Untershausen im Westerwald

Haus Nr. 22 "Nikelose, Frenke Hanni" = Johann Frink, Stammhaus Frink, heute Hauptstraße 30 und 30a

von Reiner Dennebaum

Hofreite Nr. 10, Lagerbuch-Nr. 6, Obergaß. [Anm. 1]
Stammhaus Frink
Haus Dorfstraße Nr. 22

1928
„Frink Nik. Witwe, altes Stammhaus von den Frink. Der frühere alte Frink hatte zwei Brüder nach Horhausen verheirat. Also es sind die Vorfahren von den heutigen Frinks. Die heutige Witwe Frink stammt von Daubach, schrieb sich Ferdinand. Frink Stammhaus zwei Brüder in Horhausen bei Holzappel“. [Anm. 2]

Haus Nr. 22 „Frenke Hanni“ im Jahr 1950
Haus Nr. 22 „Frenke Hanni“ im Jahr 1950[Bild: Hugo Herrmann, Untershausen]

Haus Nr. 22 „Frenke Hanni“ in den 1950er Jahren, Ansicht von Süden, d. h.  Blick von Stahlhofen kommend.  Rechts dahinter H23. Der Giebel des Hauses besaß eine graue Verkleidung aus Schieferplatten. Die dunkle Schieferfläche wurde durch große, weiß aufgemalte Symbole in Form von Kreuzzeichen, Dreiecken, Rauten und Kugeln aufgelockert. Wohnhaus und Scheune standen auf einem Eckgrundstück im Oberdorf mit einer Einfahrt von der Dorfstraße her unterhalb des Hauses und einer Einfahrt vom Feldweg nach Niederelbert her, heute Straße Zum Röthchen. Direkt oberhalb des Hauses zwischen Dorfstraße und Feldweg befand sich der Garten. Parallel zum Feldweg gab es noch eine große Wiese, die an der Wegseite und im nördlichen Teil des Grundstücks von einer Hainbuchenhecke begrenzt war. Siehe auch Foto Erntedank 1935; Text: Einzelaspekte NS-Zeit.

Scheune von „Frenke Hanni“ im Jahr 1941.
Scheune von „Frenke Hanni“ im Jahr 1941.[Bild: Reiner Dennebaum, Mainz, ehem. Untershausen H13]

Das Wohnhaus stand mit seinem südlichen Giebel an der Dorfstraße, der Stall war im westlichen Teil des Wohnhauses integriert. Die Scheune von H22 befand sich gegenüber dem nördlichen Giebel und grenzte an die Remise von H23, s. Foto H23. Zwischen Wohnhaus und Scheune war der Hof mit dem Mist im oberen Teil. Ein Plumpsklo befand sich an der hausnahen Wand des Stalls; die Klotür war zwischen Haustür und Stalltür. Unterhalb des Wohnhauses lag noch eine kleine Wiese, dort war auch der Hausbrunnen. Jahrzehntelang stand an der südwestlichen Ecke des Grundstücks ein riesiger Birnbaum, an dessen herabgefallenen Früchten sich ganze Jahrgänge von Kindern erfreuten. In diesem Garten befand sich nahe der Einfahrt auch ein Nussbaum. Das Foto aus dem Jahr 1941 zeigt die Scheune von H22 von Westen und den Verfasser des Artikels im Alter von 3 Jahren mit einem Kastenschlitten („Pferdeschlitten“).

In welchem Jahr das Anwesen errichtet wurde, ist nicht bekannt. Im Inventarium über den Nachlass der verstorbenen Ehefrau des Johann Adam Frink zu Untershausen, der Maria Catharina geborene Neth (†1814) von Niederahr, werden „bei seinem Übertritt in zweiter Ehe“ drei hinterbliebene Kinder mit dem Namen Frink erwähnt: Johann (11 J), Johann Adam (7 J) und Adam (5 J) [Anm. 3] 

1821 In einem „Verzeichnis sämtlicher Bürger“ von Untershausen wird der Name Frink nicht erwähnt. [Anm. 4]

1822 werden als Besitzer der Hofreite Frinks Erben Johann Adam mit einem Flächengehalt von 16 Ruthen 3 Schuh angegeben. [Anm. 5]

