Rheinhessen

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Karte 41 ‘Hühnerauge’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 178. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Hühnerauge

Die runde, erhabene, durch permanenten Druck entstehende Hornhautverdi­ckung an der Zehe erinnert an ein Vogelauge. Das spiegelt nicht nur die Be­zeichnung Hühnerauge, die sich sowohl in der Standardsprache als auch in den Dialekten findet, wider, sondern auch die anderen Dialektbezeichnungen im Kartengebiet. Die Sichtweise auf die Sache und die Benennung sind da­bei durchaus differenziert. Bei Hühnerauge (dialektal Hihnerääch u. ä.) und Hünkel(s)auge (dialektal Hinkelaag, Hinkelsau u. ä.) wird Ähnlichkeit mit dem Auge eines (weiblichen) Huhns ausgedrückt. Hünkel ist die in den Dialekten Rheinhessens und der Pfalz übliche Bezeichnung für die Henne. Das Wort entstand aus dem Diminutiv althochdeutsch huoni(n)klīn ‘Hühnchen’ (zu althochdeutsch huon ‘Huhn’). Der Ausdruck Huhn gehört etymologisch zu Hahn und bedeutet ‘die zum Hahn Gehörige’ (vgl. Karte 28.).

Bei Krähenauge (dialektal Kränau u. ä.) sowie Atzelauge (dialektal Atzelaag u. ä.) wird jeweils Bezug auf das Auge eines wildlebenden Vogels genommen. Krähe, das im Althochdeutschen in vielen Varianten vorkommt, z. B. krāia, krāwa, ist ein Nomen Agentis zu dem Verb krähen, dessen germanischer Vorläufer die Bedeutung ’krächzen’ trägt. Krähe ist also ursprünglich die ‘Krächzerin’. Atzel ist das in den Dialekten des Untersuchungsareals indigene Wort für ‘Elster’. Auch dieses kommt im Althochdeutschen in verschiedenen Varianten vor. Neuhochdeutsch Elster hat sich aus althochdeutsch agalstra entwickelt. Dem Dialektausdruck Atzel hingegen liegt die Variante althochdeutsch agazza, genauer: die Diminutivform agazzala zugrunde. Die Herkunft des Wortes ist nicht geklärt.

Warze bezeichnet heute in der Standardsprache und auch in den Dia­lekten des Untersuchungsgebietes eine meist gutartige Geschwulst der Haut. In früheren Zeiten wurde das Wort, dessen Herkunft im übrigen ungewiss ist, auf verschiedene Krankheitsbilder mit Hauterhöhungen und ‑ausschlägen bezogen, so z. B. auf die Blatter, die Krätze und auch auf das Hühnerauge. Offensichtlich ist in manchen Dialekten der alte Sinn erhalten geblieben.

Bei dem Beleg Krähenfuß handelt es sich wahrscheinlich um eine Fehlleistung der Gewährsperson. Das Kompositum mit dem Grundwortfuß ergibt in diesem sachlichen Zusammenhang keinen Sinn. Das Pfälzische Wörterbuch (IV, 527) verzeichnet nur Krähenaugenfuß und meint damit einen ‘Fuß mit schmerzhaften Hornhautbildungen’.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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