Untershausen im Westerwald

Haus Nr. 18 "Ferschtersch" = Fam. Velten, heute Hauptstraße 46

Haus Dorfstraße Nr. 18

1928
„Förster Velten. Der Platz war früher Gemeindeplatz, Sauwasem genannt. Velten baute das Haus 1910 sowas. Er stammte von Gackenbach, sie aus Nickenich bei Niedermendig“.
[Anm. 1]

Der Hausname „Ferschtersch“ nimmt Bezug auf den Beruf des ersten Hausbesitzers, den Förster Ludwig Velten.

Ansichtskarte von Untershausen mit Forsthaus und Schule um 1915.[Bild: Gisela Normann, Untershausen H37]

Das als Forsthaus errichtete Gebäude (links) steht neben der ehemaligen Schule im Oberdorf an der Dorfstraße nach Stahlhofen, s. Ausschnitt aus einer Ansichtskarte mit Forsthaus und Schule um 1915. Das Forsthaus wurde im Jahr 1910 auf einem Gemeinde-Bauplatz errichtet. Vor dem Haus war ein kleiner Ziergarten mit einem Springbrunnen. Die Haustür befand sich geschützt in einem hölzernen laubenartigen offenen Eingangsbereich, der an der Hauswand mit zwei idyllischen Wandgemälden geschmückt war. Der Untershäuser Maler und Anstreicher Paul Born H35 hat dort Anfang der 1930er gearbeitet.[Anm. 2]
Auch heute befinden sich in Eingangsbereich noch 2 Bilder: Ein Gemälde mit einer Schafherde und ein Gemälde mit einem röhrenden Hirsch, wobei das zweite von M. Wiesenmayer aus Montabaur im April 1958 angefertigt wurde.

Schafherde mit Hirtenjunge. [Bild: Bernd Velten, Untershausen]

Foto mit Schafherde.
Es ist gut denkbar, dass die in den 1930er Jahren von Paul Born angefertigte Wandmalerei identisch ist mit dem heute noch vorhandenen Gemälde einer Schafherde, die von einem Hirtenjungen beaufsichtigt wird.

Röhrender Hirsch. Maler: M. Wiesenmayer, Montabaur, April 1958.

Im Garten bei „Ferschtersch“ stand noch in den 2000er Jahren eine Wasser-Pumpe mit Schwenkarm.[Anm. 3]

An der südlichen Seite des Hauses befand sich ein großer Hausgarten. Über die Hofeinfahrt von der Stelzenbachstraße im Westen erreichte man den Hof und die Stallungen hinter dem Haus. Die Rückseite der Stallungen bildeten die Grenze zu dem Schulgrundstück H19 im Norden.

Förster Ludwig Velten (1881-1960) erbaute das Haus. Er war verh. mit Maria geb. Möffert (1888-1972) aus Nickenich am Laacher See. 1958 feierten Ludwig und Maria Velten ihre goldene Hochzeit.[Anm. 4] 

Die Familie zählte mit ihren 8 Kindern zu den kinderreichsten im Dorf, s. auch H9, H20 und H35.[Anm. 5]


Das Foto aus dem Jahr 1925 zeigt die Familie Velten (v.l.): Aloisia, Vater Ludwig, Otto, Elisabeth, Felix, Imelda, Mutter Maria, Antonia und Josef; Tochter Beate ist noch nicht auf der Welt.

1. Elisabeth (1909-2003) verh. mit Anton Kindel (†1972), einem Beamten aus Montabaur.
2. Aloisia
(1911-2001) verh. mit Otto Schütz, einem Apotheker aus Montabaur. Das Ehepaar hat die Kinder Christa, Horst Otto (†1972), Eva und Barbara.
3. Felix
(1912-1968), verh. mit Klara. Er arbeitete als Förster in Mogendorf.
4. Josef (1914-2010) verh. mit Margarete geb. Klein (1922-2001) aus Vallendar. Er arbeitete als Beamter bei der Bezirksregierung in Montabaur, später in Koblenz. Das Ehepaar hat die 4 Kinder Rita, Ursula, Bernd, und Robert.
5. Antonia
(*1919-1989), verh. mit Georg Will, einem Bauingenieur aus Koblenz. Das Ehepaar hatte die Tochter Claudia (1948-1997).
6. Otto
(1923-1999) verh. mit Maria geb. Schmidt (1928-2015) aus Schenkelberg. Das Ehepaar hat 6 Kinder:  Franz-Josef, Renate, Gabi, Barbara, Ulrike und Tanja.
Otto Velten übernahm nach dem Ausscheiden seines Vaters aus dem Dienst dessen Position als Förster (Forstamtmann); 1968 errichtete er ein neues Haus für seine Familie in Untershausen.
7. Imelda
(*1925-2014), s.u.
8. Beate
(1928-1948), ledig.

