Untershausen im Westerwald

Haus Nr. 8 „Kahls (Karls)“ = Fam. K. Gombert; Stammhaus Schlemmer, heute Hauptstraße 17, unbebaut

Hofreite Nr. 2, Lagerbuch-Nr. 11 & 11½, Ober der Gaß [Anm. 1]. Später Dorfstraße 8, rechte Doppelhaushälfte, s.a. H7 „Dickobs“

1928

„Heute Besitzer Karl Gombert Witwe, dieselben haben das gekauft vom blinden Kaspar Schlemmer, dessen Frau stammt von Niederelbert, beide gestorben, hatten keine Kinder. Kaspar Schlemmer und der obengenannte Adam Schlemmer [s. H7] waren Cousins, ihre Eltern waren Brüder.“[Anm. 2] 

Der Rufname „Kahls“ geht zurück auf den Vornamen des Hauseigentümers Karl Gombert.

Wappen des Kommandeurs des Deutschen Ritterordens um 1758.[Bild: Gemeinfrei]

1758

„Adam Schlimmer und seine Hausfrau Elisabetha“ werden am 26. Juni 1758 als Pächter des Wiedschen Anteils in einer Akte mit dem Titel: „Hof und Zehende zu Untershausen“ genannt. Verpächter ist die Deutsch Ordens Commende zu Koblenz.[Anm. 3] 

Die Abb. li. zeigt das Wappen des Kommandeurs des Deutschen Ritterordens, der den Lehnsvertrag verfasst hat, Ignatzius Graff von Wurnbrandt:

„Thun kundt, bekehnen hirmit und belehen dem Ehrsahmen Adam Schlimmer und seiner Hausfrau Elisabetha Schlimmer“.

Nach dem Tod von Johann Anton Ferdinand (s.a. H11), dem Schwiegervater von Adam Schlemmer, werden die Eheleute Schlemmer für neun aufeinanderfolgende Jahre Pächter des Wiedschen Anteils des Hofs. Dafür erhält der Deutsche Ritterorden den halben Teil des Hofzehnten zu Unterhausen, der Marau und von Wirzenborn, also den Gräflich Wiedischen Anteil[Anm. 4] , s.a. H11 und Text: Geschichte chronologisch 1721-75.

1821 wird in einem Verzeichnis sämtlicher Bürger der Gemeinde Untershausen unter den 25 Namen auch ein Peter Becher genannt[Anm. 5], s. Text: Geschichte chronologisch 1821.

Aquarell der Häuser Nr. 7 und 8 von 2008.[Bild: Hans Hermann Caspers]

1822 besitzt Peter Becher eine Hofreite mit einem Flächengehalt von 14 Ruthen 4 Schuh. Bei dem Anwesen handelte es sich zwischen 1822-52 um ein zweistöckiges Wohnhaus 20 Fuß (´) lang 18´ tief mit einer halben Scheune 21´ lang 29´ tief, einem Stall 44´ lang 10´ tief und dem Hofraum und einem Flächengehalt von 12 Ruthen, 26 Schuh. Diese Hofreite von Peter Becher Witwe ging 1847 an: “Anton Schlemmer und dessen Ehefrau Anna Maria geborene Groß durch Kauf“[Anm. 6].

Anton Schlemmer war verh. mit Anna Maria Groß; das Ehepaar hat den Sohn Peter Kaspar (1832-1898)[Anm. 7]

1847 bewirtschaftet Anton Schlemmer 3 Morgen/43 Ruthen/20 Schuh Land.[Anm. 8] 

Das Doppelhaus wurde 1850 von den Brüdern Johann und Anton Schlemmer erbaut. Adam Schlemmer, der Sohn von Johann, erhielt das näher an der Dorfstraße liegende nördliche H7, links und Peter Kasper Schlemmer, der Sohn von Anton, dem anderen Bruder, das südliche H8, rechts[Anm. 9].

