoch- und spätmittelalterlichen Überlieferung aufscheint (Abb. 14). Aufgrund ihrer Namensbildung (Personenname „Rudolf“ und Endung -hausen) könnten ihre Anfänge durchaus noch ins 7. Jahrhundert zurückreichen, [Anm. 41] Die genaue Lokalisierung von Rudolshausen ist noch immer problematisch. [Anm. 42] Möglicherweise ist ein im heutigen Steinbruchbereich einstmals gelegenes, nicht genauer lokalisierbares frühmittelalterliches Gräberfeld (Fr1) auf Rudolshausen zu beziehen.
Ein weiteres topographisches Rätsel der fränkischen Zeit ist die in einer für Kloster Fulda ausgestellten Urkunde Karls des Großen ausdrücklich als solche erwähnte, offenbar wirtschaftlich, vielleicht auch in Zusammenhang mit dem Wasserstraßenregal [Anm. 43] und als Fährübergang bedeutsame Rheininsel Lubrichenouuua: „infra alveum Reni“ – also die im Bett des Rheins gelegene – „insula, quae dicitur Lubrichenouuua“. [Anm. 44] Ein Zusammenhang mit einer heutigen Ortsbezeichnung konnte bislang noch nicht eindeutig hergestellt werden. Möglicherweise ist die „Lubrichenaue“ identisch mit jenem südöstlich an die Jungenfelder/ Lothary-Aue anschließenden Teil der heutigen Gemarkung, an dem noch die Bezeichnung „Fürstenberger Aue“ haftet. Aufgrund einer historischen Indizienkette [Anm. 45] – u. a. ein bis ans Ende des Alten Reiches aufrecht erhaltener Status als Reichslehen – wäre denkbar, wenn auch letztlich nicht bewiesen, die „Lubrichenaue“ mit der späteren „Fürstenberger Aue“ zu identifizieren. Infolge der modernen wasserbaulichen Landschaftsveränderungen und Rheinbegradigungen einerseits und andererseits durch natürliches Zusammenwachsen mit den bereits verlandeten Teilen der Bodenheimer Aue ist diese Rheininsel in moderneren Kartenbildern so gut wie nicht auszumachen. Bemerkenswert deutlich tritt sie aber noch als im Grundriss spitzovales Gebilde ganz in der Art anderer Rheininseln von gut 1,8 km Länge und max. 250 m Breite in einer topographischen Karte von 1927 und noch auf einem Luftbild der Nachkriegszeit (Abb. 14) hervor. Sie war demnach von der nordwestlich anschließenden Jungenfelder/ Lothary-Aue durch einen breiten Sund getrennt. [Anm. 46]
Flussfunde fränkischer Zeit (Merowinger- und Karolingerzeit) aus dem Laubenheimer Rheinabschnitt fehlen bislang. Während für die Merowingerzeit ohnehin kaum damit zu rechnen ist, bilden gerade Waffenfunde der Karolingerzeit und des Hochmittelalters überregional wiederum eine mengenmäßig hoch bedeutsame Flussfundgruppe, was immer sich speziell in jenen Epochen auch dahinter verbergen mag. [Anm. 47] Nach einer sehr langen zeitlichen Lücke im Laubenheimer „Rheinarchiv“ seit der Latènezeit liegen dann erst wieder zwei Schwerter des späten Hochmittelalters vor. Sie stehen aber schon weit außerhalb des zeitlichen Rahmens dieser Darstellung und sollen hier nicht weiter erörtert werden. [Anm. 48]
