Worms in Rheinhessen

6. Die lokale, regionale und internationale wirtschaftliche Lage 1920–1922

Die in Kapitel 3.3 beschriebenen wirtschaftlichen Entwicklungen verschärften sich in den Folgejahren erheblich.[Anm. 1] Die Ernährungslage war so schlecht, dass im März 1919 sogar die 10. französische Armee in Mainz und Worms Lebensmittel an 170.000 Personen verteilen ließ.[Anm. 2] Die Mainzer Handelskammer berichtete für das Jahr 1920 weiterhin von Zwangsbewirtschaftung der Lebensmittel und Kohlen, der erschwerten Ein- und Ausfuhr fast aller Waren zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet sowie von komplizierten Zollbestimmungen. Außerdem kritisierte die Kammer die geplante Einführung der Reichseinkommenssteuer massiv, da sie die Bürger finanziell weiter einschränke und sie daran hindere, Ersparnisse zu bilden.[Anm. 3]

6.1 Soziale Unruhen in Worms

Dass die Verhältnisse nicht ohne soziale Folgen bleiben konnten, zeigten die Unruhen und Ausschreitungen, die sich in Worms im Sommer 1920 ereigneten. Den Auftakt zu einer ganzen Serie von Gewaltakten bildeten am 14. Juni 1920 Unruhen auf dem Wormser Wochenmarkt wegen überhöhter Preise für Kirschen.[Anm. 4] Die Obsthändler, die nicht bereit waren, ihre Preise zu senken, wurden mit Droh- und Schmährufen bedacht und von der empörten Menge eingekreist. Am 30. Juni bzw. 1. Juli 1920 kam es zu massiven Ausschreitungen, in deren Verlauf durch Plünderungen von Geschäften in der Wormser Innenstadt ein Gesamtschaden von 900.000 Mark entstand.[Anm. 5] In den Polizeiberichten ist von zertrümmerten Fensterscheiben und Ladenmobiliar die Rede. In der Tabakhandlung Gregori sei im gesamten Ladenlokal praktisch nichts mehr unbeschädigt gewesen. Ausgeführt wurden die Zerstörungen und Plünderungen offensichtlich durch „junge Burschen“, die aber von ca. 2.000 „Zuschauern“ begleitet wurden.

Bei der Rekonstruktion der Vorfälle anhand der umfangreichen Polizeiakten drängt sich der Verdacht auf, dass die Ordnungskräfte vorher gewarnt worden waren und bei umsichtigem Handeln manche Vorfälle hätten verhindern werden können. Dieser Verdacht erhärtet sich durch Briefe von Geschädigten an die Stadtverwaltung, in denen behauptet wurde, dass sowohl die Stadt als auch die Besatzungsbehörde über das Bevorstehende unterrichtet gewesen seien. Letztere, so der Vorwurf, sei auch zum Handeln bereit gewesen. Aus einem Polizeibericht vom 5. Juli 1920 wird ersichtlich, dass den Ordnungskräften für den 30. Juni eine Protestversammlung gegen die Teuerung unter Führung der örtlichen USPD angekündigt wurde. Oberbürgermeister Köhler[Anm. 6] war während der Ereignisse nicht in Worms und die verbliebene Stadtspitze mit den beiden Bürgermeistern Metzler und Wevers[Anm. 7], dem Beigeordneten Rahn, dem späteren Oberbürgermeister,[Anm. 8] und Kreisamtmann Heyne wurde von der Polizeiverwaltung unterrichtet. Aber der Protestzug von mehreren hundert teils gewalttätigen Personen hatte Polizei und Verwaltung total überfordert. Einerseits ging es um Kompetenzstreitigkeiten hinsichtlich der Befehlsgewalt zwischen Stadt, Polizei und Kreisamt, andererseits um die Frage, ob die Besatzungsbehörde zur Wiederherstellung der Ordnung zu Hilfe zu rufen sei. Dazu war sie ja aufgrund Artikel 13 des Rheinlandabkommens ermächtigt.

Bekanntmachung des Kreisamts Worms und des Oberbürgermeisters der Stadt Worms vom 1. Juli 1920[Bild: StadtA Wo Abt. 5 Nr. 3165]

Gerold Bönnen vermutet, dass man aus psychologischen Gründen von der Einbeziehung der Besatzungstruppen absah. Auch gab es für solche Fälle eine Anweisung des Innenministeriums, von der Hinzuziehung der Besatzungsmacht möglichst keinen Gebrauch zu machen. Am 1. Juli 1920 wurde von der Verwaltung eine Bekanntmachung in der Stadt angeschlagen, die die dringende Aufforderung an die Bevölkerung enthielt, zu Ruhe und Ordnung zurückzukehren. Außerdem wurde dort festgestellt: „Die Polizei hat eingegriffen und später auch die französische Besatzungsbehörde.“[Anm. 9]

Ganz abseits der Geschehnisse standen die Franzosen nicht, denn am 1. Juli sandte die Stadtverwaltung einen Kurzbericht über die Vorkommnisse an den französischen Kreisdelegierten Romien. Einige der Aufrührer wurden daraufhin ausgewiesen. Ob eine Beteiligung der französischen Besatzungstruppen vorlag oder nicht, ist nicht gänzlich nachzuweisen. Die Ereignisse selbst hatten ein Nachspiel in Form mehrerer Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung ab dem 7. Juli 1920. Bei der internen Aufarbeitung der Ereignisse ging es Bürgermeister Wevers und der übrigen Stadtspitze einerseits darum, die Bevölkerung zu beruhigen, andererseits ihr gegenüber das Gesicht zu wahren und die offensichtlichen Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Behörden – und mithin die teilweise Handlungsunfähigkeit der städtischen Polizei – öffentlich nicht zum Thema zu machen. Der sozialdemokratische Beigeordnete Albert Schulte[Anm. 10] mahnte jedoch für die Zukunft an, dass man auf eine bessere Organisation der Verwaltung hinarbeiten müsse.