Die beiden Anwesen waren von der Dorfstraße aus über eine schräg südöstlich ansteigende Zufahrt zu erreichen. Der Brunnen für H7 und H8 befand sich unter der Gebäudewand zwischen den beiden Häusern und war sowohl jeweils von innen als auch von außen zu erreichen[Anm. 10]. Der Hof wurde im Südosten durch den Stall begrenzt und im Südwesten durch die Scheune. Südlich hinter dem Stall befand sich der Hausgarten, daneben ein Walnussbaum und weiter westlich eine große Wiese, also südlich hinter der Scheune.

Kaspar Schlemmer war verh. mit Anna Sanner (1828-1905) aus Niederelbert. Als Witwe ist sie wieder nach Niederelbert gezogen und dort auch verstorben[Anm. 11]. Das Ehepaar hatte keine Kinder.

1896 wurde das Haus an die Eheleute Karl und Elisabeth Gombert aus Untershausen verkauft.[Anm. 12] 

Scheune des Hauses Nr. 8.[Bild: Reiner Dennebaum]

Foto links. Die zu H8 gehörende Scheune begrenzte den Hof in südlicher Richtung.

Karl Gombert (1869-1904) war eins von 9 Kindern der Eheleute Anton und Anna Gombert geb. Spitzhorn H3. Der Landwirt Karl Gombert hatte Elisabeth Gombert (1872-1952), die Schwester von Nikolaus Gombert III H38, geheiratet. Sie wurde „Karls Seth“, später zu „Kahls Seth“, weil das “r“ nicht gesprochen wurde. Das Ehepaar hatte die Kinder Heinrich, Paul, Alois. Josef und Adolf.


[Bild: Reiner Dennebaum]
[Bild: Reiner Dennebaum]

Familie Gombert ca. 1910.[Bild: Reiner Dennebaum]

Foto rechts ca. 1910: Kahls Seth mit den vier jüngsten Söhnen vor ihrem Haus.

  1. Josef Nikolaus (1891-1952) war verh. mit Rosa nach Hagen-Haspe.
  2. Heinrich, gen. Heine (1894-1926) verh. mit Anna Maria geb. Tiwi aus Winden und lebte in Winden.
  3. Paul (1896-1971) verh. mit Grete nach Hagern-Haspe.
  4. Johann Aloisius (1900-1929), ledig
  5. Anton Adolf (1904-1969), s. u.

Anton Adolf Gombert, gen. „Kahls Addolf“, diente in den 1920er Jahren „im Osten“ Deutschlands bei der Reichswehr; der Westen Deutschlands war damals nach dem Ersten Weltkrieg noch als „entmilitarisierte Zone“ eingestuft und wurde erst 1936 mit der „Besetzung des Rheinlands“ durch die Nationalsozialisten wieder militarisiert.
Adolf Gombert lernte „im Osten“ seine Ehefrau Auguste Anna Angelstein (1909-1980) aus Großwerther bei Nordhausen/Thüringen kennen, ihre Religionsangehörigkeit war evangelisch. Ihre Eltern waren der Milchhändler Franz Angelstein und Anna geb. Ahlert.

Untershausen hatte Anfang der 1930er Jahre eine rein katholische Bevölkerung. Durch die Heirat der beiden kam es erstmals zu einer sog. Mischehe mit einem Unterhäuser Einwohner, wobei Kinder aus dieser Ehe dann evangelisch getauft wurden.

Hochzeitsfoto Anna und Adolf Gombert 1932.[Bild: Reiner Dennebaum]

 

 

Das Hochzeitsfoto aus dem Jahr 1932 zeigt das Brautpaar Anna und Adolf Gombert, er in seiner Uniform als Obergefreiter der Reichswehr.

Die Familie des Stabsgefreiten Adolf Gombert lebte 1933 in Marburg a. d. Lahn. Er wurde in Eschwege von der Wehrmacht übernommen.[Anm. 13]

 

 

 

 

Das Ehepaar Anna und Adolf Gombert hatte zwei Söhne:

  1. Adolf Heinz (*1929) geb. in Großwerther, war verh. mit Elfriede geb. Axt; ihre Tochter Jutta ist verh. mit Friedel Jackmuth und wohnt in Koblenz-Arzheim.
  2. Rudi Herbert (1933-2007) geb. in Marburg, s. u.