Weiter südlich dann schon näher auf Laubenheim zu fällt die dem alten Prinzip der „Kirche im Dorf “ scheinbar zuwiderlaufende Lage der katholischen Pfarrkirche Mariä Heimsuchung auf: vom spätmittelalterlich- frühneuzeitlichen Ortskern innerhalb der Dorfumwehrung gut 150 m nach Norden und auch höhenmäßig oberhalb der Dorfszenerie abgesetzt (Abb. 19). Dies erinnert an die exponierten Pfarrkirchen beispielsweise von Weisenau und Nackenheim nachweislich jeweils im Bereich eines fränkischen Gräberfeldes; Gleiches wird wohl etwa auch für die Niersteiner Marien-Kilianskirche gelten. [Anm. 49] Speziell für Laubenheim ist inzwischen (s. u.) davon auszugehen, dass der auch hier als Reflex der Merowingerzeit (Bereich/Nähe eines Gräberfeldes) anzusprechende Kirchenstandort auf eine Siedlungsgründung dieser Zeit Bezug nimmt. Sie ist aufgrund allgemeiner regionaler Erfahrungswerte im Gebiet östlich unterhalb anzunehmen. Tatsächlich fand sich, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits vor mehr als 30 Jahren im seinerzeitigen Neubaugebiet an der Henry-Moisand- Straße und am Burgunderweg 150 und 200 m nordöstlich der Kirche Keramik des 7. Jahrhunderts (Fr2; Abb. 16,4.5), bei der es sich am ehesten um die unscheinbare Hinterlassenschaft eines Siedlungsplatzes handeln dürfte. Ein Gräberfeld an dieser Stelle hätte sich unter größerer öffentlicher Wahrnehmung durch zutage geförderte menschliche Gebeine und auffälligere Fundobjekte in ganz anderen Qualitäten und Quantitäten bemerkbar gemacht – zumal zur Zeit des Fundes nicht allzu weit entfernt bei Hechtsheim die Plangrabung eines fränkischen Gräberfeldes unter großer medialer öffentlicher Anteilnahme stattfand. [Anm. 50]Anscheinend ist dieser nachrömische Besiedlungsansatz so sang- und klanglos und schon so früh abgegangen, dass seine einstige Existenz keine historischen Nachrichten oder wenigstens Spuren in den örtlichen Flurnamen zu hinterlassen vermochte.
Der Baubeginn im Neubaugebiet auf dem Hanggelände unterhalb der Kirche im Frühsommer 2013, bis dahin teils Wingert, teils Schulsportplatz, ergab neben älteren Besiedlungszeugnissen u. a. auch den tatsächlichen Nachweis eines Reihengräberfeldes (Fr3; Abb. 15; 16,1–3) hangaufwärts bis dicht unterhalb der Kirche. Leider war eine zusammenhängende Erforschung nicht mehr möglich. Unter den dokumentierten und geborgenen Gräbern sei wenigstens das ins frühe 6. Jahrhundert [Anm. 51] zu datierende Grab 5 summarisch vorgestellt (Abb. 15). Der männliche Tote war in einem für die Aufnahme eines schmalen Holzsarges knapp bemessenen Grabschacht in typisch westöstlicher Ausrichtung mit dem Schädel im Westen beigesetzt worden. Von seiner Ausstattung haben sich einige Metallgegenstände und ein Tongefäß erhalten. Zum oberen Ende des rechten Oberschenkels hin war eine Wurfaxt (Franziska), eine im engeren Sinne typisch fränkische Waffe, auf dem Toten abgelegt worden (Abb. 15,1). In der rechten Beckenschaufel fand sich ein schlecht erhaltener, messerartiger Gegenstand (Abb. 15,2a): eine Frühform des Saxes (Kurzsax); eine einschneidige Stichwaffe, die im Laufe des 6. bis 7./8. Jahrhunderts in Klingenlänge und -breite beträchtlich anwachsen sollte und stets am Leibgürtel