Pfalz

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Karte 29 ‘Bruthenne’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 140. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Bruthenne

Das Kartenbild zeigt lexikalische Homogenität. So gut wie alle Dialekte be­zeichnen das brütende oder Küken führende Huhn Gluck. Dem Ausdruck entspricht in der neuhochdeutschen Standardsprache Glucke (mittelhochdeutsch klucke) mit gleicher Bedeutung. Das Nomen ist auf das lautnachahmende Verb glucken (mittelhochdeutsch klucken, glucken) zurückzuführen, das in Anlehnung an den charakteristi­schen Ruf der Henne beim Brüten und Ausführen der Jungen gebildet wurde. In anderen Sprachen finden sich zum Verb glucken Parallelen, vgl. z. B. englisch to cluck, französisch glousser und lateinisch glōcīre. Aus Bobenheim am Berg (Bo) nördl. Bad Dürkheim wird Gluhz gemeldet. Dieses mit Glucke zusam­menhängende Wort, das sich von jenem durch den Auslautkonsonanten ab­setzt (vielleicht unter Einfluss von französisch glousser), ist für das Westrheinfränki­sche ungewöhnlich. Klutze in den Lautformen Klutz, Klotz, Glutz usw. findet sich aber in anderen Sprachregionen, z. B. im Ripuarischen.

Das Mittel der Lautnachahmung wird in der Sprache zur Bildung von Vogelbezeichnungen nicht selten verwendet. Die spezifischen und vielfälti­gen Lautmuster der Tierrufe scheinen in besonderer Weise die sprachschöp­ferische Tätigkeit des Menschen zu animieren. Onomatopoetisch sind u. a. Kuckuck, Rabe, Fink, Reiher, Kiebitz, Uhu und auch Küken. Auf Grund laut­geschichtlicher Entwicklung der Wörter ist der Bezug zwischen heutigem Wortklang und dem akustischen Vorbild mehr oder weniger stark verwischt.

Der aus Hahnheim (Hh) bei Oppenheim gemeldete Ausdruck Hünkel (dialektal Hinggel) ist im Arbeitsgebiet des Atlasses eigentlich die allgemeine Gattungsbezeichnung für das weibliche Huhn, so auch in dem genannten Erhebungsort (vgl. Karte 28.). Das Wort ist ursprünglich eine Diminutiv­ableitung von Huhn (Weiteres vgl. Karte 28.).

Einmal liegt die Zusammensetzung Bruthünkel (dialektal Bruthinkel) und zweimal die Phrase brühiges Hünkel (dialektal briejisch Hinggel u. ä.) vor. Das Adjektiv brühig ist das rheinfränkische Wort für ‘brütig’. Das dazugehörige Verb lautet brühen. Es ist nicht geklärt, ob das Dialektwort brühen ‘brüten’ mit brüten, zu dem die erste Komponente von Bruthünkel gehört, sprach­historisch zusammenhängt.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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