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Karte 10 ‘Möhre’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 68. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Möhre

Die am weitesten verbreitete Bezeichnung im Arbeitsgebiet des Atlasses ist Gelbrübe (dialektal Gälrieb, Gelerieb, Gellerrieb u. ä.). Das Bestimmungswort Gelb- bezieht sich auf die Farbe des Wurzelgemüses. Bis ins Mittelalter wa­ren nur weiß- und gelbfleischige Möhrenarten bekannt. Erst danach setzten sich die durch Züchtung hervorgegangenen orangefarbenen Sorten durch. (Vgl. dagegen Rotrübe ‘Rote Bete’ im Untersuchungsareal, Karte 11.)

In den Dialekten hat das Farbadjektiv gelb kein auslautendes ‑b, es heißt gehl u. ä. Damit wird die mittelhochdeutsche Form gel fortgesetzt. Das heute im Standard­deutschen auftretende ‑b am Wortende ist ab dem 15. Jh. aus den flektierten Formen von mittelhochdeutsch gel (Genitiv: mittelhochdeutsch gelwes) in den Nominativ übernommen worden, wobei sich w zu b entwickelt hat.

Das Grundwortrübe, das auch nicht zusammengesetzt als Rübe (dialektal Riewe) einmal gemeldet wird, ist als althochdeutsch ruoba überliefert. Das Nomen ver­gleicht sich mit lateinisch rāpa ‘Rübe’, aus dem deutsch Raps entlehnt ist.

Die erhobenen Dialektbelege für Karotte sind Karott und Karodde. Im zweiten Fall wird es sich wohl um die Pluralform handeln. Das Wort ist so gut wie ausschließlich in Rheinhessen verbreitet, wo es altes Gelbrübe ver­drängt hat, das aber auch noch vorkommt, und zwar häufig als Variante am selben Belegort. Karotte ist im 16 Jh. aus niederländisch karote ins Deutsche ent­lehnt worden. Die Niederländer wiederum haben das Wort von den Franzo­sen übernommen. Französisch carotte führt zurück auf lateinisch carōta ‘Möhre’. Das Wort Karotte hat sich in der deutschen Schriftsprache etabliert, in den Dia­lekten jedoch hat es sich gegen die einheimischen Ausdrücke (Möhre, Gelb­rübe usw.) kaum durchsetzen können. Flächenhaft ist es nur in einem klei­nen Gebiet in Hessen dialektal verankert.

Karotte hat auf seinem Weg in die Dialekte zunächst nur Eingang in die Umgangs- und Stadtsprachen gefunden. Das hängt damit zusammen, dass das Wort zuerst für das speziell gezüchtete feinere, unten abgerundete Wur­zelgemüse verwendet wurde. Diese Möhrensorte war für die kultiviertere Stadtküche bestimmt. Sie wurde in Gärtnereien gezogen, die sich vornehm­lich am Rande der Städte befanden, auf deren Märkten sie zum Verkauf kam. Durch den Verkehr breitete sich die Bezeichnung Karotte, gestützt durch die Standardsprache, von den Städten in die Dialekte des Umlandes aus. Für Rheinhessen ist die Entwicklung als rasant zu bezeichnen. Der Deutsche Wortatlas (11, 6) weist für die Region nur zehn Karotte-Belege aus. Vorherr­schend ist noch Gelbrübe. Der vorliegende Atlas hingegen dokumentiert eine frappierende Vielzahl von Karotte-Meldungen.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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