getragen wurde. Am linken Oberarm des Toten war die allgegenwärtige Gürteltasche abgelegt worden. Von ihr zeugt noch indirekt eine Häufung von Alltagsgerät: ein Gebrauchsmesser (Abb. 15,4); ein Pfriem und/oder Schlageisen vom Feuerzeug (Abb. 15,6), Querschnitt korrosionsbedingt nicht mehr eindeutig bestimmbar; eine bronzene Pinzette (Abb. 15,5). Vom Leibgürtel selbst ist nichts erhalten geblieben: Vermutlich diente als Schließe eine zeittypisch simple, beschlaglose Ovalschnalle, die restlos vergangen sein konnte, wenn sie aus Eisen und nicht aus beständigerem Buntmetall hergestellt war. Zu Füßen des Toten abgestellt schließlich noch ein Tongefäß (Abb. 15,3): Im Gegensatz zur regionaltypischen, scheibengedrehten, hochentwickelten fränkischen Keramik handelt es sich bei diesem handgefertigten, prähistorisch wirkenden Gefäß um ein ausgesprochenes Fremdobjekt. Seine Anwesenheit erklärt sich am ehesten mit einem persönlichen Bezug des Bestatteten zu Gebieten außerhalb des fränkischen Reiches im nördlichen und nordöstlichen Deutschland. [Anm. 52] Möglicherweise ist auch das Eisengerät Abb. 15,6 aufgrund seiner speziellen Form in diesem Sinne zu bewerten. [Anm. 53]
Der Untergang der hinter diesem Gräberfeld stehenden, spätestens seit dem frühen 6. Jahrhundert existierenden Siedlung hing wohl mit dem allenthalben wahrnehmbaren Prozess einer Siedlungskonzentration in den spät- und nachfränkischen Jahrhunderten zusammen. Von daher kann er letztlich auch positiv als Beitrag zur Herausbildung des historischen Laubenheimer Ortskernes weiter südlich gesehen werden.
Der topographische Bezug des nördlichen Gräberfeldes Fr3 zur Kirche bzw. zu einem darunter anzunehmenden älteren Vorgängerbau und die Körperbestattung der Toten im Reihengräberfeld enthalten eine grundlegende Aussage: Die eigentlichen frühesten, d. h., merowingisch-fränkischen Laubenheimer bewegten sich bereits in einem christlichen Kultursystem gemäß dem Vorbild der Merowingerkönige. Heidnisch-germanische Traditionen spielten schon keine Rolle mehr. Letzteren hätte etwa die Brandbestattung der Toten entsprochen. Sie war zur gleichen Zeit in Gebieten weit nördlich und östlich außerhalb des Frankenreiches der Normalfall der Totenbehandlung und in den Augen der frühen Kirche von stark negativ besetzter, heidnischer Symbolkraft. Die bis ins 8. Jahrhundert nach und nach zurückgehende Beigabensitte sollte diesbezüglich nicht überschätzt werden. Die beigegebenen Objekte, hauptsächlich persönliche Gegenstände (Waffen, Schmuck, Kleidungszubehör etc.) dienten nur noch der Präsentation der Toten vor der Gemeinschaft im Moment der Grablegung.
Unklar bleibt vorerst der Hintergrund des isolierten Oberflächenfundes einer oströmischen Münze des späten 6. Jahrhunderts auf dem Plateau des „Kennelrech“ (Fr4; Abb. 2, linker Rand). Auch eine Ansprache als Sekundärfundort – z. B. abgelagertes Erdmaterial aus einem Gräberfeldbereich auf Laubenheimer Gebiet (s. u. etwa Fr5) oder andernorts – kann theoretisch nicht ausgeschlossen werden.