6.2 Regionale Auswirkungen des Kampfs um die Reparationen

Die ungelöste Reparationsfrage hatte Rückwirkungen auf Worms. Laut Versailler Vertrag sollte der Wiedergutmachungsausschuss bis zum 1. Mai 1921 die genaue Schadenssumme ermitteln. Auf der Londoner Schuldenkonferenz Anfang März 1921 forderten die Alliierten schließlich 226 Milliarden Goldmark von Deutschland.[Anm. 11] Da das Deutsche Reich ablehnte, diese Summe zu akzeptieren, besetzten die Alliierten am 8. März Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort und lösten das schon vorher besetzte Gebiet einschließlich Rheinhessens aus dem Zollgebiet des Deutschen Reiches heraus. Obwohl die Alliierten im „Londoner Ultimatum“ vom 5. Mai 1921 nach erneuten Berechnungen Reparationsforderungen von nunmehr 132 Milliarden Goldmark stellten und die neue deutsche Regierung unter Reichskanzler Wirth diese annahmen, blieb die neu errichtete rheinische Zolllinie bestehen.

Unterstellung der Zollverwaltung unter die Kontrolle der Rheinlandkommission[Bild: dilibri Rheinland-Pfalz (www.dilibri.de) [CC BY-NC-SA 3.0]]

Nachdem die deutsche Zollverwaltung in den besetzten Gebieten der Rheinlandkommission unterstellt worden war, unterlagen die über die Westgrenze des deutschen Reiches ein- und ausgeführten Waren zwar den deutschen Zolltarifen, die Einkünfte mussten aber an die Alliierten abgeführt werden.[Anm. 12] Für Importe ins besetzte Gebiet war eine „Zollabgabe“ von 25 % des deutschen Zolltarifs zu zahlen. Umgekehrt kosteten Exporte aus dem besetzten Gebiet einen Ausfuhrzoll, der dem entsprechenden deutschen Zolltarif entsprach.[Anm. 13] Bis zur Aufhebung der Sanktionen am 30. September 1921 wurden seitens der Rheinhessischen Handelskammern Bingen, Mainz und Worms Klagen über die „rheinische Zolllinie“ geführt: Die „durch nichts gerechtfertigte Abschnürung des besetzten Gebiet von dem unbesetzten Deutschland“ habe das ständige Abflauen des Geschäftslebens, das Nachlassen der Nachfrage, die Streichung von Aufträgen, die Entlassung von Arbeitern und somit die Schwächung der Steuerkraft des gesamten Rheinlandes zur Folge.[Anm. 14] Besonders die Geschäfte des Weinhandels wurden u.a. durch die Erhöhung des Flaschenzolls nachhaltig geschädigt, sodass in der 134. Sitzung des Reichstags am 27. September 1921 der hessische Abgeordnete Johann Becker[Anm. 15] die Probleme der Ausfuhrzölle für die rheinhessischen Weine ansprach.[Anm. 16] Diese an der Rheinzolllinie des Jahres 1921 spürbaren Sanktionen ordneten sich international ein in das Ringen Frankreichs und Deutschlands um die Durchsetzung bzw. Nichterfüllung der wirtschaftlichen Bestimmungen des Versailler Vertrags. Mit anderen Worten ging es von 1920 bis zur Ruhrbesetzung 1923 um nichts weniger als um einen „kalten Krieg“ zwischen Deutschland und Frankreich.[Anm. 17]

Im Zentrum stand dabei das Reparationsproblem: Frankreich benötigte zum Wiederaufbau seiner kriegszerstörten Gebiete und zu seiner wirtschaftlichen Genesung unbedingt die deutschen Reparationszahlungen. In Deutschland sah man Frankreich nicht als Opfer, dem man Wiedergutmachung schuldete, sondern als Erpresser, gegen den man Widerstand leisten musste. Auf französischer Seite gab es, was die Beziehung zu Deutschland betraf, zwei politische Positionen: die gemäßigte, des auf Ausgleich bedachten von Januar 1921 bis Januar 1922 amtierenden Außen- und Premierministers Aristide Briand (1862-1932)[Anm. 18] und die des Lothringers Raymond Poincaré (1860-1934), der anschließend bis Juni 1924 die gleichen Ämter innehatte.[Anm. 19] Die Regierung Briand hatte im Oktober 1921 mit Deutschland das Wiesbadener Abkommen geschlossen, das es ihm erlaubte, anstelle von Barzahlungen die Reparationen in Form umfangreicher Sachlieferungen abzuleisten. Da Briand im Gegensatz zum „Nationalen Block“ Poincarés die Reparationslast Deutschlands reduzieren wollte, sah er sich durch innenpolitischen Druck zum Rücktritt gezwungen. Poincaré war hingegen ein Verfechter der strengen Durchsetzung des Versailler Vertrags, besonders da England und die USA sich nicht mehr dahingehend engagierten. Die Ausbeutung der wieder an Frankreich zurückgegangenen lothringischen Eisenerzlager konnte wegen zu geringer deutscher Kohlelieferungen nicht effektiv genug erfolgen. Zusätzlich verlangte Reichskanzler Wirth im Juli 1922 den weiteren Aufschub der deutschen Reparationszahlungen. Poincaré forderte daraufhin im August 1922 die Übergabe der staatseigenen deutschen Kohlezechen als Pfand. Bis Ende des Jahres 1922 verfestigte sich der französische Plan der Besetzung des Ruhrgebiets, obwohl nur Belgien dies guthieß und England die Entscheidung missbilligte.