1846 wird Johann Frink als Gebäudebesitzer in der Obergaß Untershausen in einem „Verzeichnis über die Grundfläche von Gebäuden und Hofraitheplätzen“ erwähnt. Dieser hatte das Anwesen „durch Erbschaft/Erbteilung“ erhalten. Vorbesitzer waren Joh. Adam Frink Erben. Bei der Hofreite handelte sich um ein zweistöckiges Wohnhaus 30 Fuß (´) lang 29´ tief, eine Scheune 34´lang 28´tief und den Hofraum.  Der Flächengehalt wird mit 17 Ruthen 90 Schuh angegeben. „Muss einen Fußpfad von 2 Fuß Breite in gerader Linie von der Haustür Nr. 5 [H23] nach dem Brunnen in Nr. 6 [H22] dulden“. [Anm. 6]

1847 bewirtschaftet Johann Frink 10 Morgen/24 Ruthen/65 Schuh Land. [Anm. 7]

Laut Aufnahmebuch und Entlassungsbuch der Volksschule Untershausen sowie lt. Sterbebuch Holler hatten Johann Frink und seine Frau Sophia geb. Seidemann die Kinder Adam (1835-1907); Peter (1837-1913), s. H12; Johann (1839-1905); Anton (*1842) und die Zwillinge Christian (1846-1901) und Nikolaus (*1846) /25/, s. auch Haus Nr. 2.

Der o.g. Nikolaus Frink (*1846) war verh. mit Maria Johanna Ferdinand aus Daubach; das Ehepaar hatte 9 Kinder:

  1. Anton (1876-1951), geb. in Daubach, er war der 2. Ehemann von Anna Maria Mies H10 und ist der Vater von Thea (*1926) und Lidwina (1929-2005), s. H10
  2. Christian (*1878)
  3. Adam (*1880)
  4. Kaspar (1882-1961), ledig, arbeitete im Ruhrgebiet und verbrachte seinen Ruhestand bei seinen Geschwistern in seinem Elternhaus H22.
  5. Maria (1884-1980), gen. Mari, ledig und führte bis an ihr Lebensende den Haushalt im Elternhaus.
  6. Josef (1885-1921), er war der 1. Ehemann von Anna Maria Mies und ist der Vater von Oswald Frink, s. Haus Nr. 10.
  7. Johann (1887-1974) gen. Hanni, ledig. Johann Frink war der nächste Hausbesitzer
  8. Nikolaus Frink jun., gen. Nikela, (1889-1962) war verh. mit Elisabeth geb. Gilles und hatte die Töchter Elfriede und Maria sowie Hildegard verh. mit Alois Nebgen, Eschelbach, s. Haus Nr. 28.
  9. Wilhelm Viktor (1892-1914╬), s. Text: Kulturdenkmäler/Kriegerdenkmal.

Erinnerung an die Militärzeit von Johann Frink um 1907
Erinnerung an die Militärzeit von Johann Frink um 1907[Bild: Philipp Sautier, Mainz, Gartenfeldstraße 15]
Maria Frink um 1905
Maria Frink um 1905[Bild: Helmut Meuer, Daubach, ehem. Untershausen H12]

In den 1950er Jahren lebten im Haus von „Frenke Hanni“ die Geschwister Johann Frink, s. Foto, Maria, s. Foto, und ihr Bruder Kaspar. Sie bestritten ihren Lebensunterhalt mit einer kleinen Landwirtschaft. Ihr Bruder Nikela lebte mit seiner Familie in Untershausen im Haus Nr. 28.

Anekdote:
Johann Frink, gen. Frenke Hanni, wurde 1939 vom damaligen Gendarm Birk versehentlich zum Hilfspolizisten ernannt; dieser hatte den Vornamen verwechselt und an Stelle des vorgesehenen Nikolaus Frink H28, dessen Bruder Hanni ins Amt eingewiesen. Otto Paul Gombert, Zeitzeuge, Keramikingenieur, Mettlach; ehem. Untershausen H3.

Kaminsims aus einem Eichenbalken des Wohnhauses „Frenke Hanni“.
Kaminsims aus einem Eichenbalken des Wohnhauses „Frenke Hanni“. [Bild: Reiner Dennebaum, Mainz, ehem. Untershausen H13]

Nach dem Tode der Geschwister Frink erwarb Maria Neuroth aus Untershausen H45 im Jahr 1978 das Anwesen und ließ dort 1979 ein Doppelhaus errichten, s. u.

Foto rechts:
Aus Eichenholz-Deckenbalken des Wohnhauses Frink wurde ein u-förmiger Holzbogen gefertigt, der seit 1988 als Kaminsims das Wohnzimmer der Familie Dennebaum in Mainz schmückt.