Unmittelbar südlich außerhalb des vom Verlauf der Dorfumwehrung abgesteckten alten Ortskerns (Abb. 19) wurde beim Ausgreifen der Bebauung über diesen Bereich hinaus wiederholt ein anscheinend recht ausgedehntes fränkisches Gräberfeld erfasst (Fr5; Abb. 17–18). Der Fundort erschließt sich nur mühsam aus knappen, ungenauen, beiläufigen Bemerkungen bei Schumacher und Schnellenkamp. [Anm. 54] Der Bestattungsplatz erstreckte sich auf dem ansteigenden Hanggelände westlich der Hans-Zöller-Straße von der Einmündung Dorfgraben bis zur Einmündung Im Stoßacker. Im Mainzer Landesmuseum werden merowingerzeitliche Grabbeigaben Laubenheimer Herkunft des 6. und 7. Jahrhunderts aufbewahrt. Sie waren 1846, 1853, 1862/63, 1894/95 und 1912 eingeliefert worden. Leider ist der historische Quellenwert des Materials für die Laubenheimer Ortsgeschichte sehr eingeschränkt, da in keinem dieser Fälle der genaue Fundort genannt und damit keine sichere historisch-topographische Zuordnung innerhalb des Laubenheimer Gebietes gegeben ist. Die o. g. knappen Hinweise von Schumacher und Schnellenkamp können ohne letzte Gewissheit dahingehend interpretiert werden, dass diese Altfunde am ehesten aus dem Gräberfeld Fr5 stammen (Abb. 17). Aus dem späteren 6. Jahrhundert und der Zeit um 600 liegen etwa eine regionaltypische, späte bronzene Bügelfibel (Abb. 17,2) und eine bronzene Beschlagschnalle (Abb. 17,4) vor. Dem Zeitraum etwa 610–640 gehören ein bronzener Beschlag und drei bronzene Riemenzungen einer Gürtelgarnitur des frühen vielteiligen Typs an (Abb. 17,11–14). Ins fortgeschrittene 7. Jahrhundert (ca. 640–670) datiert ein wohl noch im Grabzusammenhang überliefertes Ensemble, bestehend aus einer Lanzenspitze (Abb. 17,16), einem verzierten Bronzeniet einer Saxscheide (Abb. 17,15), einem einzelnen bronzenen Armreif (Abb. 17,5) und einem Tongefäß, einem typischen kleinen Knickwandtopf (Abb. 17,10). Im April 1979 schließlich fand sich noch ein leider schon altgestörtes, beigabenloses Steinkistengrab wohl bereits der Zeit um 700 (Abb. 18). [Anm. 55]
- Abb. 17: Fränkische Zeit. Gräberfeld am westlichen Ortsrand (Fr5). Nr. 1, 2, 4, 5, 7, 8, 9, 11–15 Buntmetall; 6 Glas; 3, 16 Eisen; 10 Keramik. Unterschiedliche Maßstäbe.[Bild: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz]
- Abb. 18: Fränkische Zeit. Gräberfeld am westlichen Ortsrand (Fr5). Steinkistengrab von 1979. Links: Befund mit noch aufliegenden, verschobenen Steinplatten. Rechts: Befund nach Abbau der Deckplatten und Freilegung der Bestattung. Deutlich erkennbar die gestörte Lage der Knochen im Bereich der unteren Extremitäten.[Bild: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz]
Entsprechend dem grundsätzlichen, sich immer wieder vielerorts in Rheinhessen bestätigenden Zusammenhang von Reihengräberfeldern und den Siedlungskernen der alten Orte mit den patronymischen auf „-heim“ endenden Namen ist die zum Gräberfeld Fr5 gehörende Siedlung nicht allzu weit östlich unterhalb davon anzunehmen (Abb. 19). Nur etwa 100 m nordöstlich des Gräberfeldes lag der für die Laubenheimer Ortsgeschichte im Verlauf des Mittelalters und in der älteren Neuzeit bedeutsame Marienhofkomplex. Von dort aus ließ das Mainzer Liebfrauenstift seinen umfangreichen Laubenheimer Besitz verwalten, der sich bis ins frühere 12. Jahrhundert zurückverfolgen lässt und letztlich wohl auf alten Besitz der Mainzer Kirche zurückgeht. [Anm. 56] Dieser könnte ohne Weiteres in fränkische Zeit zurückreichen. Ob der fränkische Siedlungskern schon unmittelbar im Bereich des altehrwürdigen Marienhofes lag, ist mangels archäologischer Aufschlüsse dort noch nicht direkt zu belegen, aber entsprechend allgemeinen Erfahrungswerten (s. o.) doch die wahrscheinlichste Annahme. Alternativ wäre noch vorstellbar, dass die fränkische Gründungssiedlung des 6. Jahrhunderts unmittelbar östlich des Reihengräberfeldes lag und sich im Laufe der Zeit nach und nach in den heutigen Bereich des Marienhofes verlagerte. Eines klang oben schon an und ist deutlich geworden:
Nicht die vorgeschichtlichen, nicht die römerzeitlichen Bewohner der Gemarkung, sondern die Toten in den Reihengräberfeldern sind im ganz allgemeinen Sinne die ältesten Vorfahren der Dorfbevölkerung.