6.3 Die Inflation

Nicht nur das Problem der Reparationen beeinträchtigte die wirtschaftliche Lage, sondern auch die sich schon während des Kriegs bemerkbar machende Geldentwertung.[Anm. 20] Sie war das Ergebnis der erheblichen Kriegsausgaben, die das Deutsche Reich nur zu einem geringen Teil durch Steuern, vornehmlich aber durch die Ausgabe von Anleihen finanzierte. Im März 1919 betrug die Gesamtverschuldung 156 Milliarden Mark. An eine Tilgung dieser riesigen Summe war nicht zu denken, allein der Schuldendienst erforderte äußerste Kraftanstrengungen. Als Folge der Verschuldung war die Menge des in Umlauf befindlichen Geldes am Kriegsende sechs Mal so hoch wie zu seinem Beginn. Gleichzeitig verkleinerte sich das Güterangebot u.a. aufgrund der alliierten Blockade, des Rohstoff-, Lebensmittel-, und Arbeitskräftemangels um etwa ein Drittel. Die staatlichen Preiskontrollen ließen die Inflation zunächst nicht so offensichtlich werden, tatsächlich war der inländische, aber auch der Außenwert der Mark vor allem gegenüber dem US-Dollar auf die Hälfte gesunken. Gleichzeitig wollten die deutschen Regierungen der Weimarer Republik weder die Annullierung der Kriegsanleihen beschließen noch die Schulden durch eine massive Steuererhöhung abtragen. Die großen Summen, die für die Umstellung der Kriegs- auf Friedenswirtschaft notwendig waren, wurden durch Betätigen der Notenpresse bereitgestellt. In diesem Zusammenhang wird vom gesellschaftlichen „Inflationskonsens“ gesprochen, der die Ankurbelung der Konjunktur, den Lohnanstieg und die Einführung des Achtstundentags ermöglichte.[Anm. 21] Erst als 1923 die Hyperinflation einsetzte, sei dieser Konsens aufgekündigt worden.[Anm. 22]

Die Wormser Volksbank spürte die Probleme deutlich. Aufgrund der inflationsbedingten Steigerung des Arbeitsaufkommens durch das Rechnen mit großen Zahlen in den Buchungsvorgängen und die vermehrten Transporterfordernisse für die großen Mengen an Geldscheinen musste neues Personal eingestellt und die Büroräume erweitert werden. „Die in den Bilanzen ausgewiesenen Zahlungen für Umsatz, Bilanzsumme und Gewinn wuchsen von Jahr zu Jahr stark an, verloren aber bald jegliche Aussagekraft.“[Anm. 23] Allein der Anstieg der Umsatzzahlen zwischen 1914 und 1918 von 403 auf 700 Millionen Markt kündigte die Geldentwertung an.[Anm. 24] Ein weiterer Indikator für die Inflation waren die sogenannten Teuerungszahlen, die auch für die Provinz Rheinhessen erhoben wurden.[Anm. 25] Diese Zahlen besagten, wie viel Geld eine fünfköpfige Familie in vier Wochen benötigte, um eine gleichbleibende Menge von Nahrungsmitteln und die Kosten für „Miete, Heiz- und Leuchtstoffe“ zu bezahlen. Die Teuerungszahl von 1913 betrug 85 und steigerte sich im Dezember 1919 auf 445, im Juni 1921 auf 907, im Dezember 1921 auf 1521, im Juni 1922 bereits auf 3679 und erreichte im Dezember 1922 den Wert von 85.774.[Anm. 26] Errechnet man, welcher Prozentsatz des Einkommens einer bestimmten Berufsgruppe nötig ist, um die in den Teuerungszahlen enthaltenen Bedürfnisse zu befriedigen, verdeutlichen sich die Folgen der Inflation für die Bevölkerung.[Anm. 27]

Um die Lebenshaltungskostenentwicklung einzuschätzen, stehen uns für das Jahr 1922 vom Statistischen Amt Mainz entsprechende Indexzahlen zur Verfügung. Es geht dabei um „die Preise von 50 wichtigeren Lebensbedürfnissen“.[Anm. 28]

Tabelle 2: Lebenshaltung in Mainz im Jahr 1922
DatumIndex-Ziffer
1. Januar 1922215
1. Februar 1922244
1. März 1922263
1. April 1922315
1. Mai 1922356
1. Juni 1922403
1. August 1922608
1. September 19221.390
1. Oktober 19221.738
1. November 19223.661
1. Dezember 19226.560
[Anm. 29]