Bericht:
Schwangerschaft eines Dienstmädchens

„Anfang der 1930er Jahr hatte Paul Born H35 im Eingangsbereich von Ferschtersch ein Gemälde anzufertigen. Während der Arbeiten verabredete sich Paul Born mit dem Dienstmädchen Bertha zu einem Stelldichein in einer Fichtendickung unterhalb vom Gäulsweiher in der Stelzenbach in der Nähe zu dem Weg, der nach Daubach führt. Von diesem Termin erfuhren auch andere Jungen. So auch Karl Ferdinand [H9], der aber nur als Zuschauer hinter einem Baumstamm einen Teil des Geschehens verfolgen konnte. Jedenfalls wurde das Dienstmädchen schwanger; wobei aber anscheinend unklar blieb, wer denn nun der zukünftige Vater war. Es wurde die Sittenpolizei eingeschaltet, und es müssten auch entsprechende Unterlagen in Montabaur beim Gericht vorhanden sein. Ordnende Personen: Gendarm Birk H42, Förster Velten H18, Gastwirt Franz Daum H14 und Nikolaus Frink als Hilfspolizist H28, also Personen, die sich auch regelmäßig zum Kartenspiel in der Gastwirtschaft H14 trafen“.
[Anm. 6]

Das Haus Nr. 18 wurde nach dem Tod von Maria Velten von der Tochter Imelda und ihrem Mann Fritz Hagelauer (†1972) übernommen.  Dieser war Kaufmann und hatte einen Betrieb für Brenn- und Baustoffe in Montabaur; s.a. Text: Kulturdenkmäler Heiligenhäuschen.

Bericht:
Am 26.03.1945 hielten sich in Unterhausen bis zum Einzug der Amerikaner noch zwei deutsche Soldaten im Haus Nr. 18 bei Förster Velten auf. Als die amerikanischen Soldaten immer näherkamen, ergriffen diese dann doch die Flucht und wurden anschließend von den ankommenden Soldaten in der Nähe des Wendelinus-Kapellchens erschossen.
[Anm. 7] In der Dorfchronik von Stahlhofen ist nur von einem erschossenen Soldaten die Rede. Die Bestattung der Leiche erfolgte auf dem Friedhof in Stahlhofen Es bleibt unklar, was tatsächlich mit dem zweiten Soldaten passiert ist.[Anm. 8]

Das Ehepaar Imelda und Fritz Hagelauer hat 3 Kinder:  Fritz (*1948), Peter (*1950) und Christoph (*1954)
Haus Nr. 18 ist seit der Übernahme durch die Familie Hagellauer vermietet – auch nach der Übernahme durch den Sohn Christoph Hagelauer.
Aktueller Mieter ist die Familie Michael Heibel, die ein Unternehmen für Garten- und Landschaftsbau betreibt.


Forsthaus Nr. 18 im Jahr 2009. Ein neues Foto vom Haus ist nicht erforderlich, weil das Haus sein Aussehen kaum verändert hat.[Bild: Reiner Dennebaum, ehem. Untershausen H13]

Verfasser: Reiner Dennebaum

Erstellt am: 09.02.2023

Anmerkungen:

  1. Ferdinand, Friedrich: Untershausen früher und jetzt. Handschriftliches Gebäudekataster für Untershausen mit den Namen der Hauseigentümer und teilweise deren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihre wirtschaftliche Situation. Das Original, ein DIN A5-großes Schreibheft, war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1- 41. Zurück
  2. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3. Zurück
  3. Helga Becher, Untershausen H2. Zurück
  4. Schulchronik Untershausen von 1843-1968 - geführt von den Dorflehrern - liegt lediglich in unvollständiger Abschrift vor. Die Original-Schulchronik wurde 1968 von dem Volksschullehrer Hermann-Josef Hucke aus Daubach, später Wiesbaden, teilweise abgeschrieben und ist seitdem verschollen. Eine Kopie der Abschrift ist im Besitz von Reiner Dennebaum, Mainz. Zurück
  5. Hugo Herrmann, Zeitzeuge, Untershausen H25. Zurück
  6. s. Anm. 2. Zurück
  7. Heinrich Gombert, Untershausen H21. Zurück
  8. Reiner Dennebaum, Dr. med., Mainz; ehem. Untershausen H13. Zurück