Rheinhessen

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Karte 65 ‘Hosenträger’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 258. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Hosenträger

Das Kartenbild dominiert Hosenträger (dialektal Hosseträjer u. ä.). Einmal ist Träger (dialektal Träer) belegt. Das Wort Hose, seit dem 9. Jh. überliefert, be­zeichnete zuerst eine Art Strümpfe, die bis zum Knie reichten und an der ei­gentlichen Unterleib und Oberschenkel bedeckenden Hose befestigt waren. Dieser obere Kleidungsteil hat die Bezeichnung Bruch (Femininum), althochdeutsch bruoh. In zahlreichen moselfränkischen Ortsdialekten wird noch heute der Strumpf Hose genannt. (Die Hose hingegen heißt dort Buxe.) Im 16. Jh. ging der Ausdruck Hose auf das ganze den Unterkörper bedeckende Kleidungs­stück über.

Die sprachhistorische Grundlage von Hose ist unklar. Vielleicht ist von der Wurzel indogermanisch *(s)keu- ‘bedecken’ auszugehen. Damit wäre das Wort mit Haut verwandt. Das Substantiv Träger ist vom Verb tragen abgeleitet, das auf germanisch *draga- ‘schleppen’ zurückführt. Weiteres lässt sich nicht ermit­teln. Das Motiv für die Zusammensetzung von Hose plus Träger ist transpa­rent: Der Hosenträger ist das Kleidungszubehör, das das Beinkleid trägt, hält, damit es nicht hinunterrutscht.

Fast nur auf die Saarpfalz ist die Bezeichnung Galgen (dialektal Galljer u. ä.) beschränkt. Das Wortareal setzt sich westlich und nördlich bis in den Saargau und in die Südwesteifel fort. Der Ausdruck kommt so gut wie durchgehend im Plural vor. Das hängt wahrscheinlich mit den paarweise an­geordneten Brustbändern des Kleidungszubehörs zusammen; vgl. auch die verbreitete Pluralbildung die Hosen für das Beinkleid (auf Grund der beiden Hosenbeine) und das meistens im Plural verwendete standardsprachliche Hosenträger. Neuhochdeutsch Galgen ‘Gerüst zur Hinrichtung durch den Strang’ geht auf gleichbedeutend germanisch *galgōn zurück. Ursprünglich wurde mit dem Wort ein biegsamer Stamm bezeichnet, mit dem der Delinquent in die Luft geschleudert wurde. Für die Bedeutungsübertragung von Galgen ‘Vorrich­tung zum Henken’ zu ‘Hosenträger’ war möglicherweise die Form des Klei­dungszubehörs mit der charakteristischen Anordnung der Bänder und/oder seine Funktion als „Aufhänge“-Vorrichtung für die Hose motivgebend.

Einmal ist Hosenbändel (dialektal Hossebännel) vertreten. Das Grundwort ist die mit ‑el-Suffix gebildete Verkleinerung von Band (aus germanisch *banda‑) ‘flexibler, schmaler Streifen aus Stoff o. ä. Material’. Mit ‑bändel wird auf die elastischen Bän­der des Hosenträgers verwiesen.

Ebenfalls einmal ist dialektal Schnellschisser belegt. Bei dem Kompositum handelt es sich wahrscheinlich um eine scherzhafte Bezeichnung. Die Form lässt sich nicht eindeutig herleiten.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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