Zu konstatieren ist ein kontinuierlicher Preisanstieg, der ab der Mitte des Jahres geradezu explodiert. Wenn man für den letzten Friedensmonat (Juli 1914) die Indexziffer von 100 annimmt, ergeben sich laut Erhebungen der Rheinhessischen Handelskammern folgende Ziffern:

Tabelle 3: Lebenshaltung in Mainz im Verhältnis zur Vorkriegszeit
DatumIndex-Ziffer
1. Oktober 192213.685
1. November 192228.826
1. Dezember 192251.654
1. Januar 192270.250
[Anm. 30]

Die Verteuerung der wichtigsten Lebensbedürfnisse betrug also das 703-fache der Preise der Vorkriegszeit! Ähnlich aufschlussreich ist die Preisentwicklung bestimmter Waren an der „Mainzer Produktenbörse“. Dort sind die Preise vor allem für Getreide aller Art, Futtermittel für Tiere, Kartoffeln und Gemüse verzeichnet. Als Beispiel sei hier die Preisentwicklung von 100 kg Weizen zwischen März 1922 bis März 1923 in Mark dargestellt:

Tabelle 4: Preis von 100 kg Weizen
Datum oder ZeitraumPreis oder Preisspanne
31.03.19221.700 – 1.800 a)
07.04.19221.600 – 1.700 a)
21.04.19221.500 a)
28.04. – 19.05.19221.375 – 1.525 b)
26.05. – 23.06.19221.560 – 1.800 c)
30.06.– 28.07.19221.900 – 2.700 d)
04.08. – 11.08.19223.200 – 3.650 e)
01.09.19226.500 – 6.600 f)
08.09.19226.000 f)
15.09.19225.600 – 5.800 f)
22.09.19226.300 f)
29.09.19226.300 – 6.700 g)
06.10.19229.200 – 9.500 g)
13.10.192212.000 g)
20.10.192216.500 – 17.000 g)
27.10.192222.000 g)
05.01.192334.000 h)
12.01.192340.000 h)
16.02.192395.000 – 100.000 i)
23.02.1923110.000 – 115.000 i)
02.03.192395.000 – 110.000 i)
09.03.192390.000 i)
[Anm. 31]

Die Preise für 100 kg stiegen also in einem kurzen Zeitraum vom 28. April 1922 bis zum 23. Februar 1923 von 1.375 auf 115.000 Mark, also um das 84-fache oder 8.400%!

6.4 Die Situation in den Heylschen Lederwerken Liebenau

Porträtfoto Ludwig von Heyl um 1925[Bild: StadtA Wo, Fotoabt. Nr. 56993a]

In Kapitel 3.3 wurde schon für das Jahr 1919 ein Schlaglicht auf das unter der selbstständigen Leitung des jüngsten Sohnes des Firmenpatriarchen Cornelius Wilhelm von Heyl, Ludwig C. von Heyl stehende Werk Liebenau geworfen.[Anm. 32] Nach Abitur und Chemiestudium in Heidelberg und einer technischen und kaufmännischen Ausbildung bis 1908 war Ludwig von Heyl zunächst 1912 Teilhaber der Lederwerke geworden. Seine ausgedehnten Reisen dokumentieren sowohl das Erfordernis internationaler Vernetzung zur Erschließung weiterer Märkte für seine Firma als auch seine private Weltläufigkeit. Im Ersten Weltkrieg diente er im renommierten 1. Garde-Dragoner-Regiment vorwiegend auf den östlichen Kriegsschauplätzen und gehörte zeitlebens dem exklusiven Heidelberger Studentencorps Saxo-Borussia an.[Anm. 33] Auch durch seine aus dem märkischen Adelsgeschlecht stammende Ehefrau Eva-Marie geb. von der Marwitz gelang von Heyl die Vernetzung in wichtige gesellschaftliche Kreise.[Anm. 34]

 

Zur Zeit der eigenverantwortlichen Übernahme der Lederwerke Liebenau durch Ludwig von Heyl kamen neben der ohnehin schwierigen Lage der Wirtschaft nach Kriegsende und während der Besatzung noch Erbauseinandersetzungen zwischen den Familienzweigen hinzu, die sich im Zuge der Teilung der Firmen und nach dem Tode Cornelius W. von Heyls im September 1923 ergaben.[Anm. 35] Die Cornelius Heyl AG und die Lederwerke Liebenau hatten allerdings ihre Produktpaletten und die entsprechenden Märkte in Verträgen genau definiert, um eine Konkurrenzsituation zu vermeiden.[Anm. 36] Das wichtigste Produkt des Werks Liebenau war das schwarze Chevreauxleder (Ziegenleder), das unter dem Markennamen „Nibelungkid“ verkauft und durch das das Unternehmen zum deutschen Marktführer aufstieg.[Anm. 37] Ebenso stellte man Chevreaux-Imitationen („Rheinkid“) und Samt-Schafleder („Burgundkid“) sowie Leder aus Häuten anderer Tiere her. Die Versorgung mit Rohfellen aus Ziegenleder stagnierte Anfang der 1920er Jahre durch die Minderproduktion von Fellen. Hier machten sich die Auswirkungen des Krieges auf den deutschen Viehbestand bemerkbar. Die Folge war die Verteuerung der Rohware bei gleichzeitiger Qualitätsminderung. Nur 25% des Rohfellbedarfs Liebenaus konnte durch deutsche Erzeugnisse befriedigt werden, d.h. man war zu 75% auf Importe angewiesen. Die Qualität der deutschen Ware war zwar häufig besser als die der ausländischen, aber dennoch war es auch wegen des höheren Preises unmöglich, sich auf dem inländischen Markt mit ausreichenden Mengen an Rohfellen zu versorgen.[Anm. 38] Deutsche Ziegenfelle kosteten 1924 pro Stück 1,15 US-Dollar, während die Preise für orientalische 0,70, für indische 0,80 und für chinesische Felle 0,85 US-Dollar betrugen.