Vielleicht ist es kein Zufall, dass der von der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Dorfumwehrung eingeschlossene Bereich (Abb. 19, hellrötliche Signatur) sozusagen vermittelnd zwischen beiden bislang wahrnehmbaren fränkischen Besiedlungsansätzen (Fr2/Fr3 im Norden, Fr5/ Marienhof im Süden) seine endgültige Festlegung erhielt. Die ältesten urkundlichen Erwähnungen der Karolingerzeit, wie auch die Ersterwähnung Laubenheims zum 3. Mai 773 in der Form Nubenheim vermitteln keinen konkreteren Eindruck insbesondere der Siedlungstopographie. Archäologie und historische Rückschreibungen [Anm. 57] klaffen hier noch weit auseinander. Wie etwa auch im südlich anschließenden Bodenheimer Gebiet war zu jener frühen Zeit der Weinbau jedenfalls schon von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. [Anm. 58] Auch dies setzt einen schon länger zurückreichenden Vorlauf an Siedlungsgeschichte voraus.
1.2.Literaturverzeichnis
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Anmerkungen:
- Vorliegender Beitrag ist ein Auszug der Publikation des Verfassers: Knöchlein 2021; ebd. S. 2–9 eine naturräumlich-topographische Darstellung der Gemarkung. Zurück
- S.o. Zurück
- Diese Fundstellen sind im folgenden Text und in den Abbildungen durch Kenn- buchstaben der Zeitabschnitte und Ziffern bezeichnet. Die Kennbuchstaben bedeu- ten: N = Neolithikum/Jungsteinzeit (5500–2300 v. Chr.); B = Bronzezeit (2300–750 v. Chr.; H = Hallstattzeit (750– 470 v. Chr.); Lt= Latènezeit (470–13 v. Chr.); R = Römerzeit (13 v.–460 n. Chr.); Fr = Fränkische Zeit (Merowinger-, Karo- lingerzeit; 460/500–911/918 n. Chr.); U = Zeitstellung unbekannt. Knöchlein 63–81. Zurück
- Decker 1988, S. 14–20, Terberger 2003, S. 70f, Wild 2012 S. 70ff. Zurück
- Knöchlein 2021 S.10–39; 63–71. Zurück
- Die Rahmendaten variieren etwas zwi- schen den Darstellungen: z. B. Zimmer- mann u. a. 2006, S. 162ff.: 5500–4950 v. Chr.; Heide 2003, S. 75: 5600/5500– 5000/4900 v. Chr. Zurück
- Benannt nach dem Fundort in der Gewann Hinkelstein, Gemarkung Monsheim im Alzey-Wormser Landkreis, wo im Jahr 1866 Gräber mit einschlägigen Beigaben zum Vorschein gekommen waren. Zurück
- Nachtrag zu Knöchlein 2021, S. 66. Zurück
- Zápotocký 1992, S. 91ff. Taf. 65–82. Zurück
- Knöchlein 2021, S. 18–20. Zurück
- N21, Nachtrag zu Knöchlein 2021, S. 66l. Zurück
- Pinsker 1993, exemplarisch etwa Taf. 1,11.13; 2,44–46. Zurück
- Sperber 1987, S. 322 Nr. 313.a; Decker 1988, S. 16 m. Abb.; Knöchlein 2021, S. 22f. Abb. 12; 66. Zurück