Heutige Besitzer des Neubaus sind Ulrich Neuroth H30a (nördlich) und Hermann Neuroth jun. H30 [Anm. 8] (südlich); die Wohnung ist vermietet.

 

Neubau an Stelle der ehemaligen Hofreite.
Neubau an Stelle der ehemaligen Hofreite.[Bild: Reiner Dennebaum, Mainz, ehem. Untershausen H13]

Bild Doppelhaus im Jahr 2021.

Nachweise

Verfasser: Dennbaum Reiner

Aktualisiert am: 18.10.2023

Anmerkungen:

  1. Gebäude-Steuer-Cataster für den Gemeinde-Bezirk Untershausen Herz. Naß. Amts Montabaur. Gebäudesteuer des Herzogthums Nassau. Amt Montabaur Gemeinde Untershausen. Special-Kataster über sämmtliche in dem Gemeindebezirk von Untershausen gelegenen Gebäude mit Namen der Gebäudebesitzer und Vorbesitzer. Verzeichnis über die Grundfläche von Gebäuden und Hofraitheplätzen 1822-52, 40 S. HHStAW Abt. 234, Nr. 653.  Zurück
  2. Ferdinand, Friedrich: Untershausen früher und jetzt. Handschriftliches Gebäudekataster für Untershausen mit den Namen der Hauseigentümer und teilweise deren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihre wirtschaftliche Situation. Das Original, ein DIN A5-großes Schreibheft, war mit Bleistift geschrieben und wurde später mit Kugelschreiber überschrieben. Es stammt aus dem Besitz von Ewald Ferdinand, Untershausen H11, 1928, S. 1-41.  Zurück
  3. Inventare, Teilungen und Testamente von Untershausen, z. B. „Inventarium über das hinterlassene Vermögen der verstorbenen Ehefrau des Adam Lenz Katharina dahier“ oder „Die Verlassenschaft und Erbtheilung des ledigen Verstorbenen Anton Hehl“. 1803-1817, HHStAW Abt. 234, Nr. 483.  Zurück
  4. Ein pflichtmäßiges Verzeichnis der sämtlichen Bürger der Gemeinde Untershausen vom 10. Juli 1821 enthält die Namen von 25 Bürgern: Schultheiß Gombert, 3x Becher, Born, Dennebaum, Diehl, 6x Ferdinand, Gombert, Herschpro, Jösch, 2x Lenz, Merz, Meuer, 3x Mies, Nebgen, Schlemmer und Schnee. In: Teilung der Walddistrikte Apfelstein, Mengwiese, Mülmeth und Birkenstock zwischen den Gemeinden Daubach, Untershausen, Stahlhofen und Privatpersonen dieser Orte, mit Verzeichnissen der Bürger dieser Gemeinden; 1816-1821. HHStAW Abt. 234, Nr.1227. Zurück
  5. Gebäude-Steuer-Cataster für den Gemeinde-Bezirk Untershausen Herz. Naß. Amts Montabaur. Gebäudesteuer des Herzogthums Nassau. Amt Montabaur Gemeinde Untershausen. Special-Kataster über sämmtliche in dem Gemeindebezirk von Untershausen gelegenen Gebäude mit Namen der Gebäudebesitzer und Vorbesitzer. Verzeichnis über die Grundfläche von Gebäuden und Hofraitheplätzen 1822-52, 40 S. HHStAW Abt. 234, Nr. 653.  Zurück
  6. Lagerbuch von der Gemarkung Untershausen 1ter Band. Enthält den Ortsbering, die Gärten und die Wiesen. Die Grundstücke mit den Hofraiten und Hausgärten sind als Flächen skizziert. Alle Grundstücke sind durchnummeriert; die Wege, z. B. Vicinalwege oder Nebenwege sind beschrieben. Montabaur, vom 3. Febr. 1846 (1806-1877). HHStAW Abt. 360 Untershausen (513), Nr. 3, S. 1-430.  Zurück
  7. Grundsteuer des Herzogthums Nassau, Amt Montabaur, Gemarkung Untershausen, Spezial=Kataster über sämmtliche in landwirthschaftlicher Kultur stehende Liegenschaften obiger Gemarkung. Gärten, Äcker und Wiesen. Der Flächengehalt ist in Metermaß ausgedrückt, der Morgen besteht aus 100 Ruthen, die Ruthe aus 100 Schuhen. 1847. 600 S. HHStAW Abt. 360 (513), Nr. 1.  Zurück
  8. Horst Müller, ehem. Ortsbürgermeister, Untershausen H24.  Zurück