Porträtfoto von Generaldirektor Otto Bonhard, 1920[Bild: StadtA Wo, Fotoabt. Nr. 11682]

Aus dem Jahr 1924 steht uns eine genaue Übersicht über die Organisation der Firma und die den Abteilungsleitern zugeordneten Arbeitsbereiche zur Verfügung.[Anm. 39] Die „Oberleitung“ hat Ludwig von Heyl als erster Vorsitzender der „Direktorialabteilung“ inne. Der zweite Vorsitzende war Generaldirektor Otto Bonhard, der, wie die vier anderen Direktoren bzw. Prokuristen auch in einem persönlichen Vertrauensverhältnis zum Fabrikherrn stand. Neben den üblichen betrieblichen Bereichen (Lohn- und Gehaltsabteilung, Finanzen, Steuer, Krankenkasse, etc.) waren die Rohfell‑, die Einkaufs- und Verkaufsabteilung von zentraler Bedeutung. Während der häufigen Abwesenheit Ludwig von Heyls berichtete vor allem Generaldirektor Bonhard detailreich über alle Vorgänge in der Lederfabrik. Für Juli/August 1921 wurden in den wöchentlichen Rohfellberichten Preise, Vorräte und die Menge der in Verarbeitung befindlichen Ziegenfelle (Weichmenge) erörtert. Ende Juli kostete ein Ziegenfell 110 Mark bei einem Vorrat von 100.000 Fellen, die wöchentliche Weichmenge betrug 42.000. Bereits eine Woche später waren aufgrund des spärlichen Angebots und der aufgrund der Entwertung der Mark teureren Einkaufspreise nur noch 80.000 Felle in Vorrat. Auch die entsprechende Weichmenge fiel auf 35.000. Im Rohfellbericht vom 12. August 1921 schrieb Generaldirektor Bonhard an Ludwig von Heyl: „Keine Änderung auf dem Rohfellmarkte“, d.h. es gibt wenige Felle bei schlechter Qualität.[Anm. 40] Das Unternehmen behalf sich mit Rohstoffen aus Bulgarien und anderen Balkanländern, um die gleichzeitigen großen Bestellungen der Schuhfabriken in Nürnberg, Erfurt, Dresden, Köln, Frankfurt, Offenbach und besonders Pirmasens befriedigen zu können. Auch eine Woche später konnte der Bedarf der Fabrikanten nicht gedeckt werden, „bei großer Beliebtheit unserer Erzeugnisse“.[Anm. 41]

Diese scheinbar gegensätzlichen Phänomene sind typisch für die Jahre bis 1922, denn nach der direkten Nachkriegsrezession setzte seit Mitte 1919 in Deutschland ein kurzer, aber heftiger Konjunkturaufschwung ein, der umso erstaunlicher war, als in diesem Zeitraum die Weltproduktion um 15% sank, während in Deutschland die Industrieproduktion um 20% anstieg.[Anm. 42] Aber diese Hochkonjunktur war nur eine kurze Scheinblüte, die von der Inflation profitierte und zum rapiden Währungsverfall der Hyperinflation 1923 führte. Zunächst allerdings beschäftigte man sich in Liebenau mit Bauplänen zur Betriebserweiterung (Errichtung des Baus 30a). Man wollte einen „Sortierraum“ für 300.000 Mark in der Kurfürstenstraße errichten.[Anm. 43] Bonhard stellte fest, dass zwar „alle Vorsicht geboten“ sei und eine ständige Gefahr eines Preissturzes drohe, aber eigentlich habe man schon längst vergrößern müssen, nur sei die politische Lage ungewiss. Gegen Ende August 1921 lauteten die Stichworte aus der Rohfellabteilung:[Anm. 44] „Weitere Verschlechterung der Markwährung, Preise für Rohfelle weiter angezogen, Vorräte an Rohware gehen zu Ende.“ „Weichmenge verringert.“ „Rohfelllager fast leer“. Um den Verarbeitungsprozess nicht still zu legen, könne der Ausfall an Ziegenfell durch Rosshäute ausgeglichen werden. Die Weichmenge werde ebenfalls verringert.