- Exemplarisch: Anastasiu; Bachmann 1991, S. 41-49; 61f. Taf. 29–56. Zurück
- Vgl. exemplarisch die einschlägige Gefäß- keramik aus Grabzusammenhängen etwa bei: Kolling 1968, S. 89f. mit Abb. 27f. zu den Zeitgruppen 7 und 8; Taf. 20,7–17, vor allem 10–14.17 zu Ballern-Rech Grab C33; Taf. 31,6–18, vor allem 16.17 zu Altheim-Langhügel IV, Grab 1.– Aktuelle chronologische Einordnungen in Hallstatt B3 bei Sperber 1987, S. 323 Nr. 352 und 356. Zurück
- Knöchlein 2021, S. 67; Wegner 1976, S. 100ff. Zurück
- Knöchlein 2021, S. 10 Anm. 24. Zurück
- Zuletzt: Wiegels 2016. Zurück
- Wegner 1976, S. 34f. Zurück
- Knöchlein 2021, S. 67–69. Zurück
- Knöchlein 2021, S. 69. Zurück
- Decker 1988, S.18f. m. Abb.; Knöchlein 2021, S. 69. Zurück
- Ebd., 70f. Zurück
- Ebd.; 71. Zurück
- Ebd. 70. Zurück
- Exemplarisch: Stümpel 1991, S. 5 Abb. 5,6; 6 Abb. 8,12.13; 7 Abb. 9E,1; 31 Abb. 4A,11; 34 Abb. 7,6.7 zu Grab 1; 53 Abb. 11H; 72 Abb. 5 oben,1; 81 Abb. 7,6; 124 Abb. 1,10. Zurück
- Zurück
- Ebd.; Sievers 2010, S. 23ff. Abb. 8.10. Zurück
- Kurz 1988, S. 21–27; Knöchlein 2021, S. 72f. Ergänzender Kommentar Gebhard Kurz: „Das Hofgut Lothary-Aue (ehem. Jungenfelder Aue) wurde leider trotz Hinweis von Ortshistorikern auf dort vorhandene bzw. vermutete archäologische Denkmäler Mitte der 1990er Jahre abgerissen und eingeebnet, ohne dass denkmalpflegerische Sicherungsmaßnahmen ergriffen wurden. Soweit dort befindliche Denkmäler nicht schon zuvor ins MLM gelangt waren, sind sie also wahrscheinlich verloren.“ Zurück
- Heinzel 1971, S. 165–172 Abb. 1.; Witteyer 1995, S. 273–288; Plan Beilage 2. 2007, S. 17–19; 209–220; 241. Zurück
- Knöchlein 2021, S. 74f.; 76. Zurück
- Kurz 1988, S. 75f. Zurück
- Kurz 1988, S. 22f.; Knöchlein 2021, S. 76f. Zurück
- Krienke 2011, S. 190 Abb. 449. Zurück
- Zernecke 1991, S. 110 zu Kat.Nr. 155. Zurück
- Kurz 1988, S. 29f.; Marschall 200, S. 84: Hohe Straße. – J. Heinzelmann 2005, S. 7–48; vor allem S. 14f. und speziell S. 28–31 zu Laubenheim. Zurück
- Kurz 1988, S. 26; Knöchlein 2021, S. 77. Zurück
- Kurz 1988, S. 26f. m. Abb.; Knöchlein 2021, S. 77. Zurück
- Kurz 1988, S. 23, 25, 27; Knöchlein 2021, S. 78. – Hinweis G. Kurz speziell zu Lau- benheimer Chronik 1988, S. 23: (Capito) „argentarius“ ist mit „Silberschmied“ übersetzt; richtig: „Geldwechsler“; Knöch- lein 2021, S. 78 zu R23. Zurück
- Kurz 1988, S. 32 (Anm. 37 zu S. 27); Knöchlein 78 (R30). Zurück