Um 1950 wohnte Kahls Seth noch allein in dem Haus.[Anm. 14] Nach ihrem Tod 1952 übernahm das Ehepaar Adolf und Anna Gombert das Anwesen.

1988 wurde das Anwesen von Anna Gombert von ihrem Sohn Herbert Gombert übernommen.

Rudi Herbert Gombert war verh. seit 1954 mit Elfriede geb. Kreitz (1933-2017) aus Eschwege Kreis Werra. Da auch Elfriede evangelisch getauft war, gab es jetzt erstmals ein ev. Ehepaar in der Gemeinde Untershausen. Die erste evangelische Einwohnerin in Untershausen war die Ehefrau von Toni Schnee H29. Dann kam in den 1950er Jahren die evangelische Familie Behrendt als Flüchtlinge nach Untershausen. Insgesamt gab es in dieser Zeit lediglich ein Handvoll Menschen evangelischen Glaubens in der Gemeinde, alle anderen Untershäuser waren katholisch getauft.

Das Ehepaar Herbert und Elfriede Gombert hat zwei Kinder: Klaus-Dieter und Ilse:

  1. Klaus Dieter (*1953), verh. mit Gisela geb. Widerstein (*1957) aus Siershahn. Sie ist die Tochter von Johann Widerstein und Luzia geb.  Quirmbach. Das Ehepaar hat die Töchter Carina und Stefanie. Die Familie lebt in einem neu errichteten Eigenheim in Untershausen.
  2.  Ilse (*1957), verh. Dornbach, hat die Tochter Manuela und wohnt in Horressen.

Haus Nr. 8 "Kahls (Karls)" 1969[Bild: Reiner Dennebaum]

Ansicht H8 mit Stall aus dem Jahr 1969. Blick von N nach S, also von der Dorfstraße her.   

Das Anwesen wurde dann im Jahr 1996 von Herbert Gombert an Manfred Stahlhofen aus Elz verkauft. Dieser war der Ehemann von Gudrun geb. Dickob H7 und besaß damals vorübergehend in Stahlhofen einen Betrieb für Bedachungsmaterialien.  Im Jahr 2001 wurde das Anwesen von Helmut Metternich aus Untershausen H38 ersteigert. Der neue Besitzer ließ Haus und Stall im Jahr 2009 zusammen mit H7 und den Scheunen abreißen.

Heute ist das Grundstück unbebaut.

Allerdings, die Erinnerung bleibt –

Messkelch mit Überrest aus Haus 8 "Kahls (Karls)".[Bild: Reiner Dennebaum]

auch wegen dieses Buchbeitrags, aber auch, weil ein Eichenholzstück des Fachwerkhauses als Knauf in einem Messkelch – mit der unten genannten Gravur - erhalten bleibt, s. Foto l.

„Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken.“ (Psalm 1,3).[Anm. 15] 

Autor: Reiner Dennebaum

Verwendete Literatur:

  • Deutsch Ordens Commende Zu Coblenz: Hof und Zehende zu Untershausen 1721-75. HHStAW Abt. 116, Nr. 916.
  • Ferdinand, Friedrich, H15: „Untershausen früher und jetzt“; handschriftliches Gebäudekataster. 1928, S. 1- 41.
  • Gebäude-Steuer-Cataster für den Gemeinde-Bezirk Untershausen Herz. Naß. Amts Montabaur. Gebäudesteuer des Herzogthums Nassau. Amt Montabaur Gemeinde Untershausen. Special-Kataster über sämmtliche in dem Gemeindebezirk von Untershausen gelegenen Gebäude. mit Namen der Gebäudebesitzer und Vorbesitzer. Verzeichnis über die Grundfläche von Gebäuden und Hofraitheplätzen 1822-52, 40 S. HHStAW Abt. 234, Nr. 653.
  • Grundsteuer des Herzogthums Nassau, Amt Montabaur, Gemarkung Untershausen, Spezial=Kataster über sämmtliche in landwirthschaftlicher Kultur stehende Liegenschaften obiger Gemarkung. Gärten, Äcker und Wiesen. 1847. 600 S. HHStAW Abt. 360 (513), Nr. 1.
  • Pachtbrief mit Abgabenvereinbarungen für Adam Schlimmer und seine Hausfrau Elisabetha als Pächter, vom 02. Juni 1758, Bl. 11-2.