Die in regelmäßigen Abständen stattfindenden „Lohnbesprechungen“ haben ebenfalls einen hohen Aussagewert.[Anm. 45] Im kurzen Zeitraum zwischen 28. Juli und 18. August 1921 stiegen die aufgelisteten Stundenlöhne um 0,16 Mark bei Arbeitern und um 0,08 Mark bei Arbeiterinnen, d.h. auch hier war die Inflation deutlich spürbar.[Anm. 46] Die vorrübergehende Hochkonjunktur zeigte sich am kontinuierlichen Anstieg der Mitarbeiterzahlen: Im Lohnbesprechungsprotokoll vom 28.07. waren 709 Arbeiter in der Produktion, am 05.08. 743 und am 18.08. bereits 768 Mitarbeiter verzeichnet. Innerhalb von drei Wochen wurden also 59 Beschäftigte für die Produktion eingestellt, um die Nachfrage besonders des Auslands zu befriedigen, das vom niedrigen Außenwert der deutschen Währung profitierte. In einem Brief stellte Bonhard fest, dass die Arbeiter zunächst befristet eingestellt würden und ihre Anzahl je nach Geschäftsentwicklung zu erhöhen bzw. zu vermindern sei.[Anm. 47] In der Besprechung am 18.08. ging es außerdem noch um einen inflationsbedingten Lohnausgleich. Die Verhandlungen zwischen den Vereinigten Wormser Arbeitnehmerverbänden und dem Arbeitgeberverband über die Erhöhung der Grundlöhne um 20 % seien gescheitert. Stattdessen erhöhte der Schlichtungsausschuss die „Teuerungszulage“ und zwar für den 1. bis 15. August um 35% (Kinderzulage um 50%) und ab dem 15. August um 50% (Kinderzulage um 100%), wobei es noch eine Staffelung je nach dem Alter der Mitarbeiterkinder gab.

Heylsche Lederwerke Liebenau, Falzerei, ca. 1921[Bild: StadtA Wo, Fotoabt. Nr. 6617]

In Berichten der Rohfellabteilung Heyl Liebenaus vom September 1922 spiegelte sich im Vergleich zum Spätsommer 1921 ein stark verändertes Bild der wirtschaftlichen Lage.[Anm. 48] Wegen der galoppierenden Inflation waren die Preise für Ziegenrohfelle um mehr als das Zehnfache gestiegen (1.150 bis 1.200 Mark gegenüber 110 Mark). Man versuchte durch geschicktes Verhandeln mit den deutschen Großhändlern Lazarus und Leo Goldstein in Frankfurt am Main relativ geringe Preise zu erzielen. Immer häufiger wurden die Preise nun in US-Dollar notiert, dessen Wert nach der Devisentabelle der Rheinhessischen Handelskammern am 26. September 1922 1.456 Mark entsprach.[Anm. 49] Zudem trieb das verknappte Angebot an Ziegenfellen die Preise weiter in die Höhe. Auf der Leipziger Herbstmesse wurde der US-Dollar zu 1.600 bis 1.700 Mark gehandelt, was bedeutete, dass gute Felle schon 1.300 bis 1.500 Mark pro Stück kosteten.[Anm. 50] Direktor Maus setzte sich für den Einkauf ein Limit von ca. 1.100 Mark und versuchte, andere und günstigere Felle bzw. Häute zu erwerben, um der Nachfrage im Werk zu entsprechen.

Eines der Hauptprobleme der deutschen Wirtschaft bestand zu diesem Zeitpunkt in der enormen Geldverknappung. Nach Auskunft der Direktoren der Heylschen Hausbanken, der Commerz- und Diskonto-Gesellschaft und des Bankhauses Dreyfus & Co., Frankfurt am Main, könne etwa ein Scheck von 100.000 Mark in der Reichsbank nur zu 10% in Geld umgewandelt werden; für die restlichen 90% des Wertes gebe die Reichsbank nur einen weiteren Scheck heraus, so Direktor Maus. Auch andere namhafte Lederproduzenten gingen nun von der Herstellung feinerer Qualitäten, z.B. Portefeuille-Ledern, zur Produktion von Schuh- und Hutleder über, um in der Krise zu bestehen. In den Verkaufsberichten wurde die große internationale Vernetzung der Firma deutlich, die nicht nur, wie bereits erwähnt, 75% der Rohware auf dem Weltmarkt einkaufte, sondern auch ihre Absatzmärkte zu einem erheblichen Teil im Ausland hatte.[Anm. 51]

Selbst in dieser angespannten Lage unterhielt man Geschäftsbeziehungen zu Kunden in Tschechien, Ungarn, Italien, Rumänien, Frankreich, Spanien, Holland, Belgien, England, Norwegen und Schweden. Noch immer befand man sich in der kurzen Phase der Hochkonjunktur, denn viele dieser Kunden mahnten Bestellungen an, da das Unternehmen mit der Produktion kaum nachkam. Das spiegelte sich auch in der Erwerbslosenstatistik des Volksstaates Hessen wieder.[Anm. 52] Auch aus Übersee (Kalkutta, Buenos Aires, u.a.) gab es noch Aufträge, weil das Ausland beim Einkauf von Waren von der niedrigen deutschen Valuta profitierte. Für südamerikanische Kunden musste sogar auf die Konkurrenz verwiesen werden. Die Weichmenge war bis Ende September 1922 aber wegen des Rohstoffmangels auf 20.000 Ziegenfelle zurückgegangen, ein historischer Tiefstand, wenn man bedenkt, dass z.B. im Geschäftsjahr 1924/25 pro Woche durchschnittlich 34.600, im Geschäftsjahr 1927/28 ca. 46.500 Fälle eingeweicht wurden.[Anm. 53]

Anmerkungen:

  1. Zu den wirtschaftlichen Problemen der frühen Weimarer Republik vgl. Büttner, Weimar (2008), S. 130-136. Zu den Verhältnissen im Volksstaat Hessen vgl. Parlament im Kampf um die Demokratie (1991), S. 14-18 sowie S. 73-89. Zurück
  2. Süß, Rheinhessen, S.23. Vgl. auch die „Quäkerspeisung“ in Wormser Schulen durch amerikanische Hilfsorganisationen im Beitrag von Burkard Keilmann im vorliegenden Band. Zurück
  3. Mitteilungen der Handelskammer Mainz, 1.Jg., Nr. 2-4 (Januar-März 1920). Zurück
  4. Bönnen, Tumulte und Unruhen (2002), S. 389-411, hier: S. 394. Zurück
  5. Vgl. zum Folgenden ebd., S. 396-403. Zurück
  6. Zu seiner Person vgl. Reuter, Karl Hofmann, S. 277-284: *26.11.1859 in Bingen. Jurastudium in Leipzig, München und Gießen. Rechtsanwalt in Darmstadt bis 1894. Dort Bürgermeister ab 1896. Abgeordneter der nationalliberalen Partei der II. Kammer des Hessischen Landtags (1898-1902). 1898 Wahl zum Bürgermeister der Stadt Worms, ab 1900 Oberbürgermeister. Seit 1910 im Landtag für den Wahlbezirk Worms I. Landtagspräsident (1911-1918). Abgeordneter der DVP im Landtag des Hessischen Volksstaats (1919-1924). +02.06.1924 in Darmstadt. Zurück
  7. Zu Bürgermeister Dr. Alfred Wevers vgl. Reuter, ebd., S. 284f. Zurück
  8. Zu seiner Person: Wilhelm Rahn, *1880 Worms, Jurist. Ab 1919 Beigeordneter für die DVP, 1924 Oberbürgermeister. Unter dem Druck der NSDAP bat er um seine Versetzung in den Ruhestand, in den er am 16.08.1933 versetzt wurde, +02.12.1966 in Lauterbach/Hessen (vgl. Reuter, Worms 1933, S. 79). Lebenserinnerungen Rahns, abgedruckt in ebd., S. 80-112. Zurück
  9. Vgl. die Abbildung der „Bekanntmachung“ vom 1. Juli 1920 im vorliegenden Band. Zurück
  10. Zu Albert Schulte vgl. Reuter, Karl Hofmann, S. 285. Zurück
  11. Vgl. im Folgenden: Büttner, Weimar, S.153-158. Zurück
  12. Süß, Rheinhessen, S. 111f. Zurück
  13. Mitteilungen der Handelskammer Mainz, 2. Jg., Nr.4 (1921), S. 6. Zurück
  14. Ebd., 2. Jg. Nr.7 (1921), S. 8. Zurück
  15. „Becker, Johann“, in: Hessische Biografie (Stand: 28.03.2017): 1869-1951, Dr. jur., 1916-1918 hessischer Finanzminister, 1920-1924 und 1928-1930 als Abgeordneter der DVP MdR für den Wahlkreis Hessen-Darmstadt, 1922-1923 Reichsfinanzminister. Becker war Parteifreund Ludwig von Heyls und in den 1920er Jahren Aufsichtsrat in der Cornelius Heyl AG (vgl. Bönnen, Die Familie von Heyl und ihr Wirken, S. 159). Zurück
  16. Süß, Rheinhessen, S. 276 (Anm. 76). Zurück
  17. Vgl. im Folgenden: Poidevin/Bariéty, Frankreich und Deutschland (1982), S. 317-340, bes. S. 326-332. Zurück
  18. Mollerhauer, Art. „Aristide Briand“, in: Enzyklopädie Erster Weltkrieg, S. 391f.: *1862 Nantes, +1932 Paris. In Zwischenkriegszeit dominierender Außerpolitiker Frankreichs. Außenminister 1921-1922 und 1925-1932. Erhielt zusammen mit Gustav Stresemann und Austen Chamberlain 1926 den Friedensnobelpreis. Zurück
  19. Krumeich, Art. „Raymond Poincaré“, in: ebd., S. 775f.: *1860 Bar-le-Duc, +1934 Paris. Jurist. 1913-1920 Staatspräsident, Ministerpräsident 1922-1924, verantwortlich für die Ruhrbesetzung 1923.  Zurück
  20. Vgl. im Folgenden: Büttner, Weimar, S. 166ff. Zurück
  21. Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4, S. 245. Zurück
  22. Ebd., S. 246. Vgl. auch Scherf, Art. „Inflation“, in: HWW, Bd. 4 (1978), S. 159-184, hier: S. 161f. Zurück
  23. Krauß, Volksbank Worms-Wonnegau eG (2010), S. 57. Zurück
  24. Ebd., S. 53. Zurück
  25. Veröffentlicht in den „Mitteilungen der Hessischen Zentralstelle für die Landesstatistik“. Vgl. Süß, Rheinhessen, S. 115f, dort auch Anm. 85. Zurück
  26. Für das Großherzogtum Hessen-Darmstadt vgl. Süß, S. 116. Zurück
  27. Süß, S. 117f und Tabelle Nr. 3: Mussten für die erwähnte 5-köpfige Familie im April 1914 schon 48,6 % des Einkommens zur Befriedigung der oben definierten Bedürfnisse aufgewendet werden, waren es im Oktober 1922 bereits 77,1%. Im Beispiel handelt es sich um einen „unteren Beamten“. Zurück