- Jochum-Godglück 2003, S. 256ff., vor allem 270f. Zurück
- Knöchlein 49–52 und die ebd. zitierte Literatur. Zurück
- Staab 1975 S. 106ff. Zurück
- Staab 1988, S.41; 46. Zurück
- Ebd. Zurück
- Frdl. Hinweis Gebhard Kurz: „Der ehema- lige Rheinarm ist noch im Bereich vom ehemaligen Strandbad bis zur Lothary- Aue erkennbar. Bis mindesten 1945 war in Höhe des inzwischen abgerissenen Her- renhauses ein Teich, auf dem man zur Zeit des Ausflugslokals mit einem Nachen fahren konnte.“ – Was es mit dem Eintrag Marckhof der sog. Rheinkarte von 1794 etwa im Bereich der Südspitze auf sich hat, konnte hier nicht geklärt werden. Zurück
- Torbrügge 1970/71, 1–146; vor allem 111ff.; Wegner 1976, S. 40. Zurück
- „Rhein bei Laubenheim“: zweischneidiges Schwert des späten Hochmittelalters. MLM Inv.Nr. 27.09.1902. Westd. Zeitschr. 22, 1903, Sonderabdruck Mainz 13 Taf. 7,3. – „Rhein bei Laubenheim“: zwei- schneidiges Schwert des späten Hochmit- telalters. MLM Inv.Nr. 27.10.1903. Westd. Zeitschr. 23, 1904, Sonderabdruck Mainz 17: „Das stattliche Fundstück ist im gan- zen sehr gut erhalten, nur die Marke der Waffenfabrik fehlt, sie ist aller Wahr- scheinlichkeit nach durch Abplatzen eines Theils der oxydierten Oberfläche in Ver- lust gerathen. Die Waffe misst 1,03 m. Der Griff allein ist 17,5 cm lang, die Breite der Parierstange ist 16,5 cm. Der Knauf hat die Form einer dicken kreisrunden Scheibe.“ Zurück
- Knöchlein 2008, 9.13 zu Fr2. Zurück
- Ortsarchiv Mainzer Amt, Fundmeldenr. 83-081: Presseberichte. Zurück
- Zeitliche Ordnung des merowingerzeitli- chen Fundstoffes (spätes 5.–8. Jahrhun- dert n. Chr.) in den Arbeiten von Ament und Wieczorek: 1987, S. 356ff; 456–458 zur relativchronologischen Zeitstufe AM II früh nach Ament, entsprechend A2–A3 nach Wieczorek. Zurück
- Ders. 1989 S, 11ff., vor allem 36–52 Abb. 5–9; Gross 1999, S. 91–112. Zurück
- Koch 2011, S. 108 zu Abschnitt 6.2. Zurück
- Knöchlein 2021, S. 58–62 und 79–81 zu Fr5. Zurück
- Kurz 1988, S. 28 m. Abb. – Knöchlein 2021, S. 80. – Dieser Spoliensarkophag wurde wieder zusammengesetzt und zunächst in der Laubenheimer Ortsverwaltung aufbewahrt; er gelangte dann in das Weisenauer Heimatmuseum (Schillerschule); s. Geschichts- und Brauchtumsverein Mainz-Weisenau: Geschichte in Weisenau. Ein Führer durch unser Museum. Mainz-Weisenau 1998, S. 3 Abb.; 9 Abb. Exponat 6. Zurück
- Staab 1988, S. 41, 53f., 63. Zurück
- Vgl. prinzipiell etwa: Laufs 1973, S. 35–47. Zurück
- Staab 1988, S. 38ff. Ders. 2003. Zurück