Aktualisiert am: 22.03.2022

Anmerkungen:

  1. Gebäude-Steuer-Cataster für den Gemeinde-Bezirk Untershausen Herz. Naß. Amts Montabaur. Gebäudesteuer des Herzogthums Nassau. Amt Montabaur Gemeinde Untershausen. Special-Kataster über sämmtliche in dem Gemeindebezirk von Untershausen gelegenen Gebäude. mit Namen der Gebäudebesitzer und Vorbesitzer. Verzeichnis über die Grundfläche von Gebäuden und Hofraitheplätzen 1822-52, 40 S. HHStAW Abt. 234, Nr. 653. Zurück
  2. Ferdinand, Friedrich, H15: „Untershausen früher und jetzt“; handschriftliches Gebäudekataster. Das Original war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1- 41. Zurück
  3. Pachtbrief mit Abgabenvereinbarungen für Adam Schlimmer und seine Hausfrau Elisabetha als Pächter, vom 02. Juni 1758, Bl. 11-2.; Deutsch Ordens Commende Zu Coblenz: Hof und Zehende zu Untershausen 1721-75. HHStAW Abt. 116, Nr. 916. Zurück
  4. s. Anm. 3. Zurück
  5. Ein pflichtmäßiges Verzeichnis der sämtlichen Bürger der Gemeinde Untershausen vom 10. Juli 1821 enthält die Namen von 25 Bürgern: Schultheiß Gombert, 3x Becher, Born, Dennebaum, Diehl, 6x Ferdinand, Gombert, Herschpro, Jösch, 2x Lenz, Merz, Meuer, 3x Mies, Nebgen, Schlemmer und Schnee. In: Teilung der Walddistrikte Apfelstein, Mengwiese, Mülmeth und Birkenstock zwischen den Gemeinden Daubach, Untershausen, Stahlhofen und Privatpersonen dieser Orte, mit Verzeichnissen der Bürger dieser Gemeinden; 1816-1821. HHStAW Abt. 234, Nr.1227. Zurück
  6. s. Anm. 1. Zurück
  7. .Helmut Meuer, Daubach, ehem. Untershausen H12. Zurück
  8. Grundsteuer des Herzogthums Nassau, Amt Montabaur, Gemarkung Untershausen, Spezial=Kataster über sämmtliche in landwirthschaftlicher Kultur stehende Liegenschaften obiger Gemarkung. Gärten, Äcker und Wiesen. Der Flächengehalt ist in Metermaß ausgedrückt, der Morgen besteht aus 100 Ruthen, die Ruthe aus 100 Schuhen. 1847. 600 S. HHStAW Abt. 360 (513), Nr. 1. Zurück
  9. s. Anm. 2. Zurück
  10. Theo Dickob, Zeitzeuge, Maler- und Anstreichermeister, Heiligenroth, ehem. Untershausen H7. Zurück
  11. Helmut Meuer, Daubach, ehem. Untershausen H12. Zurück
  12. s. Anm. 2. Zurück
  13. Hugo Herrmann, Zeitzeuge, Untershausen H25. Zurück
  14. Reiner Dennebaum, Dr. med., Mainz; ehem. Untershausen H13. Zurück
  15. Dennebaum, Tonke: Messkelch aus der Goldschmiede u. Kunstwerkstätte d. Schönstätter Marienbrüder GmbH, Vallendar. Priesterweihe 9. Juli 2005 im Hohen Dom zu Mainz Heimatprimiz 10. Juli 2005 in St. Matthias Neuwied. Eigentum von Regens Dr. theol. habil. Tonke (Anton) Dennebaum Mainz. Zurück