  28. Mitteilungen der Rheinhessischen Handelskammern Bingen, Mainz, Worms, 3. Jg., Nr. 3 (1922), S. 137. Es geht um die Preise von Mehl, Brot, Fleisch, Wurst, Milch, Zucker, Gemüse, Kartoffeln, Eier und Butter. Ebenso sind die Preise für Kohle, Gas und Elektrizität eingerechnet. Zurück
  29. Für Januar 1920 geht man von einer Indexziffer von 100 aus! (Vgl. ebd., Nr. 6, S. 313.). Für Jan.-März 1922 vgl. ebd. Nr. 3, S. 137. Für April-Juni 1922 vgl. ebd., Nr. 6, S. 313. Für August-Nov. 1922 vgl. ebd., Nr. 10, S. 535. Für Dez. 1922 vgl. ebd., Nr. 12, S. 584. Zurück
  30. Ebd., 4. Jg., Nr. 1 (1923), S. 21. Die „Mitteilungen“ erschienen 1923 darauf nur noch im Februar/März in einer Doppelnummer, dann erst wieder im Januar 1924, auch das ein Indikator für die Krise. Zurück
  31. Ebd., 3. Jg (1922): a) Nr. 4, S. 201, b) Nr. 5, S. 261, c) Nr. 6, S. 321, d) Nr. 7, S. 380, e) Nr. 8, S. 437, f) Nr. 9 S. 494, g) Nr. 10, S. 542, ebd., 4. Jg. (1923): h) Nr. 1, S. 27, i) Nr. 2/3, S. 64. Zurück
  32. Vor allem in StadtAWo Abt. 180/1 und Abt. 185. Außer den in Kapitel 3.3 genannten Literaturangaben vgl. auch Bönnen, Bürgertum – Mäzenatentum – Adel: Nachlässe zur Industriellenfamilie von Heyl im Wormser Stadtarchiv, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Neue Folge 67. Band (2009), S. 313-330. Zurück
  33. Bönnen, Die Familie von  Heyl und ihr Wirken, S. 60. Zurück
  34. Ebd., S. 65f. Zurück
  35. Ebd., S. 90, ebenso Anm. 211. Zurück
  36. Ebd. S. 91. Zurück
  37. Vgl. im Folgenden: Hartmann, Die Heyl`schen Lederwerke Liebenau (2007), S. 35ff.  Zurück
  38. Ebd., S. 37. Zurück
  39. StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 173. Zurück
  40. StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 214: Rohfellberichte vom 29.07., 05.08., 12.08. und 23.08.1921. Zurück
  41. Ebd., Brief Bonhards an Ludwig von Heyl vom 06.08.1921. Zurück
  42. Vgl. Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4, S. 244. Zurück
  43. StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 214. Zurück
  44. Ebd., Brief der Direktoren Depker und Maus an Ludwig von Heyl vom 19.08.1921 sowie Rohfellbericht vom 23.08.1921. Zurück
  45. StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 214. Lohnbesprechungen am 28.07., 04.08. und 18.08.1921: In der höchsten Lohngruppe verdiente ein Arbeiter am 28.07. 6,31 M u. am 18.08. 6,47 M. Arbeiterinnen: 28.07.: 3,61 M, 18.08.: 3,69 M. Zurück
  46. Dazu folg. Einschätzung des Vorstandsmitglieds des Gewerbeaufsichtsamts Worms, Schneider, in: Frei ist der Rhein (1930), S.143: Der Jahresverdienst eines gelernten Akkordarbeiters in der Lederindustrie im Jahr 1914 habe 1.450 Goldmark betragen. Im Jahr 1922 verdiene er 525.332 Papiermark. „In Gold umgerechnet hatte er damals [also 1922] weniger als die Hälfte seines Friedenseinkommens.“  Zurück
  47. StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 214. Brief vom 06.08.1921. Zurück
  48. Ebd., Rohfellbericht Direktor Depkers an Ludwig von Heyl vom 18.09.1922. Zurück
  49. Mitteilungen der Rheinhessischen Handelskammern, 3. Jg. (1922), Nr. 10, S. 543. Zurück
  50. Vgl. im Folgenden: StadtAWo Abt.180/1 Nr. 214 Messebericht von Direktor Maus vom 13./14.09.1922. Zurück
  51. Ebd. Verkaufsbericht der Direktoren Maus und Depker vom 21.09.1922 an Ludwig von Heyl, München. Zurück
  52. Vgl. Parlament im Kampf um die Demokratie, S. 15: Während im Winter 1920/21 die Zahl der Erwerbslosenunterstützungsempfänger 15.000 betrug, sank sie im Frühjahr 1922 auf weniger als 1.000. Zur Konjunkturentwicklung: Fischer, Art. „Wirtschaftsgeschichte Deutschlands 1919-1945“, in: HWW, Bd.9 (1982), S. 83-100, hier: S. 84. Zurück
  53. StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 214. Rohfellbericht von Maus und Depker an Ludwig von Heyl am 22.09.1922. Weichmenge pro Woche hochgerechnet nach den Angaben bei Hartmann, Heyl`sche Lederwerke, S. 37. Zurück