Rheinhessen

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Karte 36.1 ‘Flügel (eines Vogels)’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 160. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Flügel (eines Vogels)

Im größten Teil des Untersuchungsraums wird der zum Fliegen dienende Körperteil eines Vogels mit dem Wort Flügel bezeichnet. Die dialektalen Ausdrücke lassen sich unter lautlichem Aspekt in drei Kategorien einteilen, die zudem eine spezifische Arealverteilung aufweisen. In Rheinhessen und in der Nordpfalz ist Fliil mit Ausfall von ‑g- vertreten. Um Ludwigshafen kommt Fliggel vor, und in den übrigen Teilen der Pfalz ist Flichel mit der Entwicklung von ‑g- zum Reibelaut ‑ch- belegt. Der gerundete Stammvokalü- ist überall regelhaft zu ‑i- entrundet. Innerhalb der einzelnen Kategorien gibt es leichte lautliche Abwandlungen, also z. B. Flischel im drittgenannten Fall.

Das Wort Flügel, seit dem 13. Jh. bezeugt, ist eine Instrumentalbildung zu dem Verb fliegen, also eigentlich als ‘Mittel zum Fliegen’ zu verstehen (vgl. auch Zügel zu ziehen). Das Verb lässt sich über althochdeutsch fliogan, germanisch *fleuga- beide ‘fliegen’ auf die Wurzel indogermanisch *pleu- zurückführen, die, se­mantisch nicht spezialisiert, ‘fließen, schwimmen, gießen, fliegen, flattern’ bedeutet.

Die Ausdrücke Flitt, Flittich und Flitsch gehören etymologisch zu­sammen, wobei Flitsch aus Flittich gekürzt zu sein scheint. Das (veraltete) standardsprachliche Wort Fittich fügt sich in diese Reihe ebenfalls ein. Auch die historischen Vorläufer der eben angeführten Formen sind zahlreich und als mittelhochdeutsch vetach, vetech, vetich, vitech, vitich, vletach usw. belegt. Es besteht wohl sprachliche Verwandtschaft mit Feder, das auf die Wurzel indogermanisch *pet- ‘fliegen’ zurückführt.

Schwinger ist eine Instrumentalbildung zu dem Verb schwingen. Dieses ist seit dem 8. Jh. bezeugt. Es hat als mittelhochdeutsch swingen auch die Bedeutung ‘fliegen’. Die Herkunft des Wortes ist unsicher.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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