Pfalz

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Karte 12 ‘Porree’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 72. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Porree

Der Porree gehört in Deutschland zu den traditionellen Nutzpflanzen. Er ist mit der Karotte, dem Sellerie und der Petersilie obligatorischer Bestandteil des Suppengrüns. Darüber hinaus wird er vor allem als Gemüse zubereitet. Die im Untersuchungsgebiet am häufigsten vorkommende Bezeichnung ist Lauch (dialektal Laach, Läsch u. ä.). Das Wort lässt sich auf germanisch *lauka- mit gleicher Bedeutung zurückführen. Über die weitere Herkunft herrscht Un­einigkeit. Aus der Westpfalz wird einmal die Zusammensetzung Lauch­gemüse (dialektal Laachgemies) gemeldet. Gemüse ist als eine Kollektivbildung zu Mus seit dem Spätmittelhochdeutschen (gemüese) belegt. Das Wort bedeutet zuerst ‘Speise, Mahlzeit’, später ‘Gericht aus (zerkleinerten) Nutzpflanzen’. Schließlich bezeichnet es die unzubereiteten Pflanzen selbst. Neuhochdeutsch Mus kommt im Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen als muos vor. Der ursprüngliche Sinn ist ‘breiige Speise’. Die germanische Grundlage ist *mat- ‘Speise’. Weiteres ist auch in diesem Fall nicht eindeutig geklärt.

Fünfmal ist Schlotten (dialektal Schlodde u. ä.) belegt. Das Wort ist aus französisch échalote ‘Schalotte’ entlehnt, dem altfranzösisch eschaloigne aus lateinisch Ascalōnia (cepa) ‘Zwiebel aus Askalon’ zugrunde liegt. Die Zusammensetzung Zwie­belschlotte (dialektal Zwiwwelschlot) wird einmal aus der Nordpfalz gemeldet. Das Bestimmungswort ist aus spätlateinisch cēpula, dem Diminutiv von lateinisch cēpa ‘Zwiebel’, entlehnt. Die althochdeutsche Form ist zibollo, wobei aber bereits früh durch Umdeutung des ersten Teils zi- zu althochdeutsch zwi- ‘zweifach, doppelt’ und des zweiten Teils zu althochdeutschbolla ‘Knospe, Fruchtknoten’ (auch: ‘Wasserblase; gewölbtes Gefäß, Becher’) die Variante althochdeutsch zwibollo entstanden ist. Die Umbildung wird verstanden als ‘zweifache im Sinne von: mehrschichtige Bolle’.

Nicht sehr häufig ist im Untersuchungsgebiet der Ausdruck Porree nachgewiesen, der teilweise als Variante von Lauch vorkommt. Im Althochdeutschen gibt es das Wort phorro als Entlehnung aus lateinisch porrum ‘Lauch’. Für das Mittelhochdeutsche sind phorre und porre bezeugt. Neuhochdeutsch Porree geht nicht auf diese historischen Vorläufer zurück. Das Wort ist vielmehr eine Neuentlehnung des 19. Jh. aus französisch porrée ‘Lauch, Mangold’. Diesem liegt altfranzösisch por ‘Lauch’ zugrunde, das ebenfalls auf lateinisch porrum beruht. Die Laienschreibung der Atlasbelege weist durchgehend am Wortende ‑ee (Porree) auf. Es kann an dieser Stelle nicht entschieden werden, ob die Transkription, die langes e suggeriert, die dia­lektale Lautung korrekt wiedergibt oder vom standardsprachlichen Schrift­bild beeinflusst ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist allerdings auszuschließen, dass die Dialektformen auf mittelhochdeutsch porre zurückgehen. In die­sem Fall hätte auf Grund der regelhaft eintretenden ‑e-Tilgung am Wortende in den Dialekten der Ausdruck *Porr gemeldet werden müssen, was aber nicht der Fall ist. Wahrscheinlich ist dialektal Porree aus der Standardsprache übernom­men worden.

In der Saarpfalz um St. Ingbert finden sich zwei Porrette-Belege (dialektal auch Poredde), die zu einem sich westl. anschließenden bis nach Luxemburg und in die Eifel reichenden Porret(sch)-Gebiet gehören. Das Wort ist aus französisch porrette ‘Lauchpflänzling’ entlehnt. Die dazugehörige lateinische Grundlage ist porrum (s. o.).

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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